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Die Arbeit zeugt von Fleifs in dem reichlichen und vielfach neuen Material, und von Geschmack in der Auswahl desselben, besonders aber in der gelungenen Wiedergabe lateinischer Sprüche durch deutsche und umgekehrt. Weniger gefällt uns die Anordnung, in der der gesamte Stoff vorgeführt wird. Derselbe ist weder aufserlich nach §§ oder Kapiteln, noch innerlich nach gewissen sachlichen Kategorien gegliedert. Der Verf. hat das vielleicht mit Absicht nicht gethan, wenigstens deutet der ausführliche Index am Schlusse der Sammlung, der sonst überflüssig wäre, darauf hin. Allein dafs Zusammengehöriges eben doch auch am besten bei einer derartigen Sammlung zusammengestellt wird, hat der Herr Verfasser selbst gefühlt und deswegen die Phrasen mit bellum S. 4, mit lis S. 26, mit fabula S. 30, mit lex S. 31 etc. zusammengestellt. Aber dafs er diesem Punkte zu wenig Aufmerksamkeit zugewendet hat, darin liegt nach des Ref. Ansicht ein nicht zu verkennender Mangel des sonst brauchbaren Büchleins. So mufsten zusammengenommen werden die an verschiedenen Stellen befindlichen Phrasen: quo valet hoc responsum S. 3, res ad arma spectat S. 20, quid sibi volt (quo valet) hoc proverbium tritum S. 32; zu den auf S. 7 u. 8 aufgeführten Phrasen: puer bonae spei, bonae indolis etc. gehört puer tardioris (hebetioris) ingenii S. 53; S. 17 steht vehementer erras (falleris) S. 52 ni fallor, nisi animus me fallit Sall. Cat. 20, 17 (auch bei Cic. R. Am. § 48 für das häufigere nisi me fallit, vgl. meine Abhdlg. de Ciceronis elocutione S. 41); S. 57 oleum et operam perdere S. 84 actum agere (vgl. die Sammlung ähnlicher Phrasen bei Pflügl, das lateinische Sprichwort bei Plautus und Terenz, Straubinger Progr. 1880: S. 42 und m. Abhdlg. de figur. etymolog. im II. Bd. der acta Erlang. p. 55). Diese Proben mögen genügen, die Richtigkeit unserer obigen Ausstellung zu bekräftigen.

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Ich lasse einige Bemerkungen, bez. Berichtigungen zu einzelnen Phrasen folgen. S. 14 probe scio (probe memini): ich weifs recht wohl, es könnte auch non ignoro erwähnt werden. S. 22 non omnia possumus omnes Verg. ecl. 8, 63. Lucil. sat. 5, 20. Wenn man diesen Spruch überhaupt mit Lucilius belegen will (bei Macrob. 6, 1, 35, der das Fragment erhalten hat, hat ein Teil der Handschriften Lucretius), so gehört jedenfalls sein Name vor den Vergils. S. 31. Zu lupus in fabula wird die Note gegeben: Der Wolf im Theater d. h. auf der Theaterbühne. Wir möchten eher Dziatzk o beistimmen, der in seinem soeben erschienenen Kommentar der Terenzischen Adelphi zu v. 537 lupus in f. die Bemerkung macht: Ohne Zweifel ist bezug genommen auf eine Erzählung von einem Wolfe, welcher erschien, gerade als man von ihm sprach". Übrigens bedeutet in fabula, bez. in sermone (Plautus sagt nämlich Stich. 577 atque eccum tibi lupum in sermone) nicht in der Fabel", sondern im Gespräche". Nicht billigen können wir, dafs S. 32 tiefes Schweigen" mit altum silentium gegeben wird: altus wird tropisch so erst in der nachklass. Latinität gebraucht: unsere Schüler sollen nur summum silentium sagen, wie summa pax für „tiefer Frieden" und artus somnus für „tiefer Schlaf" trotz des livianischen (7, 35, 11) altus s., vgl. Krebs Antib. s. v. altus. Überhaupt sollten nach des Ref. Ansicht in einer derartigen Sammlung spätlateinische, noch viel mehr aber neulateinische Phrasen (wie z. B. nolens volens fecit S. 38) möglichst vermieden werden. S. 44 wird der Spruch varietas (variatio) delectat mit Cic. off. 1, 28 belegt, während er doch in dieser Fassung auf Phädr. II prol. 10 zurückgeht. S. 52 wird Cic. p. imp. Pomp. statt de imp. P. citiert. S. 60 ist nicht Cicero fam. 15, 16, 1 die Quelle des Spruches: laetus sum laudari me a viro laudato,

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sondern Naevius ap. Cic. fam. S. 66 fehlt bei dem Citat zu pax bello paritur Cic. 7, 6, 19 die Angabe der Schrift Cic.'

