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Aeneis und in den georgica, so Lucanus, Valerius Flaccus und Statius, so Gratius und Nemesianus, so andere, und so,hauptsächlich Ovidius selbst in den metamorphosen, der ars amatoria, den medicamina formae, und in dem ersten buche der fasti. einen ganz andern geist würde ein anfang verrathen wie nunc primum velis, elegi, maioribus itis: exiguum, memini, nuper eratis opus usw., wobei erst im fünften verse eine kurze und wenig deutliche inhaltsangabe folgt. ich denke, II 3-18 ist ein (allerdings entbehrlicher) etwas selbstgefälliger rückblick auf das im ersten buche bereits geleistete (sonst müste statt itis ja auch ite oder eatis stehen), und dadurch der bequemere ton dieser verse leicht erklärlich.

canimus freta pervia natis fatidicamque ratem. Gratius: dona cano divum. Nemesianus: venandi cano mille vias. Ov. met.: in nova fert animus mutatas dicere formas corpora. ars: si quis in hoc artem populo non novit amandi, hoc tegat. med. f.: discite, quae faciem commendet cura, puellae. fasti buch I: tempora cum causis

FRANKFURT AM MAIN.

canam.

ALEXANDER RIESE.

92.

ÜBER DIE ABFASSUNG VON VERGILIUS GEORGICA.

CSchaper hat in seiner sehr gründlichen und mit vielem scharfsinn geschriebenen abhandlung 'de georgicis a Vergilio emendatis' (Berlin 1873) den beweis zu führen gesucht, dasz die gewöhnliche, auf die mitteilung des Servius sich stützende annahme von sieben jahren, die Vergilius zur vollendung seiner georgica gebraucht habe, irrtümlich sei. die gründe, welche Sch. hierfür ins feld führt, sind teils allgemeine, teils solche die er aus besonderen stellen der georgica, welche anspielungen auf zeitereignisse enthalten, entnimt. erstens könne überhaupt nicht wol angenommen werden, dasz Verg. sieben jahre an den vier büchern seines landbaugedichtes gearbeitet habe, während er die zwölf bücher der Aeneis in elf jahren vollendet haben soll. dann gehe aus den letzten versen des 4n buches der georg. hervor, dasz dieselben schon 724 dst. (30 vor Ch.) vollendet gewesen seien; im j. 728 aber wurde Gallus, einer verschwörung verdächtig, auf anlasz des Augustus verurteilt und tötete sich selbst. mithin konnte, so folgert Sch., die herausgabe des ganzen gedichtes erst etwa im j. 729 stattfinden: denn erst 728 konnte die erzählung von Aristäus an die stelle der lobeserhebung des Gallus, die nach dessen verurteilung unhaltbar geworden war, gesetzt werden (Servius zu ecl. 10, 1 und ge. IV 1). wenn also Verg. wirklich sieben jahre an diesem gedicht arbeitete, dh. schrieb und ausbesserte, so sei dies nicht zwischen den jahren 717 und 724, sondern zwischen 3 resp. 725 und 729 geschehen (s. 2 ff.).

Obgleich wir nun nicht zögern der gründlichen beweisführung des vf., so weit sie sich auf die verschiedenen retractationen und emendationen der georgica seitens des dichters bezieht, beizutreten und vieles in dieser hinsicht als nachgewiesen anzunehmen, so lassen. sich doch noch zweifel darüber erheben, ob die vier bücher wirklich in der kurzen zeitspanne von zwei jahren, wie Sch. annimt, konnten niedergeschrieben werden. Vergilius, der gerade der landwirtschaftlichen muse so hohen wert beilegte und von ihr bleibenden dichterruhm erwartete, muste, um ein so umfangreiches gebiet zu bewältigen und um die anscheinend heterogensten elemente in einen engen rahmen harmonisch zusammenzudichten', viel lesen, viel redigieren, viel umschaffen und umschmelzen, um das originelle gedicht zu der vollendung zu bringen, von der er verdienten nachruhm erwartete. dazu war aber sicher der zeitraum von zwei jahren zu kurz (Sch. s. 72). wir unterscheiden nemlich mit Sch. genau 'ausarbeitung, niederschreibung' des gedichtes und ausbessern und publication' desselben.

