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zeigt. Hat der Pannus eine höhere Ausbildung erlangt (der dichte Pannus), so ist er schwierig zu entfernen, und fordert ein tiefer eingreifendes Verfahren; nach Beer's 1) Beobachtungen erhält die Hornhaut niemals jenen Grad von Klarheit wieder, den eine vollkommen gesunde Hornhaut besitzt. Hier dienen besonders die Mittel in Pulvergestalt mittelst einer Papierdute, eines offenen Gänsekiels oder eines feinen Pinsels auf das Auge angewandt. Die Erfahrung hat für folgende Mittel entschieden: Zucker, Borax, gebrannten Alaun, Zinnfeile, feingepulvertes Glas, Pumex, Os sepiae; diese Mittel werden als Pulver gebraucht; ferner der Höllenstein, der chirurg. Aetzstein in sehr verdünnter Auflösung, eine Auflösung des schwefelsauren Kupfers, des Salmiak etc. Jäger 2) hat mit Erfolg zur Heilung des Pannus den bei blennorrhoischen Entzündungen ausfliessenden Schleim in sehr härtnäckigen Fällen angewandt 3). Wenn bei Anwendung dieser Mittel die Entzündung sich zu hoch steigert, so müssen Blutigel angelegt, und die angegebenen Mittel so lange ausgesetzt werden, bis die entzündliche Reaction vermindert ist.

Das Durchschneiden der Gefässe, welche über die Hornhaut sich fortsetzen, wird sehr empfohlen: noch günstigeren Erfolg gewährt die Methode von Scarpa), welcher die einfache Durchschneidung für fruchtlos hält, da die Gefäfsenden sich wieder verbinden, und die grössern Gefäfsbündel nächst der Hornhaut auszuschneiden räth, Die

1) Im a. W. 2. B. S. 633.

2) Tübinger Blätter für Naturwissenschaften und Arzneikunde. 2. B. 2. Heft. Ludwig über die Natur des

Pannus.

3) Alle Mittel in Salbenform haben sich nach Beer's Beobachtungen schädlich gezeigt; Scarpa aber empfiehlt die Janin'sche Augensalbe.

4) Im a. W. 1. B.

P. 326.

Operation wird im ganzen Umfange der Hornhaut vorgenommen, wenn der Paunus sie ganz bedeckt. Die Operation wird mittelst der Davielschen Schere verrichtet; das Bluten wird durch Bähen mit lauem Wasser unterhalten, das Auge nachher mit einem Malvendecocte ausgewaschen. Scarpa beobachtete, dafs nach dieser Operation ein weisser Ring um die Hornhaut herum sich bilde, welcher die Hornhaut vor nachfolgen den Entzündungen schütze. Ohne andere Mittel anzuwenden, hat er durch dieses Verfahren schr schnell die Klarheit der Hornhaut hergestellt.

Vom Pterygium.

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Eine partielle Wucherung der Conjunctiva, wobei diese sich auflockert, eine Falte bildet, und nur locker mit den unterliegenden Membranen in Verbindung steht, wird Pterygium genannt. Es unterscheidet sich vom Pannus durch lockeres Anhängen an die unterliegenden Häute, wo im Gegentheil beim Pannus die Conjunctiva fest mit der Sclerotica zusammenhängt, und durch seinen beschränkten Sitz *). Gewöhnlich hat das Pterygium eine dreieckige Gestalt, gleicht einer Pyramide, deren Basis vom innern Augenwinkel, der Mem*) Mit dem Pterygium kommen die fleischigen Auswüchse der Conjunctiva des Augapfels überein, unterscheiden sich von demselben durch ihre granulirende Form und durch festeres Aufsitzen. Sie sind selten, entstehen nach chronischer Entzündung, und fordern die Exstirpation. Die dem Messer entweichenden Reste müssen mit Höllenstein sorgfältig hedupft und zerstört werden. Sind sie carcinomatos, haben sie mit dem unterliegenden Theile sehr feste Verbindungen eingegangen und diese in die Sphäre der Erkrankung gezogen, so mufs die vordere Hemisphäre des Auges, zuweilen der ganze Bulbus entfernt werden. Diese Form wurde von frühern Schriftstellern als Pannus malignus aufgeführt. In seltenen Fällen zeigen sich auf solchen Auswüchsen Haare von bedeutender Länge.

brana semilunaris ausgehend sich immer verschmälernd bis zum Centrum der Hornhaut sich erstreckt, und dort scharf spitzig sich endiget. Nicht immer kat das Pterygium seinen Sitz am innern Augenwinkel; es geht zuweilen vom äussern Augenwinkel aus; in seltenen Fällen beobachtet man, dafs mehrere Pterygien zugegen sind, welche oben und unten, oder am äussern und am innern Augenwinkel beginnen. Man hat zwei, drei bis vier Pterygien gleichzeitig bestehend beobachtet, welchen Zustand ältere Arzte mit dem Pannus verwechselten. Zuweilen schreitet das Pterygium nicht über den Rand der Cornea, sondern gränzt sich an dieser ab. Nach den Bewegungen des Augapfels wird das Pterygium gespannt oder gefaltet.

