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Boraxes, des Lapis divinus etc. in das Auge ein. Auch ohne Gebrauch dieser Mittel hebt sich gewöhnlich die Unthätigkeit der Thränenpünktchen, welche das Product einer Entzündung ist, und das hieraus entspringende Thränenträufeln. Bei fehlerhaftem Zustand der Schleimhaut leisten zuweilen die Salben, besonders die rothe Präcipitatsalbe in Verbindung mit Bolus und Tutia, bessere Dienste, als die flüssigen Mittel. Wenn Verengerungen zu Grunde liegen, so sollen diese durch das Einführen eines Seidenfadens, und das Durchführen desselben durch die Thränenwege gehoben werden. Es ist aber sehr schwierig, den durch die Verengerung gesetzten Widerstand zu überwinden, ohne die Organisation der Thränenpünktchen und Kanälchen zu zerstören, und dadurch die Operation fruchtlos zu machen. Schmidt glaubt, dafs die Kunst auf directem Wege hier nichts auszurichten vermöge; denn würde auch die Mündung des Thränenpünktchens erweitert, so wäre doch die anomale Thätigkeit desselben nicht gehoben. Das gewaltsame Oeffnen der Thränenpünktchen mit spitzigen Sonden, das Oeffnen und Callösmachen der innern Wand des Thränensackes, diese Verfahren sind ohne Erfolg. Durch ersteres wird die Organisation der Thränenpünktchen vernichtet, in beiden Fällen besteht dann keine resorbirende Mündung. Niemals aber kann eine callöse Oeffnung eine resorbirende Mündung ersetzen, erstere ist passiv, letztere activ 1).

1) I. a. W. S. 210.

2) Nach Petit (Traité d. malad. chirurg, T. 1. p. 353) sollen die Thränengänge durch die Punkte mittelst einer Sonde erst wegsam gemacht, dann soll der Thränensack eingeschnitten, ein Gold- oder Bleifaden durch die Gänge in den Sack übergeschoben werden, um ihn dort liegen zu lassen. Monro (sämintl. Werke S. 208) räth, den Thränensack zu öffnen, von ihm aus mit einer krummen geöhrten Nadel die Thränenpunkte zu durchboren, und

Das Dacryostagon, als Folgekrankheit einer Entzündung, weicht bei einem gesunden Individuum ohne ärztliches Handeln durch zweckmässige Pflege des Auges, wohin der Aufenhalt in einer trocknen warmen Luft vorzüglich gehört. Bei cachectischen Individuen mufs das constitutionelle Leiden bekämpft, und, im Falle ein Krankheitsgift zu Grunde liegt, dieses getilgt werden. Bei gesunden. Individuen leisten der Lapis divinus, das Plumb. acet. mit Tinct. opii als Augenwasser die besten Dienste; nebstdem müssen Einreibungen von Spirit. aromatic., Cöllnerwasser etc. in die Augenbraunen- und Schläfegegend täglich mehrere Mal gemacht werden. Bei tiefer wurzelndem Uebel, bei bestehender Cachexic sind die Merkurialien wirksamer; man giebt als Augenwasser eine Auflösung des Sublimats im destillirten Wasser, die gelbe salpeter- oder schwefelsaure Merkurialsalbe, die Janin'sche Salbe mit oder ohne Bolus. Man läfst die graue Quecksilbersalbe in die Augenbraunen- und Schläfegegend einreiben. Bei der Dacryohaemarhysis hebe man den Scorbut. Wegen der grossen Empfindlichkeit des Auges werden Adstringentia, z. B. Auflösungen des Alauns, des Lap. divin. mit Weingeist etc. gewöhnlich nicht vertragen. Mindert sich die Empfindlichkeit des Auges, so sind die genannten Mittel indicirt.

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einen Faden einzuziehen. Ant. Petit ist der Erfinder des Verfahrens, bei welchem eine Incision zwischen dem untern Augenlicde und dem Augapfel in den Thränensack gemacht, dann. cinc Bougie eingelegt wird, um auf diese Weise den Thränen einen Abflufs zu geben. Chopart und Desault (Anl. chirurg Krankh. 4. B. S. 196) und Boyer (T. de malad. chirurg. T. V. p. 293), Delpech (1. a. W. 1. B. S. 444 halten diese Operation für unnütz, da die zerstörte resorbirende Mündung nicht durch eine callöse Oeffnung ersetzt werden kaun.

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Von der Geschwulst und Fistel des

Thränensackes.

Die Geschwulst des Thränensackes zeigt sich unter der Gestalt einer unter dem innern Augenwinkel in der Gegend des Thränensackes liegenden, länglichten, meist fluctuirenden Anschwellung, welche durch die hier Statt findende Anhäufung der Thränen, und des auf der schleimhäutigen Fläche des Thränensackes abgesonderten Schleimes hervorgebracht wird. Zeigt sich auf der Geschwulst eine fistulöse Oeffnung, so wird. sie Thränenfistel genannt). Der Nasenkanal, welcher in einer knöchernen Röhre liegt, und die Thränenröhrchen sind keiner Ausdehnung, durch welche die Geschwulst gebildet werden könnte, fähig. Da die Anschwellung des Thränensackes durch die in diesem sich anhäufenden Flüssigkeiten hervorgebracht wird, so werden alle Ursachen, welche den Ausflufs der Thränen oder des hier abgesonderten Schleimes in die Nase hemmen, Bedingungen zur Entstehung dieser Geschwülste seyn. Die Leitung der Flüssigkeiten wird gehindert entweder durch die Qualität der