Tittler (im Brieger programm 1857 s. 17) suchte nachzuweisen, dasz zwischen der vollendung des ersten und zweiten buchs ein längerer zwischenraum liege; dasz aber zwischen der herausgabe der beiden ersten bücher, die etwa 724 stattgefunden, und dem beginn der beiden letzten ebenfalls ein beträchtlicher zeitraum liege: denn in diesen erscheine Octavianus schon als Caesar Quirinus, durch seine thaten zum gott geworden, in den beiden ersten dagegen sei er noch der jüngling Octavianus im heiszen kampfe.

In der that, was Sch, zur stützung seiner zwei abfassungsjahre (s. 4) vorbringt, dürfte nicht genügen um die annahme zu rechtfertigen, dasz das erste und zweite buch kurz vor und unmittelbar nach der schlacht bei Actium, worauf er die worte saevit toto Mars impius orbe (I 511) bezieht, gedichtet worden sei. dasz Sch. die 'grösze' der kriegerischen vorbereitungen so besonders betont, was nach ge. I 505. 506 und 509 die nahe bevorstehende entscheidungsschlacht bei Actium vermuten lasse, beruht auf subjectiver anschauung. denn verwirrung, krieg und kriegsgeschrei war zu der zeit des wieder entbrannten Partherkriegs (718), als auch Germanien und Gallien Rom gegenüber in waffen standen, eben auch überall, zumal Octavianus und Antonius selbst untereinander schon sehr gespannt waren und der perusinische krieg gerade im innern von Italien diejenigen zustände erzeugt hatte, auf welche ge. I 510 (vicinae ruptis inter se legibus urbes arma ferunt) und v. 506 (non ullus aratro dignus honor, squalent abductis arva colonis) vortrefflich passen. besonders muste die äckerverteilung an die veteranen, die als das präcedens des oben genannten krieges dem dichter und gutsbesitzer Vergilius noch im frischen gedächtnis war, ihm gerade hier von hoher bedeutung sein. dazu kam noch der krieg des Sextus Pompejus, der von Sicilien aus durch freibeuterei eine seeherschaft gründet hatte und von Agrippa in einer seeschlacht geschlagen

und unschädlich gemacht wurde (720). hierauf nun würde sich wieder sehr gut ge. I 505 (quippe ubi fas versum atque nefas: tot bella per orbem, tam multae scelerum facies) anwenden lassen. auf die epoche kurz vor der schlacht bei Actium passt dagegen die angabe von so verschiedenartigen, verbrecherischen kriegen gar nicht wol, weil damals Octavianus und Antonius in ihren persönlichen politischen interessen die interessen aller andern parteien culminieren lieszen. Verg. würde bei anspielung auf einen bevorstehenden entscheidungskampf dieser beiden nicht so individualisierte und differenzierte angaben mehrerer kriege gemacht haben.

Unter solchen umständen ist es nicht ersichtlich, aus welcher stelle meiner ausgabe der georgica Schaper entnehmen will, dasz ich seiner ansicht von der abfassung derselben eher beizuflichten scheine (s. 5). soll es s. 75 sein, wo ich ungefähr sagte: 'doch ist es, gegen Delille, wahrscheinlicher dasz die stelle I 509 sich auf die zeit bezieht, als Antonius gegen die Parther zog und Agrippa die angriffe der Germanen und Gallier zurückschlug'? oder meint Sch. dasz das ansehen des berühmtesten erklärers der georgica (Delille), der allerdings auch Sch.s ansicht teilt, so bedeutend sein müsse, dasz neben dessen ansicht etwas anderes, wenn es auch nur als 'wahrscheinlich' auftritt, gar nicht bestehen könne?

