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Ad claras Asiae volemus urbes.
Iam mens praetrepidans avet vagari,
Iam laeti studio pedes vigescunt.
O dulces comitum valete coetus,
Longe quos simul a domo profectos
Diversae variae viae reportant.

Nr. III (c. 4).

Phasellus ille, quem videtis, hospites,

Nixaiav' Nicaea liegt in Bithynien, welches mit zu Phrygien im weitern Sinne gehörte; Hor. epp. I 3, 5 pingues Asiae campi. Phrygii campi ist das Gebiet der Thyni, die am Bosporus wohnten und später mit den Bithynern verschmolzen (Nr. IV 5; Ov. m. 8, 621; 719 Ehw.; Verg. A. 10, 582). Moltke, Briefe aus d. Türkei3, S. 67: 'Mit Sonnenuntergang erreichten wir einen grofsen, ausgedehnten See. Die

riesenhafteu Mauern und Türme am entgegengesetzten Ende schützten einst eine mächtige Stadt, um die man sich in den Kreuzzügen gestritten. Heute umschliefsen sie nur ein paar elende Hütten und Schutthaufen, die vor Jahrhunderten Nicäa waren. -que explicativum fügt zu dem allgemeinen Begriff das Besondere; Verg. A. 1, 2 s. Italiam Laviniaque litora. Auch in Prosa nicht selten, z. B. Caes. b. G. I 31, 12; III 3, 1; 6, 3; V 27, 2; b. c. I 13, 1; Cic. Cat. I 1, 3. aestuos.] Moltke, Wanderbuch S. 85, sagt vom heutigen Nicäa, dafs der Reisende dort 'nur ein Nachtlager zu nehmen braucht, um wahrscheinlich ein Fieber davon zu tragen.

6. Die Städte Kleinasiens (Asiae) wurden damals als hochinteressant von den Römern vielfach besucht;

Hor. epp. I 11, 1 ss. quid tibi visa Chios, Bullati, notaque Lesbos, quid concinna Samos, quid Croesi

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regia Sardis, Smyrna quid et Colophon? maiora minorane fama? c. 17, 1 s. claram Rhodon, aut Mitylenen, aut Epheson. - volare] von der Seereise; z. Nr. III 5. S. Ov. Nr. XVII 21.

7. prae- bezeichnet die Ungeduld des sich zur Reise Rüstenden. iam verstärkt den in praetr. liegenden Begriff 'voraus; Liv. XXV 35, 3; XXX 20, 5; ante praecipere (Richter z. Cic. Verr. 4, 64). — mens avet: Lucr. 2, 265.

8. laeti st.] ergänze vagandi aus v. 7.

9. comites oder contubernales sind die Mitglieder der cohors praet. 10. longe] von der langen Fahrt (von Rom), gehört zu prof.

11. diversae bezeichnet im Gegensatze zu simul prof. das Auseinandergehen der Wege, var. die Mannigfaltigkeit der bevorstehenden Reiseeindrücke bei dieser Scheidung der Wege; Cic. de imp. Cn. Pomp. 10, 28 varia et diversa genera et bellorum et hostium. Über Asynd. und gleichen Auslaut z. Nr. I 1.

III. Mit diesem Gedicht weiht Catull die Barke, welche ihn glücklich von Bithynien bis zum Gardasee (lacus Benacus) getragen hatte, den Dioskuren. Von Amastris in Paphlagonien (dies war mit Bithynien unter einem Prätor vereint), wo sie gebaut war, segelte sie durch

Ait fuisse navium celerrimus,

Neque ullius natantis impetum trabis
Nequisse praeterire, sive palmulis
Opus foret volare sive linteo.
Et hoc negat minacis Hadriatici
Negare litus insulasve Cycladas

die Propontis, dann an der Küste Kleinasiens entlang nach Rhodus, von dort zwischen den Cycladen hindurch nach dem Adriatischen Meere; ob die Reise über Korinth ging, und wie sie vom Meere nach dem Gardasee zurückgelegt ward, verschweigt der Dichter, der den Weg in umgekehrter Reihenfolge angiebt. Vgl. Ov. Nr. XII, namentlich v. 3-6 und 45 s. Das glücklich gewählte Versmafs schildert die rastlose Eile des die Wellen in gleichmässigem Rudertakt durchschneidenden Schiffes (Hor. a. p. 252 iambus, pes citus; c. I 16, 24 celeres iambi).