Druckfebler und sonstige Versehen sind dem Ref. nur in geringer Zahl aufgestofsen, so S. 20 male parte statt m. parta. Statt Schaar ist auf S. 1 und 39 nach der neuen Orthographie zu schreiben Schar, statt Heerde auf S. 52 Herde.

Schweinfurt.

Gustav Landgraf.

Sprachgebrauch und Sprachrichtigkeit im Deutschen. Von Karl Gustav Andresen. Heilbronn a. N. Henninger. 1880. M 5. Durch Andresens Werk hat die deutsche antibarbaristische Literatur, deren Geschichte wir in der Anzeige von Kellers Antibarbarus (B. 16 S. 175 u. ff. dies. Bl.) in grofsen Umrissen besprochen, eine bedeutende Bereicherung erfahren, ja man kann das Buch Andresens sogar als eine für den Augenblick abschliefsende Untersuchung bezeichnen, insofern es das Gebiet der Grammatik und Stilistik mit relativer Vollständigkeit behandelt, was wir in der erwähnten Anzeige als durchaus wünschenswert bezeichnet haben. Ein besonderes Glück ist es zu nennen, dafs eine zusammenfassende Besprechung gerade von einem Mann geliefert wurde, der die einschlägige Literatur beherrscht und die Kenntnisse besitzt, die Spracherscheinungen durch ihre ganze Geschichte hindurch bis zu den Wurzeln zu verfolgen. Wie vieles läfst sich z. B. nicht durch einen einfachen Hinweis auf das Mittelhochdeutsche erklären! So rechtfertigt denn auch der Herr Verfasser die schwache Konjugation von,willfahren' aus der mhd. Form und verteidigt die bestrittene Struktur,Was ich bin und habe' durch eine Stelle aus Freidank, der er zur Unterstützung Beispiele aus den folgenden Jahrhunderten (von Agricola bis auf die neueste Zeit) beifügt. Die Beziehungen zwischen Grammatik und Sprachgebrauch werden sehr richtig in der Weise bezeichnet, dafs der Grammatik die Pflicht zugewiesen wird, anerkannte Fehler zu beseitigen und in schwankenden Fällen durch wissenschaftlichen Nachweis die Entscheidung zu treffen, wogegen sie sogar Mifsbräuchen und Mängeln gegenüber, wenn sie ein Jahrhundert und länger gedauert haben, eine gewisse Nachsicht zu üben habe. Wie schwer, ja wie unmöglich es aber ist, hier Grenzstreitigkeiten zu vermeiden, beweist der Herr Verf. mehr als einmal. Ohne Widerspruch zwar ist die Forderung hinzunehmen, dass man ,Satire zu schreiben hat, was nicht nur Gymnasiasten, sondern auch halbgebildeten Journalisten immer aufs neue einzuschärfen ist; schon auf Widerspruch (selbst bei Grammatikern) stöfst aber die Regel, dafs der Plural von ‚Vetter'),Vetter' zu lauten habe; das Verlangen vollends, die Form,Schrittschuh' statt Schlittschuh' wiederherzustellen. u.,Küssen' statt Kissen zu schreiben, hat durchaus keine Aussicht, berücksichtigt zu werden. Ebenso scheint die Schreibweise,teuschen' statt,täuschen' durch die offiziellen Vorschriften jede Hoffnung auf Anerkennung verloren zu haben. Und bleibt sich der Herr Verf. konsequent, wenn er den eigentlich unrichtigen Plural ,Hemden', die Form der Münster', die starke Beugung von verderben' in transitiver Bedeutung gelten läfst? Sind wir nun bezüglich der oben aufgezählten Ansprüche nicht ohne Sorge, dafs der Herr Verfasser mit einigem Recht Widerspruch erfährt, so sehen wir ihn andererseits hie und da mit Bedauern um eine halb, ja fast ganz verlorene Position kämpfen,

