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ten, halbdurchsichtigen Blase nach der ganzen Länge der Hornhautwunde zeigt. Derselbe bildet sich durch die ungleichmässige Vereinigung der Wundränder, indem die Wunde der descemetischen Membran sich schliefst, während die Wundränder der mittleren und äusseren Hornhautlamelle unvereiniget sind. Die descemetische Haut wird daher durch den Andrang der wässerichten Feuchtigkeit nach der ganzen Länge des Hornhautschnittes hervorgetrieben. Man weckt den plastischen Procefs in den Rändern der Wunde durch das Einstreichen des Laudanum, oder durch Berühren mit Höllenstein. Beer empfiehlt das Wegschneiden, Andere das Aufstechen des Bruchsackes.

Nach der Keratotomie entsteht zuweilen ein Vorfall der Iris, und giebt zur Entstehung eines grossen Regenbogenhautstaphyloms mit Aufhebung oder Verminderung des Sehvermögens Anlafs. Unruhe des Patienten, Druck etc. sind gewöhnlich die Veranlassungen des Vorfalles; er bildet sich zuweilen ohne auffallende Ursache. Der Patient hat das Gefühl eines fremden Körpers im Auge, und die Thränen fliessen in grosser Menge aus demselben. Oeffnet man die Augenlieder, so erscheint der Vorfall, und das Auge beträchtlich entzündet. Das Eintröpfeln des Belladonnaextractes, das Einreiben desselben in die Nähe des Auges, der iunerliche Gebrauch desselben, um die Iris im Zustande der Contraction zu erhalten, dadurch das Vorfallen eines grössern Stückes derselben zu ver– hüten, scheint mir das zweckmässige Verfahren. Die übrigen für diesen Zufall empfohlenen Verfahrungsweisen sind erfolglos und schädlich. Man räth durch Frictionen, durch das Einfallen des Lichtes, die Expansion der Iris hervorzurufen, und dadurch das Zurückziehen derselben aus den Wundrändern zu bewirken, oder den Vorfall mittelst des Daviel'schen Löffels zu reprimiren. Man mufs

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bei der oben angegebenen Behandlung das Auge geschlossen halten.

Während der Keratotomie oder nach derselben kann ein Vorfall des Glaskörpers durch Druck des Augapfels, veranlafst durch den Operateur oder Gehülfen, durch heftiges Spiel der Augenmuskeln etc. entstehen. Bei verkannter Synchisis oder wenn die hintere Kapsel und die Hyaloidea zerrissen wird, erfolgt derselbe. Nach der Operation kann er durch starkes Drängen beim Stuhlgång, durch Erbrechen, durch Druck etc. hervorgebracht werden. Dem gänzlichen Ausflufs der Glasfeuchtigkeit vermag man kein Mittel, als das schnelle Schliessen der Augenliedspalte entgegen zu setzen. Die Operationswunde heilt in diesem Falle nur langsam, und hinterlässt eine sichtbare Narbe, die Pupille bleibt gegen diese hingezogen und erweitert. Nach Beer) verhält es sich mit dem Sehvermögen folgendermassen: Ist / oder 1/4 der Glasfeuchtigkeit ausgeflossen, so leidet das Sehvermögen gar nicht oder nur wenig. Ist 1/3 oder die Hälfte entleert, so darf man kein gutes Gesicht erwarten. Fliefst mehr aus, so behält das Auge seine Form, allein es entsteht Pupillensperre (Subsidentia pupillae); entleert sie sich gänzlich oder gröfstentheils, so verliert der Augapfel seine Form und seinen Umfang.

Nachstaar nennt man eine hinter der Pupille befindliche Trübung, welche einer Staaroperation folgt. Das, was man gewöhnlich Nachstaar neunt, ist das Produkt der Iritis; die plastische Lymphe, welche, sich organisirend, die Pupille schliefst, und mehr oder weniger die hintere Augenkammer aufüllt. Dieser Zustand ist demnach eine Atresie der Pupille, und verlangt die Bildung eines künstlichen Sehloches, und sollte nicht mit der Benennung Nachstaar belegt werden. Aus der aufge

* Im a. W 2. B. S. 390. *,

stellten Definition des Staares geht hervor, dafs der Nachstaar durch eine Trübung, welche im Linsensystem entweder in der Kapsel oder in der Linse haftet, hervorgebracht wird, um mit Recht diese Benennung zu erhalten.

Der Linsennachstaar ist sehr selten, und kann nur durch das Aufsteigen einer festen Linse, welche unvollständig deprimirt wurde, hervorgebracht werden; er verlangt die Wiederholung eines schicklichen Operationsverfahrens. Der Kapselnachstaar entsteht nach der Depression wenn die Kapsel unvollständig zerrissen, nach der Extraction, wenn dieselbe nicht hinlänglich zerschnitten wurde. Die verdunkelte Kapsel ist gewöhnlich in grössere oder kleinere an der Uvea hängende Läppchen, welche die Pupille verlegen, und das Sehvermögen beschränken, getheilt. Man verrichtet hier die Scleroticonyxis, trennt die Kapselstücke von ihren Verbindungen, versenkt dieselbe in den Glaskörper, oder schiebt sie in die vordere Augenkammer *).

