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achtet, da Trübungen des Morgagnischen Dunstes schnell die Verdunklungen der Linse bedingen.

Die Consistenz der Linse verhält sich sehr verschieden. Zuweilen ist dieselbe nicht von der normalen abweichend, zuweilen wird sie hart, (Cataracta dura, solida), hart wie Knorpel, seltener in eine kalkartige Masse umgestaltet und verknöchert 1). Wenn die Linse in ihrem Mittelpunkte hart, im Umfange aber weich ist, so ist dieses ein halbweicher Staar (Cataracta semimollis, semifluida)); wenn aber die ganze Linse in eine weiche, breiartige Masse verwandelt ist, dann besteht der weiche Staar (Cataracta mollis, caseosa, scabrosa, gélatinosa). Zuweilen ist die Linse ganz flüssig, in eine tropfbare, mehr oder weniger schleimichte, zuweilen in eine milchähnliche Flüssigkeit aufgelöst; der auf diese Weise gebildete Staar wird flüssiger Staar (C. fluida, lactea) genannt; schwimmt ein fester Kern in einer milchichten Flüssigkeit, so bildet dieses den flüssigen Staar mit dem Kern (C. fluida cum nucleo). Hat sich durch Vereiterung der Linse der Staar gebildet, so besteht der Eiterstaar (C. purulenta), bald mit, bald ohne Kern, je nachdem die Linse ganz oder nur zum Theil colliquirt ist. Es bildet sich zuweilen auf der Oberfläche der Linse

1) Wardrop (i. a. W. 2. B. S. 82 u. S. 96). Haller (Elem. physiol. T. V. p. 409.) sah eine steinharte Linse. Tanin (Memoires et observ. sur l'oeil p. 228) zog einen verknöcherten Staar aus. Sandkörnchen in der Linse fand Mauchart (De lumbricis in ductu pancreatico); mehrere ähnliche Verbildungen beschreibt Zinn (Hamburger Magazin. XIX. S. 439.) und Haller (Opusc. patholog. observ. 53). Adams (i. a. W. S. 4.) sah durch Saunders bei einer Pupillenbildung eine Linse entfernen, welche gänzlich verknöchert war.

2) Delpech (i. a. W. 3. B. S. 269.) giebt an, dafs die Ooerfläche der Linse zuweilen in weifslichte Flocken sich auflöse, welche durch eine kleine Quantität Flüssigkeit im Umfange der Linse suspendirt erhalten werden,

zwischen dieser und der Kapsel ein geschlossener, mit Eiter gefüllter Abscefs, und dadurch der Staar mit dem Eiterbeutel (C. bursata, C. cum bursa ichorem continente).

Die Farbe der Verdunklung verhält sich verschieden; öfters ist sie blaulichtweifs, oder grau, zuweilen kreidenweifs, zuweilen schmutziggelb, ins grüne spielend, andere Male dunkelgrau, selbst schwärzlicht (C. nigra) 1). Die Trübung ist nicht immer gleichmässig über die ganze Linse verbreitet, zuweilen wolkicht, auch gestreift (C. striata), wie in verschiedene Segmente sich theilend; gegen die Peripherie ist die Trübung gewöhnlich saturirt. Ist nur das Centrum der Linse cataractös, während die Peripherie derselben durchsichtig ist, so besteht der Centralstaar (C. centralis). Die ausgezogene Linse hat selten die Farbe, welche sie, so lange sie im Augapfel ist, zu haben scheint 2).

Die Verdunklung der Kapsel (Cataracta capsularis, membranacea), welche in der Folge Entmischung der Linse bedingt, ist nicht gleichmässig gesättigt, sondern bildet einzelne, mehr oder weniger auffallende weisse Streifen 3). Zuweilen bleibt eine Hälfte der Kapsel durchsichtig, während die andere sich trübt, wodurch dann der Halbstaar (C. dimidiata) sich bildet, der die eine

1) Wenzel (Traité de la Cataracte) führt ein paar merkwürdige Exempel von der schwarzen Cataracte auf Die Pupille war dabei ganz unbeweglich, der ausgezogene Staar schwarz, hart und gipsartig. Die Patienten erhielten das Gesicht durch die Operation vollkommen wieder Lusardi (Journal für Chirurgie und Augenheilkunde. 4. B. 2 Hft, p. 357.) hat besonders darauf aufmerksam gemacht.

2) Wardrop i, a. W. 2. B. S. 81.

3) Der Grund, auf welchem diese weissen Streifen aufgetragen sind, hat gewöhnlich eine milchweisse, oft glänzend weisse Farbe,

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oder die andere Seite, den obern oder den untern Theil der Kapsel zum Sitze wählen kann. Wenn ein einzelner weisser Streif in Form eines Balkens in perpendiculärer oder horizontaler Richtung über die vordere getrübte Kapselwand verläuft, und sich auf einer oder beiden Seiten mit der Uvea verbindet, so nennt man ihn Balkenstaar (C. trabecularis, cum Zona). Zuweilen laufen die auf der vordern Kapselwand sichtbaren Streifen concentrisch gegen die Mitte der Pupille zusammen, oder sie durchkreuzen sich in verschiedenen Richtungen, wodurch im ersten Falle der Sternstaar (C. stellata) im letztern der gefensterte Staar (C. fenestrata) sich bildet. Sind einzelne wuchernde, weisse Puncte über die vordere Kapselwand hingeworfen, so heifst man, wenn die Puncte klein sind, den Staar punctirt (C. punctata), sind aber die Puncte grösser, marmorirt (C. marmoracea). Ein bäumchenförmiger Staar (C. arborescens) wird jener genannt, wo die wuchernden Flecken auf der Kapsel astförmig sich verzweigen. Hat sich die Verdunklung in Form eines weissen Fleckes auf den Mittelpunct beschränkt, so entsteht der Centralstaar der Kapsel (C. capsularis centralis); drängt sich diese Verdunklung wuchernd vor, so bildet sich der pyramidenförmige Staar (C. pyramidata). In den meisten dieser Fälle ist nur die vordere Wand der Linsenkapsel verdunkelt, demnach der Staar der vordern Kapselwand (C. capsularis anterior) vorhanden; seltener besteht eine isolirte Verdunklung der hintern Kapselwand, wodurch sich der hintere Kapselstaar (C. capsularis posterior) bildet *). Vollkommen ist der Staar (C. perfecta),

