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ganze antiphlogistische Apparat wird, um die Zertheilung der Entzündung glücklich herbeizuführen, erfordert. Im Falle Unterdrückung der Menstruen oder der Hömorrhoidalblutung zu Grunde liegt, dienen vorzüglich die an den Damm, an den After, an die Genitalien gesetzten Blutigel, die dahin gerichteten Dämpfe etc. Durch Verdunklung des Zimmers werden die Augen dem Lichtreitze entzogen. Weicht die Entzündung, hebe man den dieser folgenden Zustand der Erschöpfung, vorzüglich durch Anwendung kalter Duschbäder auf das Auge.

Entzündung der serösen Parthien
des Auges.

Die serösen Häute des Auges haben mit den übrigen serösen Membranen die Exhalation einer dunstförmigen Flüssigkeit und die Resorption derselben, die schlüpfrige Oberfläche und die Dünnheit des Baues gemein. Das Gefäfssystem ist aber in ihnen freier ausgesprochen, und sie haben eine höhere Stufe der Bildung als die übrigen serösen Häute errungen. Die Hornhaut bildet auf ihrer äussern Fläche den Uebergang von der mucösen zu den serösen Häuten, gewinnt aber auf ihrer innern Lamelle, der descemet'schen Haut, ganz den Character der serösen Haut. Die Iris ist ein Gebilde eigener erectiler Natur, allein der seröse Ueberzug, die Fortsetzung der descemet'schen Haut), und die Erscheinungen, welche sich bei Erkrankung derselben zeigen, bestimmen, die Entzündung derselben in diese Reihe aufzunehmen.

1) Hegar de oculi partibus quibusdam. p. 12. Göttingae 1818.

Die serösen Häute des Auges sind zu allen jenen Ausgängen der Entzündung geneigt, welche wir an andern serösen Häuten beobachten; so entsteht nach Chorioideitis Wasseranhäufung zwischen Chorioidea und Sclerotica; so häuft sich bei Entzündung der Kapsel der Morgagni'sche Dunst an, schlägt sich flüssig nieder, bewirkt Aufhebung des Gesichtes, es bildet sich der Uebergang der Entzündung in Hydrops. Den Ausgang der Entzündung in abnorme Adhäsionen zeigt die Iris, indem sie mit der Hornhaut verwachsend das Staphylom bildet, indem durch exsudirte Lymphe die Pupille sich schliefst, Verbindungen zwischen der Kapsel und dem Pupillarrande der Iris folgen. Die Trübungen der Glasfeuchtigkeit und die Verdunklungen der Glashaut zeigen, dafs hier die Entzündung Veränderung der Secretion und Verdickung der Häute bewirkt. Die hier zu beschreibenden Entzündungen sind die Corneitis, die Iritis, Chorioideitis und die Capsulitis. Die Entzündung der Glashaut wird nicht besonders beschrieben, weil sie nie primär und selbstständig erscheint.

Von der Corneitis.

Die Entzündung der Hornhaut beginnt entweder auf dem Bindehautblättchen, oder ergreift gleich die mittlere Lamelle, die eigentliche Substanz der Hornhaut, oder haftet auf der Descemetischen Haut; nach dem ursprünglichen Sitze verhält sich dann die Reihenfolge der sich entwickelnden Erscheinungen, welche aber bei der Höhe des Leidens zusammenfliessen, im geringern Grade des Uebels aber immer ihre Selbstständigkeit die ganze Krankheit hindurch behaupten.

Wenn die Entzündung auf dem Bindehautblättchen beginnt, so bemerkt man, dafs unter Röthung der Conjunctiva und Lichtscheue des Auges kleine Gefässe von dem Rande der Hornhaut über die Oberfläche derselben hinranken, oft 12-15 in einen Bündel zusammengedrängt laufen, dafs Wasserbläschen auf der Hornhaut sich bilden; dafs diese oft platzen, Facetten oder auch kleine Geschwüre hinterlassen, was vorzüglich bei scrophulösen Individuen der Fall ist, dafs bisweilen kleine Trübungen in dem zwischen der ersten und zweiten Lamelle befindlichen Raume entstehen. Die Geschwüre können bei unpassender oder gänzlich vernachlässigten Behandlung in die Tiefe der Hornhaut eindringen, dadurch zu Verdunklungen und Narben der Hornhaut Anlafs geben, oder die Hornhaut gänzlich durchdringen, wodurch ein Vorfall der Iris entstehen würde. Bisweilen entsteht unter dem Bindehautblättchen Eiter, der zwischen den zwei Lamellen fortschreitet, und den Onyx bildet. Bei mehrmaligen durch die Fortdauer der Schädlichkeiten gesetzten Recidiven kann nach der Eutzündung ein Pannus zurückbleiben.

