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Der Hof

Johann Georg's II.

1656-1680.

Sachsen. IV.

Johann Georg II.
1656-1680.

1. Personalien. Befestigung der sächsischen Adelsherrschaft. Johann Georg II. war schon ein Mann bei Jahren, als er zur Regierung gelangte, er war bereits dreiundvierzig Jahre alt. Seine Bildung war, wie die seines Vaters, sehr theologisch - pedantisch und lateinisch beschränkt gewesen. Sein Hofmeister war Vollhardt von Wazdorf und später Kurt von Einsiedel, Appellationsrath, der 1638 nebst Heinrich von Friesen, Geheimen Raths- und Appellationspräsidenten die Anhalt bei der baireuthischen Prinzessin Magdalene Sibylle that. Des Prinzen Präceptor M. Johann Heidelberger führte ihn nicht tief in die Hallen der Wissenschaft ein. Noch in seinem vierzehnten Lebensjahre 1626 auf 1627 umfaßte der Lehrcursus der drei ältesten Prinzen folgende Gegenständef: ,,52 lateinische Sprüchlein, aus jedem Evangelio eins wöchentlich.

Im Psalter ferner gelernet den 57. 60. 56. 102. 10. 143.

Neberdieß haben fle Gott Lob das ganze Compendium Grammatices neben dem Syntar ausge=

lernet und haben nunmehr die große Grammatica angefangen.

In den Epistolis Ciceronis, wie auch in componendis argumentis fahren fie fort, lernen die Episteln fertig erponiren und grammatice resolviren.

Inzwischen haben sie zwei Capita aus des M.
Zechneri großem Nomenclatore gelernet.
In Arithmeticis find die Herren allerseits bis aufs
Dividiren gekommen.

Das Schreiben, Lateinisch und Deutsch wird noch
täglich mit allen dreien getrieben und also ge=
halten, daß sie zween Tage deutsch und den drit=
ten lateinisch schreiben.

Die Colloquia puerilia haben sie auch allerseits ganz ausgelernet.“

Zu Jahren gekommen und im Kriegs - Trouble mit einer Menge Ausländern in Berührung gerückt, warf Johann Georg II. seine Augen auf das Ausland Italien und Frankreich wurden seine Ressourcen, von dort her verschrieb er sich Sänger und Musiker, von hierher Sprach- und Tanzmeister. Die Inventionen, die neuen Hofinventionen wurden sein Hauptaugenmerk.

Schon als Kurprinz sehr stattlich, führte Iohann Georg Il. am Hofe zu Dresden eine neue vorher nie gesehene Pracht ein. Mit dieser Pracht kam eine ganz Seit dem Jahre 1650 war es

neue Adelsherrschaft.

Atehende Sitte geworden, daß die deutschen Cavaliere, auch die sächsischen, nach Frankreich, besonders nach Paris reiften, um sich auszubilden, durch nichts konnte man seitdem an einem deutschen Hofe schneller sein Glück machen. Der deutsche Adel versammelte sich von jegt, wie der französische es gethan hatte, am Hofe und ging förmlich in den Hofdienst. Er machte nicht mehr den Nitt mit eignem Leibe, saß nicht mehr zum Ritterdienst selbst auf, für den ihm doch sein Lehn, das Rittergut verliehen war, sondern er gab nun für diesen Ritterdienst, die sogenannten Ritterpferde, nur ein geringes Donativ, als gutwillige Leistung. Dieses Donativ war steigend und fallend. 1631 in den Jahren der Einnahme Magdeburgs durch Tilly bewilligte die Ritterschaft 200,000 Gulden wegen der dringenden Kriegsgefahr, 1657 aber troß der großen Schulden des Landes nur 60,000 Gulden; später im achtzehnten Jahrhundert stieg das Donatio wieder in den Kriegszeiten, zu Ausbringung der schwedischen Contribution zu 200-250,000, unter Minister Brühl zu 120-130,000 Thalern; 1770 war es wieder nur 34,000 und 1778 noch nicht 30,000 Thaler. Seit dem Nymweger Frieden 1679 mußten in allen größeren deutschen Staaten stehende Truppen gehalten werden, die Kosten derselben aber mußten von jezt an, obwohl der Adel durch die Officierstellen eine ganz neue und breite Versorgung fand, die Bürger und Bauern aufbringen, der Adel sezte die Steuerfreiheit seiner Rittergüter durch.

Der Geift, der die Adelsanmaßungen in Sachsen,

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