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folgt ein Herabfallen des obern Augenlieds vor den Augapfel, ohne dafs der Patient vermögend wäre, dasselbe über das Auge hinauf zu bewegen und geöffnet zu erhalten. Der Orbicularis ist meistens auch im paralytischen Zustande, so dafs ein vollkommenes Schliessen der Augenliedspalte nicht möglich ist. In dem Baue der Augenlieder läfst sich keine Unzweckmässigkeit auffinden. Die benachbarten Theile theilen gewöhnlich diesen krankhaften Zustand; der Patient klagt über Eingenommenheit des Kopfes auf der leidenden Seite, über ein Gefühl von Kälte über den Augenbrauund über Schwäche in den benachbarten Theilen. Das Sehvermögen ist geschwächt, zuweilen ist Amaurose vorhanden ), die Iris ist träge in ihren Bewegungen, und die Pupille weiter auf dieser als auf der gesunden Seite. Zuweilen scheinen selbst die Augenmuskeln, bei noch vorhandener Sehkraft, gelähmt zu seyn, in welchem Falle dieselben den Bulbus aus der Orbita gleichsam vorfallen lassen, wodurch die Ophtalmoptosis paralytica entsteht 2).

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Eine Schwäche der ganzen Constitution, vorzüglich Chlorosis, lange Unthätigkeit der Augenliedes, ein dieselben lange drückender Verband, die Bedeckung derselben mit erweichenden Cataplasmen, Quetschungen der Augengegend, diese Ursachen bedingen zuweilen dieses Uebel. Plenk3) giebt an, dafs nach Unterdrückung der Menstrua

1) Plenk im a. W. p. 31.

2) Weller im a. W. S. 55. Nach Delarue (im a. W. p. 102) soll das Auge gewöhnlich nach aussen gestellt seyn, weil der obere, der untere und der innere gerade Augapfelmuskel mit dem Aufhebmuskel ihre Bewegungsfähigkeit gemeinschaftlich von dem dritten Nervenpaare erhalten. Die Lähmung des obern Augenliedes ist aus dieser Ursache nach Boyer (Traité des maladies chirurgicales. T. 5. p.254) mit Strabismus und Dyplopie verbunden. 3) I. a. W. P. 31.

tion, oder eines Hämorrhoidal-Blutflusses das Auftreten dieses Leidens beobachtet wurde. In seltenen Fällen hat man ein periodisches Wiederkehren des Augenliedvorfalles beobachtet.

Die Heilung der Blepharoplegia wird in leichten Fällen durch eine passende Diät, durch den Aufenthalt in trockener, warmer Luft, durch vernünftigen Gebrauch spirituöser Getränke, und Reiben des Auges mit erwärmtem mit Weihrauch durchräuchertem Flanell herbeigeführt. Reichen diese Mittel nicht aus, so werden besonders Dusch – und Tropfbäder auf das Auge und den Hinterkopf angebracht, Einreibungen geistiger, flüchtig reizender Mittel in die Schläfe- und Augenbraunengegend empfohlen. Bisweilen wird es nöthig China, Valeriana etc. überhaupt solche Mittel, welche dem allgemeinen Leiden entsprechen, anzuwenden. Der Galvanismus wird von Beer 1) für hartnäckige Fälle empfohlen. Schmidt bedient sich des für den Blepharospasmus angegebenen Mittels. Wenn die angegebenen Mittel mehrere Monate hindurch ohne Erfolg angewandt wurden, so hat man die Unheilbarkeit des Uebels zu befürchten. Man hat vorgeschlagen 2), in diesem Falle zu der Operation, vermöge welcher ein Theil der Bedeckung des Augenliedes abgetragen wird, seine Zuflucht zu nehmen. Allein die Operation würde ohne Nutzen seyn, da man durch dieselbe auf die Thätigkeit des Levator palpebrae superioris nicht ein

1) I. a. W. 2. B. S. 20. Bei Anwendung des Galvanismus soll man nach Beer auf folgende Puncte Rücksicht nchmen: 1. dafs die Kette auf keinen Theil des Auges gebracht, werde, der des galvanischen Reizes nicht bedarf; 2. dafs man die Plattenlagen nicht zu voreilig vermehre; 3. dafs man nach eingetretenem Kopfschmerz bis zum Verschwinden desselben das Galvanisiren einstellt; 4. dafs man zur Zeit der Menstruation dieses Mittel nicht auwende.

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zuwirken vermag; würde man so viel abtragen, dafs das Auge unbedeckt bleiben würde, so könnte dadurch dasselbe leiden, und da der Augapfel gewöhnlich nach aussen gedreht ist, so könnte, da die Sehaxen sich nicht parallel stehen würden, Doppelsehen erfolgen.

Von der Mydriasis.

