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iure sodalicii qui mihi iunctus erat. Ponticus heroo, Bassus quoque clarus iambis dulcia convictus membra fuere mei. detinuit nostras numerosus Horatius aures, 50 dum ferit Ausonia carmina culta lyra. Vergilium vidi tantum, nec amara Tibullo tempus amicitiae fata dedere meae.

successor fuit hic tibi, Galle, Propertius illi, quartus ab his serie temporis ipse fui. 55 Utque ego maiores, sic me coluere minores, notaque non tarde facta Thalia mea est. carmina cum primum populo iuvenilia legi, barba resecta mihi bisve semelve fuit. moverat ingenium totam cantata per urbem

ders glücklich in der Darstellung der Liebesglut (ignes) und wird von dem nur wenig jüngern O. ars am. III 333 den Liebenden an erster Stelle unter den römischen Dichtern zur Lektüre empfohlen. Die 5 Bücher seiner Elegieen besitzen wir noch. Vgl. S. 15. 47. Ponticus, auch Freund des Properz, Verf. eines Epos Thebais in Hexametern (z. II 126). Bassus vielleicht der auch von Properz I 4, 1; 12 angeredete und identisch mit dem Rhetor Julius Bassus. Die Werke dieser Beiden sind verloren. iambis d. h. durch Spottgedichte, deren Versmafs Jamben waren. 49. Q. Horatius Flaccus (geb. in Venusia 65, † 8 v. Chr.) preist es als sein gröfstes Verdienst, die Lyrik des Alcäus und der Sappho auf römischen Boden verpflanzt zu haben (carm. III 30, 13) und wird auch von O. hier nur als Lyriker genannt. numerosus an Rhythmen reich und in ihnen glücklich. 50. ferit anschlägt', vgl. Quint. XI 3, 61 sonatque vox, ut feritur. Ausonia z. 1 55.

51. Vergilium vidi tantum: denn der Dichter der Aeneis (geb. 70, † 19 v. Chr.) verbrachte seine letzten Lebensjahre meist in Neapel. Albius Tibullus (geb. um 54 v. Chr., und früh gestorben, um 19 v. Chr., auf seinen Tod am. III 9) war der zweite unter den römischen Elegikern; seine Gedichte, freilich unter

mischt mit sehr vielen von Anderen verfassten Stücken, sind in 4 Büchern auf uns gekommen. Der Gründer der römischen Elegie nach alexandrinischem Muster war Cornelius Gallus, ein Jugendfreund des Virgil, geb. 69, † 27 v. Chr.; seine Gedichte sind verloren; s. z. II 3.

55. maiores sc. natu, s. tr. II 116 ff.

56. Thalia, eigentlich die Muse der Komödie, hier für Musa (carmina) überhaupt. 57. Das erste Abnehmen des Bartes war in Rom mit gewissen Feierlichkeiten verknüpft, die Zeit natürlich unbestimmt. O.s erste Gedichte waren Liebes elegieen, amores, welche er zuerst in 5, später (jedenfalls vor 2 v. Chr.) mit Hinzufügung von einigen neuen Gedichten, vielleicht auch mit Weglassung einzelner der ersten Auflage, in 3 Büchern herausgab. Die Anregung zu denselben (moverat ingenium, s. auch am. III 12, 16) hatte ihm eine Geliebte, welche unter dem Pseudonym Corinna den Mittelpunkt seiner Elegieen bildet, gegeben; wer sie wirklich war, hielt 0. geheim und ist unbekannt geblieben. Aufserdem gehören in die früheste Periode des Dichters die epistulae oder heroides, Briefe von Mädchen oder Frauen der Heroenzeit an ihre Liebhaber oder Män

ner, gewissermalsen rhetorische Übungsstücke in Versen, welche in einer Sammlung von 21 Nummern, die sämtlich O.s Namen tra

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nomine non vero dicta Corinna mihi.

Multa quidem scripsi; sed quae vitiosa putavi,
emendaturis ignibus ipse dedi.

tunc quoque, cum fugerem, quaedam placitura cremavi, iratus studiis carminibusque meis.

65 Molle Cupidineis nec inexpugnabile telis

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cor mihi, quodque levis causa moveret, erat. cum tamen hic essem minimoque accenderer igni, nomine sub nostro fabula nulla fuit.

