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durch die geöffnete Sclerotica (Scleroticotomia); 2. indem der Staar dislocirt wird, wobei das dislocirende Werkzeug durch die Sclerotica (Scleroticonyxis) oder durch die Hornhaut (Keratonyxis) eingeführt wird; 3. indem die Linse zerstückt und auf dem Wege der Resorption entfernt wird, entweder durch die Keratonyxis, oder Scleroticonyxis 1). Nach der Beschaffenheit der Cataracte, des Auges, der örtlichen oder allgemeinen Complication mufs die Auswahl des anzuwendenden Operationsverfahrens sich richten 2).

Die Keratonyxis ist das einfachste und leichteste Operationsverfahren. Man versteht unter dieser Operation das Einführen der Nadel durch die Hornhaut, um auf diesem Wege den Staar zu zerschneiden, und aus seinen Verbindungen zu bringen, damit die Auflösung und Resorption desselben geschehe, oder ihn niederzudrücken, um ihn aus der Sehachse zu entfernen. Dafs die Absorption der dem Zutritte der wässerichten Feuchtigkeit preisgegebenen Linse Statt habe, wird nicht mehr in Zweifel gezogen, da so viele Cataracte durch traumatische Ursache gesetzt, verschwanden. Dafs die Kapsel resorbirt werde, wurde von vielen geleugnet; allein die neuen Beobachtungen haben gezeigt, dafs die Kapsel, wenn sie aus ihren organischen Verbindungen vollkommen gelöfst ist, ebenfalls durch die Resorption entfernt werden könne; eben so gut als Knochenstücke auf dem Wege der Aufsaugung verschwinden. Ein anderer Erfahrungssatz ist, dafs die Resorption schneller in der vordern als hintern

1) De variis Cataractae curandae Methodis Dissert. inaug. auct. Heilbronn. Berolini, 1820.

2) Das Geschichtliche der Operation findet man in Spren gel's Geschichte der Chirurgie, und Schreger's Grundrifs chirurg. Operationen, und in Spörl D. P. Graefe de Cataractae reclinatione et de Keratonyxide Dissert. i. Med. Berolini, 1811.

Augenkammer geschehe, was sich leicht erklären läfst, da die vordere Augenkammer zur hintern in Hinsicht des Umfanges wie 5 zu 2 sich verhält, so dafs die Stücke des Staares in der vordern Kammer in mehrfacher Berührung mit der wässerichten Feuchtigkeit stehen, als in der hintern, wodurch auch schnellere Lösung bedingt wird *). Es ist ebenfalls Erfahrungssatz, dafs zuweilen die Resorption gar nicht oder sehr träge von Statten gehe. Die Erklärung dieses Phänomens lässt sich leicht finden. Die Zerschneidung des Staares ist nicht genügend, um der wässerichten Feuchtigkeit den freien Zutritt zu gestat— ten, oder die Linse, mit anorganischen unlöfslichen Stoffen überladen, widersetzt sich der auflösenden Kraft der wässerichten Feuchtigkeit, was bei alten Individuen und harten Staaren zuweilen der Fall ist. Oder der Stoffwechsel ist gestört, und die Absonderung der wässerichten Feuchtigkeit geschieht zu träge, die Thätigkeit der resorbirenden Gefässe ist gesnnken; in diesem Falle ist die wässerichte Feuchtigkeit in einem Zustand der Sättigung und vermag nicht mehr die übrigen Staarreste aufzulösen. Steht die Kapsel noch in organischen Verbindungen, so ist die Auflösung derselben unmöglich. Dafs keine Aufsaugung Statt finden kann, ehe nicht Lösung des Aufzusaugenden bewirkt ist, bedarf kaum der Erwähnung.

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Ehe man die Operation vornimmt, mufs die Pupille künstlich erweitert werden, theils, um während der Operation zu der ganzen Cataracte Zugang zu haben, theils um das Vordrängen der zerstückelten Linse in die vordere Augenkammer zu befördern, und vorzüglich deshalb, um mit *) Adams (i. a. W. S. 52) giebt an, Fälle beobachtet zu haben, wo flüssige Staare wenige Stunden nach der Operation resorbirt wurden; in einem Falle war die Resorption volleudet, bevor noch die Nadel aus dem Auge gezogen wurde.»

naextracts

dem Halse der Nadel den Pupillarrand der Iris nicht zu drücken. Die Erweiterung erhält man am besten durch das Eintröpfeln des in destillirtem Wasser aufgelöfsten Hyosc. oder Belladonindem man auf 5 Gran Extract, 2 Quentchen destillirtes Wasser nimmt. Stunden vor der Operation wird eingetröpfelt, ebenso wenige Minuten vor derselben; durch letzteres verhütet man die Verengerung der Pupille während und bald nach der Operation.

Zwei

Zur Verrichtung der Operation bedient man sich nach Langenbeck, Gräfe, Walther, der gekrümmten, nach Beer und Jäger der geraden Nadel. Die gekrümmten Nadeln haben den Vorzug; sie sind sehr fein, da hier nicht so viel Widerstand zu überwinden ist, wie beim Durchstechen der Sclerotica, scharfrandig, und, nach Walther und Gräfe, mit kurzen schneidenden Rändern versehen. Zum Zerschneiden, wenn die gekrümmte Nadel nicht hinreichend ist, empfiehlt Langenbeck das Ceratom, ein kleines messerförmiges Werkzeug.