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Bei diesem Leiden ist die Bewegungsfähigkeit der Iris aufgehoben, die Pupille bleibt daher er weitert und unverändert, obgleich das Auge den verschiedenen Abstuffungen des Lichts ausgesetzt. wird, und die Lichtstrahlen frei zur Retina gelangen. Der Kranke sieht die Gegenstände undeutlich, und in einigen Fällen kleiner als sie vorzüglich sind. Die erweiterte Pupille behält zwar ihre Schwärze, was von dem ungetrübten Zustande der Flüssigkeiten des Auges zeugt; nur ist zu bemerken, dafs bei genauer Untersuchung im Hintergrunde des Auges eine graulichte Trübung wahrzunehmen ist, die jedoch in gesunden Augen auch nach der künstlichen Erweiterung der Pupille wahrgenommen wird, und die den aus dem innern Auge zurückgeworfenen Lichtstrahlen zuzuschreiben ist. Starke Beleuchtung ist dem Auge be schwerlich; die mit diesem Uebel behafteten Individuen sehen besser bei gemässigtem Lichte 2). 1) Es darf dieses nicht einem Leiden der Retina zugeschrieben werden, ausgenommen in jenen Fällen, wo Amaurose vorhanden ist, sondern es rührt dieses von dem zwischen der Menge der einfallenden Lichtstrahlen. und der Reizempfänglichkeit der Retina bestehenden Mifsverhältnifs her. Es findet hier Statt, was man bemerkt, wenn man aus einem dunkelu Zimmer in ein stark erleuchtetes eintritt, man ist geblendet, bis sich die Iris dem Grade der Beleuchtung gemäfs expandirt, und die Pupille sich verengert hat.

2) Mau will in einigen Fällen die Beibehaltung des ungetrübten Sehevermögens beobachtet haben. (Boyer, Traité des maladies chirurgicales. T. 5. p. 453).

Wenn solche Individuen durch eine Oeffnung sehen, so, dafs die Menge der einfallenden Lichtstrahlen vermindert wird, so erkennen sie die Gegenstände deutlicher. Das Uebel erscheint bisweilen plötzlich, gewöhnlich aber bildet sich dasselbe allmählig aus; es kann eine solche Höhe erreichen, dafs die Iris nur einen linienförmigen Kreis, der bisweilen regelmässig cirkelförmig, bisweilen aber elliptisch ist, bildet.

Die Krankheit beruht auf der abnormen Stimmung der Ciliarnerven oder des Ganglion, bisweilen mit auffallender Veränderung der Organisation dieser Theile, und der dadurch erfolgten Lähmung der Iris. Die ercctile Thätigkeit derselben ist erloschen *). Die Mydriasis ist entweder idiopatisch oder symptomatisch. Quetschungen und Erschütterungen des Auges, heftige Entzündungen, wahrscheinlich durch Adhäsion der vordern Linsenkapsel mit der Uvea, Verwundungen, das Einwirken narcotischer Substanzen, der lange Aufenthalt im Dunkeln, vermögen dieselbe zu setzen. Eben so kann sie als Sympton einer andern Krankheit, der Wurmsucht, eines Hirnleidens, der Hysterie, der Hypochondrie auftreten. Sie ist die gewöhnliche Begleiterin der Amaurose und des Glaucoms. Kinder scheinen besonders disponirt, da bei diesen die Pupille gewöhnlich eine grössere Weite hat, eben so Individuen, welche durch Samenverlust erschöpft sind. Sie wurde schon angeboren beobachtet. Sie zeigt sich gewöhnlich nur an einem Auge. Die Prognose ist weniger ungünstig bei der schuell entstandenen Mydriasis,

*) Die Bewegungsfähigkeit der Iris steht gewöhnlich mit der zweckmässigen Energie der Retina in genauer Beziehung, so, dafs die Iris um so lebhafter sich bewegt, als die Retina sensibel ist. Nicht immer findet aber dieses Statt; denn oft tritt Amaurose mit enger Pupille und thätiger Iris auf, und oft Bewegungsunfähigkeit der Iris ohne Amaurose.

und bei erkannter und leicht entfernbarer Ursache. Sie wird leichter als die Amaurose entfernt. Nach Deucours) soll unter neun Fällen bei sieben die Heilung ohne Beihülfe der Kunst erfolgen.

Immer mufs bei der Behandlung das ursächliche Leiden erforscht und gehörig bekämpft werdeu. Bei der idiopatischen Mydriasis sind die örtlichen Mittel angezeigt. Man mufs jene Mittel anwenden, welche laut der Erfahrung die Thätigkeit der Iris bedingen. Ein scharfes Augenwasser, wozu sich vorzüglich eine Infusion der Tabaksblätter eignet, einige Mal im Tage tropfenweise in das Auge gelassen, öftere Frictionen des Auges, die Elektricität und der Galvanismus, Einreibungen geistiger Mittel in die Umgegend des Auges, das Verdunsten der Naphten, oder des Salmiakgeistes gegen das Ange, leisten die vorzüglichsten Dienste, vorausgesetzt, dafs ein Allgemeinleiden, das etwa zu Grunde liegt, nicht unberücksichtiget bleibt.

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Von dem Strabismus.

Wenn bei Betrachtung eines Gegenstandes die Sehaxen von einander abweichen, wenn, während das eine Auge den Gegenstand fixirt, das andere auffallend auf einen andern Punct sich wendet; so besteht der Zustand, welcher mit der Benennung Schielen bezeichnet wird. Das Schielen findet entweder nach oben, oder nach unten, nach aussen oder nach innen Statt. Das erstere wird vorzüglich bei Kindern bemerkt, und Uebersichtigkeit, die gewöhnlich mit dem Nystagmus bulbi verbunden ist, genannt. Das Schielen nach innen. ist das gewöhnliche, da im normalen Zustande die Augen convergirend stehen, und leicht durch Vermehrung der Convergenz das Schielen gebildet wird. Es ist unrichtig, anzunehmen, das Schie

*) I. a. W. 1. B. p. 447.

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