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setzung eines griechischen Originals zu betrachten sei, besonders durch sprachliche Argumente zu befestigen gesucht, während andere Gelehrte, wie Rohde, sich dieser allgemeinen Anschauung angeschlossen oder zugeneigt haben, weniger weil sie diesen vestigiis Graecae originis fabulae grofse Tragweite beimessen, als vielmehr weil die Erzählung in der griechischen Welt spielt und mit den griechischen Romanen Verwandtschaft zeigt, sodann weil auf diesem Wege am einfachsten sich der Umstand erklären läfst, dafs ein Gebild der heidnischen Welt in nachlässig übergeworfenem christlichem Gewande auftritt.

Dafs aber die Sprache fraglicher Schrift schlechterdings gar keine Beweise für jene Ansicht biete, eine Behauptung, die bis jetzt nur Haupt ausgesprochen hatte, hat Thielmann in vorliegender Abhandlung nachgewiesen, indem er einerseits die Wörter und Wendungen, welche Riese als Belege des griechischen Ursprungs unserer Fabel anführt, teils der Volkssprache, teils dem (allerdings vielfach mit dem Griechischen zusammenhängenden) Kirchen latein zuweist, anderseits jene Momente zusammenstellt, die für direkte Abfassung im Lateinischen sprechen.

Gegen die weitere Ausdehnung des Gebietes der Volkssprache wird sich kaum etwas Stichhaltiges einwenden lassen, da der vulgäre Charakter unserer Schrift allseitig anerkannt ist. Es konnte also Thielmann die einschlägigen Ausdrücke ohne weiteres dem sermo plebeius zusprechen (p. 4-6), um erst später weitere Eigentümlichkeiten dieses Sprachgebietes, namentlich solche, welche geeignet sind, auf den Zusammenhang des Lateinischen und Romanischen Licht zu werfen, ohne dafs sie bis jetzt genügende Beachtung gefunden hätten, eingehend zu besprechen (p. 27-42).

Dagegen galt es, den Einfluss des Kirchenlateins, im besondern der Vulgata, erst als einen derartigen festzustellen, dafs auch die vorhandenen Gracismen auf Rechnung dieses Faktors gesetzt werden konnten. Riese glaubte zwar auch in einigen Wendungen Anklänge der heil. Schrift gefunden zu haben, ohne indes weiter Gewicht hierauf zu legen. Thielmann aber zeigt uns, dafs solcher Wörter, Formeln und Konstruktionen eine beträchtliche Anzahl in unserer Schrift sich finden, auch ganze Wortreihen der Vulgata entnommen sind und die Handlung selbst in einzelnen Episoden an Bibelstellen sich anlehnt (p. 6-18).

Eingangs wird konstatiert, dafs der Apolloniusroman in der uns erhaltenen Gestalt einen Christen zum Verfasser gehabt haben müsse, der seiner Arbeit recht wohl mehr biblische Elemente eingefügt haben könne, als in den bekannten christianisierenden Zusätzen des höchsten Namens vorliegen. Dafs zunächst in dieser oberflächlichen Manier, namentlich in den schlechtern Handschriften, ganze Sätze eingeschoben sind, was Riese öfter nicht erkannt hat, zeigt Thielmann anschaulich an Stellen wie 25,7; 50, 14 ff. u. s. w.

Zu den p. 8 besprochenen stofflichen Beziehungen dürfte noch hinzugefügt werden: Apoll. 65, 10 Tunc cives omnes rapuerunt Stranguillionem et Dionysiadem extra civitatem et lapidaverunt, verglichen mit act. ap. 7, 57 Et eicientes eum extra civitatem lapidabant

Auch kann hier erinnert werden, dafs Simrock den Fischer, welcher dem Apollonius die Hälfte seines Kittels gibt, passend mit dem heil. Martinus verglichen hat, von dem wir bei Sulp. Severus cap. 3 lesen, wie er seinen Mantel mit einem nackten Armen teilt. Dazu bemerke ich noch, dafs diese Handlung des heil. Martinus zu den im vorausgehenden Kapitel (2, 8) bei einer Charakterschilderung desselben gebrauchten Worten ... alere egentes, vestire nudos... in dem gleichen Zusammenhang stehen, wie das Verhalten des Fischers zu den von Thielmann angezogenen Lehren der Schrift.

Dafs Sulp. Severus diese an der berührten Stelle vor Augen hatte, bestätigt der unmittelbar folgende Satz: iam tum evangelii non surdus auditor de crastino non cogitabat.

