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einen Staar, ehe er eine gewisse Ausbildung erreicht hat, zu erkennen, besonders, da die Erscheinungen, welche die beginnende Amaurose characterisiren, in vielen mit den Vorläufern des Staares zusammentreffen. Wichtig ist es für den Arzt diese Zustände in ihrem Beginnen von einander zu unterscheiden, da die Behandlung verschieden sich verhält.

Die Individuen, bei welchen die Cataracte sich entwickelt, haben immer einen graulichten Dunstkreis vor den Augen, sehen die Gegenstände mit einem dichten Flor oder Nebel umzogen. Der Nebel ist im Anfange dünn, verdichtet sich mit dem Fortschreiten des Uebels immer mehr derselbe ist besonders stark, wenn der Patient sehr helle glänzende Gegenstände, geringer, wenn er dunkle Körper betrachtet, stärker ist er bei starker, als bei mässiger Beleuchtung, daher der Patient Abends, oder vom Fenster abgewendet, besser sieht. Dieses rührt daher, weil die Verdunklung gewöhnlich in dem Mittelpunkte der Linse beginnt, während die Ränder derselben noch durchsichtig sind; die Lichtstrahlen können bei etwas erweiterter Pupille, wie sie bei einer mässigen Beleuchtung ist, in die Tiefe des Auges gelangen. Gewölbte Brillen verbessern palliativ das Gesicht. Bei Zunahme des Uebels zeigt sich Crupsie, der Patient gewahrt die Gegenstände anders gefärbt, als sie sind, die Flamme des Kerzenlichtes mit einem farbigen Dunstkreise umgebcu. In dem Verhältnifs, als das Gesicht abnimmt, bildet sich die Verdunklung der Krystall

reinen Linsenstaar etwas entfernte Iris auf diesen zurückwirft. Früher glaubte man, es würde dieser schwarze Ring durch ein Durchschimmern des schwarzen Pigments durch die weniger verdunkelten Ränder der Linse hervorgebracht. Dieser schwarze Ring ändert bei jeder Bewegung der Iris seine Stelle, und sein Umfang verhält sich nach der Weite der Pupille.

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linse aus, die immer deutlicher wird; die Abnahme des Sehvermögens und die Trübung der Pupille, halten immer gleichen Schritt. Bei der Amaurose findet oft bedeutende Abnahme des Gesichtes ohne Trübung Statt, und wenn diese vorhanden ist, so hat sie ihren Sitz im Grunde des Auges und bildet eine concave Fläche, wo hingegen die Trübung bei der Cataracte gleich hinter der Pupille in convexer Form bemerkt wird. Der Staar kömmt gewöhnlich bei alten Individuen an blauen und grauen Augen vor, die Amaurose wird öfter an dunkelgefärbten Augen und im mittlern Alter beobachtet.

Von einem Centralleucome wird der Staar leicht unterschieden, wenn man die Art der Entstehung desselben berücksichtiget, das Auge von der Seite betrachtet, und die Pupille künstlich erweitert. Ist die Verdunklung hinter der Pupille, so mufs dieselbe durch die Erweiterung des Sehloches an Umfang zunehmen. Die Ausbildung des Staares findet meistens nur schr langsam Statt, es können mehrere Monate und selbst Jahre bis zur gänzlichen Reife desselben verstreichen; der traumatische Staar entwickelt sich sehr schnell.

Wenn es nicht schwer ist den ausgebildeten Staar zu erkennen, so ist es doch nicht ohne Schwierigkeit die verschiedenen Gattungen, welche durch den Sitz und die Consitsenz sich von einander unterscheiden, zu bestimmen. Der reine Linsenstaar hat eine ziemlich dunkle, gelbgraue Farbe; der Kapselstaar ist weifslicht. Bei ersterem beginnt die Verdunklung in der Mitte, bei letzterem mehr von der Peripherie. Der reine Linsenstaar ist klein, der Kapselstaar hat einen grössern Umfang. Der erstere ist von der Uvea entfernt, der letztere hat sich an diese vorgedrängt, daher auch im letztern Falle die Bewegungen der Iris träger vor sich gehen, zuweilen gänzlich aufgehoben sind. Der Staar der Alten ist gewöhn

lich reiner Linsenstaar, der Staar bei jugendlichen Individuen Kapselstaar. Jeder angewachsene Staar ist Kapselstaar. Der Kapselstaar hebt das Sehvermögen mehr auf, als der Linsenstaar. Der Kapselstaar ist im ganzen Umfange fast gleichmässig verdunkelt, einzelne weisse, wuchernde, glänzende Streifen ziehen sich in verschiedener Richtung über den getrübten Grund, wo beim Linsenstaar der Kern eine saturirtere Trübung als der Umfang der Linse hat. Cachektische Individuen leiden gewöhnlich am Kapselstaar. Durch diese Erscheinungen, deren grösserer Theil immer vorhanden ist, gelangt man zur Kenntnifs des Sitzes. Ist Kapsel- und Linsenstaar gleichzeitig bestehend, so sind die den Kapselstaar bezeichnenden Erscheinungen stärker ausgedrückt, der Staar hat einen grössern Umfang, liegt an der Iris an, die Bewegungen derselben sind sehr beschränkt, das Sehvermögen ist bis zur schwachen Lichtempfindung aufgehoben. Der morgagnische Staar verräth sich durch seine milchweisse Farbe, durch die wolkichte Trübung der Pupille; bei jeder Bewegung des Augapfels ändern die Wolken ihre Umrisse, steht der Augapfel richtig, so ist die Trübung dem untern Theile der Pupille gegenüber dichter, oberhalb lichter 1).

