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dieselbe die radikale Heilung schneller als durch die Reclination hervorgebracht.

Die Scleroticonyxis ist indicirt: 1. beim Kapselstaar, der entweder deprimirt wird, wenn die Kapsel dick ist, oder zerschnitten, wenn dieselbe dünn ist; 2. bei krankhaftem Zustande des Glaskörpers; 3. bei Verwachsung des Staares mit der Uvea; 4. bei Verengerungen der Pupille; 5. bei Verwachsungen der Iris und Hornhaut; 6. bei C. concreta; 7. bei Nachstaar; 8. wenn Arcus senilis besteht; 9. wenn die Augenlieder wenig gespalten sind, die vordere Augenkammer klein, grosse Furchtsamkeit und Unfolgsamkeit des Patienten vorhanden ist.

Die aufgeführten Operationsmethoden haben die Bestimmung, den Staar durch Umlegung, oder durch Zerstücklung auf dem Wege der Resorption aus der Sehachse zu entfernen, bei der Extraction aber sucht man das Staarichte geradezu aus dem Auge zu entfernen. Es mufs, um diesem Zwecke zu entsprechen, eine der Grösse des Staares entsprechende Wunde gebildet werden; entweder wird die Hornhaut oder die Sclerotica eingeschnitten, wo im ersteren Falle die Operation Keratotomia, im letzteren Scleroticotomia benannt zu werden verdient.

Die Keratotomia fordert keine locale Vorbereitung; denn die Instillationen des Hyosciamus oder Belladonnaextractes geben Anlafs zum Vorfallen des Glaskörpers. Sie zerfällt in drei Acte: 1. in die Eröffnung des Augapfels durch halbmondförmige Trennung der Hornhaut; 2. in Eröffnung der Linsenkapsel, 3. in Beförderung des Staaraustrittes *). Der Patient, Operateur und Gehülfe nehmen die angegebene Lage ein, das Augenlied wird, wie bemerkt, festgehalten, und die

*) Darstellung blutiger heilkundiger Operationen von C. B. Zang. 2 Thl. S, 236.

Bewegungen des Bulbus werden auf die beschriebene Art verhütet.

Zur Verrichtung des Hornhautschnittes bedient man sich des Staarmessers. Dasselbe mufs, wenn es gut seyn soll, eine scharfe Spitze haben, damit es leicht in die Hornhaut eindringt, Festigkeit besitzen, damit sich die Klinge nicht beuge, und defshalb mit einem Rücken versehen seyn, eine scharfe Schneide haben, und nur allmählig an Breite zunehmen, damit es leicht fortgeführt werden kann. Die Klinge mufs nach rückwärts etwas dicker und convexer auf der Fläche werden, damit sie die Hornhautwunde ausfülle, und das Ausfliessen der wässerichten Feuchtigkeit hindere; das Messer muss die gehörige Breite haben, damit durch das Fortschieben des Messers der Schnitt vollendet werde. Eine solche Klinge mufs einen Pariser Zoll, und 1 bis 2 Linien in der Länge haben, und in dem dem Hefte sich nähernden Drittheil etwas breiter seyn als der halbe Durchmesser der durchsichtigen Hornhaut1).

Das rechte Auge mufs mit der linken, das linke mit der rechten Hand operirt werden 2). Der Opérateur fasse das Messer in der Mitte des Heftes, wie eine Schreibfeder, das Auge lasse man etwas nach auswärts sich bewegen. Der kleine Finger der operirenden Hand stütze sich auf der Wange des Patienten auf. Man stosse beim ruhigen Stande des Auges die Spitze des mit der Schneide nach abwärts gerichteten Messers in die

1) Die Augenschnepper von Guerin, Eckhold etc. gehören unter die unpassenden Werkzeuge, da die Iris leicht. verletzt, die Hornhautwunde zu klein, durch Umlegung des Rings, welcher das Auge umfafst, leicht ein schädlicher Druck veranlasst wird. Der Operateur ist zu sehr Sclave des Mechanismus des Werkzeuges.

2) Das Operiren über die Nase weg, mit zu diesem Zwecke eingerichteten Messern oder Nadeln ist sowohl bei der Scleroticonyxis als bei der Keratotomia verwerflich.

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Hornhaut so ein, dafs das Messer mit dem Stichpunkt beinahe einen rechten Winkel bildet, und eine halbe Linie vom Rande der Hornhaut entfernt, einige Linien oberhalb des Querdurchmessers derselben eindringt. Die Klinge wird alsdann in paralleler Richtung mit der Iris mit behutsamer Eile vorwärts geschoben, worauf man die Spitze derselben am innern Augenwinkel eine halbe Linie vom Rande der Hornhaut entfernt, etwas tiefer als eingestochen wurde, aussticht. Hierauf wird das Messer so lange fortgeschoben, bis durch den Eintritt der grössern Messerbreite der äussere und untere Halbkreis der Hornhaut in möglichst gleichem eine halbe Linie betragendem Abstand vom Rande derselben durchgeschnitten ist *).

