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längertes tó in dem neutralen to sah, das in der bedeutung,deshalb viele Homerverse einleitet. auch diese, wie die meisten aristarchischen verkehrtheiten hat weithin beifall und nachahmung gefunden (Kaibel zu epigr. 831, 7. 1035, 13); für uns hat sie vornehmlich deshalb wert, weil sie zeigt, dafs in der handschriftlichen überlieferung, welche Aristarch zu grunde legte, schon notwendige buchstaben fehlten, mit andern worten, dafs seine handschriften ganz jung waren wenigstens die, welchen er folgte; das sind freilich recht oft nicht die besten gewesen, die es gab. immerhin waren sie so alt, dafs der Epidaurier für seine sprachfehler verzeihung erhalten kann.

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II

FOLGERUNGEN FÜR DIE GESCHICHTE.

Die gedichte des Isyllos werfen einen hellen lichtstrahl in die dichte finsternis, welche die geschichte der Argolis im dritten jahrhundert bedeckt. es gebührt sich, dafs der, welcher sie erschöpfend zu erläutern unternimmt, ausspreche, was er mit ihrer hilfe zu erkennen glaubt, auch wenn das für jeden, der selbst schon sein auge an die finsternis jenes jahrhunderts gewöhnt hat, wenig neues lehren wird; denn neue facta weifs ich nicht zu ermitteln. dagegen gibt Isyllos im letzten gedichte ein factum direct an, das nicht nur neu, sondern sehr merkwürdig ist. der spätherbst 338, die unmittelbaren folgen der schlacht bei Chaironeia sind denkwürdig genug, und sie werden hier vielleicht durch den allerbezeichnendsten zug bereichert. ihn recht zu würdigen, mufs man sich die lage Griechenlands in jenem momente ins gedächtnis rufen.

Die coalition der antimakedonischen staaten, welche Athen so mühsam zusammengebracht hatte, war mit einem schlage vernichtet. das schwert hatte die diplomatenkünste zerrissen. auf dem schlachtfelde von Chaironeia enthüllte könig Philippos seine plane: die makedonische politik hat nur auf kurze zeiten sich in anderen bahnen zu bewegen versucht, als der schöpfer der makedonischen grofsmacht ihr vorgezeichnet hat. er hatte selbst offenbar seit langem seine ziele fest im auge, und die actionsparteien hatten die erfüllung aller seiner wünsche nur beschleunigt, indem sie die vollkommene unzulänglichkeit der hellenischen macht durch einen kurzen sommerfeldzug, eine verlorene landschlacht offenbarten. Philippos beabsichtigte in

Griechenland keine directen annexionen, die ihn gezwungen haben würden, das land in verwaltung zu nehmen, wol aber die besetzung einiger festen plätze. er beabsichtigte nicht die durchführung irgend einer staatsform in den seiner oberhoheit unterstellten städten, aber er verlangte in jeder stadt eine regierung deren er sicher sein konnte, mochte sie tyrannisch oder demokratisch sein. vor allem aber verbot er jede bundesstaatliche vereinigung innerhalb des bundes, welchen er selbst stiftete. für dies letzte hatte er am königsfrieden von 388 ein praecedens, mit dem sehr wesentlichen unterschiede, dafs Artaxerxes der landesfeind war, Philippos der Heraklide den sieg über den landesfeind als praemie für die nationale einigung in aussicht stellte. die garnisonen waren als selbstverständlich für die sicherheit der vormacht seit den tagen des attischen Reiches herkömmlich, und sie haben auch wenig widerstand gefunden. aber der eingriff in die communale selbstherrlichkeit war ein gefährlicher schritt. Makedonien hat sich die Hellenen des festlandes dauernd durch ihn entfremdet, weil er eine halbheit war. es gab ja neben der annexion die möglichkeit, die gemeinden in den überlieferten formen der autonomie zu beherrschen; die controlle muste dann durch gewisse übergeordnete vereinigungen (also im gegensatze zu der politik des königsfriedens) ermöglicht werden. den weg hatte Philippos mit vollem erfolge in der delphischen Amphiktionie betreten; ihn hat Alexandros in der behandlung der kleinasiatischen städte befolgt, wie wir am ilischen und ionischen städtebunde sehen, und vollkommen planmäfsig hat diese politik Ptolemaios Soter, aber erst seit 309, inaugurirt. dafs Philippos sich wider seine art zu einer halbheit bequemte, wird man durch seine asiatischen plane vollkommen entschuldigt finden; hat es Alexandros doch gar nicht anders gemacht, und Kassandros und Gonatas nur wenig anders.) um so bedeutsamer erscheinen die massnahmen des herbstes 338, da sie die grundlage für das staatsrechtliche verhältnis der folgenden zeiten bilden.