1) S. 23. Im Register ist bei dem Wort nur auf S. 10 verwiesen,

so z. B. wenn er verlangt, die Konstruktion gefolgt von' nicht nachzuahmen. Andresens berechtigter Widerspruch gegen jenen Gallicismus wird

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das beweist uns jede Nummer der Tagespresse unserem Zeitungsstil gegenüber ganz erfolglos sein. Besonderen Anspruch auf Berücksichtigung verdienen die Auseinandersetzungen über das so oft fälschlich angewendete attributive Adjektiv (kaiserliche Wunde [Kölner Zeitung], religiöser Maler [Bonner Zeitung], saure Gurkenzeit, ländliche Arbeiterfrage etc. und über die Verbindung eines - namentlich zusammengesetzten Substantives mit einem andern mittels einer Präposition. Beispiele der Art sind: Stellung des Admirals zur Disposition (Kölner Zeitung), Erkrankungsfälle an Pocken und dergl. Diese Warnungstafeln sind wohl zunächst für die Tagesskribenten und Annoncenfabrikanten" aufgestellt. Zu welchen Ungeheuerlichkeiten man sich versteigt, ist daraus zu ersehen, dafs nach Andresens Versicherung die Burschen verheirateter Offiziere in Berlin mitunter,verheiratete Offiziersburschen' genannt werden. Noch schlimmer freilich ist es, wenn ein Realschullehrer im Jahre 1875,Grofsbuchstabigkeit' schrieb. Dafs im Rheinland,das' Regenschirm gesagt wird, mutet uns Süddeutsche sonderbar an, dagegen dürfte unseren Landsleuten einmal der hier so gebräuchliche Genitiv,Arztens'gattin verwiesen werden, ebenso das,bezahlte Rückantwort', wie auf Postkarten zu lesen ist.1) Inwiefern der Herr Verf. in unserem,Stadtpfarrprediger' eine tautologische oder pleonastische Bildung wahrnimmt, ist uns nicht verständlich. Hie und da vermifst man die Begründung der Regel, so z. B. Seite 23 und 39, wo von dem Mifsbrauch des Umlautes in der Plural- und Komparationsbildung gehandelt wird.

Wir empfehlen das aufserordentlich inhaltsreiche und durchaus nicht in trockenem Lehrstil geschriebene Buch, dessen Brauchbarkeit überdies ein sehr genaues und zuverlässiges Wörterverzeichnis wesentlich erhöht, allen Gebildeten, namentlich aber allen Lehrern; denn nur durch die Schule können die zahlreichen Mifsbildungen unserer Muttersprache beseitigt werden. A. Brunner.

München, im August 1881.

Die inzwischen erschienene zweite Auflage zeigt wesentliche Veränderungen nicht. Die eingetretene Vermehrung „bezieht sich teils auf einzelne neue grammatische und stilistische Punkte, teils auf neue Beispiele zu den bereits erörterten Aufstellungen". Bezüglich der oben erwähnten Einzelheiten ist die Forderung, dafs der Plural Vetter“ zu lauten habe, nun fallen gelassen; auch das gefolgt von' scheint der Herr Verf. jetzt mit einiger Resignation zu ertragen. Bei,verderben' ist im Register der Hinweis auf S. 46 zu tilgen.

München, im Oktober 1881.

B.

Hundert Themata für deutsche Aufsätze. Ein Hilfsbuch für den deutschen Unterricht auf der Sekundaner-Stufe v. H. Zurborg, Gymnasiallehrer in Zerbst. Leipzig, Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1881. 8. 64 S.

Hundert Themata für deutsche Aufsätze disponiert, wäre der vollständige Titel. Die Dispositionen sind knapp gehalten, geben nur die allgemeinsten Gesichtspunkte, treffen aber dabei den Kern der Sache; oder

1) Beides haben wir noch nirgends gerügt gefunden. Blätter f. d. bayer, Gymnasialschulw. XVII. Jahrg.