* Die Alten führten alle Krankheiten, in welchen die Leitung der Thränen gehindert war, unter der Benennung: Thränenfistel auf. Schmidt (i. a. W. S 275), und Beer (i. a. W. 2. B. S. 151) bestimmten die Begriffe hierüber genauer, indem sie eine Thränenfistel jenen Zustand nannten, bei welchem sich eine Oeffnung des Thränensackes mit einer oder mehreren callösen Hautöffnungen vorfand. Beer nennt eine solche Krankheit, wenn sie primär im Thränensacke haftet, eine ächte Thränensackfistel; un-' ächte Thranensack fistel ist nach ihm, wenn sie durch versäumtes Oeffnen eines Aegilops, dessen Eiter die vordere Wand des Thränensackes durchbrach, entstanden ist. Einfache Fistel nennt er jene, bei welcher die äussere Oeffnung mit der innern in paralleler Richtung steht; complicirt ist jene, bei welcher die Richtung der Qeffnungen von einander abweicht.

selben, indem sie zu consistent abgesondert werden, oder durch die Unwegsamkeit des Nasenganges, oder durch beide gleichzeitig bestehende Ursachen *).

Bei der Dacryoblennorhæa, welche sich in Folge einer krankhaften Stimmung des Thränensackes entwickelt, als Ausgang der Dacryocistitis gewöhnlich sich zeigt, und entweder durch äussere Einflüsse, durch miasmatische Gifte, oder durch ein Leiden der Constitution gesetzt ist, sondert die innere schleimhäutige Fläche des Thränensackes einen veränderten Schleim ab, es besteht hier Eiterung ohne Ulceration. In Folge dessen bildet der Thränensack eine bohnenförmige, schmerzlose Geschwulst, welche durch den Fingerdruck, sowohl durch die Thränenpünktchen als den Nasengang ausgedruckt werden kann. Das Ausgedrückte ist weifs und flockicht, mit den Thränen nicht gemischt. Durch die Entleerung des Sackes wird die Geschwulst vollkommen zum Verschwinden gebracht, was beweist, dafs keine beträchtliche Aufwulstung der Schleimhaut des Thränensackes und des Nasenganges vorhanden ist, dafs die Ursache der Nichtleitung in der Qualität des zu leitenden begründet ist.

Im höheren Grade des Uebels ist der ausgedrückte Schleim ganz dem Eiter ähnlich. Die Geschwulst des Thränensackes wird durch das Ausdrücken des Inhaltes zwar vermindert, aber nicht gänzlich entfernt, da die Schleimhaut im Zustande schwammichter Aufwulstung sich befindet. Der aufgelockerte Zustand beschränkt sich

*) Die Thränensack geschwulst wurde früher verborgene Fistel genannt, da man glaubte, dafs in allen diesen Fällen Ulceration des Thränensack es bestehe (St. Yves, nouveau Traité des maladies des yeux pag. 60). `Alle Leiden der Thränenorgane wurden mit der Benennung: Thränenfistel belegt, worüber sich Heister (Diss. de fistula lacrymali. Altdorf. 1716) schon äusserte.

nicht auf die Schleimhaut des Thränensackes, sondern zieht sich in den Nasengang fort, wefshalb die im Thränensack befindliche Flüssigkeit gewöhnlich nicht durch den Nasengang in die Nase getrieben werden kann, sondern durch einen Druck aus den Thränenpünktchen hervortritt. Beer belegt diesen aufgelockerten Zustand des Thränensackes mit der Benennung: Bruch des Thränensackes, (Hernia sacci lacrymalis 2). Geschwülste dieser Art bleiben auf einer gewissen Höhe stehen; der Umfang derselben beträgt niemals über den einer grossen Bohne, da die Flüssigkeit von selbst von Zeit zu Zeit durch die Thränenpünktchen ausfliefst, oder vom Patienten ausgedrückt wird 3).

Eine besondere Art der Thränensack geschwulst bildet sich, wenn der in diesem und im Nasengang befindliche Schleim eine vermehrte Cohärenz gewinnt, welchen Zustand Beer durch die Benennung: Hydrops sacci lacrymalis (Thränensackwassersucht) 4) bezeichnet. In der Gegend des Thränensackes bildet sich eine länglicht runde Geschwulst, welche mit jedem Tage grös

1) A. a. O.

2) Walther (Neifs, de fist. et Polyp. sacc. lacr. pag. 42) hat eine Dislocation des Thränensackes aus der knöchernen Grube beobachtet, und in diesem Falle verdient das Uebel die Benennung hernia. Es war eine allgemeine Erschlaffung der Theile erkennbar. Dacryoblennorrhae war nicht vorhanden, und nicht der Bildung des Uebels vorausgegangen. Der Sack hieng aus der knöchernen Grube heraus, bildete eine umschriebene Geschw wulst von ovaler Gestalt. Auf einen leichten Druck trat der Thränensack mit einem Geräusch, ohne dafs eine Flüssigkeit entleert wurde, zurück. Für einen solchen Fall möchte sich die Anwendung der Compression vorzüglich eignen. 3) Schmidt nennt diese Zustände varicöser Erweiterungen des Thränensackes.

4) Eine Benennung, deren sich St. Yves (i. a. W. S. 52), und Janin (i. a. W. S. 108) u. A., jedoch für die gewöhnliche Form der Dacryoblennorrhoe, bedienten.

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