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Zuficherungen: im Religionspunkt. Es war die Be= fürchtung entstanden, daß durch den neuen Kurfürften für die reine lutherische Religion Gefahren eintreten könnten. So bigott. lutherisch, wie sein Vater, der gemeint hatte, er könne und dürfe, indem er seinen hocheifrigen Theologen Mäßigung anempföle,,, dem heiligen Geiste nicht den Mund stopfen," war der Sohn keineswegs. Er bezeigte sich gegen Katholiken und gegen Reformirte tolerant, er nahm italienische, katholische Sänger, er nahm holländische, calvinische Maler in seinen Hofdienst, ja er hatte sogar bei der Geburt des Kurprinzen 1647 Kaiser Ferdinand III. zu Gevatter gebeten. Der Geheime Raths - Director Abraham von Sebottendorf, durch den, als par= theiisch öftreichisch gesinnt, verführt zu werden, schon des Kurfürsten Bruder, der Administrator von Magde= burg dem Vater vorgeworfen hatte, war noch immer Geheimer Raths - Director, er starb erst 1664: er galt für einen heimlichen Katholiken. Aber Johann Georg gab den Ständen auf ihre Anforderung die Erklärung, die nicht bündiger lauten konnte:,,Sie sollten ihres Eides entlassen sein, wenn er auch nur das Geringste in der Religion ändern werde." Merkwürdig genug bittet ihn aber noch seine Mutter unterm 3. Mai 1658, im zweiten Jahre feiner Regierung, als er in Frankfurt wegen der Kaiserwahl sich aufhielt, inständigst, doch ja seine einzige Tochter an keinen katholischen Herrn verheirathen zu wollen. Und sie heirathete denn auch wirklich nicht, wie es damals im Werke war, den neuen Kaiser

Leopold, sondern 1662 einen lutherischen Herrn, einen Markgrafen von Baireuth..

Der Erklärung des Großvaters erinnerte man sich übrigens bei der Conversion des Enfels.

Es war schon damals unter Johann Georg II. die Zeit, wo allerdings Befürchtungen rege werden fonnten. Die durch den westphälischen Frieden, den der Papst nie anerkannte, geschmälerte römische Kirche that Alles, um offen und insgeheim wieder ihren Einfluß und ihre Macht zu verstärken. Während Leopold die Protestanten in Ungarn auf den Tod verfolgte, Ludwig XIV. in Frankreich die Hugenotten durch Aufhebung des Edicts von Nantes und seine Drago= naden vertrieb, gleichzeitig in Piemont auf des Papsts und Frankreichs Betrieb die Waldenser schwere Verfolgungen zu erleiden hatten und Jacob II. Stuart in England jene übereilten Pläne, den Katholicismus wieder zu restauriren, ins Werk sezte, die ihm 1688 den Thron kosteten, machte der römische Stuhl auch geheime Propaganda. Unter der Maske eines ganzen friedlichen Unionsprojects suchte er insgeheim mit großer List und Verschlagenheit durch Unterhandlungen mit einzelnen protestantischen Höfen in Deutschland dahin zu wirken, leichtgläubige und gutmüthige Fürsten zu berücken, und durch Unterredungen auszuholen, wie feft fie an ihrer Religion hielten, um dann zu sehen was fich thun laffe, um fie vollends herumzubringen. Namentlich suchten die römischen Emissaire den Riß zwischen den Reformirten und Lutheranern und der Calirtinischen und Calov'schen Schule auf alle Wege Sachsen. IV.

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und Mittel zu vergrößern und so eine vollständige Ver schlingung des Protestantismus durch den Katholicis mus anzubahnen.

