Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Man hat vorzüglich drei Methoden, durch welche die Bildung der künstlichen Pupille erzielt wird, nämlich: 1. die Coretomia, Coretotomia, besser Iridotomia, wo man durch das Zerschneiden der Fasern der Iris ein Sehloch zu bilden trachtet; 2. die Corectomia, Coretouectomia, besser Iridectomia,, wodurch das Ausschneiden eines Segmentes der Iris die Pupille geformt wird; 3. die Coredialysis, Coretodialysis, besser Iridodialysis, bei welcher durch Aufhebung der Verbindung zwischen Iris und Ciliarband die Pupille entsteht. Zuweilen werden zwei Methoden verbunden, um sicherer das vorgesteckte Ziel zu erreichen; so verbindet Assalini die Coredialysis mit der Corectomie, ein Verfahren, welches er Corectodialysis, Himly Corentomedialysis, Wagner) Iridectomedialysis nennt, Donegana vereiniget die Coredialysis mit der Coretomie, ein Verfahren, welches Himly Coretomedialysis, Wagner Iridotomedialysis nennt. Die Vorgänge zur Ausführung der verschiedenen Methoden sind sehr vervielfältiget. Es mag die Operation auf eine oder die andere Weise vollführt werden, so kann sie nur Erfolg haben, wenn die Lichtstrahlen durch die künstliche Pupille zur Retina gelangen können; es muss demnach die Linse und Kapsel durchsichtig seyn, oder es müssen diese Theile, wenn sie undurchsichtig sind, aus der Pupille entfernt, oder der hinter dem gebildeten Schloch liegende Theil des Ciliarkörpers mufs weggenommen werden.

Die Vorzüglichkeit der Operationsmethoden

*) Wagner (Commentatio de Coremorphosi. Göttingae, 1818) belegt die Pupillenbildung im Allgemeinen mit dem Namen nopy Moppools (Coremorphosis) und da nicht die Pupille, sondern immer die Iris eingeschnitten, ausgeschnitton oder losgetrennt wird, so hat er die zweckmässigeren Benennungen Iridotomia, Iridectomia, Iridodialysis etc. vorgeschlagen.

wird durch die Beschaffenheit des Falles, der die künstliche Pupillenbildung fordert, bestimmt. Abgesehen hiervon möchte die Iridotomie, da hier die Iris nur eingeschnitten wird, mithin keine bedeutende Reaction folgt, und eine dem Centrum sich nähernde Pupille entsteht, den Vorzug verdienen. Diese vernachlässigte Operationsmethode wurde von Maunoir und Adams wieder ins Leben gerufen 1).

Das Verfahren von Maunoir 2), welchem Scarpa den Vorzug giebt, ist folgendes: Nachdem der Patient horizontal mit unterstütztem Haupte gelagert, das obere Augenlied fixirt ist, so wird unten oder seitwärts ein kleiner Hornhautschnitt gebildet. Durch diesen führt der Wundarzt eine

1) Woolhouse (Experiences des differentes operations manuelles etc. Paris, 1711. Mauchart, de pupillae Synicesi D.) war der erste, welcher eine dunkle Idee von dieser Operation aufstellte. Cheselden (Philosophical Transactions, 35 V. pag. 451) beschrieb die Operation im Jahre 1735 Er gieng mit einer, auf einem Rande schneidenden Nadel durch die Sclerotica in die hintere Aŭgenkammer ein, stjefs diese vorwärts und bildete einen horizontalen Schnitt in der Mitte der Iris, wenn aber Staar vorhanden war, oberhalb oder unterhalb des Centrums der Iris. Scharp (Traité des operations de Chirurgie. Paris, 1741. pag. 314) bediert sich statt der Nadel eines kleinen Scalpells. Janin (Memoires et Observations sur l'Oeil. Lyon, 1772. pag. 177) hat mehrere Mal ohne Erfolg nach Cheselden operirt, und schlug vor, gegen den innern Augenwinkel hin die Iris in verticaler Richtung nach vorläufigem Hornhautschnitt mittelst einer feinen Schere zu durchschneiden. Dieses Verfah

ren, welches auf das Durchschneiden der

wodurch nach gestörtem Antagonismus die Cirkelfasern sich zusammenziehen, berechnet war, hatte ein sehr günstiges Resultat. Beer (Anf. der staph. Metamorph. Wien, 1806. S. 104) führte ein schmales Messerchen, um die Iris zu durchschneiden, durch die Hornhaut ein, und verrichtete 13 Male mit Erfolg diese Operation. 2) Memoires sur l'organisation de l'iris et l'operation de la pupille artif. Paris, 1812.

sehr feine, wenig gebogene Knieschere ein, öffnet diese, dringt mit dem spitzigen Blatte in die Iris ein, und läfst dasselbe auf der hintern Fläche der Iris fortlaufen, bis das am äussern Blatte befindliche Knöpfchen an die Verbindungsstelle zwischen Cornea und Sclerotica gekommen ist. Nach dem Querdurchmesser der Iris wird nun durch Vereinigung der Scherenblätter ein Schnitt, der durch das Centrum der Iris läuft, und diese nach dem Querdurchmesser theilt, gebildet. Ein zweiter Schnitt, in der Richtung von dem ersten abweichend wird nun so gemacht, dafs durch das Zusammentreffen dieser zwei Schnitte in dem Centrum der Iris ein dreieckiges Läppchen entsteht, das die Form eines V hat, dessen Spitze der Mitte, dessen Basis dem Rande der Iris entspricht. Wenn man nach einigen Tagen das operirte Auge öffnet, so findet man im Centrum der Iris eine Pupille, welche durch das Zurückziehen des Läppchens eine rautenförmige Gestalt hat. Hat sich die Spitze des Läppchens nicht ganz zurückgezogen, so bildet die Pupille das Segment eines Cirkels, dessen Endpunkte der grossen Zone der Iris sich nähern, Die kleine Hornhautwunde schliefst sich immer ausserordentlich schnell. Die Iris wird mit Leichtigkeit zerschnitten, man hat das Zerreissen oder das Lostrennen derselben vom Ciliarligament nicht zu befürchten. Die Blutung ist viel geringer als bei der Iridodialysis *).

