Causa meae cunctis nimium quoque nota ruinae 100 Quid referam comitumque nefas famulosque, nocentes? Ipsa multa tuli non leviora fuga. Indigpata malis mens est succumbere, seque Praestitit invictam, viribus usa suis; Oblitusque mei ductaeque per otia vitae 105 Insolita cepi temporis arma manu ; Totque tuli terra casus pelagoque, quot inter Occultum stellae conspicuumque polum. Tacta mibi tandem longis erroribus acto Iuncta pharetratis Sarmatis ora Getis. 110 Hic ego, finitimis quamvis circumsoner armis, Tristia, quo possum, carmine fata levo. 99. Verbinde nimium quoque: tr. III 2, 11 8. gewahrt. Verg. A. ‘nur zu sehr'. So gebraucht Ov. 1, 3; 598. pelago] Ov. hatte oft quoque zur Steigerung eines auf seiner Fahrt nach Tomi im Begriffs statt etiam ; Hor. c. IV 3, Adriatischen Meer heftige Stürme 19; epp. II 2, 36. zu bestehen. 101. comitum nef.] die Freunde 108. conspic. p.) polus septenverliessen ihn im Unglück bis auf trionalis, qui conspicuus nobis est, zwei oder drei (ex P. II 7, 61 s.). der Polarstern; der südliche ist uns nocentes] indem sie sich an sei- unsichtbar. nem Eigentum vergriffen. 110. Die Geten und Daker (Daer; 102. fuga] z. v. 63. Aâos u. rétns; vgl. die Sklaven105. Ovid hatte in Rom im namen Davus und Geta), thracische Kreise vieler befreundeter Dichter Volksstämme, wohnten an den Ufern ein glückliches, der Dichtkunst ge- des Hister, erstere südlich bis zum widmetes Leben geführt; tr. V 3, Hämus, im heutigen Bulgarien und 9 ss. quique prius mollem vacuam- Rumänien, die Baker, den Geten que laboribus egi in studio vitam eng verwandt (Plin. 4, 80), nõrdlich Pieridumque choro, nunc procul in Rumänien, Siebenbürgen und a patria Geticis circumsonor armis. dem östlichen Ungarn. In Tomi 106. temporis arma) die Waffen, berührten sich beide Völker. Das welche die Verhältnisse ihm boten, Land der Σαυρομάται (Συρμάται, d. h. Geduld und Ausharren im Un- Saquetas) lag nördlich vomšchwarglück: tr. III 1, 10; Cic. Cat. 1, zen Meer περί την λίμνην την 22; de sen. 3, 9 arma senectutis. Mauũnto (Hippokr. 1. đáo. 88. 107. terra] die Gefahren der Land- TON. 24), zu beiden Ufern des Don; reise; Nr. VIII 44. Diese werden Herod. 4, 93 88. erwähnt sie zuerst. zuerst erwähnt, da sie dem Dichter, iuncta Getis & iuncta orae als zuletzt erlebt, noch in frischer Getarum. Erinnerung standen; tr. III 11, 59 112. In der Verbannung dichtete tot mala sum fugiens tellure, tot Ovid 5 Bücher Tristia (8-11 n. Chr.) aequore passus; Od. 17, 284 s., wo und 4 Bücher epistulae ex Ponto Odysseus sagt: κακά πολλά πέ- (bis 16 n. Chr.), Klagelieder über πονθα κυμασι και πολέμω; 5, 224. „sein trauriges Geschick. Während Die zeitliche Aufeinanderfolge ist er in den Tristien die Namen der Quod quamvis nemo est, cuius referatur ad aures, Sic tamen absumo decipioque diem. Ergo quod vivo durisque laboribus obsto, Nec me sollicitae taedia lucis habent, Tu curae requies, tu medicina venis. In medioque mihi das Helicone locum; Nomen, ab exequiis quod dare fama solet. Ullum de nostris dente momordit opus. Non fuit ingenio fama maligna meo, Dicor et in toto plurimus orbe legor. 