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undzwanzig Jahre überlebt: ihre Hoshaltung war zu Lichtenburg bei Torgau, fte starb erst 1717 unter der Regierung ihres zweiten Sohnes, des starken August's, der sich zu ihrem herben Schmerze convertirte, als eine der höchsten Respectspersonen des Hoses. In ihren Händen war die Erziehung ihres Enfels, deffen Conversion erst nach ihrem Tode veröffentlicht wurde, der Vater hatte ihren hohen Credit bei den Landständen schonen müssen. Ihr Urtheil war allgemein geachtet, fle war aber in ihren Entscheidungen nicht so ganz frei, wie man gewöhnlich glaubte, sie ward durch Zuträger und Tartuffes geleitet. Demnächst hatte sie die Schwachheit, sich gern ein Käuschchen anzutrinken, Unterm 9. December 1717, kurz nach ihrem Tode, schrieb die Herzogin von Orleans: Von der alten Kurfürstin von Sachsen habe ich allezeit gehört, daß sie sich sternsvoll gesoffen hat."..

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Der Hof

Johann Ge or g's IV.

und

der Gräfin Rochliß.

1691-1694.

i

Johann Georg IV.

1691-1694.

Auswärtige Verhältnifse: die dritte Partei in Deutschland, Dupirung der sächsischen Diplomatie durch Hannover. Die Bigamie des Kurfürsten mit der Gräfin Rochliß-Neitschüß. Der geheimnißvolle Tod des Kurfürften.

Johann Georg's III. nächster Nachfolger war der älteste seiner zwei Söhne, Kurfürst Johann Georg IV. Er stand, als er die Regierung übernahm, im dreiundzwanzigsten Jahre, er war 1668 ges boren. Sein Instructor war der Hofrath, spätere Geheime Rath und Oberconfiftorialpräsident von Knoch,,,ein honetter Schurke," wie ihn Schöning zu betiteln pflegte, mit dem der Prinz flebzehnjährig in den Jahren 1655 und 1686 die große europäische Lour machte durch Frankreich, England, Holland und nach Dänemark zur Familie seiner Mutter, wo er den Elephantenorden erhielt. Nächst Knoch befanden sich in seinem Gefolge als Stallmeister der spätere Hofmarschall und Oberhofmeister der Mutter Johann Georg's IV. Hans Haubold von Einsiedel und als Kammerjunker der spätere Oberhofmarschall

und Premierminister unter August dem Starken, Graf Ferdinand Pflug: Pflug war der Liebling Johann Georg's IV., wie er der seines Vaters gewesen war: er erhob ihn, sobald er die Regierung angetreten hatte, zum Oberkammerherrn. In den Jahren 1689 1691 begleitete Johann Georg IV. seinen Vater auf den drei französischen Feldzügen am Rhein; zwischen inne im Jahre 1690 wohnte er der Krönung Joseph's I. als römischer König in Augsburg bei und machte auch eine Reise nach Italien. Er befand sich 1691 mit seinem Vater in Tübingen, als dieser starb; er berief hierher sogleich seinen ehemaligen Instructor den Geheimen Rath Knoch, um mit ihm die neue Hofs- und Staats: einrichtung zu berathen. K'noch ward aber nicht Premier, obwohl er den Oberconfiftorialpräsidentens posten an Beichling, den Vater des späteren Groß fanglers abtrat, sondern Premier ward der seit 1690 noch unter Johann Georg III. aus brandenburgischem in sächsischen Dienst übergetretene Feldmarschall Hans Adam von Schöning, der sofort den sächsischen Staat auf brandenburgischen Fuß zu sezen begann durch die Gunft des Kurfürsten geschüßt, fing er an die Kriegs-, Staats- und Geldsachen faft unumschränkt einzurichten. Haugwig blieb Oberhofmarschall, Gersdorf. Geheimer Rathe Director, für den an Pflug abgetretenen Oberkämmererposten erhielt Gersdorf damals die von dem Kurfürsten selbst bekleidete Landvoigtstelle in der Oberlausit.

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