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die Wirkung dieser Mittel unterstützt werden *). Würde durch diese Mittel die bezweckte Absicht nicht erreicht, so wäre die Paracenthese vorzunehmen. Wenn die Hornhaut in ihrer ganzen Ausdehnung eiterig zersetzt, und die Augenkammer mit Eiter angefüllt ist, wenn der heftigste Schmerz, die phlegmonöse Entzündung den höchsten Grad erreichend, Hirnleiden herbeiführt, wenn Delirien, Convulsionen und heftige Fieberzufälle sich einstellen, dann ist das Auge als Sehorgan aufzugeben, es ist das Hypopyon wie ein gewöhnlicher Abscefs an andern Theilen zu behandeln. Für diesen Fall eignen sich Cataplasmen; sie bewirken die Berstung der Hornhaut, und dadurch Nachlafs der Zufälle.

Entzündung der parenchymatösen Theile.

Von der Encanthis inflammatoria. "

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Die Augenliedränder röthen sich, die Carunkel theilt diese Röthung und schwillt an; ebenso die halbmondförmige Haut. Die Thränenpünctchen sind krampfhaft geschlossen, dadurch ist die Aufsaugung und die Leitung der Thränen gehindert. Die angeschwollene Carunkel ist der Sitz stechender Schmerzen, welche bei Berührung und bei Bewegung der Augenlieder vermehrt werden. Zertheilt sich die Entzündung, so dauert die Schleimabsonderung noch einige Zeit in vermehrter Menge fort, während die entzündlichen Erscheinungen allmählig weichen. Geht aber die Entzündung in Eiterung über, so mehrt sich die Schleimabsonderung und die Geschwulst der Carunkel, die Farbe wird dunkelroth, die Härte derselben nimmt ab, an dem untern Theile derselben bildet sich ein, Eiterpunct, der sich öffnet. Zuweilen entsteht durch einen verheerenden Eiterungsprocefs ein Schwinden

*) Dissertat. de Hypopyo, auctore Fabini. Tubingae, 1818.

(Rhyas) oder vollkommene Vernichtung der Carunkel (Rhacosis). Leicht entartet die Carunkel in einen blafsrothen, leicht blutenden Schwamm, den man Encanthis fungosa ), auch wohl nach der derselben inwohuenden Tendenz, Encanthis maligna nennt. Bösartig wird sie nur bei cachec¬ tischen Individuen.

Mechanische Schädlichkeiten sind die gewöhnlichen Ursachen dieser Entzündung. Fremde Körper, Stichwunden, die auf der Carunkel hervorsprossenden Härchen, wenn sie zu sehr sich verlängern, und durch die umgebogene Spitze die Carunkel reizen, gehören vorzüglich hieher.

Bei der Behandlung mufs der Arzt vor allem bemüht seyn, die fremden Körper, wenn diese die Entzündung setzen, zu entfernen. Kleine fremde Körper, z. B. Glassplitter, Steinchen etc. setzen sich gewöhnlich zwischen der halbmondförmigen Haut und der Carunkel fest. Um diese und die umgebogenen Härchen aufzufinden, bedarf es oft einer Lupe. Kalte Umschläge sind im Anfange der Entzündung, bei eintretender Eiterung lauwarme schleimichte Decocte, bei fungöser Entartung des Laudanum, gelinde Caustica, oder das Wasser angezeigt.

Von der Dacryoadenitis.

Das Leiden beginnt mit einem drückenden stechenden Schmerze an der Schläfegegend, der immer mehr an Heftigkeit zunimmt, sich auf den Augapfel, auf die Stirne, Schläfe- und Hinterhauptsgegend ausdehnt. Das obere Augenlied schwillt mehr gegen den Schläfewinkel an, wird hart, dunkelroth, gespannt und glänzend; das Auge ist kaum merklich geröthet, hart anzufühlen, lichtscheu und empfindlich, die Bewegung des Augapfels nach

*) Beer, i. a. W. 1. B. S. 379.

aussen und unten schmerzhaft und erschwert. Derselbe ist, wenn nicht etwas hervorgedrückt, doch nach dem Nasenwinkel hin gedrängt. Die Thränendrüse, in ihrer Function gestört, sondert nicht mehr ab, es entsteht eine lästige Trockenheit des Augapfels, da die Schleimabsonderung nicht genügend ist, um das Auge nicht gehörig zu befeuchten. Wird der Arzt in diesem Zeitpuncte gerufen, so kann er den Gang der Entzündung einhalten, dieselbe selbst zurücksetzen. Wird das Uebel aber sich selbst überlassen, so findet der Uebergang in Eiterung Statt.

