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unempfindliche, bläulichte Wülste bildet; es zeigen sich diese gewöhnlich im Umfange der Hornhaut. Scarpa *) aber hat zwei Fälle beobachtet, in welchen der Sitz derselben an der hintern Hemisphäre des Augapfels haftete. Sie wirken durch Druck auf die umliegenden Theile schädlich und stören die Verrichtungen derselben.

Wenn der variköse Zustand nicht auf diese einzelne Puncte sich beschränkt, sondern der ganze Bulbus mehr oder weniger varikös verbildet ist, so erhält das Uebel die Benennung Cirsophthalnia. In diesem Falle ist der Augapfel hart, konisch hervorstehend, vergrössert, die Sclerotica ist schmutzig und bläulicht; diese und die Conjunctiva sind mit varikösen Gefäfssträngen überladen; auf dem bläulichten Grunde erheben sich die einzelnen varikösern Stellen, die Staphylome der Sclerotica. Obgleich die Hornhaut durchsichsig ist, so ist sie doch glanzlos, die Iris ist starr, die Pupille, wenn sie nicht durch vorausgegangene Iritis verschlossen ist, im Zustande der Erweiterung, winklicht verzogen, und getrübt. Das Sehevermögen ist gänzlich aufgehoben, so dafs nicht die geringste Lichtempfindung vorhanden ist, obgleich Lichtentwicklungen im Auge Statt finden, welche gewöhnlich dem Patienten Hoffnung zur möglichen Herstellung des Sehevermögens geben.

Das Uebel kann anhaltend in diesem Grade bestehen; zuweilen aber werden die aufgelösten Flüssigkeiten des Auges resorbirt, die Lichtentwicklungen hören gänzlich auf, und es bildet sich Atrophia Bulbi. Wenn äussere Unbilden auf den varikös verbildeten Augapfel einwirken, so zerreissen die ausgedehnten Blutgefässe; es bilden sich Austretungen des Blutes, und in seltenen Fällen gänzliche Desorganisationen, welche Carcinom und dadurch Tod des Individuums herbeizuführen vermögen.

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Dafs bei der Bildung der Cirsophthalmie die Chorioidea den vorzüglichsten Antheil habe, läfst sich nicht verkennen; auch werden die Geschwülste, die wir Staphylome der Sclerotica nennen, durch den abnormen Zustand der Chorioidea gebildet. Die Verdünnung der Sclerotica ist nicht das Uebel bedingend, sondern gesetzt durch den Druck, durch die Ausdehnung, welche die Chorioidea auf dieselbe ausübt. So wie in der Schleimhautdas Rete vasculosum zum polypösen Gewächse sich hinaufbildet, ebenso kann durch den verbildeten Zustand der Gefässe der Chorioidea, die als Rete vasculosum des Auges anzusehen ist, diese Krankheit sich bilden. Der durch diese Wülste nach innen wirkende Druck stört mehr oder weniger den Bau der Retina, und bewirkt qualitative Veränderung in den secernirten Flüssigkeiten. Man findet daher, wenn man ein solches Auge dem anatomischen Messer unterwirft, die Sclerotica verdünnt, mit der Chorioidea verwachsen, die Chorioidea varikös, den Theil der Retina, welcher den Geschwülsten anliegt, verdünnt, oder gänzlich mangelnd; die gläserne Feuchtigkeit flüssiger, die Krystall-Linse schmutziggelb. Dieses Uebel ist immer Folge heftiger und anhaltender Entzündungen, und untersagt jeden ärztlichen Eingriff, der etwa zur Entfernung dieses oder eines damit complicirten Uebels vorgenommen werden sollte.

Von dem Hornhaut staphylom.

Wenn die Hornhaut durch Substanzwucherung eine mehr oder weniger zwischen den Augenliedern sich vordrängende, graulichte, zuweilen perlmutterartig glänzende Geschwulst bildet, und ihre durchsichtige Beschaffenheit gänzlich verloren hat, so nennt man die dadurch entstehende

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Augenkrankheit Staphylom *). Man unterscheidet das Totalstaphylom vom partiellen Hornhautstaphylom indem in letzterem Falle nur ein Theil, nicht die ganze Hornhaut in die Sphäre der Erkrankung gezogen ist. Man unterscheidet das kegelförmige Staphylom vom kugelförmigen, je nachdem dasselbe in Kugel- oder Kegelgestalt hervortritt. Es vergrössert sich gewöhnlich so, dafs es die Augenlieder von einander entfernt hält, und die Bedeckung des Auges hindert In einigen Fällen ist das Hervorragen der Hornhaut unbeträchtlich, in andern kann dasselbe über einen Zoll betragen. Die Hornhaut ist nicht verdünnt, sondern verdickt, die Geschwulst compact; die Iris steht mit der Hornhaut in Verbindung, ist mit derselben zuweilen in eine homogene Masse verschmolzen. Bei längerem Bestehen und bei beträchtlicherem Umfange des Uebels scheint erst eine ausdehnende Gewalt eiuzuwirken, sich aber nur auf die Iris zu beschränken, da man diese dann sehr verdünnt, theilweise mangelnd findet. Durch die Dicke und Festigkeit unterscheidet sich das Staphylom von Hydrophthalmos, mit welchem es verwechselt werden könnte, das aber durch seine Weichheit und nachgiebige Verdünnung sich deutlich zu erkennen giebt.

