Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

mestoffes nachtheilig. Man hat geglaubt, die Umschläge verwerfen zu können, indem man wähnte, dafs sie nicht durch die Augenlieder auf das Auge durchwirkten; allein die Verbindung der Augenlieder durch Häute und Nerven mit dem Innern des Auges ist bekannt, und wahrscheinlich findet auf deren Anwendung ein galvanischelektrischer Procefs statt, dessen Wirkung gleichzeitig im Innern, des Auges sich äufsert.

S. 21.

Die Augenbäder, welche von vielen Aerzten zur Conservation und Restauration des Sehorgans empfohlen werden, wirken gewöhnlich, wenn deren Anwendung lange fortgesetzt wird, schädlich. Sie entziehen dem Auge einen natürlichen Lebensreiz, den Wärmestoff, so dafs auf die geringsten Reize entzündliche Reactionen sich einzustellen pflegen. Die Badwännchen, welche man für die Augenbäder verfertiget, sind zu klein; zweckmäfsiger ist es, ein Trinkglas mit Flüssigkeit zu füllen, in welche dann das Auge gebracht wird. Die Tusch- und Tropfbäder aber wirken, den Lebensprocefs im Theile steigernd, durch den mechanischen Impuls und durch den schnellen Temperaturwechsel. Der Anwendung folgt immer vermehrte Wärmeentwicklung, ein Beweis der verstärkten Action des Nerven- und Blutsystems in diesem Theile.

an.

$..22.

In Dunstgestalt wendet man flüchtige Stoffe Von den stärkern Substanzen lässt man einige Tropfen in der vorgehaltenen warmen Hand gegen die Augen verdunsten, oder man lässt die warme Infusion mittelst eines Trichters gegen das Auge steigen. Den Campher läfst Himly zwischen

Flor einnähen, um den Dunst desselben auf das Auge einwirken zu lassen.

S. 23.

ver

Die Elektricität wird oft mit Erfolg gegen Augenkrankheiten in Anwendung gezogen. Bekannt ist, dafs sie die Verrichtungen des animalischen und vegetativen Lebens steigert, und das dieselben vermittelnde Gefäfssystem zur mehrten Lebensäufserung antreibt. Die Wirkung der Elektricität scheint mehr dynamisch zu seyn, wohingegen der Galvanismus mehr die Mischung des Theiles umstimmend einzuwirken scheint. Wenn man einem Körper, dessen Communication mit allen äussern leitenden Substanzen aufgehoben ist, elektrische Materie zuführt oder raubt, so giebt man ihm das elektrische Bad. Man bedient sich dabei am besten eines durch eine gläserne Handhabe isolirten, im Winkel durch Umbeugung einen Haken für die Leitungskette bildenden und mit einer Birne von Holz oder Metall an seiner Spitze versehenen Drathes; die hölzerne wirkt äufserst gelinde. Die Augengegend ist für die Elektricität vorzüglich empfindlich.

S. 24.

Um den Galvanismus bequem anzuwenden, hat man eine Binde gewählt, welche auf jedem Auge ein flaches metallenes Schälchen befestigt, in dessen Oehr der leitende Drath des einen Poles befestigt wird, so, dafs auf dem einen Auge der eine, auf dem andern der entgegengesetzte Pol einwirkt.

Diese Armirung mit beiden Polen ist unzweckmäfsig, da das Leiden der beiden Augen gewöhnlich dasselbe, die Einwirkung der entgegengesetzten Pole verschieden ist, so, dafs das eine Auge

in dem Grade sich verschlimmern mufs, als das andere Fortschritte in der Heilung macht.

Mei

Man mittle zuvor aus, welcher Pol für den vorliegenden Zustand der passende ist, und nur diesen wende man an. Die negative Wasserform, der Pol wirkt gleich dem Lichte, die Sensibilität und die thierischen Verrichtungen steigernd; auch zeigt die Erfahrung, dafs dieser Pol bessere Wirkung bei sensibeln Störungen des Auges äufsert, als der +Pol. Wenn man sehr stark wirken will, so bringt man den -Pol auf der Hornhaut oder auf den Augenliedern an; selten ist es jedoch angezeigt, diese Stellen zu wählen. stens sucht man die Augennerven durch die 3 Aeste des 5ten Paares zu erregen. Man leite den -Pol über die Augenbraune in die Gegend des foramen supraorbitale, oder an die innere Fläche der Nase, oder des Oberkiefers in der Gegend der Backenzähne, oder an die Schläfe. Den andern Pol bringe man ganz entfernt an, z. B. an der in ein Gefäfs mit Wasser getauchten Hand. Die Dauer der Wirkung ist verschieden. Die Coustruction der Säule richtet sich nach der individuellen Reizbarkeit des Kranken und erheischt 15-40 Lagen.