Bei Verübung dieses Actes hat man zu berücksichtigen: 1. dafs man beim Einstich die Hornhaut durchdringe, und in die vordere Kammer gelange; schiebt man das Messer einige Linien zwischen den Lamellen der Hornhaut fort, ehe man - mit der Spitze desselben in die vordere Augenkammer gelangt, so wird der Schnitt zu klein, zackicht und ungleich, der Staar dringt schwer heraus,

*) Beer sticht blos Linie vom Rande der Hornhaut, 4 Linie oberhalb des Querdurchmessers ein, und höher aus, als er eingestochen hat. Die beschriebene Methode von Wenzel, welche durch Boyer und Roux ausgeübt wird, scheint, da von oben und aussen nach unten und innen in schräger Richtung der Schnitt geführt wird, zweckmässiger als Beer's horizontaler Schnitt, indem weniger leicht vor Vollendung die wässerichte Feuchtigkeit ausfliefst, die Wunde der Hornhaut sich besser vereiniget, und wenn das Auge nach innen sich wendet, der Ausstich leichter schicklich vollendet werden kann. Ich finde es passend, den Schnitt eine halbe Linie vom Rande der Hornhaut zu entfernen; weil dann weniger Verletzung der Iris und nach der Operation Vorfall derselben erfolgen kann. C. Bell (a System of operativ Surgery. 2 V. p. 59) giebt diesen Rath.

die Iris wird gedrückt, es entsteht eine bedeutende Narbe, welche das Sehen mehr oder weniger beeinträchtigen kann; 2. dafs die Klinge des Messers weder nach vorn noch rückwärts, noch weniger nach unten gedrückt werde; durch solche Bewegungen wird die Hornhautwunde gelüftet, dadurch der Ausflufs der wässerichten Feuchtigkeit und das Vordrängen der Iris unter die Schneide des Messers veranlafst 1). Ist das Messer eingestochen, so darf es nicht zurückgezogen werden. 3. Im Falle sich die Iris unter das Messer legt, so macht man mit dem Zeigefinger der das untere Augenlied befestigenden Hand gelinde Frictionen auf der Hornhaut, wornach sie sich zurückzieht; sollte sie sich aber augenblicklich wieder vorlegen, so läfst man den Finger auf der Hornhaut bis zur Vollendung des Schnittes ruhen. 4. Wenn das Auge, während das Messer schon in die vordere Augenkammer eingedrungen ist, sich nach innen stellt, so dafs der innere Rand der Hornhaut versteckt ist, so mufs dnrch schnelle und geübte vergleichende Beobachtung der Richtung und der bekannten Länge des Messers, und des noch sichtbaren Theiles der Hornhaut, der Ausstich blindlings und dennoch zweckgemäfs gemacht werden 2). 5. Ist der Schnitt zu klein ausgefallen, so werde er mittelst der Schere erweitert. Der zu kleine Schnitt ist die gewöhnliche Ursache des Mifslingens der Operation. Ist die Conjunctiva nicht vollkommen durchgeschnitten, wenn der Horn

1) Ich glaube bemerkt zu haben, dass dadurch, dass man die Hornhaut nicht zu nahe an ibrem Rande durchschneidet, der Vorfall der Iris am besten verhütet wird; bei Vollendung des Schnittes pflege ich aus dieser Ursache die Schneide des Messers, jedoch nur wenig, nach vorwärts zu richten.

2) Dieser Umstand kann bei horizontalem Durchführen des Messers Statt finden, defshalb verdient die Wenzel'sche Methode den Vorzug.

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hautschnitt vollendet ist, so zerschneide man die nicht getrennte Stelle mittelst der Schere '). 6. Im letzten Augenblick der völligen Durchschneidung der Hornhaut halte man ein wenig ein, um die Zusammenziehungen des Auges abzuwarten, und dadurch zu verhüten, dafs die Linse sammt Glaskörper hervorstürze. 7. Ist das Auge dem Messer entgangen, nachdem die vordere Kammer schon geöffnet war, so schliesse man das Auge und warte zu, bis nach einigen Tagen die wässerichte Feuchtigkeit sich wieder angesammelt hat. Es ist nicht zweckmässig, unter diesem Verhältnifs die Operation zu vollenden; der geübte Wundarzt wird das Messer in der entleerten vordern Augenkammer zwischen der Iris und der Hornhaut fortführen, ohne eines dieser Gebilde zu verwunden, allein die Iris wird gedrückt und leicht entsteht dann Iritis. 8. Werden beide Augen operirt, so mache man auf beiden den Hornhautschnitt, ehe man die Linsenkapsel öffnet. Man nehme für jedes Auge ein anderes Messer, da sich während dem Gebrauche immer eine fettige Materie der Klinge anhängt, die im Schnitte hinderlich ist.

Ist der Hornhautschnitt vollendet, so läfst man das obere Augenlied sinken; nach einigen Sekun– den hebt der Gehülfe dasselbe behutsam, dafs der Augapfel nicht gedrücket werde, in die Höhe. Der Operateur zieht mit dem Zeigefinger das untere Augenlied herab, und drückt zugleich sanft an den untersten Theil des Augapfels an, wodurch die Einbringung des zur Eröffnung der Kapsel bestimmten Werkzeuges erleichtert wird. Eine lancettförmige Staarnadel eignet sich hiezu am besten 2).

1) Die Daviel'sche Schere, die Knieschere von Richter, können durch eine gerade feine Schere ersetzt werden (Kirchmayr, de Cataracta. Landishuti, 1819. S. 29). 2) Das Lafaye'sche Cistotom und alle ähnlichen Vorrich

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