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läufg. die schwierigkeit der stelle liegt in dem worte πνεῦμα: denn das volk soll augenscheinlich nicht mit dem winde, sondern mit dem meere selbst oder dessen wellen verglichen werden. schon die Feliciana schreibt κῦμα für πνεῦμα, Shilleto nach GHSchäfer πνεύματι κῦμα. beides scheint mir bedenklich. von der welle versteht sich ἀκατάστατον von selbst; dem winde beigelegt ist das epitheton nicht überflüssig, sondern bezeichnend und unterscheidend: vgl. Aristoteles probl. 36, 18 ἀνάγκη πνεύματα ἀκατάστατα εἶναι. Aristophanes fr. 1003 πνεῦμα λεῖον καὶ καθεστηκός. ich möchte deshalb πνεῦμα nicht antasten, sondern mit einfügung zweier buchstaben schreiben: ὥσπερ ὅτ ̓ ἐν θαλάττη πνεῦμ ἀκατάστατον, was so viel bedeutet wie ὥσπερ θάλαττα, ὅτ ̓ ἐν αὐτῇ πνεῦμα ἀκατάςτατόν ἐστιν.

BESANÇON.

HEINRICH WEIL.

110.

ZU DEMOSTHENES REDE GEGEN LEPTINES.

§ 15 f. werden die auszeichnungen, mit welchen ein freistaat verdiente bürger zu ehren vermag, mit denen verglichen, welche tyrannen oder oligarchen zu verleihen vermögen: tη μèv ràp xpeía τῇ τῶν εὑρισκομένων τὰς δωρεὰς οἱ τύραννοι καὶ οἱ τὰς ὀλιγαρχίας ἔχοντες μάλιστα δύνανται τιμᾶν (πλούσιον γὰρ ὃν ἂν βούλωνται παραχρῆμ ̓ ἐποίησαν), τῇ δὲ τιμῇ [καὶ τῇ βεβαιότητι] τὰς παρὰ τῶν δήμων δωρεὰς εὑρήσετε οὔτας βελτίους. die worte καὶ τῇ βεβαιότητι fehlen in Σ von erster hand; auch in den übrigen älteren hss. sind sie erst von zweiter, wenn auch alter hand beigefugt, und da sie den beabsichtigten gegensatz zwischen τῇ μὲν χρείᾳ und τῇ δὲ τιμῇ stören, so wird man Vömel nur beistimmen können, der diese worte als ungehörigen einschub strich. woher stammen sie nun aber? dasz sie ein willkürlicher, auf grund von § 17 beliebter zusatz sein sollten (ὁ τοίνυν τὴν πίστιν ἀφαιρῶν τῶν δωρεῶν νόμος οὗτος, ᾧ μόνῳ κρείττους εἰσὶν αἱ παρ ̓ ὑμῶν δωρεαί, τοῦτ ̓ ἀφαιρεῖται), hat wenig wahrscheinlichkeit für sich; ein blick aber auf § 16 dürfte zeigen, dasz hier der ursprüngliche platz jener worte gewesen sein musz. wie der text dieses § jetzt lautet (τό τε γὰρ μὴ μετ ̓ αἰσχύνης ὡς κολακεύοντα λαμβάνειν, ἀλλ ̓ ἐν ἰσηγορίᾳ δοκοῦντ ̓ ἄξιόν τινος εἶναι τιμᾶςθαι τῶν καλῶν ἐστὶν, τό θ ̓ ὑπὸ τῶν ὁμοίων εκόντων θαυμάζεσθαι τοῦ παρὰ τοῦ δεσπότου λαμβάνειν ὁτιοῦν κρεῖττον εἶναι δοκεῖ —), so läszt sich wol kaum leugnen dasz das zweite satzglied auf eine blosze wiederholung des ersten hinausläuft. indem aber das κρεῖττον nur wieder von dem moralischen vorzuge verstanden werden kann, den die auszeichnungen inmitten eines freien staatswesens vor denen von seiten eines herschers voraus haben, so befremdet die nun folgende begründung: παρὰ μὲν γὰρ ἐκείνοις μείζων ἐστὶν ὁ τοῦ μέλλοντος φόβος τῆς παρούσης χάριτος, παρὰ δ ̓ ὑμῖν ἀδεῶς, ἂν λάβη τις,