Paene mihi puero nec digna nec utilis uxor

est data, quae tempus per breve nupta fuit. illi successit quamvis sine crimine coniunx, non tamen in nostro firma futura toro. ultima, quae mecum seros permansit in annos, sustinuit coniunx exulis esse viri. 75 filia me mea bis prima fecunda iuventa, sed non ex uno coniuge, fecit avum.

gen, aber erweislich nur zum Teil von ihm herrühren, auf uns gekommen sind. 59. cantata, gefeiert, infolge der Verherrlichung des Dichters; vgl. am. I 3, 25: Nos quoque per totum pariter cantabimur orbem, iunctaque semper erunt nomina nostra tuis. ars am. II 740. rem. 363.

61. vitiosa in metrischer und sprachlicher Beziehung. 63. fugere pevyev, in die Verbannung gehn, vgl. tr. I 7, 13 ff. - placitura, im Gegens. zu vitiosa, 'was gefallen haben würde'. Auch das in seiner Hand befindliche Exemplar der bis auf die letzte Durcharbeitung fertigen Metamorphosen hatte er damals verbrannt, und nur dem Umstand, dafs vorher schon einige Abschriften in die Hände des Publikums gekommen waren, ist ihre Erhaltung zu verdanken (tr. I 7, 15 ff.).

67. hic: also leicht entzündbar. 68. Es gab kein Stadtgespräch unter meinem Namen', d. h. es wurde mir nichts Nachteiliges nachgesagt; vgl. tr. II 349: Sic ego delicias et mollia carmina feci, strinxerit ut nomen fabula nulla meum. 69. paene verb. mit puero. Über die 1. und 2. Gattin des O. wissen wir aufser dem hier Mitgeteilten nur, dafs eine aus Falerii stammte (am. III 13). Mit seiner 3. Frau,

die aus edlem Geschlechte stammte, deren Namen wir jedoch ebenfalls nicht kennen, hatte sich O. im Hause des Paulus Fabius Maximus, eines Vertrauten des Augustus, vermählt (s. Anh. zu VI 802). Sie war damals Witwe und Mutter einer Tochter, die sich später mit P. Suillius Rufus verheiratete, an den ex Pont. IV 8 gerichtet ist, Quästor des Germanicus im J. 15 n. Chr., einer unter Claudius mächtigen, aber übel berüchtigten Persönlichkeit. O. rühmt mehrfach die Treue und Keuschheit dieser 3. Gattin, kann sie übrigens erst in späten Jahren zur Frau genommen haben, wie aus dem Alter des Mannes ihrer Tochter aus erster Ehe hervorgeht. Von wel- . cher seiner 3 Frauen er eine Tochter habe, hat er nicht gesagt; von der dritten jedenfalls nicht, denn die Tochter war, als O. verbannt wurde, schon verheiratet und befand sich damals mit ihrem Gemahl in Afrika, die Frau aber war zu jener Zeit noch iuvenis (ex P. I 4, 47).

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80

Et iam complerat genitor sua fata novemque
addiderat lustris altera lustra novem:
non aliter flevi, quam me fleturus adempto
ille fuit. matri proxima iusta tuli.
Felices ambo tempestiveque sepulti,

ante diem poenae quod periere meae!
me quoque felicem, quod non viventibus illis
sum miser, et de me quod doluere nihil!
85 Si tamen extinctis aliquid nisi nomina restat,
et gracilis structos effugit umbra rogos,
fama, parentales, si vos mea contigit, umbrae,
et sunt in Stygio crimina nostra foro:

90

scite, precor, causam (nec vos mihi fallere fas est)
errorem iussae, non scelus, esse fugae.
Manibus hoc satis est. ad vos, studiosa, revertor,
pectora, qui vitae quaeritis acta meae.
iam mihi canities pulsis melioribus annis

melum depilatum dixisset. 77.com-
plerat s. f. Hom. Il. 170 al nɛ
θάνῃς καὶ πότμον ἀναπλήσῃς βιό-
78. Das lustrum

τοιο. Λ 263.

rechnet O. zu 5 Jahren, z. III 120 (Anh. z. III 165).

80. iusta t. z. III 560. · 82. Die poena ist die Verweisung des Dichters, s. v. 93 ff.

85. nisi = praeter, vgl. Prop. V (IV) 7, 1: Sunt aliquid manes: lētum non omnia finit, luridaque evictos effugit umbra rogos. 88. d. h. wenn die Anschuldigungen gegen uns besprochen werden von den auf dem Markte der Unterwelt zusammenströmenden Schatten.

