Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Aufwulstung Verengerung und Verschliessung des Nasenganges vorhanden ist, dann ist die Dilatation desselben durch mechanische Mittel nothwendig, wobei jedoch das Leiden der Organisation und Stimmung nicht vernachlässigt werden darf.

Bei der Thränengeschwulst, bei welcher eine. consistente Gallerte den Thränensack und Nasengang anfüllt und undurchgängig macht, lässt sich ohne mechanisches Einwirken keine Durchgängigkeit des Nasenganges erwarten. Nach Eröffnung des Thränensackes tritt, im Falle ein dunkles Fluctuiren in der Geschwulst wahrnehmbar war, etwas zäher Schleim hervor, ein festeres Gerinsel liegt in dem Grunde des Sackes, welches durch Einspritzungen entfernt werden mufs, bevor man den Nasengang eröffnet. Hat der im Sack enthaltene Schleim die Consistenz eines halberkalteten Tischlerleimes, so fliefst nach Eröffnung des Thränensackes nichts hervor, wohl aber zeigt sich der coagulirte Schleim, der mit der Pincette gefafst und ausgezogen wird *).

Wenn die Thränensack geschwulst oder Fistel durch Verengerung oder Verschliessung des Nasenganges verursacht ist, so kann blos durch operatives Einwirken Hülfe geschafft werden, und zwar auf einem doppelten Wege; 1. durch Eröffnung des normalen Ganges, 2. durch Bildung eines neuen Kanales, durch welchen die Thränen in die Nase gelangen können. Man hat geglaubt, durch erweichende, in die Nase geleitete Dämpfe, durch Niefsmittel etc. die Heilung zu erhalten; allein diese Mittel wurden immer fruchtlos angewandt. Die Einspritzungen durch die Thränenpuncte in den Thränensack sollten die verstopfende Materie erweichen und fortstossen; aber alle Ver

*) Wenn ein Polyp vorhanden ist, so wird dieser nach eröffnetem Thränensack gefasst, und mittelst einer Schere abgeschnitten, dann der Nasengang wegsam gemacht, und die erweiternden Geräthe eingebracht.

suche waren ohne günstigen Erfolg, da dadurch die aufgelockerte, verdickte Schleimhaut nicht in normalen Zustand versetzt, und eine coagulirte, verstopfende Masse der winklichten Einmündung der Thränenkanälchen um deren Dünne wegen nicht fortgestossen werden könnte ). Die Operation zur Gangbarmachung des Nasenganges ist nur dann angezeigt, wenn die Thränenpünktchen durchgängig sind. Man erkennt dieses an dem Ausfliessen der Thränen aus der fistulösen Oeffnung; ist die Thränensackgeschwulst ohne Fistel, so zeigt sich die Durchgängigkeit der genannten Theile durch die Möglichkeit, das im Thränensacke Enthaltene durch die Thränenpünktchen hervorzutreiben. Ist der Inhalt zu consistent, als dafs letzteres möglich wäre, so verschafft man sich die Kenntnifs des Zustandes durch das Sondiren der Thränenpünktchen. Man setzt zu die

*) Anel (Method, de guerir les fist. lacr, Turin, 1713. Suite de la nouvelle method. 1714. Sur la decouv, Paris, 1816) empfiehlt Injectionen durch den untern Thränenpunkt zu machen. In schwereren Fällen wurde eine besondere, sehr feine Sonde durch den obern Thränenpunkt eingeführt, in den Thränensack, von da in den Nasengang bis in die Nase geleitet, um die verstopfte Stelle mit der Sonde durchzustossen. Da die Durchgängigkeit nur durch eine anhaltende Dilatation erwirkt werden kann, so wurde von Mejan (Mem. de l'Academie de Chirurgie T. II. p. 193) mittelst einer geöhrten Sonde, die durch den obern Thränenpunkt in den Thränensack, und von da durch den Nasengang bis in die Nase geleitet, mittelst einer Sondenplatte dort gefafst und hervorgezogen wurde, ein Faden eingelegt. Nach 24 Stunden wurde an das untere Ende eine Mesche gebunden, und mittelst des zum Thränenpunkt heraushängenden Fadenendes von uuten nach oben in den Nasengang eingezogen. Richter hat die Nachtheile der Anelschen und Majan'schen Methode auseinandergesetzt, welche vorzüglich in Durchschneidung, Excoriation und Desorganisation der Thränenpünktchen und Röhrchen bestehen (Anf. d. Wundarzn. 2. B. S. 398).

sem Zwecke die Anel'sche Sonde senkrecht in den Thränenpunkt ein, schiebt sie, während man die senkrechte Richtung, am untern Augenliede mit einer horizontalen, am obern mit einer schräg von oben nach unten und innen laufenden vertauscht, bis in den Thränensack fort, wobei das Thränenkanälchen durch einen mässigen Zug der Haut der Länge nach straff ausgestreckt werden mufs, damit die Sonde kein unnöthiges Hindernifs findet. Trifft man auf dem Wege zum Thränensacke ein unüberwindliches Hindernifs an, so zeigt dieses eine Verwachsung der Kanälchen. Verschliessung oder Mangel der Thränenpünktchen lässt sich leicht erkennen.