An Sentenzen und Formeln, welche der Bibel entlehnt sind, findet sich eine gröfsere Anzahl auf p. 9 verzeichnet; weitere Reminiscenzen bringt p. 15/16, anderes ist gelegentlich erwähnt, wie z. B. p. 7 per deum vivum te adiuro, p. 27 der Brauch des Kleiderzerreifsens, der Ausdruck maiores civitatis u. a. m. Offenbar wollte der Verfasser Wiederholungen vermeiden. doch hätte ich der leichtern Übersicht halber eine Zusammenstellung dieser Wendungen lieber gesehen. Auch möge die Verbindung sedere in tenebris, welche wir in unserm Roman p. 50. 14 nach sedentem in tenebris wahrscheinlich als Zusatz dieser Handschriften --, in der Vulgata Tob. 5, 12; Is. 42,7; Psal. 106, 10; Matth. 4, 16 und sonst antreffen, hier Erwähnung finden.

Demnächst werden hebraisierende Verbindungen, wie exsequiae funeris, sermonis colloquium, deren einige mehrseits irrtümlicher Auffassung begegnet sind, auf den Einflufs der Bibelsprache zurückgeführt. Doch scheint mir voces laetitiae hier nicht am Platz zu sein; auch möchte ich das aus dem Konstantinroman aufgenommene fidei religio (2, 1 crescente... sacratissimae fidei christianae religione) lieber als fidei cultus erklären. Eine andere Art von Hebraismen vertritt tectum paupertatis suae, eine weitere paupertas tribunarii mei u. s. w.

Mit Seite 10 geht unsere Abhandlung zur Aufzählung einzelner Wörter über, die bis jetzt nur im Kirchenlatein nachgewiesen sind. Es werden genannt: concupiscentia, dilectio, paranymphus, aporiatus u. a. m.

Gestützt auf diese untrüglichen Spuren des Kirchenlateins glaubt der Verfasser dann auch solche Wörter dem Einflufs der Vulgata vindicieren zu dürfen, welche vorzugsweise hier auftreten, allerdings aber auch bei Profanschriftstellern sich finden. Hier eine genaue Grenze zu ziehen, ist freilich unmöglich, doch scheint mir auch der Verfasser auf die Auseinanderhaltung beider Sprachgebiete nicht so viel Gewicht gelegt zu haben, als ich in diesem Falle gewünscht hätte. Ebenso bedauere ich, dafs durch diese Untersuchungen nicht das Mafs der Abhängigkeit vom Kirchenlatein für die einzelnen Handschriftenklassen nach Thunlichkeit klar gestellt ist (cf. Th. p. 10), da in diesem Verhältnis ein Kriterium zu suchen sein wird, das für Ermittlung der ursprünglichen Gestalt des Apolloniusromans wichtig werden kann. Dafs eine solche Arbeit durch den gegenwärtigen Zustand des Textes nicht erleichtert wäre, entgeht mir keineswegs.

Den Wörtern, die in anderer Bedeutung, als im klassischen Latein auftreten, ist auch magnus beziehungsweise dessen Stellvertreter nimius, grandis, ingens, sowie das Adverb nimis = valde angereiht. Am Schlusse dieses Abschnittes sagt Thielmann, dafs magnus im Konstantinroman noch ziemlich oft zu finden sei. Um vor Mifsverständnis zu bewahren, bemerke ich hiezu, dafs auch im Apolloniusroman magnus noch im Übergewicht ist über seine Nebenbuhler. Dafs es aber mit dem Aussterben mancher Wörter nicht so rasch geht, zeigt in diesem Falle namentlich der Konstantinroman, der nach allgemeiner Ansicht nicht vor dem zwölften Jahrhundert geschrieben ist.

Die Erörterung der syntaktischen Eigentümlichkeiten (p. 16-18) eröffnet misereri mit Dativ. Nur einmal steht dieses Verbum auch mit Genetiv: 43, 6 miserere mei. Damit aber niemand in Versuchung gerät, diese Lesart anzutasten, will ich beifügen, dafs miserere mei eine stehende Formel der Vulgata ist. Ich habe dieselbe an zahlreichen Stellen gefunden, ohne ein einziges miserere mihi zu treffen. Im libellus de Constantino Magno

kenne ich nur eine Stelle mit misereor: p. 3. 23 misertus est sibi; misericors bei Apoll. 21, 9 hat den Genetiv.