93. O. hatte lange in Rom ein behagliches und glückliches, nur der Dichtkunst gewidmetes Leben geführt und genofs die allgemeinste Anerkennung, als plötzlich die Ungnade des Augustus über ihn die Verweisung (relegatio, nicht das förmliche exilium, denn er behielt sein Vermögen) aus Rom nach Tomi am schwarzen Meere verhängte. Er hatte damals das 50. Jahr zurückgelegt (tr. IV 8, 33 f. Ib. 1 ff.), und fällt also dies Ereignis in das Jahr 8 n. Chr.; im Dezember dieses Jahres befindet er sich auf dem Adriatischen Meere (tr. I 11, 3), wo er einen schweren Sturm zu bestehen hat, sodafs das Schiff sogar einen

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italischen Hafen wieder anlaufen mufs, und kommt nach einer sehr beschwerlichen Reise (v. 107 f.), žu welcher er sich indes Zeit nimmt, zu Anfang des Winters 9/10 n. Chr. in Tomi an. Was den Grund der Verweisung betrifft, so lehnt es 0. ausdrücklich ab genaue Mitteilungen über ihn zu machen (tr. II 208 f., ex P. II 2, 59 f.), und da andere Schriftsteller darüber ganz schweigen, so sind wir allein auf die Andeutungen angewiesen, welche sich gelegentlich bei O. finden. Er giebt also als die Gründe an carmen et error'; das carmen ist die ars amandi (qua turpi carmine factus arguor obsceni doctor adulterii, tr. II 211 ff.), deren Zügellosigkeit und Beliebtheit allerdings dem auf Hebung der Sittlichkeit in Rom hinarbeitenden Kaiser höchst unbequem sein musste. Zwingender indes war, da jenes Gedicht schon 8 Jahre vorher erschienen war, die andere Ursache, der error. Durch ihn hatte er den Augustus persönlich und tief verletzt, ohne dafs er jedoch durch die Gesetze hätte belangt werden können; 'imprudens' hatte er eine Schuld, die er funesta nennt, bei Nacht mit angesehn und darauf selbst ein peccatum, das jedoch richtiger eine stultitia zu nennen sei und ihm keinen Vorteil ver

venerat antiquas miscueratque comas, 95 postque meos ortus Pisaea vinctus oliva abstulerat decies praemia victor equus, cum maris Euxini positos ad laeva Tomitas

sprochen habe, begangen (tr. II 103. III 5, 49; 6, 27 ff.). Auf diesen Andeutungen haben viele Gelehrte weitere Vermutungen aufgebaut, die aber eben nur Vermutungen sind; allein so viel scheint festzustehen, dafs die Schuld O.s mit einem Liebesabenteuer der Enkelin des Augustus, der Tochter des Agrippa, der sittenlosen Julia zusammenhängt, welche in demselben Jahre 8 n. Chr. von Augustus verbannt wurde. O. hatte aufser den zu V. 57 angeführten Werken bis zu seiner Verweisung gedichtet die ars amandi in 3 Büchern, welche im J. 2 v. Chr. oder im folgenden zum Abschlufs kam, die remedia amoris in einem Buch (Mittel gegen die Liebe) im J. 1 n. Chr. oder im folgenden, die medicamina faciei, von welchen nur 100 Verse erhalten sind, endlich Tragödien, unter denen die Medea, vielleicht das einzige von ihm wirklich vollendete Drama, ein hohes Ansehen genofs (Quintil. X 1, 98: Ovidii Medea videtur mihi ostendere, quantum ille vir praestare potuerit, si ingenio suo imperare quam indulgere maluisset). Aufserdem waren damals bis auf die letzte Feile fertig die 15 Bücher der Metamorphosen (tr. I 7, 13 ff. II 555 ff.) und die Fasten (s. unten). Die seitdem geschriebenen Gedichte zeigen den Geist des Dichters gebrochen; fast das einzige, bis zur Ermüdung durchgeführte Thema derselben sind unmännliche Klagen über sein schweres Unglück und demütige Bitten an Augustus und hochgestellte Freunde in Rom dasselbe zu ändern. In dieser Stimmung sind entstanden die 5 Bücher der Tristia (Klagebriefe nach Rom), von welchen das 1. Buch noch auf der Reise geschrieben ist, die späteren bis zum J. 12 n. Chr.; nach diesen die epistulae ex Ponto in 4 Büchern, welche gleich nach den Tristien begonnen