ἔχειν ὑπῆρχεν τον γοῦν ἄλλον χρόνον. weisen nun diese worte darauf hin, dasz in dem vorausgehenden von der gröszern verläszlichkeit und dauerhaftigkeit die rede gewesen sein musz, welche die auszeichnungen in den einen staaten vor denen in den anderen voraus haben, so bedarf das κρεῖττον eines entsprechenden seine bedeutung vervollständigenden beisatzes, und diesen bieten eben jene durch ein versehen in den text von § 15 gerathenen worte. sonach würde $ 16 lauten: τό τε γὰρ μὴ μετ ̓ αἰσχύνης ὡς κολακεύοντα λαμβάνειν, ἀλλ ̓ ἐν ἰσηγορίᾳ δοκοῦντ ̓ ἄξιόν τινος εἶναι τιμᾶσθαι τῶν καλῶν ἐστὶν, τό θ ̓ ὑπὸ τῶν ὁμοίων ἑκόντων θαυμάζεσθαι τοῦ παρὰ τοῦ δεσπότου λαμβάνειν ὁτιοῦν καὶ τῇ βεβαιό τητι κρεῖττον εἶναι δοκεῖ. Vömels bemerkung, dasz βεβαιότης kein Demosthenisches wort sei, möchte nicht eben schwer wiegen, da das Demosthenische lexikon genug worte zeigt, die sich nur an éiner stelle gebraucht finden.

WIEN.

EMANUEL HOFFMANN.

111.

ZUR ERSTEN OLYNTHISCHEN REDE DES DEMOSTHENES.

§ 20 τί οὖν, ἄν τις εἴποι, σὺ γράφεις ταῦτ ̓ εἶναι στρατιωτικά; μὰ Δί ̓ οὐκ ἔγωγε. ἐγὼ μὲν γὰρ ἡγοῦμαι στρατιώτας δεῖν κατασκευασθῆναι καὶ ταῦτ ̓ εἶναι στρατιωτικὰ καὶ μίαν σύνταξιν εἶναι τὴν αὐτὴν τοῦ τε λαμβάνειν καὶ τοῦ ποιεῖν τὰ δέοντα, ὑμεῖς δ ̓ οὕτω πως ἄνευ πραγμάτων λαμβάνειν εἰς τὰς ἑορτάς. ἔστι δὴ λοιπόν, οἶμαι, πάντας εἰςφέρειν usw. das richtige verständnis dieser stelle gewinnt man, wie mir scheint, nur durch eine scharfe fassung des gegensatzes ἐγὼ μὲν γάρ ὑμεῖς δέ. denn der sinn ist kein anderer als dieser: 'einen antrag zu stellen kommt mir nicht in den sinn denn ich allerdings habe diese ansicht ihr aber habt eine ganz andere ansicht. wie kann also von einem antrag die rede sein, so lange ich mit meiner ansicht allein stehe? es bleibt also nur übrig dasz ihr alle brav beisteuert' usw. nur wenn man diesen scharfen gegensatz nicht beachtet, kann man auf den gedanken kommen die worte καὶ ταῦτ ̓ εἶναι στρατιωτικά zu streichen. auch TaûT' ist durchaus nicht zu beanstanden, wiewol Westermann dies wort noch in seiner letzten ausgabe gestrichen hat.

MÜNCHEN.

(62.) BERICHTIGUNG.

CARL MEISER.

In meinem aufsatze zu den reden des Demosthenes gegen Aphobos' sind oben s. 345 die worte 'und wie sich ergibt' bis nicht ganz 14 talenten ergibt' (zeile 37–41) zu tilgen.

BRESLAU.

RICHARD FÖRSTER.

112.