Die Geschwulst der Augenlieder wird grösser und gespannter, der Augapfel wird immer mehr aus der Augengrube gegen den innern Augenwinkel hin getrieben, was der Zunahme der Entzündungsgeschwulst der Thränendrüse und des dieselbe umgebenden Zellstoffes zuzuschreiben ist. Je mehr der Augapfel aus der Augengrube weicht, desto mehr nimmt auch das Sehvermögen ab, die Pupille wird enge, die Regenbogenhaut starr, was Folge der Zerrung des Sehenervens und der Ciliarnerven ist. Im Auge entstehen Lichtentwick– lungen. Es bildet sich ein entzündliches Allgemeinleiden, das sich zuweilen mit Delirien vergesellschaftet. Die Schmerzen verändern nun ihren Charakter, sie werden klopfend, und in der Augengrube und über dem Augapfel verbreitet sich das Gefühl von Kälte und grosser Last. Unter einem öfter sich wiederholenden Froste zeigt sich auf der geschwollenen Bindehaut oder an der äussern Oberfläche des obern Augenliedes ein gelblichter Eiterpunct, es zeigt sich Fluctuation. Die Eiterung bildet sich in 3, 4 bis 5 Tagen *). Nach Entleerung des Abscesses kehrt der Augapfel in die Augengrube und damit das Sehvermögen zurück; doch bleibt derselbe noch lange gegen den

*) Schmidt, über die Krankh. des Thränenorgans. S. 138.

Nasenwinkel hin gerichtet. Die Entzündung wird gefahrvoll und Blindheit herbeiführend, wenn diese über die zwischen der Augenhöhle und dem Augapfel liegenden Gebilde sich fortsetzt, und auf den Augapfel selbst eingreift.

Schmidt) fand gewöhnlich diese Augenentzündung bei scrophulösen und rachitischen Individuen, Beer 2) hält diese Krankheiten für vorzugsweise geneigt machend, und bemerkt das seltene Auftreten dieser Entzündungsform als idiopathisches Leiden.

Man versuche die Zertheilung der Entzündung durch ein rigoroses, sowohl allgemein als örtlich geleitetes, nach der Heftigkeit der Entzündung sich richtendes Heilverfahren zu bewirken. Zeigt der Zustand der Entzündung, dass diese nicht zu erhalten ist, so suche man eine gutartige Eiterung durch Auflegen anodyner Breie herbeizuführen. Mit dem Gebrauche fährt man so lange fort, als noch eine Härte im Umfauge des Abscesses bemerkt wird, und der Augapfel noch nicht in die Augengrube zurückgetreten ist. Sobald die Fluctuation deutlich ist, werde an dem erhabensten Puncte der Abscefs geöffnet, wobei man, im Falle die Oeffnung an der Aussenfläche des Augenliedes vorgenommen wird, bei dem Schnitte dem Laufe der Fasern des Orbicularis zu folgen hat. Hat die Natur die Oeffnung bewirkt, ist aber diese zu klein, und hindert sie den freien Ausflufs des Eiters, so erweitere man. Im Falle die Eröffnung oder die Erweiterung vernachlässiget

4) I. a. W. S. 135.

2) I. a. W. 1. B. S. 352. Es ist auffallend, wie sehr Beer und Schinidt über die Häufigkeit des Vorkommens dieser Krankheit im Widerspruche stehen, da der Letztere sie oft behandelt zu haben behauptet, wo hingegen Beer dieselbe in einer 27jährigen grossen Praxis an demselben Orte und in der gleichen Zeit nur höchst selten zu beobachten Gelegenheit hatte.

wird, kann ein fistulöses Geschwür sich bilden, welches durch die Caries eines Knochens, oder durch Verletzung eines der grösseren Ausführungsgänge unterhalten wird.

Von den Nevrosen.

Jene krankhaften Zustände, deren Erscheinungen eine auffallende Störung in den Verrichtungen des Nervensystems andeuten, werden hier unter der Benennung Nevrosen zusammengestellt. Es treten diese primär auf, indem sie in dem afficirten Nervengebilde ursprünglich ihren Sitz haben, oder secundär, indem sie durch consensuelle Reize, z. B. Würmer etc., erregt werden. Die Action der Nerven kann erhöht oder vermindert seyn. Bei gesteigerter Action derselben scheint die Thätigkeit des peripherischen Theils vorzüglich erhöht zu seyn, so, dafs als Folge dessen der Willenseinflufs aufgehoben oder gestört ist. In andern Fäl– len aber ist die Thätigkeit vermindert, die Leitungsfähigkeit vernichtet, und jede Bewegung dadurch unmöglich gemacht.

Nicht allein auf Störungen der bewegenden Thätigkeit beschränken, sich die Nevrosen, sondern das Gebiet derselben umfafst noch vorzüglich die Abweichungen der percipirenden Thätigkeit, des Sinnenlebens, der Sensibilität. Auch hier erkennen wir Steigerung oder Verminderung der nor-malen Stimmung, so, dafs im ersten Falle dic Thätigkeit des peripherischen Theils so erhöht wird, dafs der Centraltheil das dahin Gebrachte nicht zur Vorstellung zu bringen vermag, und unter der Last der Eindrücke erliegt; oder dafs im zweiten Falle das Nervenleben heruntergerückt ist, und, seine individuelle Stimmung einbüssend, die sonst specifiken Reize nicht mehr zu leiten vermag, oder die Leitung gänzlich unterbrochen ist.

In allen Nevrosen, wenn dieselben längere Zeit

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