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es sind den Aufgaben nur kurze das Thema abgrenzende und auf die Fundstätten des Stoffes hinweisende Bemerkungen beigefügt. Bekanntlich fehlt es nicht an derartigen Büchern, die alle in ihrer Weise durch Theorie und Beispiel dem deutschen Unterricht an unseren Gymnasien förderlich werden wollen. Die vorliegende Sammlung steckt sich ein engeres Ziel; die 100 Aufgaben sind nur berechnet für Ober- und Untersekunda der norddeutschen Gymnasien. Ihre Existenzberechtigung legitimiert sie zunächst mit dem Umstande, dafs sie aus einer fünfjährigen Unterrichtspraxis auf der betreffenden Stufe hervorgegangen", und sämtliche Aufgaben wirklich von Schülern bearbeitet und die dabei gewonnenen Erfahrungen verwertet sind". Die Themata selbst sind nicht eben neu; sie sind teils aus den in den Vorbemerkungen besprochenen Werken von Laas, Werneke, Göbel, Kluge, Leuchtenberger entnommen, teils finden sie sich auch in derselben oder in modifizierter Fassung, in Jahresberichten und anderen Sammlungen, wie von Linnig, Cholevius, Naumann, Venn, Beck u. a. Ein grofser Teil derselben beruht auf dem für die Schulung der jugendlichen Denkkraft so förderlichen Prinzip der Antithese; daher die Form des Vergleiches und der Parallele verhältnismäfsig häufig. Sie zerfallen in 3 Gruppen: I. 55 Aufgaben aus der Literatur, II. 10 Themata geschichtlichen Inhaltes, III. 35 allgemeineren Inhaltes. Die Aufgaben der I. Gruppe lehnen sich an die Lektüre des Nibelungenliedes (12), Walthers v. d. Vogelweide (6), von Freidanks Bescheidenheit (1), an Lessings Minna (2), Emilia (2), an Göthes Götz (3), Hermann und Dorothea (3), Egmont (3), Iphigenie (2), an Schillers Wallenstein (6), Braut v. Messina (2), Tell (4), Eleusisches Fest (1), an die Odyssee (3), an Shakespeares Julius Cäsar (1). Die beiden Themata: „Welches Interesse haben wir, die geschichtliche Entwicklung unserer Muttersprache kennen zu lernen?" und Was ist von dem Gebrauche der Fremdwörter zu halten?" würden wohl entsprechender unter III gestellt worden sein. Die Themata der II. Gruppe sind der griechischen und römischen Geschichte entnommen; die einzige Aufgabe: Was unterscheidet die Perserkriege von den beiden grofsen deutschen Kriegen 1813-15 und 1870-71?" zieht die neueste Geschichte mit herein; allein dieses Thema erscheint an und für sich und in der jetzigen Fassung als nicht glücklich gewählt. Die vorausgesetzte Ähnlichkeit ist kaum oder nur in der alleräufserlichsten Weise vorhanden. Kein gründlicher Historiker wird solche Vergleiche ziehen. Vom Standpunkte der inneren geschichtlichen Wahrheit ist wohl die schriftliche Bearbeitung solcher Themata zu verwerfen. Dafs die beiden Aufgaben: Warum scheiterte der Aufstand des jüngeren Cyrus? (Nach Xen.)", und Die Veranlassung des Bürgerkrieges zwischen Cäsar und Pompejus (Nach bell. civ. I)" mit Bemerkungen über ihre Verwendbarkeit und Bearbeitung unter der I., und die nackten Themata unter der II. Gruppe noch einmal aufgeführt sind, scheint überflüssig; sie gehören doch wohl nur unter II. Die unter III gebotenen Themata allgemeineren" vielfach sententiösen Inhalts sind nach Laas' Vorschriften (§ 11) „vernünftig gewählt. Über solche Materien zu denken und zu schreiben mufs und kann von unseren Gymnasiasten verlangt werden ohne Gefahr heuchlerischen Schönthuns und geschraubter Salbaderei; im Gegenteil kann eine geistige Vertiefung in diese Gebiete der praktischen Moral nur festigend auf Charakterbildung und werdende Weltanschauung einwirken. Die beiden Themata jedoch: „Welchen Einflufs darf das Urteil der Welt auf unsere Handlungsweise haben?" und prisca iuvent alios; ego me nunc denique natum gratulor" würde Ref. als zu viel Lebenserfahrung und politische Kenntnis voraussetzend wenn nicht ganz streichen, doch der Primanerstufe zuweisen. Eine Theorie des