Wenn Verdunklungen der Hornhaut mit Pupillensperre verbunden sind, so besteht die Regel den Hornhautschnitt im verdunkelten Theile zu machen, die Pupille aber dem durchsichtigen gegenüber anzulegen. Der Schnitt an einer verdunkelten und verdickten Stelle der Hornhaut

*) Das Verfahren von Faure (Observation sur une pupille artificielle. Paris, 1814) hat einige Aehnlichkeit mit dem angegebenen.

heilt eben so leicht, als wie an einem gesunden Theile derselben. Das künstliche Sehloch soll dem Ciliarkörper nicht gegenüber stehen, indem dieser den Durchgang der Lichtstrahlen hindern würde. Ist die Pupille durch einen Vorfall der Iris verengert, so wird ein kleiner Hornhautschnitt gemacht, durch diesen das Maunoir'sche Scherchen, welches für diesen Fall auf jeder Blatte ein Knöpfchen haben mufs, eingeführt und damit die Lösung der Verwachsung versucht. Gelingt diese, und zeigt sich die Pupille in ihrer gehörigen Grösse, so ist kein weiteres Verfahren nöthig, wo nicht, so wird das eine Blatt in die Pupille eingeschoben, auf der hintern Fläche der Iris fortgeführt und diese doppelt eingeschnitten, wie oben angegeben ist.

Wenn Verdunklungen der Kapsel und Linse zugegen sind, Verwachsungen der Kapsel und Uvea, und Anfüllung der hintern Augenkammer durch coagulirte Lymphe bestehen, so findet das Maunoir'sche Verfahren mit einiger Abweichung Anwendung. Nachdem der Hornhautschnitt gemacht ist, wird die Iris durch die Spitze des Scherblattes durchbohrt, diese wird aber tiefer in das Auge eingeführt, darnach bis an die Stelle wo Cornea und Sclerotica sich verbinden, fortgeführt, und der erste Schnitt gesetzt; beim zweiten Schnitte beobachtet man die Richtung, dafs die zusammenstossenden Schnitte ein V bilden. In die gebildete Pupille drängen sich Stücke der zerschnittenen Kapsel und Linse, welche, wenn sie fest sind, ausgezogen, wenn sie weifs und käsicht sind, der Resorption überlassen werden. Hängt eine Kapselflocke an der Spitze des Läppchens, so zieht sich diese zurück, und verschwindet allmählig. Bleiben Reste des Staares in der künst– lichen Pupille liegen, so können sie in der Folge durch die Scleroticonyxis entfernt werden *).

*) Scarpa, i, a. W. 2. B. S. 179. Baratta, is a. W.

Adams schlägt ein anderes Verfahren zur Verübung der Iridotomie vor; durch horizontales Einschneiden der Iris soll die Pupille gebildet werden ). Die Operation wird mittelst eines convexen Scalpells, welches zwei Drittheile eines Zolles in der Länge hat, und eine Linie breit ist, einen geraden Rücken und cine convexe scharfe Schneide hat, dessen Rücken von der Spitze an ungefähr drei Linien schneidend ist, verrichtet 2). Das Auge wird durch ein Speculum, welches unter das obere Augenlied gebracht wird, fixirt 3). Das Messer wird in die hintere Augenkammer, ungefähr eine Linie von der Iris entfernt, mit der Schneide, statt abwärts, rückwärts gekehrt, eingeführt. Die Spitze desselben wird am Schläfe

2. B S. 284. Bibliotheque Brittanique Nro. 381 und 382. Nov. 1811.

1) Practical observations on Entropium with the Description of a new Operation for the Cure of that Disease; on the Modes of forniny an artificial Pupil etc. London," 1812, und A practical Inquiry into the causes of the failure etc. London, 1817 p. 268.

2) Im Jahre 1808 (i. a. W. S. 26) versuchte Adams die Depression einer verdunkelten, adhärirenden Kapsel; da diese nicht gelang, so spaltete er sie und verschaffte auf diese Weise den Lichtstrahlen den freien Eintritt in das Auge. Er versuchte nun mittelst einer scharfschneidenden Nadel auch die Iris zu spalten, wozu sich bald Gelegenheit fand, was ihm auch vollkommen gelang. Durch mehrere ungünstig verlaufene Fälle wurde er belehrt, dafs das Milslingen vorzüglich dem Mangel eines passenden Instrumentes zugeschrieben werden müsse, was ihn auf die Erfindung des Irisscalpells leitete (i. a. W.S.30). 3) I. a. W. S. 37. Es ist auffallend, wie sehr das Verfahren von Sharp (i. a. W. S. 314) mit dem von Adams beschriebenen übereinkömmt. Sharp empfiehlt das Speculum oculi, er macht die Operation, durch die Sclerotica eingehend, mit einem kleinen Messerchen, dessen Rücken nach aussen gekehrt, dessen Spitze vom Schläfewinkel aus in die vordere Augenkammer vorgeschoben wird etc.

« ZurückWeiter »