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sigkeit der Glasfeuchtigkeit zu erwarten.

Wenn die Gewohnheit die Mutter dieses Uebels ist, dann kann durch allmähliges Verlassen derselben, durch Betrachtung der Gegenstände in grösserer Entfernung Heilung geschehen. Ist vermehrter Turgor und örtliche Plethora die Ursache, so mögen Blutentziehungen und Ableitungen günstig wirken. Gewöhnlich aber ist die radicale Heilung unmöglich, und die Hülfe des Arztes ist palliativ, beschränkt auf die Anwendung hohlgeschliffener Brillen, durch welche die zweckmässige Brechung der Lichtstrahlen vermittelt wird. Bei Auswahl der Brille beachte der Kranke, dafs sie weder zu schwach noch zu stark seyn darf, da im ersteren Falle das Auge zu sehr angestrengt, und dadurch geschwächt würde, im letztern Falle aber die Kurzsichtigkeit zunähme, und die Brille allmählig mit ciner stärkern vertauscht werden müfste. Eine Hohlbrille, mit welcher der Kurzsichtige in einer dem gesunden Auge zukommenden Entfernung von 15 bis 20 Zoll die kleinste Druckschrift vollkommen, deutlich und fertig zu lesen im Stande ist, ohne dafs das Auge dabei sogleich ermüdet, diese ist immer die zweckmässigste 1).

Von der Presbyopie 2).

Wenn das Auge kleinere Gegenstände in der Nähe undeutlich, in einer Entfernung von 15 bis 20 Zoll, und selbst in grösserer Entfernung deut

1) Beer (i. a. W. 2. B. S. 658). Auch wirft dieser die Frage auf, ob nicht etwa durch Ausziehung der Linse bei einem an Blindheit grenzenden Grade der Kurzsichtigkeit gründliche Hülfe geleistet werden könnte, da die Staarausziehung an einem myopischen Auge immer die glänzendsten Resultate gewähre, bemerkt jedoch, dafs in dem Falle der Durchsichtigkeit der Linse die Operation von der gröisten Schwierigkeit seyn müiste. 2) Synonym: Visus senilis.

lich erkennt, so nennt man es fernsichtig. Die Individuen, welche fernsichtig sind, entfernen kleine Gegenstände auf 1 bis 3 Fufs, um sie deutlich zu erkennen. Die Pupille ist hier gewöhnlich im Zustande der Verengerung. Die Fernsichtigen lieben starke Beleuchtung.

Das Nächstursächliche der Fernsichtigkeit liegt in der zu langsamen Brechung der Lichtstrahlen, so dafs diese die Retina berühren, ehe sie sich vereinigt haben. Nur entferntere Gegenstände können daher deutlich wahrgenommen werden. Objecte, welche in einer sehr grossen Entfernung liegen, erscheinen, der in diesen Augen wenig empfindlichen Retina wegen, undeutlich, da die in grosser Entfernung liegenden Gegenstände eine geringe Menge der Lichtstrahlen dem Auge zusenden. Die gewöhnlichen Bedingungen, aus welchen Fernsichtigkeit entsteht, sind: 1. zu geringe Convexität der Hornhaut oder der Linse, oder beider zugleich; 2. zu geringe Entfernung der Hornhaut und der Linse, oder der Linse und der Netzhaut; 3. Verminderung der die Lichtstrahlen brechenden Kraft der durchsichtigen Theile des Auges.

Die Abplattung der Hornhaut und der Linse können in Folge der ursprünglichen Gestaltung des Auges sich zeigen, allein es ist sehr selten, dafs vor dem 4osten Jahre die Presbyopie sich entwickelt. Gewöhnlich ist sie Folge des Alters, der verminderten Ernährung der Theile und des gesunkenen Turgor vitalis. Durch Vereiterung der Hornhaut, durch Atrophie der Linse könnte ein solcher Zustand bedingt werden *). Wenn durch einen fehlerhaften Nutritionsprocefs die Sclerotica sich verdickt, und in dem Grade sich zusammenzieht, als die von ihr eingeschlossenen Theile an

*) Man hat Augen zergliedert, in welchen auch nicht die geringste Spur der Linse wahrgenommen wurde. (Delpech, i. a. W. V. I. pag. 444).