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Aufsatzes vorauszuschicken, hat der Verf. unterlassen. Aber die 14 S. (fast den 4. Teil des ganzen Büchleins) umfassenden auf den Laas'schen Grundsätzen beruhenden Vorbemerkungen über Vorbereitung und Ziel der gestellten Aufgaben werden, wenn sie auch nicht eben neue Gesichtspunkte aufstellen, doch in ihrer gedrängten Kürze und Klarheit gerade dem angehenden Lehrer des Deutschen auf dieser Stufe beherzigenswerte Winke geben. Die Sammlung, zunächst für die Organisation norddeutscher Gymnasien berechnet, weshalb Parallelthemata aufgenommen, die mittlere und neue Geschichte und die alte Literatur weniger berücksichtigt sind, empfiehlt sich auch den Lehrern unserer III. und teilweise auch unserer II. Gymnasialklasse (es begegnen einige gut gewählte Themata für Chrien) als brauchbares Hilfsmittel für den deutschen Unterricht. Dieselbe auch dem Schüler in die Hand zu geben, erachtet Ref. als teilweise im Widerspruch stehend mit den auf S. 5 und f. gegebenen Bemerkungen. Heranbildung der Schüler zu geistiger Selbständigkeit ist letztes Ziel alles gymnasialen Unterrichts, in erster Linie des deutschen. Wenn sie nun die bei der heuristischen Vorbesprechung im Unterricht von ihnen selbst zu findenden Hauptpunkte des Themas für die Ausarbeitung sich zu merken oder zu notieren gezwungen sind, wird ihr Interesse, ihr Denken und ihre Aufmerksamkeit in viel intensiverer Weise angeregt, als wenn sie die Hauptsache gedruckt vor sich oder wenigstens in der Mappe haben. Auffindung und Gruppierung des Details mufs ihnen ja doch auf dieser Stufe in jedem Falle ganz überlassen bleiben. Der Genetiv von Kriemhild (p. 17) lautet doch wohl: Kriemhilds oder Kriemhildens, nicht Kriemhildes. Hasenstab.

München.

Die Schäden, hervorgerufen durch unsere heutige Schulbildung, und Vorschläge zu ihrer Abhilfe. Ein Mahnwort an Eltern und Lehrer von Dr. F. A. Petermann, Schuldirektor. Braunschweig, Vieweg und Sohn. 1881. S. 68 und VII.

Bekanntlich sprach sich die Versammlung der deutschen Irrenärzte zu Eisenach im August 1880 mit einer Stimme Majorität dahin aus, dafs die Überbürdung der Jugend auf den höheren Schulen zum teil schuld sei an der Häufigkeit der Geistesstörungen, ein Beschlufs, welcher vorzüglich durch einen Vortrag des Medizinalrats Dr. Hasse herbeigeführt wurde. Seinen Ausführungen trat späterhin der damalige preufsische Kultusminister v. Putkamer auf grund amtlicher Erhebungen in fast allen Punkten entgegen. Indes modificierte Hasse selbst auf der diesjährigen Versammlung des Vereins zu Frankfurt a. M. seine damaligen Behauptungen, indem er erklärte, er sei einigermafsen mifsverstanden worden; daran jedoch halte er fest, dafs das Übermals der geistigen Anstrengungen an höheren Lehranstalten, wenn auch nicht die alleinige, so doch eine hervorragende Ursache der überhandnehmenden nervösen Schwäche und der Neigung zu Geisteskrankheiten in unseren Tagen sei. Das Ergebnis der daran sich knüpfenden Debatte war: eine Überbürdung der Schule mit geistiger Arbeit sei höchstens als eine Teilerscheinung der gesamten rastlosen Thätigkeit unserer Zeit, sowie der Raschlebigkeit unserer modernen Kulturepoche anzusehen; die Hasse'schen Behauptungen entbehrten bis jetzt zu sehr der notwendigen statistischen Grundlage, um einen wissenschaftlichen Wert schon heute beanspruchen zu können. Auf Antrag Rineckers wurde folgende Resolution angenommen: Die Versammlung vertagt die weitere

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