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Die scrophulöse Ophthalmie, welche als Erscheinung des Scrophelübels auftritt, wählt vorzüglich die Conjunctiva und Cornea zu ihrem Sitze, entwickelt sich unter eigenthümlichen Erscheinungen, und verlangt, da die Entzündung hier keine für sich bestehende Krankheit ist, eine dem zu Grunde liegenden Allgemeinleiden entsprechende Behandlung. Die erste sich ergebende Erscheinung ist eine krampfhafte Verschliessung der Augenlieder, und heftige Lichtscheue, daher die mit dieser Entzündung befallenen Kinder dunkle Orte aufsuchen, und die Augen sorgfältig bedeeken. Die Augenlieder sind aufgedunsen, geröthet, und die Venen derselben ausgedehnt. Nachdem dieser Zustand einige Tage bestanden hat, so entsteht vermehrte Absonderung heisser, scharfer, die Theile, welche durch sie benetzt werden, aufätzender Thränen, welche besonders beim Oeffnen der Augenlieder und beim einfallenden Lichte in vollem Strome aus der Augenliedspalte hervorstürzen. Ein Gefühl von Jucken, Brennem und Stechen im Auge und in dessen Umgebungen bestimmt die Kinder die Augenlieder zu reiben, wodurch aber immer die Schmerzen bis zum Weinen gesteigert werden.

Im ersten Zeitpunkte der Entzündung leiden vorzüglich die Augenlieder, nun aber röthet sich die Conjunctiva des Augapfels, es drängen sich die ausgedehnten Gefässe derselben in strick förmige Bündel zusammen, von welchen aus einzelne Gefäfsstränge über die Hornhaut hinziehen. Auf dem die Hornhaut und die Sclerotica umkleidenden Theile der Bindebaut erheben sich bald konisch zugespitzte Bläschen, welche gewöhnlich mit einer puriformen Lymphe gefüllt sind, frühe sich öffnen, und in scrophulöse Geschwüre sich umgestalten. Diese Geschwüte haben. einen speckichten Grund, zerrissene kallöse Räu

der, sind von einem Aderkranze umlagert, wowon einzelne kleine Gefäfschen in das Geschwür sich hineinbegeben. Die Entzündung greift nun in die Substanz der Hornhaut, die sich trübt und mit Gefässen überladet, ein; die Ulcerationen verbreiten sich schnell, so dafs leicht Verdunklungen, das Gesicht beschränkende Narben, Vorfälle der Iris, Vereiterungen etc. entstehen können. Oft steigert sich in diesem Zeitpunkte der Schmerz auf das höchste, so dafs Fieber und Delirien sich bilden, und verbreitet sich auf die Schläfegegend, bisweilen über den ganzen Kopf. Es entstehen oft Gerstenkörner, welche dann die entzündlichen Zufälle vermehren, die Meibom'schen Drüschen entzünden sich und werden in diesem Zeitpunkte die Quelle eines vermehrt abgesonderten, die Augenlieder verklebenden und mit Krusten überziehenden Schleimes, so dafs die Augenlieder leicht exulceriren. In seltenen Fällen können Blepharoblennorrhöe und Ophthalmoblennorrhöe sich einstellen. Die beginnende vermehrte Absonderung der Meibom'schen Drüschen ist gewöhnlich ein Zeichen der in ihrem Zurückschreiten begriffenen Entzündung, und der erfolgenden Abnahme derselben. Die Entzündung macht gewöhnlich den chronischen Verlauf, und kehrt leicht wieder, wenn die zu Grunde liegende Ursache nicht gehoben wird.

Die gegebenen Zeichen charakterisiren genau diese Entzündungsform, so dafs sie erkannt werdeu müfste, wenn kein anderes Symptom das Scrophelübel verrathen würde, was bisweilen geschieht. Die Diagnose der Entzündung wird aber durch jene Erscheinungen, welche den habitus scrophulosus bilden, und mehr oder weniger deutlich und zahlreich ausgedrückt sind, meistentheils erleichtert. Gewöhnlich spricht sich das Uebel bei Kindern aus, und wird erkannt aus

der Neigung zu chronischen Entzündungen der Nase, der Ohren, der Augen etc., zu Hautkrankheiten, indem häufig Kopfgrind, Milchschorf, und impetiginöse und furunkulöse Entzündungen der Haut sich bemächtigen. Der Kopf ist gewöhnlich sehr grofs, das Hinterhaupt auffallend nach hinten gewölbt, Oberlippe und Nase angeschwollen, die Zähne schwarz und cariös; verschiedene Drüsen sind angeschwollen, der Unterleib, besonders die Lebergegend ist aufgetrieben. Gewöhnlich haben die Individuen eine sehr feine durchschimmernde Haut und blonde Haare. Man findet scrophulöse Kinder, welche durch geistige Anlagen glänzen, und mit vieler Lebhaftigkeit begabt sind; der Körperbau dieser Individuen ist gewöhnlich hager. Andere aber sind träge, dick und aufgedunsen, und von sehr beschränkter intellectueller Anlage. Bei vielen spricht sich Neigung zur Rachitis aus.