Das Staphylom wächst bis zu einer gewissen Grösse, die es gewöhnlich bald nach seinem Entstehen erreicht hat, und nun verharrt es unverändert in diesem Zustande. Die gänzliche Erblindung, die auffallende Entstellung, Thränenträufeln, und leichte, häufig wiederkehrende Entzündungen, die durch das Unvermögen, den Augapfel gänzlich mit den Augenliedern zu bedecken, durch die Reibungen der Augenlieder hervorgebracht werden, sind die Folgen dieses Uebels.

*) Zuweilen bildet die Hornhaut einzelne Höcker. (Demours, im a. W. 1. V. p. 310 ).

In Folge dieser Entzündungen bilden sich zuweilen Geschwüre, und das gesunde Auge wird endlich sympathisch afficirt. Hat das Staphylom eine beträchtliche Grösse, so kann es Ectropium des untern Augenliedes hervorbringen. In seltenen Fällen hat das Staphylom Neigung zur carcinomatösen Verbildung; es ist alsdann der Sitz andauernder Schmerzen, welche sich über den Kopf verbreiten, und durch kein Mittel gemildert werden, das ganze Auge ist varikös verbildet, und eine sonst unbedeutende auf das Auge einwirkende Ursache ruft alsdann eine carcinomatöse Metamorphose, die den Tod des Individuums zu bedingen vermag, hervor.

Das Entstehen des Staphyloms wird immer durch eine heftige, die Iris und die Hornhaut gleichzeitig befassende Entzündung bedingt, vermöge welcher die Iris mit der Hornhaut verwächst, der Ernährungsprocefs geändert, und das Evolviren dieses wuchernden Gebildes nach aussen bedingt wird. Meistentheils sind es blennorrhoische Entzündungen, die dazu Anlafs geben. Die variolöse Entzündung hat vorzugsweise diesen Ausgang). Vor Richter glaubte man, dafs Schwächung, Zerreissung und Zerfressung einzelner Lamellen der Hornhaut die vorzüglichsten Entstehungsgründe des Staphyloms seyen 2). Durch diese Bedingungen sollten nun die Flüssigkeiten des Auges vermögend werden, die Hornhaut so aus udehnen, dafs dadurch das Staphylom sich bilde 3).

1) Die varicösen Gefässe und die Flecken auf der Oberfläche des Staphyloms zeigen nach Delpech die, der Bildung des Staphyloms vorhergegangene, Entzündung an, (im a. W. 3. B. S. 296).

2) S. Haller, Collect. Diss. chirurg. Günz Nro. 24. und Mauchart Nro. 25.

3) Beer, (Ansicht der staphylomatösen Metamorphosen des Auges. Wien, 1816. S.,20) nimmt an, dafs die Absonderung der wässerichten Feuchtigkeit in der hintern

Richter zeigte, dafs der Entstehung des Staphyloms keine die Tonkraft der Hornhaut vernichtende Momente vorangehen, und dafs die Hornhaut verdickt sey. Scarpa 2) glaubt, dafs die Staphylome bei Kindern wohl compact sind, dafs aber bei lange bestehenden Staphylomen Verdünnung und Ausdehnung Statt finde. Dafs das letztere nur sehr selten geschehen kann, erhellt daraus, dafs das Staphylom nicht fortwährend an Ausdehnung zunimmt, sondern schnell seine Grösse erreicht, und dann gewöhnlich lebenslänglich auf dieser Stuffe der Ausbildung stehen bleibt. Oft scheint die Hornhaut dünn und durchsichtig zu seyn, ist es aber nicht; hierdurch wurden viele zur fehlerhaften Annahme einer Verdünnung der Hornhaut bewogen. Walther 3) be

Augenkammer, die Aufsaugung in der vordern Statt habe. Verwächst nun in Folge einer Entzündung die Iris mit der Hornhaut, und ist so die vordere Augenkammer vernichtet, so werde die Resorption gestört, die wässerichte Feuchtigkeit in der hintern Kammer treibe die Hornhaut vorwärts Die Kegelform erhalt das Staphylom, wenn die Entzündung zugleich eine hintere Synechie erzeugt; besteht blos eine vordere Synechie, so wird es die Kugelform haben. Hat die Entzündung auf das ganze Auge heftig eingewirkt, so werden durch dieselbe die Quellen der wässerichten Feuchtigkeit zerstört, und dadurch die Bildung des Staphyloms gehindert. Diese Ansicht wird dadurch, dafs in der hintern Augenkammer Resorption Statt findet, dafs die Hornhaut nicht verdünnt ist, dafs die wässerichte Feuchtigkeit weder qualitativ noch quantitativ abnorm ist, widerlegt. Demours (im a. W. 1. B. S. 311) zeigt seine Unkenntnifs in der Natur dieser Krankheit durch die unpassende Vergleichung der Bildung des Staphyloms mit dem Drucke des Wassers. auf die an einer Stelle verdünnte Haut einer Schweinsblase.

1) Observ. chirurg. Fasc. II.

2) Im a. W. T. 2. p. 216.

3) Abhandlungen aus dem Gebiete der Chirurgie und Augenheilkunde. Landshut, 1810. 1. B. S. 80.

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