Der folgende Abschnitt liefert einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Infinitivsätze, resp. deren Umschreibung durch quod, quia. Namentlich der Konstantinroman bot hier reiche Ausbeute, indem quod daselbst häufig auch für konsekutives, einigemal sogar für finales ut eintritt. Welche Konfusion übrigens in diesem Büchlein herrscht, zeigt das Beispiel von contingit, nach dem der acc. c. inf., ut und quod stehen. Zu Apoll. 10, 4 (Th. 17, 5) Audi, forsitan quod nescis: quia proscriptus es. möchte ich bemerken, dafs quia eher von audi als von nescis abhängig zu machen ist, oder auch als Einleitung direkter Rede stehen kann, entsprechend dem griechischen ott, worüber zu vergleichen: Kaulen, Handbuch zur Vulgata, $ 185. Wenn der Herausgeber, der Interpunktion nach zu schliefsen, hieran gedacht haben sollte, so wundert mich nur, dafs er dies bei den Gräcismen nicht erwähnt hat.

Dum mit Konjunktiv anlangend mache ich darauf aufmerksam, dafs an den Stellen 1, 5 und 6, 6, aufserdem 57, 10 die seltenere Konstruktion mit Konjunktiv Plusquamperfekti sich findet, dann dafs überhaupt dum und cum konfundiert sind, indem letzteres mehrmals wie p. 2, 1; 8, 1; 44, 6; 57, 12 mit Indikativ Präsentis steht, ebenso 3, 12 mit Indikativ Imperfekti. Diese Verwechslung scheint vorzugsweise der Handschrift A eigen zu sein, was ich hier mit dem Beifügen erwähne, dafs solcher sprachlichen Unterschiede wohl noch mehr zwischen den codd. bestehen, die noch von keiner Seite genügend beachtet worden sind. So lesen wir: 1,5 A dum pervenisset, B' cum-venisset ;

2, 1 A b cum luctatur, ẞ cum-luctaretur;

8, 1 Aẞ cum-aguntur (3 geruntur), b dum-geruntur;
5, 17 A B' dum reversus (rev. dum B') fueris;

6, 17 B' Reversus cum fueris (om. A);

13. 18 14. 1 A dum navigaret, B' dum-navigat.

Also ist auch 6, 15 mit A dum veneris zu schreiben, nicht mit B' cum veneris. (cf. Th. p. 52.)

In Betreff der Fragen, wovon Thielmann einige Beispiele mit der Partikel numquid gibt, ist nicht zu übersehen, dafs solche öfter ohne jede Partikel gebildet werden, wie z. B. 4, 18; 24, 1; 27, 2; 28, 21.

Hienach werden nun auch die von Riese notierten wirklichen Gräcismen, wie der ausgedehnte Gebrauch des Particips Präsentis in der Bedeutung eines Präteritums, das pleonastisch stehende dicens, ut quid = ἵνα τί, ne forte μs u. s. w. auf den Einflufs der Vulgata zurückgeführt. Auch die häufige Anknüpfung neuer Sätze durch et wird hierher zu ziehen sein.

Endlich verwirft Thielmann die Aufstellung Rieses, dafs Tarsis (p. 12, 12 und 20) als Übersetzung von Tapssię zu betrachten sei, will diese Form vielmehr als Schreibfehler angesehen und nach 46, 15 durch Tarsi ersetzt wissen. Ich möchte jedoch vorerst dieses Tharsis (sic cod.) nicht geändert sehen, nicht weil ich etwa die Ansicht Rieses teile, sondern weil es nicht unwahrscheinlich ist, dafs wir das Tharsis der Vulgata, Op der Septuaginta vor uns haben.

Abgesehen von andern Bedeutungen steht dieser Name nach einigen Auslegungen auch für Cilicia und Tarsus. Letztere Form kommt nun als Dativ, Accusativ und Ablativ in unserer Schrift vor, aber nur nach B', in A dagegen nur als Genetiv an der erwähnten Stelle 46, 15 cives Tharsi Tharsiae... wo 3 das Tharsi augenscheinlich aus dem Grunde ausgelassen hat, weil cives Tharsiae Tharsiae (oder tharsie) geschrieben