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Umfang abnehmen, wie dieses bei alten Individuen in Folge der mangelhaften Ernährung der Theile geschieht, so entsteht eine zu grosse Annäherung zwischen Linse und Netzhaut, oder Hornhaut und Linse, und dadurch die zweite Bedingung zur Fernsichtigkeit. Diese 'Bedingung kann Folge besonderer ursprünglicher Bildung seyn, oder auch durch die überwiegende Thätigkeit der vier geraden Augenmuskeln gesetzt werden, welche gleichzeitig wirkend den Augapfel verkürzen *). Wenn die Dichtigkeit der Hornhaut, der wässerichten Feuchtigkeit oder des Glaskörpers vermindert ist, so entsteht ebenfalls Presbyopie. Wenn man Fälle beobachtet hat, in welchen eine von Jugend an vorhandene Fernsichtigkeit durch das Alter gehoben wurde, so ist dieses aus der eingetretenen Verdichtung und Verdickung der Hornhaut zu erklären. Da aber die übrigen angegebenen Umstände im Alter gewöhnlich überwiegen, da endlich die wässerichte und die gläserne Feuchtigkeit in einem flüssigeren Zustande sich befinden, so wird es sich erklären, warum der gewöhnlichen Verdickung der Hornhaut ungeachtet, dennoch Fernsichtigkeit als häufig beobachtete Folge des Alters auftritt. Die durch Gewohnheit entstehende Presbyopie bildet sich durch die allmählige Verminderung der Längenachse des Augapfels. Eine Radicalkur ist hier nicht möglich; palliative Hülfe wird durch die convexen Brillen geschafft. Sobald man bemerkt, dafs der Horopter sich merklich entfernt, und der Grad der Beleuchtung, um

*) Wenn beide schiefe Augenmuskeln im Zustande der Thätigkeit gleichzeitig sich befinden, so wird der Augapfel verlängert; verkürzt wird derselbe durch die gleichzeitige Thätigkeit der vier geraden Muskelu. Die Individuen, welche nahe und entfernte Gegenstände gleichdeutlich zu erkennen vermögen, scheinen diese vortheilhafte Eigenschaft dem regelmässigen Spiele dieser Theile verdanken

zu müssen,

deutlich zu sehen, mehr und mehr verstärkt werden mufs, so ist nach Beer 1) der Zeitpunct für die Anwendung der Brillen vorhanden. Da die Presbyopie immer zunimmt, so folgt daraus, dafs man im Anfange mit schwach convexen Gläsern sich begnügen mufs, die man nur allmählig mit mehr convexen vertauschen darf. Zuweilen findet sich ein Auge fernsichtig, während das andere kurzsichtig ist 2).

1) I. a. W. 2. B. S. 664.

2) Die Brillen dienen nicht nur bei Kurz- und Fernsichsigkeit, sondern auch bei abgestumpfter Empfindlichkeit der Retina, und bei Unreinheit und Trübung der brechenden Medien des Augapfels. In den letztern Fällen bedürfen die Leidenden der Flachgläser von 100 bis 140 Zoll Brennweite, welche kaum vergrössern, weil hier nur ein concentrirteres Licht auf die Nervenhaut fallen, dic Objecte erhellt und deutlicher gemacht werden sollen. Die Augengläser für Weitsichtige haben zwischen 15 bis 70 und 80 Zoll Brennweite; die für Kurzsichtige zwischen 8 bis 30 und mehrere Zolle. Dafs ein Augenglas völlig passend ist, wird dadurch erkannt, dafs man durch dasselbe so lesen, schreiben und mit den Augen arbeiten kann, als ob man ein ganz gesundes Gesicht hätte. Zuweilen hat das Auge eine andere Brille bei der künstlichen Beleuchtung, als bei dem Tageslichte nöthig; die Abendbrille mufs dann immer schärfer seyn. Die runden, ziemlich grossen Brillengläser in einer schmalen Fassung befindlich, sind besser als die ovalen oder eckigen, da letztere ein zu geringes Sehfeld darbieten, und zu viel Nebenlicht auf das Auge fallen lassen. Die Gläser müssen vollkommen rein, ohne Adern oder Sprünge seyn. (S. Bernstein systematische Darstellung des chirurg. Ver bandes. Jena, 1798, p. 174. Weller, Diätetik für gesunde und schwache Augen, p. 188).

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2. Klasse. Organische Krankheiten.

Von den Hypervegetationen.

Die organischen Krankheiten, bei welchen die Structur- und Formveränderung durch Ueberschufs der organischen Masse, durch Vergrösserung des Umfangs sich ausspricht, werden hieher gerechnet. Diese werden bedingt durch den wuchernden Ernährungs- und Bildungsprocefs, und zwar 1. durch einseitige Entwicklung der productiven Sphäre, und dadurch gesteigertes Vegetationsleben; 2. durch Anhäufung secernirter Stoffe mit gleichzeitiger Organisationsabweichung einzelner Theile; 3. durch eigenthümliche Umbildung eines Theiles; 4. durch Zerstörung eines Theiles und Bildung eines neuen Organes, so dafs der zerstörte Theil der Boden des neu sich bildenden Organs ist. Die Krankheiten kommen demnach in folgende Gruppen: Wucherungen.

Ectropium, Sarcoma palpebrae.

Paunus.

Pterygium.

Encanthis fungosa.

Organisationsveränderung mit gleichzeitiger Anhäufung secretirter Flüssigkeiten.

Oedema calidum et frigidum palpebrarum.
Hydrophthalmos, Buphthalmos.

Umbildungen der Theile.

Tylosis, Hydatis, Milium, Morum, Verucae
palpebrarum.

Cirsophthalmia, Staphyloma scleroticae.
Staphyloma totale et partiale.

Bildungen neuer Organe.

Chalacion, tumores cistici,

Tumores in orbita.

Cancer palpebrae et oculi.

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