Nachdem der Staarblinde, der Operateur und Assistent die angegebene Stellung eingenommen haben, ergreift der Operateur eine der angegebenen gekrümmten Nadeln mit der rechten Hand, wie eine Schreibfeder; die Nadel mufs auf dem Zeigefinger aufruhen, so dafs die convexe Fläche denselben berührt. Man sticht am untern Theile der Hornhaut die Nadel, deren Griff man etwas nach aufwärts richtet, ein, so weit vom Rande derselben entfernt, dafs der Stichpunct oberhalb des Pupillarrandes der Iris gesetzt ist, und der Hals der Nadel bei der Bewegung dieselbe nicht berühren kann. Rasch schiebt man nun die Spitze der Nadel durch die Pupille an den Staar. man zerstückeln, so dringt man mit der Spitze der Nadel, welche halb um ihre Achse gedreht wird in den Staar, man zerschneide Kapsel und

Will

Linse nach allen Richtungen, was vorzüglich durch das öftere Herausheben der Spitze der Nadel abs der Cataracte gelingt, wodurch zugleich das Vordringen der Staarreste in die vordere Augenkammer befördert wird *). Will man deprimiren, so lege man, am Staare angekommen, die convexe Fläche des Spitzentheiles der Nadel an die vordere Staarfläche, hebe den Stiel, und drücke den Staar so nieder, dafs der obere Rand der hintere, und der untere der vordere wird. Man hebe allmählig die Nadel; beobachtet man, dafs die Cataracte folgt, so mufs die Handlung des Umlegens wiederholt werden. Meistens schlägt man ein gemischtes Verfahren ein, indem die grössern Stücke deprimirt, die kleinern in die vordere Augenkammer gezogen werden. Ist die beabsichtigte Wirkung erreicht, so zieht man die Nadel in der Richtung, in welcher sie eingeführt wurde, wieder aus.

Bei Vollführung dieser Operation muss man vorzüglich das zu frühe Ausfliessen der wässe› richten Feuchtigkeit zu verhüten trachten, weil beim Ausflusse derselben die Hornhaut erschlafft, die Iris vorgedrängt, die Pupille zuweilen verengert, durch die Bewegungen der Nadel alsdann die descemetische Haut gezerrt, die Iris leicht gedrückt wird. Man vermeide die Hornhaut während den Bewegungen der Nadel zu quetschen,

*) Langenbeck (Neue Bibliothek für die Chirurgie. 2 B. S. 425) bemerkt, dafs er in neuern Zeiten alle Manoeuvres, um die Staartheile in die vordere Augenkammer zu bringen, vermeide, weil dabei die Hornhaut leide, der Humor aqueus ausfliesse; auch fand er, dafs die Resorption auch in der hintern Augenkammer gut von Statten gehe, und die getrennten Staartheile durch eine erweiterte Pupille in die vordere Augenkammer fallen. Ich fand besser bei einem empfindlichen Auge sich mit einigen Incisionen des Staares zu begnügen, und dann die Operation zu wiederholen, als zu viel zu ma

noeuvriren.

man wirke mit derselben hebelförmig, und drücke niemals mit der ganzen Länge derselben. Man unterlege der Nadel den Zeigefinger, welcher zugleich das untere Augenlied während der Operation herabzieht, damit dieser der Nadel zur Auflage diene, und die Hornhautwunde nicht gezerrt werde; dadurch giebt man der Nadel eine auf mehrere Punkte verbreitete Stütze, obgleich nicht verhütet werden kann, dafs die Hornhautwunde mit als Hypomochlion diene. Man hüte sich die Retina, den Ciliarkörper, die Chorioidea zu verletzen. Zuweilen beobachtet man, dafs sich die erweiterte Pupille zusammenzieht, sobald man mit der Nadel eingedrungen ist; in diesem Falle muss man einige Augenblicke warten, und das Auge beschatten, um die Erweiterung zu bewirken. Erfolgt auf das Eintröpfeln der narcotischen Mittel keine Erweiterung, so werde ein anderes Operationsverfahren gewählt.*). Ich halte es für nützlich, einige Tage nach verübter Zerstücklung, wenn die Stücke gröfstentheils in der hintern Kammer liegen, die Pupille künstlich zu erweitern, um das Vortreten der Staarstücke zu be

*) Buchhorn (de Keratonyxide. Magdeb. 1810), der sich vorzüglich um diese Operation verdient gemacht, der sie nebst Langenbeck zur Operationsmethode erhoben hat, geht von dem äussern Augenwinkel her mit einer gekrümmten Nadel eine oder mehrere Linien, je nachdem die Erweiterung der Pupille besteht, vom Rande der Hornhaut entfernt, in diese ein, und zwar, indem die convexe Fläche vorwärts gegen den Arzt, die concave gegen die Hornhaut hin gerichtet ist, und der Stiel der Nadel so stark hinterwärts gehalten wird, dafs er fast auf das Ohr des Staarblinden zu liegen kommt. Dann führe man die Nadel schnell durch die Pupille in die Linsenkapsel, zerreisse diese so viel als möglich, und zerstückle hierauf den Staar, oder drücke ihn nieder. Beer (im a. W. 2 B. S 393) empfiehlt die gerade zweischneidige Nadel, und verübt die Operation, indem er in die Hornhaut vom Schläfewinkel aus eindringt, um den Staar zu zerstückeln.

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