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dehnen der letztern mittelst der Heftpflaster ist ein ungeeigneter, zweckloser Vorschlag. Nach Scarpa 1) soll die Conjunctiva des Augenliedes in dem ganzen Umfange exstirpirt werden; sie werde an dem Rande des Augenliedes mittelst eines kleinen Scalpels eingeschnitten, wobei die Verletzung des Thränenpünctchens gemieden wird; mit der Pincette wird an dieser Stelle die Conjunctiva gefafst, bis dahin losgetrennt, wo sie über den Augapfel sich umschlägt, dann mittelst der Schere vollends losgeschnitten. Der Monoculus wird angelegt, um das Augenlied an den Augapfel anzudrücken, und das Anschliessen des erstern an den letztern zu bewirken. Scarpa bemerkt, dafs in Fällen, in welchen die Verkürzung der Decken nicht beträchtlich ist, die Mifsstaltung zwar nicht gänzlich, jedoch gröfstentheils durch dieses Verfahren gehoben werde.

Für solche Fälle, und auch dann noch, wenn ein beträchtlicher Theil der Integumente zerstört, wenn das Augenlied durch Narben herabgezogen ist, und so tief steht, dafs es in der Höhe des Orbitalrandes sich befindet, hat Adams 2) ein Verfahren vorgeschlagen, für dessen Werth die Erfahrung entschieden hat, da Fälle, in welchen die angegebenen Encheiresen fruchtlos angewendet waren, dadurch geheilt wurden 3). Ist eine Narbe

1) I. a. W. 1. B. S. 68.

a) Pratical observations on Ectropium, or Eversion of the Eye lids etc. London, 1812. p. 4 et seq. 3) Roux (Relation d'un voyage fait a Londres. Paris, 1815. p. 291) behauptet, dafs nach der gewöhnlichen Operation des Ectropiums durch Ausschneidnng der Conjunctiva, keine Neigung zu Rückfällen vorhanden sey, dafs die Heilung in den Fällen, in welchen keine beträchtliche Verkürzung der Bedeckungen vorhanden ist, durch das gewöhnliche Verfahren vollkommen gelinge. Adams behauptet, dafs durch seine Methode immer eine vollkommenere Heilung folge, und dafs nie ein Rückfall möglich sey.

vorhanden, durch welche das Augenlied an die Wange geheftet ist, so mufs diese durch einen halbmondförmigen Schnitt getrennt werden; das Augenlied wird in die Höhe gezogen. Nun wird mit einer scharfschneidenden Schere ein Vförmiges Stück aus dem Augenliede und zwar aus dem, dem äussern Augenwinkel entsprechenden Theile desselben ausgeschnitten, und dann die wuchernde Conjunctiva abgetragen. Die Basis des winklichten Ausschnittes entspricht dem Augenlied rande. Mittelst eines blutigen Heftes, das durch den Tarsus und die Conjunctiva durchgeführt wird, wer`den die Wundränder in Berührung gehalten, um dadurch die erste Vereinigung zu bewirken. Die Vorzüge dieses Verfahrens sind: 1. die Verkürzung des Tarsus (dieser ist beim Ectropium verlängert und beschreibt einen grössern Bogen), dadurch nach der Heilung das genaue Anliegen des Augenliedes an den Bulbus, und die Verhütung eines Rückfalls; 2. im Falle Verkürzung vorhanden ist, das Klaffen des halbzirkelförmigen Einschnittes der Bedeckungen, wodurch das Bilden einer intermediären Zellstoffsubstanz, und mithin, Verlängerung der Integumente bewirkt wird *).

*) Ich habe für das Ectropium des untern Augenliedes, welches durch Verkürzung der Integumente gebildet wurde, ein Verfahren mit Erfolg angewandt, nach welchem die Narbe tief eingeschnitten, die Conjunctiva abgetragen, und eine Fadenschlinge durch den Tarsus und Orbicularis von der innern Fläche des Augenliedes aus, mittelst einer kleinen halbzirkelförmigen Nadel eingeführt, und in ciniger Entfernung ausgestochen wurde. Die Fadenschlinge, durch welche das Augenlied in Spannung und die Wunde klaffend erhalten wurde, war auf die Stirne mittelst Heftpflaster festgemacht. Die Wunde wurde mit Charpie gefüllt, und auf diese Weise die Bildung einer intermediären Substanz erhalten. Man hat das Einschneiden der Haut verworfen, weil man die falsche Ansicht begte, dafs blos durch Zusammentreten der Wundränder die Wunde heile. Diese Meinung ist hinlänglich widerlegt. Man erhielt den gewünschten Erfolg nicht, weil man das

Vom Pannus.

Der Substanzwucher der Bindehaut des Augapfels, nicht nur in jenem Theile derselben, welcher die Sclerotica bedeckt, sondern vorzüglich im Bindehautblättchen, vermöge dessen das Parenchym derselben dicker, aufgelockert, mit Gefässen durchwebt ist, wird Pannus genannt *). Man unterscheidet den dichten und den dünnen Pannus, eine grad weise Unterscheidung, welche nur den mehr oder weniger ausgebildeten Zustand der Krankheit bezeichnet. Beim dichten Pannus ist die Hornhaut gänzlich getrübt, die Conjunctiva so mit Gefässen überladen, dafs sie einem Stücke rothbraunen Tuches gleicht, und weder die Sclerotica noch die Iris und die Pupille wahrzunehmen sind. Beim dünnen Pannus ist die Entartung der Conjunctiva noch nicht bedeutend, so dafs man die Abgränzung der Sclerotica von der Cornea, die Iris und die Pupille noch zu erkennen vermag. ·

Der Pannus ist von ähnlichen Formen durch das über die ganze Conjunctiva der Sclerotica und Cornea verbreitete Leiden, die üppige Gefäfsbildung der Bindehaut, die Trübung und das

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Augenlied nicht in den gehörigen Grad der Spannung versetzte, so dafs demnach nothwendig die Wunde durch Berühren der Ränder sich beilen musste.

