Der Blumen Mutter Die Zeit des Frühlings, Doch in Marilia's Reizendes Lächeln Goss seine Wonnen Das Paradies. Entscheid' es, Amor, Wer reiner glühet, Du oder sie? Entscheid' es, Venus Schon naht die Göttin.... Nein, nein, nicht Venus, Bocage's zügelloses Leben und sein frivol ausgesprochener Skepticismus machte ihn bei seiner Regierung missliebig, und ein Sonett „Gespensterischer Wahn der Ewigkeit" zog ihm Kerkerhaft und Einreihung unter das in Indien stehende Heer zu. Aus der Zeit seiner Haft stammen folgende zwei Sonette: Ein Geist, dem alle Geister unterthan, In dessen Händen Welt und Ewigkeit, Ein Wesen, das nur fürchtet ein Tyrann, Doch den ihr wähnt: ein mächtiger Despot, Entsetzt vor ihm erzittert die Natur, O süsse Freiheit, heiss ersehntes Gut, Erhör' den Schrei verzweiflungsvoller Wuth, Unsterbliche, vor deren Angesicht Komm, Göttin, komm, dass meine Kette bricht! Wie Camoens litt auch Bocage Schiffbruch, rettete, wie dieser, aus demselben seine Poesien, aber nur, um sie später durch diebische Hand wiederholt zu verlieren; die gleichwohl ermöglichte Erhaltung seiner Gedichte verdankte er seinem riesigen Gedächtnisse. In Indien entstand nachfolgendes Gedicht, zu dessen näherem Verständnisse noch vorauszuschicken ist, dass auch Camoens zwangsweise als Soldat nach Indien kam, und im dritten Verse der ersten Strophe wolle sich der Leser jener Stelle aus des Camoens Louisiaden erinnern, wo am Cap der guten Hoffnung ein Riese, Namens Adamastor, einer der Titanen, die gegen Jupiter den Olymp hatten stürmen wollen, haust und den Vorübersegelnden kraft seiner Herrschaft über die Stürme die Weiterfahrt wehren will. An Camoens. Camoens, grosser Meister des Gesanges, Der gleiche Unstern führt uns gleiche Bahnen Wo murmelnd dir ins Obr gerauscht der Ganges, An ferne Lust in tiefster Noth mich mahnen Das Ballspiel stets des launischen Glückes bleib' ich, Wie du es bliebst; mein Elend endet nie, Bis mich das Grab erlöst, um das ich fleh'. O jammervoll Geschick! Durch hohe See Durch jedes Leid auf deinen Spuren treib' ich, Gleichwie Bocage hier Bezug nimmt auf die Erscheinung Adamastors, so hat er auch die bekannte Episode aus den Lusiaden Iñes de Castro zu einem mehr durch lyrische Anmuth als durch plastische Gestaltung schönen Sonette zu verwerthen gewusst. Auch in diesem Gedichte möchte eine Stelle einer vorausgeschickten Bemerkung bedürfen, es ist dies der erste Vers der zweiten Strophe: Iñez de Castro, die portug. Agnes Bernauer, hielt sich vorzüglich in einem Thal des Montego auf, und von ihrem idyllischen Zusammenleben dort mit ihrem fürstlichen Gemahl erhielt im Munde des Volkes eine Quelle den Namen: Brunnen der Liebenden." Iñez de Castro. Der schönen armen Iñez Ruf um Gnade, Noch schluchzt im „Born der Liebe" die Najade, Noch klingt der Aether von den Lobgesängen, Schönheit und Liebe kann auch Grüfte sprengen: Bevor wir von dem Dichter Abschied nehmen, sei noch seiner wissenschaftlich - künstlerischen Bethätigung Erwähnung gethan. Wie in Neapel, so war auch auf hesperischem Boden eine besonders beliebte Unterhaltung die Improvisation. Nach einem von einem Beliebigen aufgestellten Satze musste in der zehnzeiligen trochäischen Strophe, die wir, Wesen und Form nachahınend, für die Glosse angenommen haben, augenblicklich Bescheid gegeben werden; häufig benutzte man solche Improvisationen zum öffentlichen Wettstreite zweier Dichter. Durch seine Kunst zu improvisiren, wurde Bocage ein wahres Wunder in den Augen seiner portugiesischen Zeitgenossen. Ein Muster ist er jedoch auch jetzt noch für Portugal als Uebersetzer; ich nenne hier nur seine' Uebertragung der Metamorphosen des Ovid. Die zwei letzten Sonette, mit denen wir schliessen wollen, stammen aus seiner letzten Krankheit, das zweite derselben dichtete er wenige Tage vor seinem Tode. Wirklich ergreifend ist in beiden der Ausdruck der Reue über die Frivolität seines früheren Lebens. In der Krankheit. Wenn thronend in demant'nen Höh'n der Grosse, Wenn meine Leier aus des Schlummers Schoose, Soll aber meine Blume welk verbleichen Dann ruft mein Geist, ins Ew'ge ausgegossen, Eitel Rauch. Mein Leben ist wie eitel Rauch zerstoben Im Taumel überstürzter Leidenschaft: - Blind wähnt' ich, dass in mir die Menschenkraft Den Himmel meines Lebens, stolz gehoben, Du mein Gefährte, mein Tyrann, o Lust, O lehre mich, reisst mich der Tod vom Licht, Aschaffenburg. Max Beilhack. Ein Pilgerbüchlein. Reise nach Jerusalem von 1444. Die Papierhandschrift, der diese Reise entnommen ist, stammt aus dem Anfange des XV. Jahrhunderts; 40 mit 91 beschriebenen Blättern und einer grossen Zahl leer gelassener; jetzt Eigentum der K. Hof- und Staatsbibliothek in München cgm. 736, aus dem Kloster der Benediktiner zu St. Ulrich und Afra in Augsburg. Die Handschrift verrät mehre Hände und mehre Zeiten der Abfassung. Bl. 1a—5a enthält ein regimen sanitatis, wol aus dem Schlusse des XIV. Jahrhunderts. Die Sprache weist auf schwäbischen Boden, wahrscheinlich nach Augsburg selbst. Dann folgen 3 leere Blätter. Bl. 6-16: kalenderartige Himmelszeichen, Erklärung von den 12 Strassen und Planeten und ihrer Bedeutung für die einzelnen Teile des menschlichen Leibes; von derselben Hand wie Bl. 1-5. Bl. 17-22a: Besegnungen, ohne Wert für die Mythologie; von derselben Hand. Bl. 22-23a: lateinische Besegnung mit einem Liede an die hl. Dreifaltigkeit: O beata orbe toto veneranda trinitas" u. s. w. Bl. 23-24a deutsche gute Uebersetzung des „, Veni sancte spiritus." Bl. 25a——70a von späterer Hand: eine Beschreibung Roms und seiner Kirchen, ähnlich den allbekannten lat. Beschreibungen nach Inhalt; die Sprache nicht mehr so rein, schon hochdeutsche Formen. Von einem Donauwerder. Von Bl. 70-86a steht unsere Reisebeschreibung, die wol von einem nicht in Augsburg gebornen, aber in Augsburg lebenden Verfasser ist, was die Andeutung vom Perlachberg und der St. Ulrichskirche bestätigt. Bl. 87-91: Verzeichnis der hll. Stätten, von anderer Hand als Bl. 70-86. In der Lautlehre des Augsb. Wörterbuches ist unsere Reise benützt; sie ist sprachlich interessant. |