Theben war überwältigt und ward behandelt, wie es die Spartaner auf grund oder doch im schutze des königsfriedens

1) Vgl. Antigonos s. 218 ffg.

behandelt hatten. in Chalkis fafste Philippos auch festen fufs. das übrige Hellas nördlich vom Isthmos war durch die reorganisation der Amphiktionie bereits in seiner hand. in Athen hatten die staatsmänner, welche den mut zum krieg bis zum äussersten hatten, wie Hypereides, der fou furieux mit den starken gastronomischen neigungen und noch stärkeren beziehungen zur demimonde, unvergleichlich heroische psephismata durchgebracht. ein feldherr, der bei Chaironeia commandirt hatte, war auf dem gewöhnlichen wege der meldeklage als sündenbock billig gefunden. Demosthenes war zwar heil aus der schlacht heimgekehrt, hielt sich jedoch bei den entscheidenden verhandlungen über die folgen seiner politik durchaus im hintertreffen. Philippos besafs die gefangenen Athener (sie hatten sich nicht wie Thebens heilige schar geopfert) als sicheres pfand; ein solches hatte selbst in den tagen der gröfse, nach dem unheil von Koroneia, die entschlufsfähigkeit des volkes gelähmt. dazu winkte er mit der garantie des auswärtigen besitzstandes Athens und der concession von Oropos. was er forderte, auflösung des seebundes, der nach dem schmachvollen frieden des Eubulos doch nur ein leerer schall war, und eintritt in einen Hellenenbund mit auswärtiger protection, was 388 den musterpatrioten gar nicht anstöfsig gewesen war, stach so grell ab von all den befürchtungen, die von der patriotenpartei seit langem schwarz in schwarz gemalt worden waren, dafs das volk sehr rasch zu allem sich bereit fand und seinen heroismus sammt der beredsamkeit des Demosthenes für die leichenfeier der glorieux vaincus von Chaironeia aufsparte.

Philippos hatte den einmarsch in den Peloponnes frei, dessen er zwar nicht zur erweiterung seiner macht, wol aber für das prestige seines Hellenenbundes bedurfte. denn die einzigen sehr wertvollen exportartikel der halbinsel, soldaten, konnte er für sein gutes philippisches gold um so leichter bekommen, je weniger er persönlich die sympathien und antipathien der staaten und stäätchen erregte, in welche seit dem zusammenbruche der spartanischen macht der Peloponnes zersplittert war. er hatte die züge, die er nun tat, auch von langer hand vorbereitet, Korinth nahm willig seine besatzung an, Argos hatte längst beziehungen zu dem fürsten, der an seine argivische herkunft mehr als ihm

lieb war von den griechischen litteraten gemahnt ward. Megalopolis, gut verwaltet, hielt sich von je zu jedem machthaber, der vom norden kam; die grofstadt Arkadiens war durch nordische hilfe geschaffen, konnte sich nur durch anlehnung an den norden behaupten, und als moderne gründung gravitirte sie nach der modernen grofsmacht hin. die kleinen bedeutungslosen cantone, unter die auch Epidauros gehört, mochten sauer oder süfs sehen: sie mufsten dem zuge der grösseren folgen. von Epidauros scheinen wir speciell in dieser ganzen zeit nichts zu hören. die einzige reale schwierigkeit bereitete Sparta. wol war es so herabgekommen, dafs es trotz der ausgesprochensten feindseligkeit gegen Makedonien an der coalition nicht teil genommen hatte, und nun grade war könig Archidamos, der in den kritischen zeiten als condottiere in tarentinischen dienst getreten war, von den Lukanern erschlagen, das andere haus schon seit Kleombrotos tod nur durch einflufslose figuranten vertreten. Philippos mochte auf einen durchschlagenden erfolg rechnen; und in den augen. der öffentlichen meinung war er nicht eher am ziele, als bis er die drei köpfe des griechischen Kerberos bezwungen hatte.

Das hat er versucht, aber nicht erreicht. tatsache ist, dafs er zwar Spartas äcker verwüstet, seine grenzen zu gunsten sämmtlicher nachbarn geschmälert hat, dafs er aber so wenig wie sein sohn die Lakedaimonier vermocht hat dem Hellenenbunde beizutreten. unsere jämmerliche geschichtliche überlieferung gestattet uns nicht mehr zu sagen.) aber besser als die tatsache hat sich ihre wirkung im gedächtnisse der menschen erhalten. selbst die schulmädchen hören heute noch die anekdoten, welche die lakonische erhabenheit feiern. es war Philippos, dem die Spartiaten ,wenn auf alle drohungen, ,nein' auf alle vorschläge antworteten. durch das ganze altertum ist in solchen apophthegmen die unbeugsamkeit des spartiatischen trotzes berühmt geblieben, weil sie in der tat zwar alles verloren, nur nicht die ehre. sie müssen

2) Diodor hat nach der rechten ausschreibersitte alles weggelassen, was den rhetorischen knalleffect von Chaironeia stören könnte. bei Justin IX 5 ist nur der schatten eines berichtes, eine phrase, geblieben. so steht das beste in einer polybianischen rede, also auch an keiner allzu verlässlichen stelle, IX 28. genauer sind die grenzberichtigungen bekannt. vgl. für alles Schaefer Demosth. III 38 ffg.

Philolog. Untersuchungen IX.

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