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* Mit der Benennung Pannus (Augenfell) wurden die verschiedensten Augenkrankheiten bezeichnet; erst Beer stellte den Begriff dieser Krankheit fest. Vorzüglich wurden Hornhautflecken und Pterygien damit verwechselt. (Scarpa beschreibt ihn unter der Benennung: Wolkenfleck der Hornhaut), selbst Beer unterschied die Corneitis nicht von Pannus, wo letzterer doch wesentlich von ersterer abweicht, und unterschieden werden muss, da er eine ganz andere Behandlung fordert. Andere (Le Febure, Plenk etc.) glaubten, durch das Zusammenstossen mehrerer Pterygien, durch Auswüchse der Caruncula lacrymalis etc. bilde sich der Pannus.

schmutzige Anschen der Hornhaut, das feste Anhängen der Bindehaut an die Sclerotica unterschieden. Die Diagnose wird erleichtert, wenn wir den Gang der Entwicklung desselben berücksichtigen. Der Pannus entsteht nach einer Entzün– dung; die Conjunctiva der Sclerotica verwächst mit letzterer fest, und wird mit Gefäfssträngen überladen, endlich verbreiten sich diese über das Bindehautblättchen; dasselbe bildet ein Gefäfsnetz, in dessen Zwischenräumen sich Lymphe ablegt, welche die Durchsichtigkeit mehr oder weniger aufhebt; die Conjunctiva verdickt sich wahrhaft.

Die Ursachen liegen entweder in der Constitution des Individuums, oder sind local. Was eine Entzündung der Conjunctiva chronisch zu unterhalten, und öftere Rückfälle derselben zu erzeu– gen vermag, gehört hierher. Das scrophulöse Uebel, impetiginöse Krankheiten, das syphilitische Leiden, diese sind die mächtigsten Ursachen.

Das unpassende Verfahren bei Behandlung der Entzündung wirkt kräftig zur Bedingung dieses Uebels mit. Als Symptom der Distichiasis und Trichiasis wird dieses Uebel gewöhnlich beobachtet. Die Entwicklung des Pannus zeigt, dass er ein Ausgang der Entzündung ist, dafs er durch einen der Induration analogen Zustand bedingt werde 1). Bei der Verhärtung stockt die während der Entzündung exsudirte Flüssigkeit, es bilden sich in dieser neue Gefässe, andere Gefässe prolongiren sich und breiten sich in derselben aus. Durch diese abnorme Gefäfsthätigkeit wird immer mehr Lymphe abgesondert, werden immer neue Gefässe erzeugt 2).

1) Bratsch (de Panno oculi Dissertatio. Landishuti, 1819. p. 11) nimmt an, dafs die Gefässe ibre Contractionskraft verlierend, die andringenden Säfte nicht mehr fortzuleiten vermögend sind, und daher Stockung und Verdickung derselben erfolge, wodurch alsdann ein der Induration analoger Zustand entstehe.

2) Scarpa (ima. W. 1. B. p. 324) glaubt, dafs diesem

Würde die Ophthalmoconjunctivitis und Corneitis zweckmässig behandelt, so könnte die Bildung des Pannus gewöhnlich verhütet werden. Bemerkt man während dem Bestehen einer solchen Entzündung die beginnende Entwicklung des Pannus, so mufs eine jenen Zuständen entsprechende Behandlungsweise eintreten. Bei der Behandlung des ausgebildeten Pannus berücksichtige man vor allem das zu Grunde liegende Leiden, verbessere die Constitution des Individuums, entferne die localen Ursachen, z. B. bei Trichiasis durch die Operation desselben, oder durch Ausziehung, die in fehlerhafter Richtung stehenden Cilien; man suche durch ableitende Reize mittelst der Autenrieth'schen Salbe oder durch andere irritirende Mittel die krankhafte qualitative Stimmung der Conjunctiva, und dadurch die üppige Nutrition derselben zu hemmen. Der lichte Pannus setzt dem geregelten Heilverfahren keine grosse Schwierigkeit entgegen. Man trachte die abweichende Stimmung des wuchernden Gebildes umzuwandeln, dieselbe gleichsam zu erschöpfen, was durch die Bewirkung einer reinen Entzündung, cines Zurücklaufens durch jene Stuffen, durch welche das krankhafte Product sich hinaufgebildet hat, gelingt. Das Einstreichen des Laudanum, das allmählig mit Hoffmann'schem Lebensbalsam, peruvianischem Balsam und endlich mit Naphten verbunden wird, die Auflösungen des Zinkvitriols, des Lapis divinus etc. haben sich wirksam ge

Uebel ein varicöser Zustand der Venen der Conjunctiva zu Grunde liege, und stützt seine Behauptung auf eine Injection, welche er an einem mit Pannus behafteten Auge machte, vermöge welcher die Injectionsmasse von der Vene aus in die kleinsten Gefälschen des Pannus leicht eindrang. Diese Beobachtung, welche Communication der Venen mit den Gefäfschen des Pannus zeigt, ist für Scarpa's Behauptung nichts weniger als überzeugend.

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