Was nun den umstand anbelangt, dasz Verg. im ersten buche der georgica von Octavianus schon wie von einem gotte redet, was diesen also schon fast auf seiner höchsten ruhmesstaffel (kurz vor Actium) erscheinen lassen müsse, so kann darin nichts auffallendes gefunden werden, da Verg. schon in der ersten ecloge die benennung deus mehrmals auf jenen anwendet. und doch ist diese ecloge sicher im j. 713 zu einer zeit geschrieben, als Octavianus noch keinen wirklichen triumphzug gehalten hatte. um so mehr also konnte der im feinen schmeicheln gewandte Vergilius zu anfang der georgica jene überschwenglichen lobsprüche (wie I 24 und I 40) spenden, da schon zwei triumphzüge damals seinen namen umglänzten, wobei der siculische, den er zur see erworben hatte, ganz die verse I 37. 38 rechtfertigt. die erwähnung der Erigone (Asträa) ist dabei eine passende anspielung auf das dem dichter nach dem perusinischen kriege von Octavianus wiedererstattete landgut.

Wir legen auf das urteil des Servius rücksichtlich der sieben jahre abfassungszeit durchaus kein gewicht, so wenig wir seine elf jahre für absolvierung der Aeneis sofort adoptieren, finden uns aber meist aus inneren und historischen gründen bewogen, den beginn der georgica weiter hinaufzusetzen als in das j. 723, da Verg. sicherlich zur dichtung und niederschreibung seines landwirtschaftlichen gedichtes mehr zeit als zwei jahre brauchte. er, der zugleich landwirt war, hatte wol auch mehr zu thun als den ganzen tag zu dichten und zu schreiben. er muste obendrein landwirtschaftliche werke aller art (Mago, Cato, Varro, Aratos ua.) studieren, ver gleichen, darauf vielleicht streichen und umgestalten. auf IV 2

braucht das gewicht nicht gelegt zu werden, welches Sch. darauf legt, da dieser vers nur auf die herausgabe der zu einem ganzen bande vereinigten gesänge sich beziehen kann. wörtlich kann dieses canebam ja doch nicht genommen werden, da Verg. alle vier bücher noch weniger in der kurzen frist von kaum einem jahre (denn so bald endigte der damalige zug gegen die Parther) konnte gedichtet haben. es konnte damit nur der zeitpunct der publicierung, nicht der zeitpunct der abfassung der gedichte gemeint sein. GIESZEN.

EMIL GLASER.

(54.)

MISCELLEN.

(fortsetzung von s. 249-269.)

43.

Mit recht nimt HJordan im Hermes VIII s. 86 anstosz an Plinius n. h. VIII § 37 nota est in Punicis bellis ad flumen Bagradam Regulo imperatore ballistis tormentisque ut oppidum aliquod expugnata serpens CXX pedum longitudinis; pellis eius maxillaeque usque ad bellum Numantinum duravere Romae in templo 'in einem tempel'.

nicht aber glaube ich mit ihm, dasz dies in templo glossem sei; vor dem folgenden faciunt wird vielmehr der name der gottheit, der dieser tempel geweiht war, ausgefallen sein: Sanci.

44.

EBaehrens hat in seiner habilitationsschrift de Sulpiciae quae vocatur satura' (Jena 1873) mit vollem rechte den versuch zurückgewiesen, dieses gedicht zu einem producte des funfzehnten jh. zu stempeln, seinerseits dagegen einige sehr beachtenswerte beobachtungen zusammengestellt, die ihn veranlassen dasselbe aus dem Domitianischen zeitalter heraus und einer viel späteren epoche als schulübung zuzuweisen. wenn er noch weiter geht und diese epoche genau mit hilfe eines zeugnisses aus dem altertum glaubt bestimmen zu können, so kann ich das freilich nicht gelten lassen. dieses zeugnis findet er in der stelle der vorrede der mythologie des Fulgentius s. 616 Stav., in welcher neben dem Plautinischen servus dotalis Saurea (asin. I 1, 72 ff.) und der Sallustischen Sempronia eine Petronische Albucia und eine Ausonische Sulpicilla erscheinen. nach dieser zusammenstellung hat man doch sicher auch in den beiden letzteren nichts anderes zu suchen als frauen, die bei den genannten schriftstellern vorkommen; von der Albucia sagt Muncker demgemäsz neben anderen von ihm angeführten ansichten ganz richtig: opinor Albutiam fuisse unam de foeminis, quas in Satyra produxerit Petronius' in der anm. zu dieser stelle, die demnach auch ihren platz unter den bruchstücken des Petronius (fr. 6 Bücheler) gefunden hat. nicht anders kann es sich mit der Ausonischen

