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bringt im Auge feurige Funken, und eine lästige schmerzhafte Empfindung hervor. Bei genauer Untersuchung kann man Fluctuation und den tiefern in die Orbita sich erstreckenden Sitz dieser Geschwulst wahrnehmen. Wenn der Sack durch was immer für eine Veranlassung geöffnet wird, so bleibt, gewöhnlich gegen den Schläfewinkel hin, eine fistulöse, die Grösse eines Stecknadelkopfes nicht übersteigende Oeffnung zurück. Die Absonderungsfähigkeit der serösen Umkleidung des Sackes dauert fort, eine durchsichtige, dem Glaskörper ähnliche Flüssigkeit, wie in den Hygromen, sammelt sich an, dehnt den Sack aus, der durch einen gelinden Druck, indem die Flüssigkeit in dem feinsten Strahle durch die fistulöse Oeffnung hervorgeprefst wird, entleert werden kann. Die absondernde Thätigkeit des Sackes ist so grofs, dafs derselbe täglich 2 bis 3 Mal sich füllt. Wenn er beim Weinen des Individuums schneller sich füllt, so läft sich dieses durch die, von der Thränendrüse dem belebten absondernden Sacke mitgetheilte, vermehrte Thätigkeit erklären. Niemals erregt diese Geschwulst Exophthalmos,

was jedoch der Fall nicht ist; die Ausdehnung müsste bis zum Zerplatzen zunehmen, und es würde sich das Uebel, da die fehlerhafte Ausmündung als Bildungsfehler bestehen würde, in der ersten Kindheit zeigen. Die Individuen, an welchen Schmidt das Uebel heobachtete, hatten, eines das 12te, das andere das 16te Jahr erreicht. Schmidt selbst hatte nur diese zwei Fälle gesehen; das Vordrängen der Bindehaut zwischen den Augenliedern und dem Augapfel in Gestalt eines Sackes, wenn die Geschwulst aussen am Augenliede gedrückt wird, nebst der sichtbaren Zunahme des Sackes, wenn der Patient weint, hält er für die einzigen pathognomonischen Merkmahle Das erstere hat aber das Uebel mit andern Geschwülsten gemein, das zweite läfst sich nicht leicht begreifen, ohne sich nicht auch eine nachfolgende Abnahme der Geschwulst zu denken, es würde sonst ein ungeheuer schnelles Wachsthum derselben Statt finden.

wohl aber kann sie die freie Bewegung des Augapfels hemmen.

Die Hydatis der Thränendrüse entwickelt sich in der Masse dieses Organs, gewöhnlich sehr schnell, so dafs in wenigen Wochen dieselbe ihre vollkommene Ausbildung erreicht hat. Sie ist ein neues, aus dem Zellstoff hervorsprossendes absonderndes Organ, von seröser Hautbildung, ihr eigenthümliches Leben durch fortwährende Absonderung und Resorption kund gebend *). Der Sack steht mit den umliegenden Theilen in nur sehr loser Verbindung. Die sich vergrössernde Geschwulst kann sich nicht ausdehnen, ohne Druck auf den Augapfel und die in der Augengrube liegenden Theile hervorzubringen, ohne erstern allmählig aus der Augengrube vorzudrängen, wobei das Auge immer die Richtung nach innen und abwärts hat.

Bei der entstehenden Geschwulst leidet der Kranke an einem stumpfen Kopfschmerz, an welchen sich das belästigende Gefühl des Vordrängens des Auges knüpft; die Bewegungen des Bulbus, besonders gegen den Schläfewinkel, steigern denselben. Unter Zunahme und Verbreitung des Schmerzes fängt das Auge, an welchem zuvor keine abnorme Erscheinung aufgedeckt werden konnte, aus der Augengrube hervorzuragen an, ist leicht geröthet und trocken. Die Bewegungen des Auges werden unmöglich, die häufig entste

1) Schmidt's (im a. W. S. 75) Erklärung der Genesis dieser Krankheitsform, dafs der Thränendrüsensaft in einer Zelle sich anhäufe, diese ausdehne, dafs andere Zellen sich anreihen, und auf diese mechanische Weise die Cistis sich bilde, ist unstatthaft, da in diesem Falle die Cistis hornartig verdickt seyn müsste, was der Fall nicht ist, indem nach Schmidt's eigener Angabe die Cistis so dünn ist, dafs Flüssigkeit durch die Wände derselben durchdringt, wodurch die Cistis von den umliegenden Theilen sich loslöfst, und in einem Liquor interstitialis liegt,

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henden Lichtentwicklungen steigern den Schmerz. Der Kranke sieht undeutlich mit dem leidenden Auge, und doppelt, wenn er mit beiden Augen die Gegenstände betrachtet, weil das aus der Augenhöhle verdrängte, schief stehende Auge nicht mehr in der Sehachse des gesunden steht. Ist das Auge so weit aus der Augengrube hervorgetrieben, dafs es nicht mehr mit den Augenliedern bedeckt zu werden vermag, so ist es vollkommen erblindet, glanzlos, mit varikösen Gefässen durchzogen. Die Schmerzen sind unausstehlich, ohne Nachlafs, mit Verlust des Schlafes und der Efslust. Durch die Heftigkeit der Schmerzen, durch die Zerrung der Nerven in der Orbita können soporöse, apoplectische Zufälle sich einstellen und den Kranken tödten. Zuweilen wird das Auge durch den Druck, den es durch die vordrängende Gewalt erleidet, entzündet; es bildet sich Eiter in den Augenkammern, die Hornhaut berstet, die Flüssigkeiten entleeren sich, der Augapfel verschrumpft, worauf allmählig die Schmerzen sich verlieren. In seltenen Fällen scheint diese Exophthalmie den carcinomatösen Character annehmen zu können. Die angegebenen Symptome, die rasche Zunahme derselben, und endlich eine dem Fingerdrucke widerstrebende, kugelichte, fast fluctuirende Härte am obern Augenliede nahe an der äussern Commissur lassen dieses Uebel leicht erkennen.