Auf die Consistenz der Cataracte schliefst man vorzüglich nach der Farbe derselben. Der harte Staar hat eine gelbgraue, schmutzige, zuweilen röthliche Farbe, der weiche Staar ist weifs und glänzend, der flüssige Staar hat eine milchweisse, der halbflüssige eine blaulichte Farbe. Beim käsigen Staar ist die Trübung der Pupille wolkicht. Der Umfang der Cataracte läfst eben

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1) Diese Cataracte ist nach Beer (im a. W. 2. B. S. 292) eine der seltensten. Bald nach ihrem Entstehen bedingt sie Verdunklung der Linse und der Kapsel.

falls deren Consistenz vermuthen; je weicher der Staar ist, desto grösser ist in der Regel dessen Umfang. Der Staar der Alten ist gewöhnlich hart, bei jungen Individuen ist er weich.

Wenn Verwachsungen des Staares mit der Traubenhaut bestehen, so werden diese leicht erkannt, indem, wenn dieselben über den ganzen Pupillarrand gehen, das Sehloch weder verengert noch erweitert werden kann, das Sehvermögen, selbst die Lichtempfindung dadurch gänzlich aufgehoben werden.

Im Falle aber nur theilweise Adhäsionen bestehen, so ist die Pupille winklicht verzogen, nicht gerundet, was vorzüglich nach künstlicher Erweiterung der Pupille bemerkbar wird, und von der verdunkelten Kapsel zur Uyea hin ziehen sich weisse Streifen. Die unzweckmässige Verbindung der Linse mit der Kapsel, oder der hintern Kapsel mit der Glashaut läfst sich vor der Operation nicht erkennen; wohl aber vermuthen, wenn eine bedeutende Verwachsung der vordern Kapsel mit der Traubenhaut zugegen ist,

Die Cataracte besteht nicht immer allein, sondern es sind zuweilen örtliche, andere krankhafte Zustände des Auges, oder allgemeine Complicationen, Leiden einzelner Organe oder des ganzen Organismus vorhanden. Solche Complicationen erlauben keine günstige Prognose, untersagen zuweilen jeden Heilungsversuch. Zeichen eines gleichzeitigen Bestehens der Cataracte mit Amaurose sind die vollkommene Erblindung ohne Lichtempfindung, die Unbeweglichkeit der erweiterten Pupille, die Kopfschmer

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welche beim Beginnen des Uebels sowohl, als bei vollkommener Ausbildung desselben vorhanden sind. Diese Erscheinungen sind gröfstentheils trüglich, da Unbeweglichkeit der Iris, Erweiterung der Pupille ohne Krankheit der Retina sich zeigen, da zuweilen Cataracte mit Amaurose

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bei beweglicher Pupille, selbst bei einiger Lichtempfindung gleichzeitig bestehet. Der Arzt mufs hier besonders die der Bildung der Krankheit vorausgegangenen Symptome sorgfältig prüfen, und die Beschaffenheit des Auges sowohl, als der Constitution, welche beim gleichzeitigen Bestehen beider Krankheiten gewöhnlich leidet, genau berücksichtigen. In diesem Falle würde die Operation keinen günstigen Erfolg gewähren *). Wenn das Glaucom mit der Cataracte verknüpft ist, dann hat der Staar eine meergrüne Farbe (C. viridis), das Auge ist varicös und jede Lichtempfindung erloschen, wodurch der Arzt auch von jedem Heilversuche abgeschreckt werden mufs. Zuweilen ist der Staar mit Verflüssigung des Glaskörpers (Synchisis) complicirt. Ist die Synchisis in einem höhern Grade vorhanden, so ist der Staar zitternd, die Regenbogenhaut bei jeder Bewegung des Auges nach vorn und rückwärts wankend, das Auge atrophisch, und weich anzufühlen. Findet nur ein geringer Grad derselben Statt, dann ist Irrthum leicht, indem diese Erscheinungen bis auf die Weichheit des Augapfels fehlen; selbst die schwankende Bewegung der Iris *) Adams (A practical Inquiry into the causes of the frequent failure of the Operations of Depression and Extraction etc. London, 1817. p. 62) bemerkt, dafs die Beschaffenheit der Pupille eine sehr trügliche Erscheinung sey, dafs zuweilen die dunkle Färbung der Linse, oder die Verdunklung der hintern Kapsel leicht Irrthum herbeiführe, dafs die Iris zuweilen unbeweglich, die Pupille erweitert sey, ohne Krankheit der Retina. In solchen Fällen werde die Entscheidung dadurch schwieriger, dafs bei langem Bestehen des Staares, und der dadurch bedingten Entziehung des Lichtreizes die Iris in cinen krankhaften Zustand versetzt werde, vermöge dessen Lichtentwicklungen im Auge und Sinnestäuschungen, wie bei der Amaurose sich bilden. Die Retina tritt in solchen Fällen nach Entfernung des Staares allmählig wieder zum normalen Zustand. Adams empfiehlt die Operation für alle Fälle, in welchen der Patient noch Lichtperception hat..

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