Sulpicilla verhalten; trotz des verdicts von Baehrens (s. 41 anm.): 'Fulgentium ad Ausonii verba haec (p. 214 ed. Bip.) prurire opusculum Sulpiciae, frontem caperare nullo modo posse spectare ultro apparet' ist dies die einzig richtige erklärung, und auf dieselbe Sulpicia geht sicher auch die in derselben vorrede (s. 598) vorhergehende erwähnung mit anwendung derselben deminutivform des namens (Sulpicillae procacitas dem Ausonischen pruriens opusculum Sulpiciae) zurück; B. bezieht diese letztere direct auf Martialis1 und trennt davon die Sulpicia Ausoniana, worunter Fulgentius das vorliegende, von ihm in einer hs. des Ausonius gefundene und deshalb diesem dichter selbst fälschlich zugeschriebene gedicht verstanden habe. diese vermutung beruht darauf, dasz dasselbe zuerst aus einer hs. herausgegeben ist, in der auch Ausonius stand, welche verbindung dann auch für die dem Fulgentius vorliegende hs. angenommen wird. diese verbindung aber wird vielmehr umgekehrt auf jene erwähnung der Sulpicia bei Ausonius oder gar auf die Ausoniana Sulpicia des Fulgentius selbst zurückzuführen sein.

Wenn so allerdings B.s ansicht einer urkundlichen stütze entbehrt, so beruht sie doch auf einer reihe von inneren gründen, die nur die wahl zwischen der annahme einer späteren zeit oder allerlei weiblichen licenzen einer dame aus der Domitianischen lassen, welcher letztere gesichtspunct von B., der eine feste zeitbestimmung gefunden zu haben glaubte, nicht bezeichnet zu werden brauchte, jetzt aber seine berücksichtigung bei weiterer verfolgung dieser untersuchung fordert.2 ich will nun dieselbe hier nicht aufnehmen, wol aber veranlassen mich die scharfsinnigen beobachtungen von Baehrens mit einer vermutung zu diesem gedichte hervorzutreten, die ich vor drei jahren, als ich die miscelle 25 in diese jahrbücher schrieb (1871 s. 265 f. vgl. s. 860 anm.), nicht mitzuteilen wagte, weil die licenz, die ich dafür voraussetzen muste, dem ersten jh. so viel ich weisz fremd ist; in diese zeit aber glaubte ich das gedicht setzen zu müssen, und auf die anderweiten von B. jetzt zusammengestellten besonderheiten, die auch für diesen fall, wie oben angedeutet, eine motivierte entschuldigung zulassen, hatte ich wenigstens nicht in dem umfange geachtet, um etwas weiteres darauf bauen zu dürfen. Es handelt sich dabei um den schlusz von v. 67 des gedichtes : haec ego; tum paucis dea me dignatur et infit:

pone metus caecos3, cultrix mea: summa tyranno
ecce instant odia et nostro periturus honorest.'

2 die

1 und dasz Fulgentius die Sulpicia auch unmittelbar daher, wenn nicht aus ihren gedichten selbst (s. Muncker zdst.), bekannt war, zeigt die erwähnung der lucernae bei ihm vgl. mit Mart. X 38, 7. 'Claudiani imitatio' des dic mihi Calliope v. 12 kehrt sich danach um, wenn für diese worte überhaupt eine unmittelbare gegenseitige abhängigkeit anzunehmen ist, was schon an und für sich, noch mehr aber im hinblick auf Hor. carm. III 4, 1 f. nicht notwendig geboten erscheint. 3 so wird zu schreiben sein; aequos die überlieferung, saevos Baehrens.

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