EINE GRIECHISCH-DEUTSCHE ZEITUNG. *

Die lectüre griechischer zeitungen ist für jeden classischen philologen ersprieszlich, aus dem grunde weil er dadurch am besten in das litterarische fortleben der sprache Homers und Platons eingeführt wird und sich so einen ganz neuen und überraschend bequemen zugang zu derselben eröffnet sieht. bei dem unten bezeichneten wochenblatt kommt hierzu ein stoffliches interesse: denn neben den politischen nachrichten nehmen darin mitteilungen über philologische tagesfragen einen breiten raum ein. so enthält die anfang märz dieses jahres erschienene erste nummer einen gegen dr. Schliemann gerichteten artikel von prof. Rhusopulos, die zweite eine erwiderung hierauf von Schliemann und einen in günstigem sinne für ihn abgefaszten brief von prof. Haug in München, die dritte Schliemanns antwort auf Max Müllers angriffe (in griechischer sprache), die vierte einen ihn sehr freundlich und Rhusopulos sehr bitter beurteilenden artikel von Lenormand (natürlich in griechischer übersetzung), die fünfte einen sehr langen und gleichfalls entschieden für Schliemann partei nehmenden artikel KvThalers und im feuilleton (Èπiquλλíc) den anfang des Max Müllerschen artikels, gegen den die vorhin erwähnte antwort Schliemanns gerichtet war usw. wie man also hier einen ziemlich vollständigen überblick über den bisherigen gang der Schliemanncontroverse erhält, so fehlt es auch nicht an fortlaufenden referaten über die verhandlungen betreffs der Olympia-angelegenheit und des bekannten vertrags, die sich leider in ähnlicher weise hinauszuziehen scheinen wie der streit über den Schliemannschen fund. die zeitung Νέα Ελλάς enthält aber auszerdem noch einen specifisch philologischen teil, und mit diesem sollen sich die folgenden bemerkungen etwas näher beschäf tigen.

Auf der ersten seite nemlich, welche die überschrift 'Neugriechenland' trägt, finden sich teils längere zusammenhängende artikel, teils miscellen philologischen inhalts; erstere betreffen das grammatische und etymologische verhältnis des neugriechischen zum altgriechischen und stammen durchweg aus der feder des redacteurs dr. Michael Deffner, eines philologen von fach, der, nachdem er in München und Leipzig studiert und an letzterer universität promoviert hatte, vor wenigen jahren nach Athen gezogen ist, um dort als lehrer, privatdocent am panepistimion und nun auch als zeitungsredacteur zu wirken. von seiner in der schule von GCurtius erworbenen linguistischen methode hat er in seinen in Curtius studien IV s. 231 ff. erschienenen 'Neograeca', von seiner vollkommenen vertrautheit mit der neugriechischen volkssprache in seinen über

* Néa 'Elλác, Neugriechenland, 1r jahrgang 1s quartal (1874).

setzungen deutscher volksmärchen in dieselbe (συλλογή παραμυθίων, vgl. darüber litt. centralblatt vom 12n juli 1873) proben gegeben; man durfte daher auf dem erwähnten gebiete nur gediegene leistungen von ihm erwarten und findet sich durch das hier gebotene, wenn auch der zeitungsstil umfassenderen und streng gelehrten productionen nicht günstig ist, in dieser erwartung keineswegs geteuscht. ich übergehe, was zunächst die kleineren artikel angeht, diejenigen untersuchungen welche nur zur aufhellung neugriechischer spracherscheinungen dienen, um nur auf einige fälle hinzuweisen, in welchen sich der wert des neugriechischen als ergänzung des in der classischen litteratur niedergelegten sprachschatzes wieder einmal eclatant herausstellt. wörter wie ἀνάγνωστος, ἀνάελπτος, ἀνάεδνος (Hom.), in denen statt des a priv. ein präfix åva- in ganz derselben function auftritt, stehen im altgriechischen so isoliert da, dasz sprachforscher wie Lobeck und GHermann auf den gedanken kamen sie ganz zu beseitigen. dieser versuch muste freilich scheitern; auch zeigte bald die vergleichung der verwandten sprachen, dasz dieses ana- in wirklichkeit die ursprünglichste, vollste form des negativen präfixes im indogermanischen ist: namentlich in zendformen wie ana-zătha erhielt es eine feste stütze (s. Curtius grundzüge' s. 307). kann es nun eine erwünschtere bestätigung dieses sprachvergleichenden ergebnisses geben als die zahlreichen bildungen mit ȧva- = å priv., welche D. im neugriechischen nachgewiesen hat? es sind namentlich ἀνάμελα = ἀμελῶς, ἀνάκαρδα = ἄκαρδα, ἀναφαγία ἀνορεξία (appetitlosigkeit), ἀνάγνωρα incognito (μιςεύω ἀναTvwpa ich reise incognito) ua.