125 Freunde, an welche die einzelnen Gedichte gerichtet sind, nicht zu nennen wagt, da zu befürchten war, dass sie als seine Freunde bei Augustus in Ungnade fielen, richtet er die Briefe aus dem Pontus offen an seine Gönner, da inzwischen der Zorn des Augustus etwas besänftigt war (ex P. I 1, 17 8. rebus idem, titulo differt; et epistula cui sit non occultato nomine missa docet). Nur einen Brief wagt er nicht offen zu adressieren (ex P. 3, 6). Schon hoffte der Dichter, nach Rom zurückkehren zu dürfen, als Augustus starb. Sein hartherziger Nachfolger schenkte den Bitten Ovids kein Gehör. Ovid wusste sich die Achtung der Bewohner von Tomi in 80 hohem Grade zu erwerben, dass man ihn von allen Abgaben befreite. Da die Tristien u. ep. ex P. alle dasselbe Thema behandeln, sind sie eintönig. Der Dichter gesteht dies selbst ein, auch die Freunde klagen darüber; zu seiner Entschuldigung sagt er (ex P. III 9, 35): laeta fere laetus cecini, cano tristia tristis. Ferner gehören der Zeit der Verbannung an ein Schmähgedicht Ibis, gegen einen ungenannten Feind des Dichters gerichtet ist, die Überarbeitung der fasti und ein Lehrgedicht über die Fische des Schwarzen Meeres (Halieuticon Liber), von dem nur ein Bruchstück erhalten ist. Seine Phaenomena und ein Trauerspiel Medea sind gleichfalls bis auf einige Verse verloren. quo poss.] nur hierdurch vermag ich es. 113. quamvis c. indic., wie oft bei Dichtern. refer. ad aur.] vom Vorlesen: niemand verstand dort lateinisch. 114. decipio] Ov, m. 8, 651 ho. ras sermonibus fallere; Goethe R. El. 15 ‘so, ihr lieben Musen, betrogt ihr wieder die Länge dieser Weile. 118. venis) fast gleich es. 122. Prop. Nr. XXVI 24. ab] erst nach. 123. detractare] von detrahere ‘herabreissen'; dazu dente momordit, eine Vermischung zweier Bilder; 2. Cat. Nr. XXVII 97 8. 124. Hor. c. IV 3, 16 et iam dente minus mordeor invido; 128. ‘Das ist die stolze Sprache eines Dichters, der eine gewaltige Nation hinter sich fühlt und sich das 130 Siquid habent igitur vatum praesagia veri, Protinus ut moriar, non ero, terra, tuus. lure tibi grates, candide lector, ago. I. Amores. Nr. II (am. I 1). Edere, materia conveniente modis; Dicitur atque unum surripuisse pedem. ‘Quis tibi, saeve puer, dedit hoc in carmina iuris ? Pieridum vates, non tua turba sumus. Quid ? si praeripiat flavae Venus arma Minervae, 5 9 s. bewusst ist, den unvergänglichen Schatz ihrer geistigen Güter durch ein kostbares Stück bereichert zu haben'; m. 15, 871 8s.; tr. III 7, 988.; Hor. c. 3, 30; Prop. Nr. XXVI in toto orbe legor] tr. IV 9, 19 ss.; Hor. c. II 20, 13 ss.; IV 9, 1 ss.; epp. I 20, 13; Mart. I 1, 2; UI 95, 7; V.13, 3; VI 61; VIII 3, 4; 61; X 9. 130. ut] konzessiy. - Die Bitte, seine Verbannung wenigstens an einem geschützteren und freundlicheren Ort verbüssen zu dürfen, ward dem Dichter nicht gewährt. Er starb in Tomi im J. 17 n. Chr. oder im Frühling des J. 18 und ward daselbst begraben. 131 s. 'Mag ich meinen Ruhm durch die Gunst der Leser erworben haben oder durch den Gehalt meiner Lieder, jedenfalls hast du, Leser, ein Recht, Dank von mir zu erwarten.' Beachte den Gegensatz zwischen favore und carmine. 132. candide) gütig, nachsichtig: tr. V 3, 53; ex P. NI 4, 13; Hor. epp. I 4, 1. II. Der Dichter schickt sich an, in heroischem Versmass ein episches Gedicht zu singen; da zwingt ihn der schelmische Liebesgott, leichtere Sloffe in elegischem Mass zu wählen. Ovid hat zwei Ausgaben seiner Liebeslieder veröffentlicht, von denen die erste in fünf Büchern etwa im J. 14 v. Chr., die zweite in drei Büchern um das J. 9 v. Chr. erschienen ist. Qui modo Nasonis fueramus quinque libelli, tres sumus heisst es in einem Epigramm, das der uns erhaltenen kürzeren Sammlung voransteht. 2. edere] nicht ‘herausgeben', sondern=prodere, 'hervorbringen'; herausgeben emittere (Hor, epp. I 20, 6; Cic. ad fam. 7, 33). 38. Cupido (puer v. 5) verkürzte jedes Mal den zweiten Hexameter zu einem Pentameter, 6. Pieridum] z. Tib. Nr. VIII 21. 7 ss. 'Keine Gottheit darf ihre Machtbefugnisse überschreiten. So darfst auch du, Cupido, dir keine Macht über die Dichter anmassen; denn diese sind den Musen unterthan. flavae) so nennt Ov. die Minerva auch f. 6, 652. Z. Cat. Nr. XXVII 63. arma Min.) 2. Nr. I 13. 