Obgleich die ursachlichen Momente, welche diese Geschwülste in das Leben rufen, uns noch unbekannt sind, so ist doch die Aufgabe klar gestellt, welche die heilende Kunst zu erfüllen hat. Beim Dacryops, wie bei der Hydatis wird die Entfernung der drückenden und hervordrängen Gewalt nothwendig seyn. Da bei der Hydatis die Zufälle dringender sind, so ist auch die Hülfe nothwendiger. Das gründlichste Heilmittel wäre die Exstirpation; allein dieselbe ist ganz unaus

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führbar ohne Beschädigung wichtiger in der Orbita gelagerter Theile. Die Entleerung des Sackes und die Aufhebung der absondernden Fähigkeit desselben, durch Erregung einer Entzündung, ist das zweckmässigste Verfahren. Man hebt das obere Augenlied zu diesem Ende in die Höhe, stöfst unter diesem da, wo man die Geschwulst oder ein Vordrängen bemerkt, an dem Schläfewinkel den Troikart in der Richtung gegen die Thränendrüse ein, schiebt die Spitze desselben so lange vorwärts, bis die Blase geöffnet ist, was aus dem verminderten Widerstand und dem Hervorfliessen der Flüssigkeit erkannt wird. Naahdem das Stilet ausgezogen ist, wird durch die Röhre des Troikarts eine reitzende Flüssigkeit 1) in die Höhle des Sackes eingespritzt, die man ausfliessen lässt, und die Troikartröhre auszieht, sobald Schmerz entsteht, welchem alsdann Entzündung und Adhäsion der Wandungen des Sackes folgt. Sollte auf diese Weise der Wundarzt nicht zum Ziele kommen, so dient das Einlegen einer Kerze, ei-· nes Bourdonet's etc., welche Entzündung und Vereiterung des Sackes setzen, die Absonderungsfähigkeit desselben aufheben, zuweilen ein gänzliches Loseitern desselben bewirken, so dafs derselbe in die äussere Oeffnung sich legend hervorgezogen und entfernt werden kann 2). Beim Dacryops fistulosus wird auf dieselbe Weise verfahren; sobald die Absonderungsfähigkeit des Sackes vernichtet ist, oder eine innere Fistel durch Einlegen einer Saite und Verschwielung der mit dem

1) Hiezu eignet sich am besten die Auflösung des Lapis
infern., des Kali caust. oder des Sublimats
2) Ruttorffer handelte auf diese Weise. Schmidt behaup-
tet, dafs Geschwülste dieser Art zur Entzündung nicht
geneigt seyen, was aber durch mehrere Fälle, ich mache
nur auf den von Richerand (Nosographic chirurg T. 2.
pag. 126) aufmerksam, widerlegt wird.

Troikart gebildeten Oeffnung bewirkt ist, schliefst sich die äussere Fistel.

Nicht nur in dem Zellgewebe der Thränendrüse, sondern im ganzen Umfange der Augengrube können Sackgeschwülste, deren Inhalt verschieden, bald fettartig, bald eiterförmig oder dem Eiweisse ähnlich ist, entstehen. Am häufigsten bilden sich diese Geschwülste an der untern Wand der Augenhöhle, mehr oder weniger tief in derselben wurzelnd *). Die sich entwickelnde Geschwulst, von oben vom Augapfel, von unten von der untern Wand der Augengrube gedrückt, ist gezwungen, zwischen diesen Theilen in horizontaler Richtung hervorzutreten, wodurch dann im Umfange der Augengrube eine Anschwellung, die das untere Augenlied verdrängt, und bis auf die Wange sich ausbreitet, gebildet wird. Der Augapfel wird allmählig aus seiner Lage, nämlich gegen das obere Augenlied vorgetrieben. Haftet die Geschwulst nicht an der untern Wand, so wird der Augapfel eine dem Sitze der Geschwulst entgegengesetzte Richtung bei seinem Vortreten aus der Augengrube nehmen. Der Augapfel ist unbeweglich, das Sehvermögen aber nicht selten noch vorhanden, obgleich der Sehnerve eine anhaltende Dehnung erleidet.

Wenn die Geschwulst in der Tiefe der Orbita hinter dem Augapfel entsteht, so leidet das Individuum an tief in der Augenhöhle sitzenden Schmerzen, welche sich über Stirn und Schläfe ausbreiten, und bis zum Nacken fortsetzen. Ohne dafs die Geschwulst am Rande der Augengrube sichtbar wird, treibt sie den Augapfel allmählig vorwärts, das Sehvermögen erlöscht, die Bewegungen der Iris sind träge, hören endlich gänzlich auf; die Pupille befindet sich im Zustande der gröfsten Erweiterung. Endlich lässt sich die Ge

*) Scarpa, im a. W. 2. B. S. 280.

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