1. phasellus] eine Yacht, ein leichtes, schnellsegelndes Boot, so genannt wegen der Ähnlichkeit seiner Gestalt mit einer Bohne, φάσηλος. Solcher Schiffe bedienten sich öfter Privatleute zu weiteren Seereisen; Cic. ad Att. I 13, 1; XIV 16, 1. phas. ille] das Schiff dort, hinweisend nach dem See, auf dem es liegt; Prop. II 25, 7 s. putris et in vacua requiescit navis harena et vetus in templo bellica parma va

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cat. hospites] §évo, die Wanderer, an welche der Dichter sich mit den Worten des Weihgedichts wendet. In diesem Sinne findet sich das Wort häufig auf Grabinschriften (hospes, resiste); Cic. Tusc. I 42, 101 dic, hospes, Spartae; Prop. III 13, 43; Hor. ep. 6, 1 (Kiefsl.); anth. L. II 1, 11; 52 u. o.

2. ait fuisse cel.] statt se f. celerrimum, eine im älteren Latein und bei Dichtern häufig vorkommende Konstruktion; Hor. c. III 27, 73; epp. I 7, 22 vir bonus et

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sapiens dignis ait esse paratus; Ov. am. II 4, 14; tr. 2, 10; met. 13, 141s.; Verg. A. 2, 377; 432s. u. oft. celerrimus] man erwartete das Femininum; Hor. sat. I 9, 4 dulcissime rerum; Cic. d. nat. d. 2, 130 Indus qui est omnium fluminum maximus. Ahnlich in Vergleichen; Nep. Them. 7, 5 illorum urbem ut propugnaculum oppositum esse barbaris; Ag. 8, 2.

3s. ullius] Cat, hat bei den hierher gehörigen Wörtern ĭus gemessen; ausgenommen illius 67, 23. neque nequisse und v. 6s. negat negare: Litotes.

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4s. Apoll. Rh. 3, 345s. loov ♪ ἐξ ἀνέμοιο θέει καὶ ὅτ ̓ ἀνέρες αὐτοὶ νωλεμέως χείρεσσιν ἐπισπέρχωσιν ἐρετμοῖς; Ov. Nr. XII 3s.-palm.vol.] Od. 11, 125 werden die Ruder mit Flügeln verglichen: εὐήρε ἐρετμά, τά τε πτερὰ νηυσὶ лélovτai. Umgekehrt Verg. A. 6,19: remigium alarum. Sonst werden die Segel mit Schwingen verglichen, so A. 3, 520: velorum pandimus alas. palmulae appellantur remi a similitudine manus humanae: Festus p.220.

palm. sive lint.] die beiden Arten ein Schiff vorwärts zu bewegen, wie im sprichwörtlichen remis ventisque, velis remisque, remigio veloque.

6. Das Adriatische Meer war besonders als stürmisch verrufen; es hiefs daher inquietum, inprobum u. a. Den Namen hat es von der altetruskischen, nördlich der Pomündung gelegenen Seestadt Atria (Liv. 5, 33), auf deren Trümmern das heutige Adria (20 Kilom. von der Küste) steht (Plin. n. h. 3, 120).

Rhodumque nobilem horridamque Thraciam
Propontida trucemve Ponticum sinum,
Ubi iste post phasellus antea fuit
Comata silva: nam Cytorio in iugo
Loquente saepe sibilum edidit coma.
Amastri Pontica et Cytore buxifer,
Tibi haec fuisse et esse cognitissima
Ait phasellus: ultima ex origine
Tuo stetisse dicit in cacumine,
Tuo imbuisse palmulas in aequore.
Et inde tot per inpotentia freta

Statt des prosaischen mare Hadriaticum sagen die Dichter meist Hadria (Hor. c. III 3, 5), d Αδρίης. 6 ss. Die Inseln, Städte und Meere werden als Zeugen der glücklichen Fahrt angerufen (Tib. Nr. IV 9 ss). Calvus: factum ambitum scitis omnes, et hoc vos scire omnes sciunt.

8 s. horrid. Thrac. (Adj.) Prop. entspricht genau den Worten: trucem Pont.sin. Thracia als Subst. für Thrace (paxn) findet sich in röm. Poesie zuerst bei Ov. met. 6, 435. Thracien wird von den Alten oft als ein besonders rauhes Land genannt; es war die Heimat der Winde, so schon bei Hom. II 23, 229 s.: οἱ δ ̓ ἄνεμοι πάλιν αὖτις ἔβαν οἶκόνδε νέεσθαι Θρηίκιον κατὰ πόντον; 9, 5.

9. Propontida] Ein schliefsender kurzer Vokal vor anlautender muta c. liqu. bleibt bei den sorgfältigeren Dichtern in der Regel kurz und wird selbst in der Arsis nur ausnahmsweise nach Art der griech. Dichter verlängert. Vgl. inpotentiá v. 18.