Man unterscheidet dreierlei Arten des Pterygium, nämlich 1. das Pterygium tenue (dünnes Flügelfell), welches ein dünnes, halbdurchsichtiges, ziegelrothes, schmerzloses Häutchen bildet; 2. das Pterygium crassum (dichtes Flügelfell), welches in Form einer dicken, muskulösen, harten, lederartigen, blutreichen Masse erscheint; 3. das Pterygium pingue (Fettfell), wo in einem der beschriebenen Pterygien grössere oder geringere Fettablagerungen beobachtet werden. Der geringste Grad des letztern wird Pinguecula genannt, und besteht in einer linsengrossen, schmutzig gelbröthlichen, genaubegrenzten Fettansammlung 2). Die Unvollkommenheit des Gesichts steht im Verhältnifs mit der Ausbreitung und Dicke des Ptery

1) In einem Falle wurde ein mit durchsichtiger Flüssigkeit gefülltes Bläschen auf der Mitte des Pterygiums beob achtet. (Wardrop Essays on the morbid Anatomy on the human Eye. 1. V. p. 27).

2) Weller (i. a. W. S. 123) entdeckte durch die chemische Analyse nicht das geringste Fett, sondern eine Substanz, welche sich wie eine Mischung von Eiweifs und Gallerte verhielt,

giums; wenn zwei Pterygien von entgegengesetzten Seiten. her sich berühren, so kann das Sehvermögen dadurch vollkommen aufgehoben werden.

Das Pterygium wird häufiger bei alten, als bei jungen Individuen beobachtet; bei Kindern ist es sehr selten. Wardrop 1) beobachtete das Pterygium bei einem Kinde unmittelbar nach der Geburt. Der Sitz des Uebels ist die Conjunctiva. Man hielt dafür, dafs Wucherung der Thränenkarunkel und Verlängerung der halbmondförmigen Haut der Krankheit zu Grunde liege, allein diese Theile haben niemals wirklichen Antheil bei Bildung des Pterygiums, sind gewöhnlich im gesunden Zustande; der Zusammenhang des Pterygiums mit diesen Theilen ist ganz zufällig, was schon durch den verschiedenen Sitz des Pterygiums erhellt. Das Pterygium ist Folge einer schleichenden, öfters wiederkehrenden, meistens partiellen Entzündung der Conjunctiva. Die entzünd– lichen Phänomene, mit welchen die Bildung des Pterygiums beginnt, zeigen sich so leise, dafs die Patienten dieselben nicht wahrnehmen. Leute, deren Augen mechanischen Schädlichkeiten anhaltend ausgesetzt sind, sind diesem Uebel vorzugsweise unterworfen. Kalk-, Sand- und Steinstaub sol-. len nach Beer 2) vorzüglich dieses Leiden bedingen. Das häufigere Vorkommen der Pterygien am innern Augenwinkel erklärt sich dadurch, dafs hier die Bindehaut immer den äusseren Einflüssen mehr preisgegeben ist. Die Regelmässigkeit der dreieckigen pyramidalischen Form schreibt Scarpa 3) dem festeren Anhängen der Conjunctiva auf der Hornhaut zu, da die Adhärenz in dem Grade sich vermehrt, als die Bindehaut dem Centrum der Hornhaut sich nähert; der Zuflufs der

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Säfte, die allmählige Auflockerung von den umliegenden Theilen sind hier mehr, als in der die Sclerotica überziehenden Bindehaut gehindert.

Bei dem dünnen, erst entstandenen Flügelfell, besonders, wenn dasselbe sich noch nicht über die Hornhaut verbreitet hat, dienen die beim Pannus empfohlenen Mittel. Durch das Durchschneiden des am Rande der Hornhaut in Form einer Falte mittelst einer Pincette aufgehobenen Felles, besser, nach Scarpa, durch das Ausschneiden der Falte, werden diese Mittel in ihrer Wirkung unterstützt; das Flügelfell schrumpft allmählig zu→ sammen und verschwindet, ohne die geringste Trübung zu hinterlassen. Bei dem ausgebildeten Pterygium ist das Messer das sicherste Mittel. Ein Gehülfe zieht die Augenlieder von einander; das Auge mufs gegen jenen Augenwinkel, welcher der Sitz des Uebels ist, gestellt werden; der Operateur hebt mit der Zahnpincette das Flügelfell in eine Falte empor1), dasselbe dá anfassend, wo es am wenigsten fest mit den unterliegenden Theilen zu-. sammenhängt 2). Mit einem Staarmesser wird die Falte durchgeschnitten, das getheilte Pterygium wird dann zuerst nach einer, dann nach der andern Seite mittelst der Daviel'schen Schere sorgfältig abgesondert und entfernt. Ist die Blutung

1) Das Aufheben desselben mittelst eines durchgezogenen Fadens wird mit Recht verworfen.

2) Beer giebt den Rath, das Pterygium an der Basis durchzuschneiden, wo es gewöhnlich nur locker aufsitzt. Scarpa fafst dasselbe etwa eine Linie von der Spitze entfernt, von welcher aus er die Abtragung beginnt. Er empfiehlt biezu die Schere. Wenn das Flügelfell sich der Thrä nenkarunkel nähert, so soll es nicht bis dahin losgetrennt, sondern etwa eine Linie von dem Rande der Hornhaut abgeschnitten werden, indem sich sonst in Folge der in zu grossem Umfange stattfindenden Abtragung der Bindehaut eine Narbe bilden würde, welche die Bewegungen des Bulbus von innen nach aussen beschränken würde. Hiermit stimmt die Erfahrung nicht überein.

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