Wenn die Entzündung in der mittleren Membran der Hornhaut ihren Ursprung hat, so zeigt das Trübewerden der Hornhaut mit bedeutender Lichtscheue und scharfem Thränenflufs das Beginnen derselben. Die Hornhaut wird undurchsichtig, schmutzig gelb, wie mit Staub bedeckt und einem mattgeschliffenen Glase ähnlich. Deutlich sind die Gefäfsstränge in der Substanz der Hornhaut wahrzunehmen, und den Rand derselben umlagert ein Gefäfsnetz. Der günstigste Ausgang ist die Zertheilung, die bei gesunden Individuen unter guter Behandlung leicht Statt findet, wobei die Erscheinungen in der Reihe zurücktreten, in welcher sie sich ausbildeten, Leichte

Trübungen, Folgen der vermehrten Aushauchung und der verminderter Aufsaugung, sind oft noch einige Zeit zurückbleibend, verschwinden aber bei gänzlich hergestelltem Gleichgewichte. Bisweilen bildet sich bei heftiger Entzündung Eiter in der Substanz der Hornhaut, der sich über den gröfsten Theil der Hornhaut verbreitet, fistulöse Gänge und verdunkelte Stellen in derselben bildet. Oeffnet sich der Eiter einen Weg nach aussen, so entsteht ein Hornhautgeschwür, bisweilen ein Hornhautbruch, eine Synechia anterior aber, und ein Vorfall der Iris, wenn die Hornhaut an einer Stelle durch den Eiter geöffnet wird, ein Hypopion spurium, wenn der zwischen den Hornhautlamellen angehäufte Eiter die innere Lamelle durchdringend in die vordere Augenkammer sich ergiefst.

Wenn die Descemetische Haut der Sitz der Entzündung ist, so entsteht dieselbe unter einem besonders die Stirne betreffenden Kopfschmerz, und unter dem Gefühle der Vollheit des Augapfels. Die Hornhaut wird, indem die Descemetische Haut an ihrer Durchsichtigkeit verliert, trübe, und scheint mehr als gewöhnlich hervorragend. In der Hornhaut entstehen einzelne Flecken, welche aber deutlich tief liegend erscheinen. Mit dem Zunehmen der Trübung nimmt auch das Sehvermögen ab, so dafs der Kranke die Gegenstände wie von einem dichten Rauche umgeben beobachtet. Die Sclerotica röthet sich, aber nach Wardrop) auf eine eigenthümliche Weise, indem die Röthe einen Kreis aus den feinsten Gefäfszweigen bestehend bildet, welcher in der Sclerotica der Insertion der Iris entspricht, so dafs dieser Kreis nicht ganz an die Hornhaut anstöfst,

1) Essays on the morbid Anatomy of the human Eyc. 2. V. p. 9.

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und von dieser durch einen blassen Ring der Sclerotica abgetrennt wird. Je mehr die Entzündung sich steigert, desto mehr scheint sich auch die wässerichte Feuchtigkeit zu trüben. Die Entzündung beschränkt sich nicht immer auf die Descemetische der Hornhaut anliegende Membran, sondern geht auch bisweilen auf den die Iris überziehenden Theil derselben über, wodurch die Iris ihre Farbe verändert, leicht Trübungen und Verziehungen der Pupille hervorgebracht werden). Selten spricht sich ein fieberhaftes Allgemeinleiden aus, und gewöhnlich hat sie einen chronischen Verlauf. Der Entzündung folgen leicht Verdunklungen der Hornhaut, welche durch exsudirte Lymphe gebildet werden, Verwachsung der sich berührenden Flächen etc. Durch die Verbreitung dieser Entzündung kann Capsulitis, in deren Folge Verdunklung der Kapsel und Adhäsion derselben an den Pupillenrand entstehen.

Die Behandlung ist die streng entzündungswidrige. Blutigel, selbst, im Falle es die Heftigkeit der Entzündung fordert, Aderlässe, ableitende Mittel, Vermeidung der irritirenden Potenzen etc. müssen die Gewalt der Entzündung brechen. Die Entzündung der Descemetischen Haut wird nach Wardrop durch die Entleerung der wässerichten Feuchtigkeit glücklich gehoben.

1) Descemet (Mem. de Mathematique et Physique. T. 5. 1768. p. 177). Wrisberg (Prim. lin. Physiolog. Alb. de Haller edit. Wrisberg), und in neuern Zeiten Wardrop (i. a. W. S. 1. V. 2.) nehmen an, dafs die Descemetische Membran einen geschlossenen Sack bilde, indem sie die innere Fläche der Hornhaut, die vordere und hintere Fläche der Iris, und die vordere Kapselwand der Linse überziche; allein die sorgfältigsten Untersuchungen zeigen, dafs dieselbe nicht ganz, an den Pupillarrand der Iris sich fortsetze, und noch weniger durch die Pupille auf die innere Fläche der Iris und die vordere der Kapsel sich hinziehe,

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