10. iste post phasellus] Adv. werden in dieser dem Griech. (8 EлεITа qάo.) nachgebildeten Stellung einem attributiven Adj. gleich. Prop. Nr. I 2.

11. comata] Die Blätter und Nadeln der Bäume werden von griech. und röm. Dichtern oft dem Haar verglichen (κόμη, κεκομημένος,

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ὑψίκομος). silva arbor, dichterisch. Pontisches Schiffsbauholz war berühmt (Strab. 12, 546; Hor. c. I 14, 11 Schütz).

12. Die Wiederholung des s und i malt das Rauschen und Sausen; Od. 9, 71 διέσχισεν ἂς ἀνέμοιο; Verg. A. 12, 266 ss.; Hor. c. l 2, 1 s.

13. Cytorus] ein Berg bei Amastris, berühmt wegen des auf ihm wachsenden buxus schon II 2, 853. Strabo XII 3, 10 (p. 545) πhɛlστη δὲ καὶ ἀρίστη πύξος φύεται κατὰ τὴν ̓Αμαστριανήν, καὶ μάλιστα περὶ τὸ Κύτωρον. Plin. n. h. 16, 71 buxus Pyrenaeis ac Cytoriis montibus plurima; Verg. ge. 2, 437 et iuvat undantem buxo spectare Cytorum. Daher das Sprichwort πύξον εἰς Κύτωρον ἤγαγες (vgl. Büchse, boîte, boussole, box).

14. tibi] Amastris und der benachbarte Cytorus bilden gleichsam nur einen Begriff, daher tibi.

15. ultima ex or. = prima ab or. (Verg. A. 1, 372). ult. bezeichnet das am meisten zurück, dem Ursprung am nächsten liegende (Nep. Att. 1; Verg. A. 7, 49 sanguinis ult. auctor primus: Servius).

16. stetisse] se.

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18. inpotens fretum] ein Meer, das keine Macht mehr über sich selbst hat, sich nicht mehr beherrschen kann, überaus stürmisch; c.

Erum tulisse, laeva sive dextera
Vocaret aura, sive utrumque Iuppiter
Simul secundus incidisset in pedem;
Neque ulla vota litoralibus deis

Sibi esse facta, cum veniret a mari
Novissime hunc ad usque limpidum lacum.
Sed haec prius fuere: nunc recondita
Senet quiete seque dedicat tibi,
Gemelle Castor et gemelle Castoris.

35, 12 inpotente amore; Hor. c. III 30, 3 aquilo inpotens; axpaτns.

19. erus bezeichnet sonst den Herrn dem Sklaven gegenüber; üblicher wäre dominus (Hor. s. II 2, 129; epp. I 1, 85). sive] nur einmal; Hor. c. I 3, 16; Tac. ann. 4, 50; 6, 32 Nipp.

aurae

20. Verg. A. 3, 356 s. vela vocant tumidoque inflatur carbasus austro; Ov. met. 13, 418 viam suadet boreas. vocaret] Die Winde und Wellen, welche das Schiff nach einer Richtung hintreiben, rufen es gleichsam dorthin; Verg. A. 1, 610; 3, 70; 269; 4, 417; Hor. ep. 16, 21 s.; Caes. b. G. VII 32, 2; Stat. silv. III 2, 50. So steht vocare oft von unbelebten Dingen, mit und ohne Objekt Liv. XXVI 44, 2; XXVIII 15, 12; Manil. 5, 12; Aetna 247; Val. Fl. Arg. 3, 2; 364; 4, 344. Weber Dreizehnlinden 'meerwärts locken Wind und Welle'. luppiter der Wind; Hor. c. I 22, 19s. quod latus mundi nebulae malusque luppiter urguet; Verg. ge. 1, 418 Iuppiter uvidus austris; ge. 2, 419 maturis metuendus Iuppiter uvis (als Hagel). Iupp. sec.= Ζεὺς οὔριος.

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21. incidisset ἐμπίπτειν. pedem] лódes sind die untersten Zipfel des Segels und die Taue, durch welche diese an den Bord des Schiffes angebunden werden; war der Wind günstig, so zog man beide Seile gleichmässig an, bier: utrumque in pedem. Ov. f. 3, 565 pede labitur aequo.

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22. War ein Schiff in Gefahr, so bat man die Götter um Hilfe und brachte ihnen Gelübde dar. litoralibus] die Götter des Meeres, die am Ufer ihre Tempel hatten; Verg. ge. 1, 437. θεοὶ ἐπάκτιοι.

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25. senet wie senescit im übertragenen Sinne: altersschwach, morsch werden (Liv. XXV 7, 11).