Der räthselhafte Spanier Christoph Rojas von Spinola war das Hauptwerkzeug, daß der heilige Vater gebrauchte. Spinola war Beichtvater der Gemahlin Kaiser Leopold's gewesen, hatte 1668 bas Bisthum Tina in Croatien erhalten und nachher dasselbe mit dem von Wienerisch - Neustadt vertauscht. Er bes suchte Höfe und Theologen und führte sich theils mit Freiwerbungen und andern diplomatischen Aufträgen ein, theils mit päpstlichen und kaiserlichen Empfehlungsschreiben. Seit dem Jahre 1675 bereiste er Deutschland und erschien hier zuerst an dem nicht so eifrig bigotten, calvinischen und calirtinisch gestimmten Hofe von Berlin. Hier durchschaute nach Puffendorf der große Kurfürft aber seinen listigen Plan, der auf nichts Geringeres hinauslief, als den bereits mit der Hessen-Cassel'schen Prinzessin verlobten Kurprinzen Friedrich (nachmaligen König Friedrich I.) mit der Schwester Kaiser Leopold's, der verwittweten Königin von Polen, zu verheirathen und die caffelsche Prinzessin mit dem Kaiser, der am 8. April 1676 eben seine zweite Gemahlin verloren hatte, dadurch also zwei der angesehensten protestantischen Fürstenhäuser Deutschlands in nächste verwandtschaftliche Beziehung mit dem Kaiserhofe zu bringen und den Jesuiten den Weg nach Brandenburg und Heffen zu öffnen. Der Kurfürst wies dieses Heirathsproject zurück und eben so ein Project, das zuerst dahin ging, daß beide

Theile kurz und deutlich darlegen sollten, was ihre Meinung in Religionssachen sei und dann zu verbieten, daß kein Theil dem anderen ein Mehreres in Schriften und Predigten zur Last legen sollte offenbar in der Abficht, daß dadurch die Gemüther für die Vers einigung empfänglich gemacht würden. Spinola hatte namentlich über die Lästerzungen der fächsischen Theologen, die allerdings stark sich auszudrücken liebten, geklagt; der brandenburgische Gesandte Krodow in Wien erinnerte den dahin zurückgekehrten Bischof dage= gen sehr nachdrücklich an die gräßlichen Proceduren mit protestantischen Geistlichen und Laien in Ungarn, die eben damals die gesammte protestantische Welt empörten.,,Rojas, sagt Puffendorf, zog ab in Verlegenheit, ein Mann von unruhigem Geiste, der sich überall etwas zu schaffen machte. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die, die eine Vereinigung der Römischen mit den Proteftanten betrieben, entweder Betrüger waren, oder Leute von schwacher Einsicht.“

Nachdem Spinola in Berlin gewesen war, besuchte er auch noch die Höfe von Heidelberg, Stutt= gart, Hannover, Anspach, Eisenach und Anhalt und er ist auch nach Dresden gekommen. Was er daselbft betrieben, ist noch wie so vieles Andere im Dresdener Archive begraben. So viel weiß man nur, daß der Secretair der Propaganda Urbano Cerri an Papst Innocenz XI., der von 1676 bis 1659 auf dem römischen Stuhl saß, berichtete, der Kurfürst von Sachsen habe eine große Neigung zur katholischen Religion, indem er sich deshalb auf die Berichte beruft, die dem

Heiligen Vater durch einen deutschen Jesuiten, der sich lange in Sachsen und namentlich in Dresden aufgehalten habe, zugegangen seien. Daffelbe hatte aber auch Spinola vom großen Kurfürften behauptet und hatte dabei fich sehr gründlich getäuscht.

Unter Johann Georg II. erhielt die katholische Kirche noch keinen Fuß in Sachsen. Der kaiserliche sowohl als der französische Gesandte wurden in Dresden sehr streng beaufsichtigt, daß beim Messelesen in ihren Gesandtschaftswohnungen keine Bürger Antheil nähmen. Dennoch fand man das einemal bei dem östreichischen Gesandten, der auf der Seegasse im goldnen Adler, einem der ältesten Gasthöfe Dresdens wohnte, 200 Personen und 100 bei dem französischen Residenten Mr. de Chassan in dessen Wohnnug auf der Löpfergasse. Noch 1679, im vorlegten Regierungsjahre Iohann Georg's II., erging der Bes fehl, den katholischen Pfaffen auf der Seegasse ungefäumt aus der Stadt zu schaffen. Der Befehl erging, aber der Pater blieb dennoch.

Erst Johann Georg III. griff durch. 1681 wurden die Dresdner Katholiken mit der Communion nach der Lauft oder nach Böhmen gewiesen und zwar bei Strafe des Arrests. Nichts desto weniger aber fuhren dieselben Dresdner Katholiken fort, beim kaiserlichen Gesandten die Messe zu besuchen. 1685 schritt endlich die Rathswache ein, aber nun entstand ein förmlicher Erceß. Der kaiserliche Gesandtschaftssecretair sezte sich mit blankem Degen zur Wehr, ward von

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