Die ausgebildete scrophulöse Dyskrasie vermag ohne gegebene Gelegenheitsursache aus sich die Entzündung zu entwickeln; gewöhnlich aber wirken Gelegenheitsursachen ein. Die Entzün– dung wird bei bestehender scrophulöser Dyskrasie vorzüglich durch unterdrückte Hautübel, unterdrückten Schnupfen, schnell abgeheilte Geschwüre, durch Wurmreitz, hervorgebracht.

Die bestehende Augenentzündung fordert, damit sie ohne Nachtheil gehoben werde, die antiphlogistische Behandlung; zugleich werde auf das bestehende Allgemeinleiden und dessen Entfernung gehörig Rücksicht genommen. Das Ansetzen der Blutigel, die Einreibungen einer Mercurialsalbe mit Opium in die Schläfegegend, das Auswaschen des Auges mit einer Abkochung der Mohnköpfe, diese Mittel sind, um die Kraft der Entzündung zu brechen, indicirt. Ableitungen werden durch Einreibungen scharfer Salben in

den Nacken und hinter die Ohren, durch Seidelbast etc. bewirkt. Im gelinderen Grade der Entzündung dient der Aethiops mineralis, bei drohendem Uebel der Mercurius dulcis, bei gesunkener Reproductionsthätigkeit die China innerlich dargereicht. Ist die Kraft der Entzündung gebrochen, dann dürfen Mercurialien als Augenmittel, und die übrigen antiscrophulösen Mittel angewendet, die diätetischen Verhältnisse des Erkrankten müssen gehörig berücksichtigt und das Auge den Einflüssen des grellen Lichtes entzogen werden. Vorzüglich sorge man für die Kultur der Haut durch laue Bäder 1).

Von der Iritis.

Diese Entzündungsform erscheint durch idiopathische Ursachen bedingt, und als Symptom der Lues. Die als arthritische Iritis von mehreren beschriebene Entzündung ist ursprünglich Sclerotitis, welche sich auf die Iris und auf andere Gebilde des Auges fortsetzt. Die Heftigkeit und der rasche Verlauf der Entzündung verhalten sich verschiedenartig; auch vermag man nicht deutlich ausgesprochene Zeiträume der Entzündung anzugeben.

Die idiopathische Iritis beginnt mit einem tief in der Augengrube sitzenden, stumpfdrückenden Kopfschmerz; die Iris expandirt sich, und wird unbeweglich; die Pupille verengert sich, ihre zweckmässige Stellung und Rundung noch behauptend; das Auge ist lichtscheu; das Sehevermögen vermindert, indem die Pupille ihrer

4) De ophthalmia scrophulosa Diss. auct. Rotermundt. Ratisbonae 1819.

reinen Schwärze jetzt schon beraubt ist; die Farbe der Iris verändert sich zuerst in der kleinen, . dann aber auch in der grössern Zone, so, dafs die grau oder blau gefärbte Iris grün, die braun oder schwarz tingirte roth wird. Die Iris schwillt an, und drängt sich gegen die Hornhaut vor, wodurch der Raum der vordern Augenkammer beengt wird. Es zeigt sich Röthe in dem Theile der Sclerotica, welcher an die Hornhaut gränzt. Die Pupille trübt sich, unter Zunahme der Schmerzen, welche sich jetzt nicht mehr auf das Auge beschränken, sondern über den ganzen Kopf hinziehen, immer mehr, indem ein lymphatisches Netz, in welchem nach Walther *) rothes Blut führende Gefäfschen wahrgenommen werden, dieselbe verlegt, so dafs der Pupillenrand immer weniger deutlich scharf abgeschnitten erscheint. Mit der Trübung der Pupille und der Unbeweglichkeit der Regenbogenhaut steht die Abnahme des Sehvermögens im Verhältnifs.

Wenn der behandelnde Arzt die Entzündung in diesem Zustande gehörig bekämpft, so gelingt ihm gewöhnlich die Zertheilung und die vollkommene Beseitigung des Uebels ohne alle Rückbleibsel. Bleibt aber die Entzündung unbehandelt, oder ist sie mit zu grosser Heftigkeit aufgetreten, so zeigen sich Veränderungen in der vordern und hintern Augenkammer, welche das Sehvermögen in der Folge beschränken, dasselbe aufheben, selbst die Form des Auges vernichten können. Unter Zunahme der Schmerzen und der Röthe des Auges zeigt sich Fieber, die Lichtscheue nimmt ab, allein es entstehen Lichtentwicklungen im Auge. Die Pupille fängt an, winklicht sich zu verziehen; aus diesen Winkeln tritt hinter dem Pupillarrande der Iris ein graulichtes Gewebe her

*) Abhandl. aus dem Gebiete der Medizin etc. 1.T. S. 480.

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