Wenn der Staar vollkommen glücklich operirt worden ist, so hat der Patient, um die in der Nähe liegenden Gegenstände deutlich zu crkennen, eine Brille nöthig, welche den Verlust der Linse und die dadurch verminderte Brechung der Lichtstrahlen ersetzt. Durch die Staaroperation wird eine Fernsichtigkeit bedingt; nur bei jenen Individuen, welche vor der Operation myopisch waren, wird gewöhnlich das Sehvermögen im vollkommenen Grade hergestellt. Diese Brillen haben die Eigenschaften aller guten Brillen; sie sind auf beiden Flächen stärker gewölbt, als die für Weitsichtige dienenden Gläser, indem ihre Brennweite zwischen 6 und 11⁄2 Zoll zu liegen pflegt. Der Operirte mufs durch das ausgewählte Glas die kleinsten Gegenstände deutlich und ohne

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*) Ueber Nachstaar und Iritis von Schmidt. Wien, 1801.

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die geringste Belästigung seines Auges zu unterscheiden vermögen, die Objecte in der Fntfernung, in welcher er dieselben vor der Entstehung des Staares zu erkennen im Stande war, gehörig sehen. Man darf die Staarbrillen nicht früher, als bis alle der Operation folgenden Zufälle, und die Empfindlichkeit des Auges vollkommen gewichen sind, in Gebrauch ziehen. Das Auge hat gewöhnlich einige Monate zu seiner Erholung nöthig. Wenn man zu frühe die Brille anwendet, so ermüdet man das Auge, und wird sich bald genöthiget sehen, die in Anwendung gezogene bald mit einer schärfern zu vertauschen. Nach glücklich vollführten Staaroperationen beobachtet man einige Monate hindurch eine allmählige Besserung des Gesichtes; bemerkt man, dafs das Sehvermögen auf dem erlangten Grade der Vervollkommnung stehen bleibt, dann ist der Zeitpunkt für die Anwendung der Staarbrillen da. Diese Besserung des Gesichtes scheint von einer im Bulbus stattfindenden innern Veränderung bedingt zu werden, welche durch den Gebrauch der Brille gestört werden müfste. Am besten ist es, wenn der Operirte alsdann eine Auswahl aus verschiedenen Gläsern treffen kann. Lebt aber derselbe vom Arzte und Opticus entfernt, so kann man durch das von, Beer) angegebene Verfahren eine gute passende Staarbrille erhalten. Der Operirte halte vor sein unbewaffnetes Auge in verschiedener Entfernung ein grosses gedrucktes Titelblatt, und versuche, ob er nicht einen oder den andern Buchstaben in irgend einer Entfernung deutlich erkennt. Dann läfst man die Entfernung des Auges vom Buchstaben und die Grösse des letztern messen. Ein Optiker wird dann vermittelst dieses doppelten Maases in den Stand gesetzt, eine passende Staarbrille zu verfertigen. Operirte, welche

*) Im a. W. 2. B. S. 415.

durch die Operation ein sehr schwaches Gesicht erhielten, bedürfen meistens zweierlei Staarbril→ len, nämlich solcher, mit welchen sie in die Ferne, und solcher, mit welchen sie deutlich in der Nähe seher.. Ist der Kranke an beiden Augen operirt worden, so braucht er zuweilen für jedes Auge ein besonderes Glas.

Vom Glaucome und von der Synchisis.

Das Glaucom ist eine, vorzüglich durch organische Veränderung der Glashaut, und Abweichung der normalen Mischung der Glasfeuchtigkeit gesetzte Krankheitsform, welche durch die im Hintergrunde der hintern Augenkammer befindliche Trübung von meergrüner, schmutziggrüner, manchmal grasgrüner Farbe sich zeigt. Diese Trübung hat eine concave Gestalt, ist von grösserem Umfange, und mehr von der Pupille, als dies bei der Cataracte der Fall ist, entfernt, und vorzüglich in der Richtung der Achse des Augapfels sichtbar. Das Sehloch ist gewöhnlich erweitert, und die Iris unbeweglich; es besteht entweder vollkommene Blindheit oder wenigstens zum Grade der vorhandenen Trübung disproportionirliche Gesichtsschwäche. Zuweilen unterscheidet man auf der grünen Fläche Verzweigungen blutführender Gefäfschen.

Die Glashaut ist eine seröse Haut, und jenen krankhaften Veränderungen unterworfen, welche wir bei andern serösen Häuten beobachten *). Die Glasfeuchtigkeit ist das Produkt der thätigen Absonderung der Hyaloidea; ist diese in einer krankhaiten Stimmung, so wird auch die abgesonderte Flüssigkeit von der normalen Beschaffenheit abweichen, die Farbe, die Consistenz, die Menge derselben wird verschieden sich verhalten.

*) Wardrop, im a. W. 2 V. pag. 121.

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