Ein anderes resultat Deffners wird, daran zweifle ich nicht, lebhaften anklang bei der groszen schar der Homeriker finden, nemlich seine aus dem neugriechischen sprachschatze geschöpfte erklärung von VUKтÒc άμoλr, diesem 'verzweifelten' ausdruck, der mit auéλyw 'sicherlich nichts gemein hat' (Curtius ao. s. 183). die interpretationskünste, die bisher daran geübt worden sind, bilden in der that ein ganzes capitel in der neueren geschichte der etymologie. aber alles wird klar und licht, wenn man auf die zahlreiche in nr. 13 von unserem vf. zusammengetragene wortsippe blickt: μouρкízeι es dunkelt, μούρκισμα abenddämmerung, μουχρόνει es wird nacht (epirotisch); μoupɣóvet es wird nacht (maked.), μоûρyoс schwärzlich (ebenfalls maked.) usw., endlich auch ein mit prothetischem a wie άuolyóc versehenes wort: άuoúpya 'der schwärzliche bodensatz des öles.' in allen diesen und andern wörtern liegt deutlich eine wz. μоρк 'dunkel sein' mit älterem p für A vor, deren к sich bald zur media y erweicht, wie auch in dem alten άuoλróc, bald durch den einflusz eines folgenden p zur spirans x wird, und deren o in ou übergeht, wie in zahllosen anderen neugriech. wörtern altes o in ou übergegangen ist (s. Deffners Neograeca ao. s. 304-322). ein griechischer gymnasiallehrer, dr. Pantazides, der unabhängig von dem vf. dieselbe etymologie aufgestellt hat, zieht auch den namen der

insel Amorgos hierher; ob dieser ableitung die von Curtius ao. vorgetragene von άuopɣíc flachs wegen der ausgezeichneten leinwand dieser insel vorzuziehen sei, werden nur kenner der letztern entscheiden können; an sich scheint es mir aber ganz gut denkbar, dasz seefahrer das aus der ferne vor ihren blicken auftauchende eiland als das schwärzliche bezeichneten. dagegen wäre es besser gewesen, das von Leo Meyer verglichene altnord. myrkr 'dunkelheit' nicht wieder heraufzubeschwören: denn gerade wenn von einer wz. μоpê auszugehen ist, so musz das unverschobene к dieses wortes, das zugleich einer andern vocalreihe angehört, von einer heranziehung desselben abhalten. also nur was die art und weise der erklärung betrifft, bleibt Leo Meyer die priorität; dasz aber dieselbe sich rasch bahn brechen und das dunkel der nacht die melkzeit der nacht verdrängen wird, ist nach meiner ansicht sehr wahrscheinlich.

Nicht minder wichtig für die erkenntnis des altgriechischen, ja selbst des gesamten indogermanischen sprachbaus sind gewisse grammatische phänomene des neugriechischen, welche Deffner in einer längern reihe von artikeln über 'sprachliche zustände in Hellas' gelegentlich besprochen hat. die tendenz dieser artikel ist zu zeigen, dasz die alle gebildeten Griechen lebhaft beschäftigende frage nach der feststellung einer einheitlichen schriftsprache nur dann endgültig gelöst werden kann, wenn man sich entschlieszt alle archaisierenden bestrebungen ein für allemal fahren zu lassen und die volkssprache (n xudaía rλŵcca) auch zur basis des litteraturdialekts zu machen. die archaisten scheinen es nach den pröbchen, die der vf. mitteilt, in der that arg genug getrieben und namentlich auf dem gebiete der grammatik eine babylonische verwirrung angerichtet zu haben. so hat zb. einer von ihnen statt des alten futurums von εἰμί, ἔσομαι, die unform θέλω εἶσθαι gebildet, in der dem analytischen verfahren der modernen sprache gemäsz die zukünftige zeit durch ein hilfsverbum ausgedrückt, dieses hilfsverbum aber aus der im neugriech. herschenden form eά in das vollere eéλw rückübersetzt ist und statt des verlorenen inf. eivai das ganz barbarische eicea figuriert. da man denn doch nicht verkennen konnte, dasz mit den alten Hellenen auch ihre sprache auf immer dahin gegangen und nicht mehr aus ihrem grabe zu erwecken ist, so suchte man sich ihr wenigstens anzunähern, gelangte aber auf diesem wege zu lauter lächerlichen halbheiten. es wäre den Griechen zu wünschen, dasz sie endlich von dieser gelehrten pedanterie, die den gleichfalls auf ihre classischen traditionen stolzen Italiänern und Franzosen nie auch nur durch den sinn fuhr, loskämen; hier nimt sie nur éine seite der von unserem landsmann gegen sie gerichteten polemik in anspruch, nemlich seine verteidigung der griechischen vulgärsprache gegen den vorwurf des barbarismus, der ihr von den archaisten gemacht wird. mittels einer eingehenden analyse der modernen declinationsund conjugationsformen gelingt es Deffner nachzuweisen, dasz dieselben nicht nur in organischer und keine beeinflussung von auszen,

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