S. 25.

Um den negativen Pol leicht an der Stelle anzubringen, wo man dessen Anwendung wünscht, nimmt man eine etwas concave Metallplatte, die, um nicht oxydirt zu werden, an ihrer innern Fläche vergoldet, oder, um die Haut nirgends unmittelbar zu berühren, auf ihrem Rande, so wie auf der äufsern Fläche lackirt ist. Auf die innere Fläche wird ein in Salzwasser Lackmusbrühe oder Rindsgalle getränktes, doch nicht zu nasses Stück dünnen Schwammes gelegt, und mittelst des durch den Bügel der Platte durchgezogenen

Bandes an der gehörigen Stelle befestigt, so dafs die Platte den Schwamm mit einiger Festigkeit an den zu galvanisirenden Theil andrückt.

In das an der äussern Fläche des Schwammes befindliche Oehr wird nun die Kette vom negativen Pole eingehängt. Zur Wirkung auf das Auge selbst bedient man sich am zweckmäfsigsten einer kupfernen, inwendig vergoldeten, äufserlich lackirten Augenwanne, von deren Mitte ein metallener Stab ausgeht, der, um isolirt zu seyn, grofsentheils in einer Glasröhre steckt, und am untern Ende ein Oehr zum Einhängen der Kette hat. Die Augenwanne wird mit lauem Wasser gefüllt, das offene Auge in die Wanne gebracht und die Kette geschlossen*).

Man hat vorgeschlagen, mit einem dünn zu-gespitzten Conductionsstabe die Hornhaut zu betupfen, wodurch man starke Wirkungen erhält. Allein die berührte Fläche ist zu klein, die Wirkung nicht vertheilt, kann nur augenblicklich angewendet werden, und bewirkt leicht Verdunklungen der Linse und Trübungen der Hornhaut. Um ein leichteres galvanisches Spiel hervorzubringen, kann man zwei Platten der entgegengesetzten Metalle, z. B. Zink und Silber, an jeder Seite eines, zwischen der innern Fläche der Wange und der obern Kinnlade anbringen, und miteinander vereinigen.

S. 26.

Obgleich es keinem Zweifel unterliegt, dafs jede Krankheit ihre Individualität hat, so ist es doch schwierig, ein nosologisches System zu schaffen, da dieses die Anordnung der Gegenstände nicht allein den Formen der Krankheit nach,

*) Handbuch der neuesten Entdeckungen in der Heilmittellehre von Burdach. S. 226.

2

sondern auch nach dem Wesen derselben gestaltet werden mufs. Wie es der Naturhistoriker macht, der, um die Körper zu determiniren, die äufsern Formen und Umrisse auffafst, und dann durch vergleichende Auatomie geleitet, die Functionen, die Würde und Höhe des Individuums bestimmt, also verfährt der Nosologe, indem er das Wesen und die Form der Krankheit berücksichtiget. Die wesentlichen Erscheinungen müssen von den unwesentlichen geschieden werden, wie der Naturforscher unwesentliche zufällige Erscheinungen von den wesentlichen absondert. So wie jeder belebte Körper verschiedene Metamorphosen erleidet, eben so verhält es sich bei Krankheiten. Eine Menge von Erscheinungen treten allmählig auf, nach und nach verschwinden dieselben, nur eine von ihnen wächst gewaltig; unter ihrem Vergröfsern verschwinden die andern. Endlich zeigt sich das, was in der frühern Krankheit nur als Erscheinung angedeutet war, vollkommen ausgebildet, vollkommen individualisirt, kurz als eigenthümliche Krankheit, welche wir, da sie sich aus einer andern entwickelt, Nachkrankheit heifsen.

Da nun

die Metamorphosen in Krankheiten so schnell sich folgend sind, und da durch das Band des Lebens kein System leidet, ohne das andere in Reflex zu ziehen, so wird es um so schwieriger, eine methodische Zusammenstellung aufzufinden. Wir möchten hier beinahe den Satz aufstellen: das Kapillarsystem ist der einzige und ursprüngliche Sitz aller Krankheit. Dasselbe steht der Entwicklung der Wärme, allen Se- und Excretionen, der Nutrition, durch die Secretionen der Assimilation und Animalisation vor. Allein dieses System selbst und alle Aeusserungen desselben sind dem Nervensysteme untergeordnet; das Nervensystem hat Centralpuncte, das Gehirn und die Ganglien; durch Affection dieser Centralpuncte vermag das Gefäfs

1

[ocr errors]
« ZurückWeiter »