(vollendet 16 n. Chr.) denselben Inhalt mit diesen haben und sich nur dadurch von ihnen unterscheiden, dafs sie die Namen der Adressaten nennen, was O., um nicht auf seine Freunde den noch frischen Zorn des Kaisers zu übertragen, bei den Tristien vermieden hatte; sodann ein Schmähgedicht in der dunkeln Art des Alexandriners Kallimachos gegen einen treulosen Freund und Neider in Rom, betitelt Ibis. Endlich hatte er aufser mehreren verloren gegangenen Gedichten meist panegyrischer Natur ein Lehrgedicht über die Fische des schwarzen Meeres, Halieutica, verfafst. 94. antiquas 'die früheren'; vgl. met. II 523. tr. III 7, miscueratque z. I 44.

34.

95. Die olympischen Spiele, welche in der Nähe der alten Stadt Pisa gefeiert wurden, wiederholten sich alle 4 Jahre (d. h. römisch gerechnet quinto quoque anno), jedoch hat der Dichter einem aus der röm. Rechnungsweise erklärlichen Irrtum zufolge die Olympiade wie das röm. Lustrum zu 5 Jahren gerechnet, s. Anh. z. III 165. Das Wagenrennen wurde erst später unter die Kampfesarten in Olympia aufgenommen, übertraf aber bald die anderen an Bedeutung; der Preis der Sieger war ein von einem heiligen Ölbaum im Hain Altis genommener Kranz. Pind. Ol. IV 11: ἐλαίᾳ στεφανωθεὶς Πισάτιδι. 97. Tomi oder Tomis, eine Kolonie der Milesier im Lande der Geten, lag an der Westseite des schwarzen Meeres, also links von der Einfahrt durch den Bosporus, südlich von der Donaumündung, 2 St. von Köstendje an der Stelle des heutigen Anadol-köi; die Gegend ist heute noch ebenso unwirtlich wie zu O.s Zeit. Über seine Bewohner s. tr. V 7, 51: In paucis extant Graecae vestigia linguae, haec quoque iam Getico barbara facta sono.

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quaerere me laesi principis ira iubet.
causa meae cunctis nimium quoque nota ruinae
indicio non est testificanda meo.

Quid referam comitumque nefas famulosque nocentes?
ipsa multa tuli non leviora fuga.
indignata malis mens est succumbere seque
praestitit invictam viribus usa suis.

105 oblitusque mei ductaeque per otia vitae
insolita cepi temporis arma manu

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totque tuli casus pelago terraque, quot inter
occultum stellae conspicuumque polum.
Tacta mihi tandem longis erroribus acto
iuncta pharetratis Sarmatis ora Getis.
hic ego finitimis quamvis circumsoner armis,
tristia, quo possum, carmine fata levo.

quod quamvis nemo est, cuius referatur ad aures,
sic tamen absumo decipioque diem.

115 ergo quod vivo durisque laboribus obsto,
nec me sollicitae taedia lucis habent,
gratia, Musa, tibi. nam tu solacia praebes,

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240 ff. Hygin. p. a. I 5: Polus is, qui boreus appellatur, pervideri potest semper, notius autem ratione dissimili semper est a conspectu

remotus.

110. Auch sonst läfst O. Tomi in der Mitte der Geten (eines thrakischen Volkes, das mit den Daciern identisch ist und auf beiden Seiten des Ister seine Wohnsitze hatte) und der Sarmaten (welche das Land nördlich vom schwarzen Meer nach beiden Seiten hin sich weit ausdehnend bewohnten) liegen; die Geographen nehmen als Grenze von Sarmatien den Dniepr und die Karpathen an, doch wurde in Tomi aufser Getisch auch noch Sarmatisch gesprochen; ex P. III 2, 37: Hic quoque Sauromatae iam vos novere Getaeque nam didici Getice Sarmaticeque loqui. Die Hauptwaffe jener Völker war der Bogen.

115 ff. Nach Horaz carm. IV 3, 21 (an die Muse): Totum muneris hoc tui est, quod monstror digito praetereuntium Romanae fidicen lyrae, quod spiro et placeo, si placeo,

tuum est.

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