10 15 Ventilet accensas flava Minerva faces? Lege pharetratae virginis arva coli? Instruat, Aoniam Marte movente lyram ? Cur opus adfectas, ambitiose, novum? Vix etiam Phoebo iam lyra tuta sua est ? Attenuat nervos proximus ille meos; Aut puer, aut longas compta puella comas. Legit in exitium spicula facta meum Lunavitque genu sinuosum fortiter arcum Quod'que 'canas, vates, accipe' dixit opus l' Me miserum! certas habuit puer ille sagittas : 20 25 Uror, et in vacuo pectore regnat Amor. Ferrea cum vestris bella valete modis ! 8. faces] die Fackeln des Brautzuges. Prop. Nr. XXIV 50. 10. pharetr. virg.) Diana als Göttin der Jagd, δοχέαιρα. 11. Tib. I 4, 37 8. solis aeterna est Phoebo Bacchoque iuventa: nam decet intonsus crinis utrum que deum. 12. Aoniam] z. Nr. I 39. 15. 'Hast du ein Recht, Cupido, im Gebiete der Musen zu herrschen ?' tempe] τα Τέμπη, ursprünglich das Thal des Peneios in Thessalien zwischen Olympos und Ossa; dann überhaupt ein Waldthal; so f. 4, 477 Heloria tempe; met. 7, 371. Τέμπη von τέμνειν, weil hier der Fluss das Gebirge durchschneidet. 17 88. 'Kaum ist ein neues Blatt ganz ordentlich mit dem Hexameter begonnen, da lähmt Cupido (ille), gar hurtig bei der Hand (proximus), meine Krast, und statt des zweiten Hexam. kommt nur ein Pentam. zu stande. Und doch habe ich keinen Stoff für das leichtere elegische Mass, da ich weder einen Knaben noch ein Mädchen liebe. Kaum hatte ich so meine Klagen ausgesprochen (in Prosa vix questus eram, cum -), als der Gott diesem Mangel abhalf: er gab mir Stoff zu eleg. Liedern, indem er mich mit seinen Pfeilen verwundete. surrexit] Juv. III 7, 100 nullo quippe modo milleasima pagina surgit; surg. beginnen, wie consurgere Val. Fl. 1, 499. 20. compta comas] medial, wie v. 29 cingere ‘bekränze dich'. Verg. A. 2, 707. 21.phar. sol.] Er öffnet den Deckel des Köchers, um die Pfeile herauszunehmen; met. 5, 379 8. 25. cortas] sicher treffend. 0. S. W. Cipgere litorea flaventia tempora myrto, Musa, per undenos emodulanda pedes! 30 5 Nr. III am. I 2). Strata, neque in lecto pallia nostra sedent, quam longa! peregi, An subit et tecta callidus arte nocet ? Et possessa ferus pectora versat Amor. Cedamus! leve fit, quod bene fertur, onus. Et vidi nullo concutiente mori; Detractant pressi dum iuga 'prima boves. 10 15 29. Die in der feuchten Seeluft namentlich gedeihende Myrte ist der Venus heilig; m. ii, 234; Martial. IV 13, 6 litora myrtus amat. cingere) imperat. - flav. tomp.) acc. MI. Von den Pfeilen des Liebesgottes verwundet giebt Ovid sich ihm gefangen und gelobt ihm zu dienen. Wenn Cupido im Triumph durch die Strassen zieht, folgt auch der Dichter ihm als Gefangener nach; doch möge der Gott den einmal Besiegten schonen. 2. pallium) die Bettdecke. Von einem, der sich unruhig auf seinem Lager hin- und herwälzt, heisst es Juv. 6, 236 pallia iactat. sedent] Prop. Nr. XXIV 31. 3. quam longa) scil. est; Verg. A. 4, 193 nunc hiemem inter se luxu, quam longa, fovere. Vollständig 8, 86 8. Thybris ea flu vium, quam longa est, nocte tumentem leniit. 4. tr. IV 3, 26 fessaque iactati corporis ossa dolent. 5. nam] 'Liebe ist es wohl nicht. die mich quält: denn 6. Verg. A. 4, 67 tacitum vivit sub pectore vulnus. 10. Hor. c. I 24, 19 s. durum: sed levius fit patientia quidquid corri. gere est nefas. 11. Den Gedanken hat Ovid seinem Lehrer der Rhetorik Latro entlehnt, wie Seneca contr. II 2,8 s. berichtet. 12. mori] Hor. c. III 21, 23 vivae lucernae. 15. lupatum) oder lupus (Lúxos), ein mit Stacheln wie mit Wolfs. zähnen besetztes Pferdegebils; daher durum. Val. Fl. Arg. 1, 424 ora freno contundere. ܪ |