war, gerade wie 12, 20 (A tharsis, b tarsiae, & Tharsiae) und wahrscheinlich auch 12, 12, wo durch Korrektur tarsi hergestellt ist (A tharsis, b tarsiae, & tar-si). Ebenso bietet diese Handschrift (3) 64, 16 cires beatissimi tharsiae; dieses unpassende tharsiae wurde von 7 ausgemerzt, steht aber bis jetzt unberufen (als Tarsiae) im Texte, als ob es für Tarsus eine Nebenform Tarsia gäbe. Aus alledem glaube ich schliefsen zu dürfen, dafs A eher in tharsi 46, 15 als in tharsis 12, 12 und 20 einen Fehler enthalte und auch 64, 16 dem cives beatissimi tharsiae der Handschrift B ein cives Tharsis des cod. A gegenüberzustellen sein wird, da das Wort beatissimi wahrscheinlich ein späterer Zusatz ist.

Wir sehen also, dafs durch den Namen Tharsia Verwirrung in ähnlich Da nun auch das ungebräuchliche Adlautende Formen gebracht wurde. jektivum Tarsius (tharsius) nur in solchen Formen erscheint, die mit einem Kasus von Tharsia zusammenfallen, bin ich nicht abgeneigt, auch hinter diesen Lesarten das Wort Tharsis zu suchen. Die Stellen von Tarsius sind (nach Rieses index nominum): 13, 10 Tharsia civitas, 9, 9 und 44, 7 ciritatem Tharsiam, (9, 9 adnot. litus Tarsiae b, 1. tharsie 3); 14, 3 steht wohl litus Tarsium im Text, aber 1. tarsum in b, 1. tharsum in . Da diese ganze Stelle verdächtig ist, darf man wohl annehmen, dafs unsere Handschriften aus einer Vorlage litus, aus einer zweiten Tarsum genommen und zusammengeworfen haben, oder aber tarsum als Korrektur von tarsiae (vergl. 9, 9 adnot.), dieses als Verschreibung von Tharsis ansehen.

Die Formen Tharsia civitas etc. glaube ich aber namentlich in Hinsicht auf die Verbindung ciritas Mitylena, welche wir 38, 20; 47, 10; 59, 8 lesen, beanstanden zu müssen. In Anbetracht dieser Konstruktion dürfte aber Tharsia civitas auch nicht durch Tarsi civitas ersetzt werden. Wenn aber nur die Wahl bleibt zwischen Tarsus civitas resp. Tarsum civitatem und Tharsis civitas resp. Tharsis civitatem (Tharsis ist in der Vulgata indecl.), so ist offenbar das letztere vorzuziehen, da nur eine Form, die ein i enthielt, so leicht in Tharsia resp. Tharsiam verschrieben werden konnte.

An dieser Stelle sei noch erwähnt, dafs wir auch den Namen des Helden unseres Romans in der Bibel finden und zwar so, dafs wir zugleich an den Namen Tharsia erinnert werden: Mach. 2, 3, 5 Apollonius, Tharseae filius, qui eo tempore erat dux Coelesyriae et Phoenicis; (cf. Apoll. 66, 25 tenuit autem regnum Antiochiae, Tyri et Cyrenensium).

Was Riese sonst Beachtenswertes als Gräcismen angemerkt hat, wird von Thielmann, wie oben erwähnt, der Vulgärsprache zugewiesen (p. 4-6).

Zunächst begegnet uns hier die Vertauschung der Komparationsgrade in mehreren interessanten Beispielen. Ich mache besonders auf die Stelle mit maior p. 62, 5 aufmerksam, welche mit dem Artikel ille verbunden (illi maiori) ganz die Art der romanischen Superlativbildung zeigt.

Sodann wird wahrscheinlich gemacht, dafs aufser pelagus auch die seltenen Wörter tribunarium und subsanium vom Volksmunde dem Griechischen entlehnt seien, sowie patria urbs mit Rohde dem Spätlatein vindiciert (cf. p. 32).

Es ist mir aufgefallen, dafs weder Riese noch Thielmann des Wortes apodeiris gedenken. Warum übrigens Riese (p. 32. 2) nicht apodixin nach b schreibt (apodixen), verstehe ich nicht. Georges gibt in seinem Lexikon zu apodixis Belege mit Petron. 132, 10 und Gell. 17, 5, 5. Es ist also das Wort der Vulgärsprache zuzuteilen.

Weitere in dieses Sprachgebiet gehörende Erscheinungen finden p. 27 bis 42 eine gründliche Besprechung, die von grofsem Interesse namentlich für diejenigen sein wird, welche an diesem Zweig der Sprachforschung nähern Anteil nehmen.