27. Eurip. Hel. 1504s. vavrais εὐαεῖς ἀνέμων πέμποντες Διόθεν лvоάs; Theokr. 22, 17. Die Zwillinge Castor und Pollux sind den Schiffern günstig; Hor. c. 13, 2; III 29, 64; IV 8, 31; Ov. f. 5, 720. Schiller Br. v. M. 'wie des Himmels Zwillinge, dem Schiffer ein leuchtend Sternbild, wollen wir mit Trost dir nahe sein'. - gemelle C.] (geminus C. Val. Fl. Arg. 2, 427) wie Hor. ep. 17, 42s. Castor fraterque magni Castoris. Der eine der Dioskuren, gewöhnlich Castor, wird meist nur genannt, auch Castores (Serv. ge. 3, 89 ambo licenter et Polluces et Castores vocantur).

Das Gedicht ward bald berühmt; wir haben unter Virgils Namen eine Nachahmung (catal. 8).

Nr. IV (c. 31).

Paene insularum, Sirmio, insularumque
Ocelle, quascumque in liquentibus stagnis
Marique vasto fert uterque Neptunus,
Quam te libenter quamque laetus inviso,
Vix mi ipse credens Thyniam atque Bithynos
Liquisse campos et videre te in tuto!
O quid solutis est beatius curis,
Cum mens onus reponit, ac peregrino
Labore fessi venimus larem ad nostrum

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2. ocelle] Augapfel'; Cic. Att. XVI 6, 2 cur ocellos Italiae, villulas meas, non video? ὄμμα, ὀφθαλMós. Schon Psalm 37, 8; Goethe H. u. D. 1, 178 f. 'So wie der Mensch sich des Auges köstlichen Apfel bewahrt, der vor allen Gliedern ihm lieb ist'; Schiller J. v. O. Prol. 3. Sc. (Frankreich), das Gott liebt, wie den Apfel seines Auges'.- stagnis] die Seeen im Gegensatz zu mare vastum, wie Nr. III 24 limp. lacum. Neptun ist auch der Gott der Binnenseeen und, gleich Poseidon, der Flüsse und Quellen (s. Ov. met. 1, 276 ss., Serv. z. ge. 1, 12), wie Okeanos der Vater der Flüsse ist; Η 21, 195ss. μέγα σθένος Ὠκεανοῖο, ἐξ οὗπερ πάντες ποταμοὶ καὶ πᾶσα θάλασσα καὶ πᾶσαι κρῆναι καὶ φρείατα μακρὰ νάουσιν; Hes. theog. 337 ss.; Arist. meta. 1, 3.

3. 'Sirmio, du Perle aller Halbinseln und Inseln, die in klaren Seeen und im weiten Meere Neptun im Osten und Westen trägt.'

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uterque N.] die Gewässer des Ostens u. Westens; so utrumque litus Prop. Nr. XXVIII 53; Verg. ge. 3, 33; uterque Phoebus Ov. met. 1, 338; uterque Oceanus Ov. met. 15, 829 s.; Verg. A. 7, 100 s.; Cul. 103; utrumque mare Ov. a. a. 1, 173; uterque Europae atque Asiae orbis Verg. A. 7, 223 s.; Ov. ex P. I 4, 30 utraque terra vom Orient und Occident; Öv. f. 2, 136; Manil. 2, 5; Sen. Herc. 0. 2, 1699; 1838 s.; 1902; Herc. f. 1060 ss. Isokr. Paneg. 35 ἐφ ̓ ἑκατέρας τῆς ἠπείρου von Asien und Europa.

4. Absichtlich wählt der Dichter das Adj. neben dem Adv.; Niem. z. Plaut. Trin. 268; Cic. Tusc. V 2, 5; Sall. Iug. 5, 4.

5. Aus mi ergänze me zu liquisse; z. Prop. Nr. III 23. - Steph. B. 320,

8 Θυνία ἡ χώρα τῶν Θυνῶν (Strab. 464, 17); die Ovvol, ein in Kleinasien eingewandertes thrakisches Volk, verschmolzen später mit den Bivvol (Her. 7, 75; Strab. 541; 295).

6. liquissse] z. Nr. XXVII 117. 7. solutis curis] solvere curas animi statt des prosaischen solvere animum curis; Verg. A. 1, 562.

8s. peregrinus labor] die Anstrengung der Reise in der Fremde.

9. lar] der Hausgott; wir sagen: zum häuslichen Herd. Den lar familiaris begrüfste man bei der Abreise und bei der Rückkehr (Lor. z. Plaut. mil. gl. 1339; Cic. Phil.

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