*) Wardrop (i. a. W.) glaubt, dafs sowohl die vordere, als die hintere Kapselwand aus zwei Lamellen seröshäutiger Natur bestehen, deren jede isolirt sich zu verdunkeln vermöge. Die vordere Kapselwand soll durch die

wenn die ganze Kapsel verdunkelt ist. Alle diese Staare beginnen in der Kapsel, und bewirken allmählig eine Entmischung der Linse *); letztere bleibt selten fest, sondern wird gewöhnlich verflüssiget, in eine eiter- oder milchförmige trübe Flüssigkeit umgewandelt. Bei dem hülsenförmigen Staar (C. arida siliquata) liegt ein atrophischer Kern, da der gröfste Theil der Linse verflüssiget und aufgesogen wurde, in der hülsenförmig verschrumpften Kapsel.

Die Verbindungen der Kapsel mit den umliegenden Theilen können aufgehoben, oder zu fest, oder sie kann mit Gebilden verwachsen seyn, mit welchen sie im normalen Zustande nicht verei

niget ist. Beim Balgstaar (C. cistica) hat sich die Kapsel gänzlich oder zum Theile von ihren Verbindungen gelöfst, die Linse ist verflüssiget, die Cataracte macht zitternde Bewegungen von vorn nach rückwärts; man nennt ihn in diesem Falle Zitterstaar, (C. tremula). Ist der Glaskörper aufgelöfst, so sind die Bewegungen der Cataracte freier, und man nennt sie schwimmend (C. natatilis). Ist die Beweglichkeit der Cataracte so grofs, dafs sie durch die Pupille hervor und wieder zurück geht, so wird sie C. luxata genannt. Die Kapsel kann mit der Linse oder mit der Uvea in abnormer Verbindung stehen (C, concreta). Die hintere Kapselwand, welche mit der Glashaut in der tellerförmigen Grube auf eine leichtlösliche Weise im normalen Zustande zusammenhängt, kann hier fest angewachsen seyn. Die Verbindung der vordern Kapselwand mit dem Pupillarrande beschränkt

Haut der wässerichten Feuchtigkeit, die hintere durch die Glashaut einen Ueberzug erhalten.

*) Es ist mir nicht unbekannt, dafs man in seltenen Fällen die Linse durchsichtig findet, während die Kapsel trübe ist; allein hat sich die Verdunklung der Kapsel gebildet, so folgt doch früher oder später die Entmischung der

sich nur auf wenige Stellen, oder geht über den ganzen Umfang desselben, wodurch die Synechia posterior partialis oder totalis sich bildet.

Die Textur der verdunkelten Kapsel verhält sich verschieden, zuweilen ist sie weich, andere Male spröde und leicht zerreifsbar, öfters zähe und dehnbar. Nicht selten ist sie verdickt. Verknöcherungen wurden häufiger in der Kapsel, als in der Linse beobachtet 1).

Die Erkenntnifs des Staares, wenn er seine Ausbildung erlangt hat, ist leicht; er bildet eine trübe, durchsichtige Masse, welche der Pupille die Schwärze raubt und eine graue Färbung mittheilt. Der Patient vermag gewöhnlich Helle und Dunkel, zuweilen grelle Farben und grössere Gegenstände zu unterscheiden; der Verlust des Sehvermögens steht im Verhältnifs mit der Dichtig– keit der Trübung der Krystallinse oder der Kapsel. Die Iris hat ihre gehörige Beweglichkeit, nur zuweilen beobachtet man, dafs ihre Bewegungen träger sind; die Farbe derselben ist nicht geändert. Am Rande der Pupille wird der schwarze Saum deutlich bemerkbar 2). Schwieriger ist es

1) Die Verknöcherungen der Kapsel wurden zuweilen, wie Wardrop (im a. W. S. 116) bemerkt, für Verknöcherungen der Linse gehalten. Der von Morgagni (Epist. XIII Art. 10.) beschriebene Fall gehört hicher, Jung (Methode, den grauen Staar auszuziehen und zu heilen, S. 29) fand bei der Extraction einen Capselstaar, welcher zum Theil ossificirt war. Gibson (practical obser vations pag. 121) beobachtete eine parcielle Verknöcherung der Kapsel. Auch ich habe bei einem adhärirenden Staare parcielle Verknöcherung desselben angetroffen. 2) Der schwärzlichte Ring, welcher an dem Rande der Pupille beobachtet wird, ist nichts als der dunkelgefärbte Saum des Pupillarrandes der Iris selbst, welcher bei reiner Pupille seiner Schwärze wegen nicht gesehen werden kann, jetzt aber, da er eine graulichte Unterlage hat, deutlich zum Vorschein kommt. Beer (im a. W. 2. B. S. 281) nimmt an, dafs dieser schwärzlichte Ring zuweilen der Schlagschatten ist, welchen die vom

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