Zuerst werden die Eigentümlichkeiten im Gebrauch der Pronomina erörtert (p. 27-29). Wir finden is, ea, id stark im Abnehmen, in den Nominativformen gänzlich erloschen. Die Pronomina qui, hic, ille, im Konstantinroman auch ipse, treten an dessen Stelle. Noch auffälliger ist die Verwechslung der Reflexiva und Demonstrativa. Namentlich im Konstantinroman herrscht grofse Verwirrung. Statt ei heifst es hier fast regelmäfsig sibi. Das Pronomen ille, im Konstantinroman auch ipse und qui, geht in den bestimmten, unus in den unbestimmten Artikel über. Zu ecce ille (celui) wird eine weitere Belegstelle gewonnen, wenn man im Konstantinroman p. 19, 5 mit dem Rezensenten im philologischen Anzeiger nach cod. D encaenium streicht und liest: ecce illud vendatis...

Zu den p. 30 angeführten Besonderheiten der Formenlehre kann man auch das von Riese p. XIII erwähnte, aber nicht in den Text aufgenommene Briseida hinzunehmen; Thielmann erwähnt hiebei (p. 57) auch die Formen Dionisiada und Dionisia, welch letztere ß auch 65, 9 aufweist. Weiter gehört hierher der Accusativ pelagum, welcher 47, 7 im Texte steht und auch 37, 16 herzustellen ist (vergl. unten). Nach Neue und Georges haben diese Form Corn. Severus bei Probus de nomin. 208, 18; Tertull. adv. Iud. 3; Cassiod. var. 8, 10 gebraucht.

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Die Konstruktion von vesci ist zweifelhaft: 5,3 maternam carnem A b, a carne ẞ; 5, 10 maternam carnem b, a carne A ẞ. Ohne auf die Handschrift ß, die an letzterer Stelle auch utor für vescor bietet, viel bauen zu wollen, läfst sich sagen, dafs A ebensogut an der ersten Stelle m zugesetzt als an der zweiten weggelassen haben könne. Dazu kommt, dafs die Vulgata meines Wissens vescor nur mit Ablativ verbindet.

Demnächst werden solche Wörter vorgeführt, welche in mehr oder minder veränderter Bedeutung andere Wörter, namentlich solche, die in den romanischen Sprachen keine Nachkommen haben, zu verdrängen beginnen. Hervorzuheben sind: gentes les gens, hospitalia als Vorläufer von l'hôpital. Ebenso bemerkenswert sind die höflichen Anredeformen. Mit domina z. B. redet nicht nur die Amme ihre Gebieterin und der Sklave seine Herrin, sondern auch der Vater seine Tochter und der Gatte seine Gattin an. An die Anrede senior (15, 19 adnot.) knüpft Thielmann den Hinweis auf die im Romanischen jetzt allgemein üblichen Anreden: italienisch signore, spanisch señor, französisch monsieur (seigneur); freilich kann er nur die leisen Anfänge dieser Bedeutung konstatieren.

Die Reihe absterbender Wörter eröffnet urbs, das sich nur noch einmal findet und meistens durch civitas (spanisch ciudad, italienisch città, französisch cité) ersetzt wird. Mit civitas wechseln patria und vielleicht auch provincia. Vaterland heifst im Konstantinroman p. 3, 31; 6,6; 24,4 natalis patria; 4, 18 und 22, 18 partes natales.

In einem Abschnitt über die Verba des Essens gibt Thielmann ziffermäfsigen Nachweis aus der Vulgata, wie edere, comedere, vesci und manducare einander Konkurrenz machten und letzteres die Oberhand behielt. In diesem Punkte schliefst sich demnach die Geschichte des Apollonius an das alte, die des Konstantin an das neue Testament an.

Nicht minder lehrreich ist das Kapitel über die Verba des Gehens, wonach, entsprechend dem Romanischen, von vado blofs die zweisilbigen Formen des Präsensstammes vorkommen und für das Fehlende zunächst ambulare eintritt.

Weiter wird nachgewiesen, dafs die im Romanischen verschwundenen Imperative es und este in den Büchlein von Apollonius und Konstantin gleichwie in der Vulgata durch esto und estote ersetzt zu werden pflegen. Auch statt esse, das im Französischen untergegangen ist und im Italiänischen nur durch Verstärkung sich erhalten hat, wird manchmal fore gebraucht.

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