Um die Geräthe zur Gangbarmachung des Nasenganges einführen zu können, mufs der Thränensack geöffnet werden. Die Eröffnung geschieht am besten mit einem im Hefte befestigten lancettförmigen Messer, dessen Spitze man in den höchsten Punkt der gespannten Geschwulst so tief einstöfst, bis man keinen Widerstand mehr fühlt, indem man dann nach aufwärts bis zur Sehne des Orbicularis und nach abwärts, dem längsten Durchmesser des Thränensackes folgend, die Stichwunde erweitert. Ist eine fistulöse Oeffnung vorhanden, so werde sie durch Einschneiden erweitert). Haben sich Fistelgänge vom Thränensacke aus zur Wange oder zu anderen Theilen hingezogen, so ist das Spalten derselben, um sie in offene Wunden zu verwandeln, kein nothwendiges Bedingnifs zur Heilung, sondern das Spalten des Thränensackes genügt gewöhnlich, um die Fisteln zur Heilung zu führen. Der Herd der Fistel ist im Thränensacke, der Schleim und die Thränen versetzten die mit dem Thränensacke in Verbindung stehenden Fistelgänge in callösen Zu

*) Das Erweitern durch Darmseiten, Prefsschwamm, mehrtägiges Berühren mit Höllenstein ist weniger zweckmässig.

stand. Fliefst nun der Schleim frei nach aussen, oder nimmt die Absonderung desselben ab, so werden die Fistelgänge allmählig sich schliessen '). Um der den Thränensack bedeckenden Haut beim Eröffnen den gehörigen Grad von Spannung zu geben, läfst man durch den Gehülfen, welcher den Kopf fixirt, die Augenlieder nach aussen ziehen, während der Operateur mit dem Zeige- und Mittelfinger der freien Hand die Haut des Thränensackes ausstreckt, wobei er trachtet, mit der Spitze eines Fingers die Thränenkanälchen zusammen zu drücken, damit die enthaltene Flüssigkeit durch die Thränenpunkte sich nicht entleere. Man vermeide bei diesem Momente der Operation sorgfältig die Verletzung der hintern Wand des Sackes, da diese Exulceration desselben, in deren Folge das Nagelbein angegriffen werden könnte, verursachen würde. Ist der Sack gefüllt, so ist die Verletzung nicht zu befürchten; ist er leer, so schneidet man mit dem kleinen Scalpell in wiederholten Zügen die vordere Wand des Thränensackes vorsichtig durch 2).

1) Petit (Memoires de l'Acad. des Sciences de Paris 1734) war der erste, welcher vorschlug, auf künstlichem Wege die eröffnenden Geräthe einzuführen (Schreger's Grundrifs der chirurg. Operat. Fürth, 1806. S. 46). Bordenave beschreibt dessen Methode (Memoires de l'Acad. de Chirurgie. T. II, pag. 170). Er verrichtet die Eröffnung ,des Thränensackes mittelst eines auf einer Fläche gefurch ten Bistouri. Monro (Sämmtl. Werke S. 212) empfiehlt, um die hintere Wand nicht zu verletzen, die vordere mittelst einer durch den untern Thränenpunkt eingeführten Sonde in die Höhe zu heben. Pouteau (Oeuvry posthumus T. III.) hält es für zweckmässiger, den Thranensack zwischen der Thränenkarunkel und dem untern Augenlied, woselbst er eine Lancette durch die dünne Haut des Augenliedes in denselben stösst, zu öffnen. 2) Richter (Anf. d. Wundarzn. 2. B. §. 513) empfiehlt die gemachte Oeffnung auf einer Sonde oder mittelst der Schere zu erweitern. Das Einstossen des Bistouri in den nicht angefüllten Thränensack, wie es die Franzosen zu

Ist der Thränensack geöffnet, so wird die Sonde in den Nasengang eingeführt '), und zwar so, dafs man sie horizontal bis an die innere Wand des Thränensackes leitet, und dann in senkrechte Richtung bringt, um sie in dem Nasengange fortzuschieben 2). Zeigt sich ein der Sonde entgegenstehendes Hindernifs, so drücke man diese stärker auf, und suche sie durch rotirende Bewegung, und verschiedenartige Richtungsveränderung in dem Nasengang fortzuschieben. Bei Verengerungen kömmt man auf diese Weise in die Nase; dafs man dort angekommen ist, zeigt das Gefühl des Patienten, ein Kitzeln in derselben,

thun pflegen, ist weniger zweckmässig als das angegebene Verfahren.

1) Nach Richter (im a. W. 2. B. . 516) soll der geöffnete Thränensack mit Charpie ausgefüllt, und die Sonde erst nach einigen Tagen in den Nasengang eingeführt werden.

2) Ich gebe einem mässig dünnen, allenthalben gleich dicken, an den Enden abgerundeten, silbernen Stifte den Vorzug. Die Mejan'sche Sonde ist zu dünn, sie verwickelt sich leicht in den Falten des aufgewulsteten Nasenganges, und ein beträchtliches Hindernifs, da sie nicht Festigkeit ge nug besitzt, kann durch sie nicht überwunden werden. Das Einleiten der Fischbeinsonde, welche Beer (im a. W. 2. B. S. 165) empfiehlt, ist schwieriger. Auch ist ein solcher Stift zweckmässiger als eine Stricknadel, wovon Richter (im a. W. 2. B. §. 517) Gebrauch macht. Petit führte auf der Rinne des Bistouri, mit welchem der Thränensack geöffnet wurde, eine gefurchte Sonde ein, worauf er das Bistouri zurückzog, und in der Furche der Sonde ein konisches Bougie einleitete. Lecat beobachtete dasselbe Verfahren. Richter (chirurg. Bibl. 5. B. S. 401) hat die Zweckwidrigkeit dieses Verfahrens dargethan. Die Sonde ist beim Einbringen der Bougie mehr hinderlich als förderlich, und so gut die Sonde den Weg durch den Nasengang findet, eben so gut kann auch der Wachsstock ohne die Sonde eingeleitet werden. Zudem ist der Umfang einer solchen Sonde zu grofs, als dafs die Theile nicht heftig gequetscht werden müssten.

[ocr errors]
« ZurückWeiter »