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Artickel der Vniuersitet fürhalten, dern furter gelebt werden soll. 11. April 1537.

Anfangs das von wegen meines gnedigen Fürsten vnd Herrn zwen Commissarii oder Superattendentes namlich Johann Brencius vnd Joachimus Camerarius erkiesst vnd verordnet seyn, wölche zwen von sein F. Gnaden wegen darob vnd daran sein sollen, damit die aufgericht vnd bestätigt Ordnung in allweg getrewlich gehalten vnd dero gelept werde. Die sollen auch gewalt haben, wa die Vniuersitet in irem rat oder besonder Faculteten an gemelter Ordnung in den lectionibus vnd exercitien sömig vnd farlässig sein wurden, gepürlich und notwendig einsehns zethun. Wann sy aber durch ir vilfeltig manen vnd adhortation gemelte geprechen oder vnordnung nit abstellen oder dern mangel nit erstatten möchteu, sollen sy auch schuldig sein dasselbig verner an mein Gn. Fürsten vnd Herrn gelangen zelassen vnd seiner F. Gu. beuelch daruf zeerwarten.

Sy sollen auch ain vffmerken haben vnd sonderlich Joachimus, damit studia artium vnd bonarum literarum sampt dem pedagogio angericht vnd verordnet werden. Solliche Commissarij mechten dann auch vmb den dritten theologum dergleichen vmb ander professores die cristlich vnd euangelischer religion genaigt vermög der ordination an denen yeder zeit mangel sein wurd, sich vmbsehen vnd solliche für ander fürdern, welchs sunst langksam, wies bisanher wol vermerckt, von statt gen will. Dieweil nun sy gemelter sachen halben nach gelegenhait yeder zeit vnd hendel mit dem rath der vniuersitet von meins Gn. F. vnd Hern wegen zehandeln haben müssen, so sollen sy in gedachten sachen im rath gelassen gehörn, auch ir maynung vnd gut ansehen vernommen, sampt inen geratschlagt vnd tugentlich gefurdert werden.

2. Verner so ist seiner F. Gnaden ernstlich beuelch das die Ordnung vermög irs inhalts nunfüro hin in allen puncten vnd Artickeln gehalten werden, vnd dann die hieuor gegebenen be

uelch Commission vnd bestallung der personen von meim Gn. Hern oder dern Commissarien, auch disem yetzigen gut ansehen vnd bedenken bei kraft pleiben sollen. Dann sunst sich onaufhörlich Irrung teglichs zutragen vnd vil namhaftig personen hieher berieft hinschellen und pillich vrsach sich zubeclagen gewynnen wurden, nit on sonder der schul grossen nachtail.

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3. Nachdem dann ain artickel in meins Gn. Fürsten vnd Herrn ordination vermag, das all personen, so dann vff diser hohenschul zelesen vnd zeleren bestallt vnd angenomen werden, dem hailigen Euangelio cristi vnd der Religion, wie die von meinem Gu. Hern angericht, nit zuwider seyen, welchs aber vbel gehalten wird. Dieweil dann nit allain die Jugent so in der leer vnd gotzforcht allhie vfferzogen soll werden, sonder auch ain gantze Statt Tuwingen, ja auch schier ain gantz Landschaft in solchen sachen ir vffsehen auf die gelerten vnd vorsteer diser schul mer dann vf meins Gn. Hern Ordnung hat, so ist meins Gn. Hern ernstlich beuelch will vnd maynung, das sy alle professores sich in der Religion sachen für ander lüt meins Gn. Hern Ordnung gemeß halten vnd meniglichen hierinn ain gut Ebenbild vortragen vnd niemand der professoren vnd auch der schuler den falschen gotzdienst suche, sonder alle studenten vnd der Vniuersitet zugewanten zu der cristlichen leer vnd predig des gotzworts vleissig gezogen vnd sonderlich all stipendiaten den Catechismum, welch bisanher nit gescheen, zubesuchen angehalten werden.

4. Zu verderst aber, das all Magistri in der Burs vnd Pedagogio, die man dann vil bas dann ander professores bekomen mag, dem hailigen wort gottes anhengig vnd genaigt verordnet werden vnd in demselben irn discipelu ain gut Exempel seyen. Dann ye der juget halben treffenlich vnd vil daran gelegen sein will. Welche aber dem Euangelio widerwertig vnd sich meins Gn. Fürsten vnd Hern ordnung in der Religion sachen vågangen nit vergleichen, söllen von stundan abgeschafft werden.

5. Alsdann auch befunden, das allerlay mengel in dem aufgerichten Stipendio 2 erscheinen vnd desselbigen Jungen, vn1 wegziehen, vgl. Schmid Schw. WB. s. v. schell: von vnser statt schellen. 2 die theologischen Stipendiaten sind gemeint.

angesehen dass sy bei der fundation die hailig gschrift zulern vnd zestudiern verpflicht sind, wenig oder gar nicht zu dem cristlichen Catechismo gefürdert werden, der cristlichen Religion wenig gemesshalten, das alsdann inen ein gelerter frommer cristlicher vnd eerlicher Magister zugeordnet werd, der ir preceptor sey, sy zu der cristlichen leer anhalte vnd dermassen irnhalb handle, damit sy in zucht gotesvorcht vnd leer wol vnd cristlich vfferzogen werden. Welchem für sein besoldung gegeben werden mag die fünfzig guldin vnd der Tisch, die sunst vff ain priester bei der fundation sollten gewendt werden.

6. So nun auch gemerckt, das das Pedagogium auss mangel ainer behusung nit wie pillich aufgericht, welle mein Gn. Fürst vnd Her mit der zeit ain gnädigs einsehens thun lassen, darmit darzu ain behusung geordnet vnd gegeben werde. Doch das nichtdestoweniger mitler zeit in der ainen burs sollich pedagogium angericht vnd lut der Ordination gehalten werd.

7. Wiewol auch mein gn. Fürst vnd Her verhofft, das auf all studenten diser zeit der erschynung des hailigen Euangeliens ain gut aufsehens sollte gehapt vnd die laster, darinn sy yppiglich leben vnd das ir vnützlich verzern, auch sollte abgestellt worden sein, so verneme aber sein f. Gnaden, das diss gantz varlässig gehalten vnd die sachen also geraten, das etliche vätter verursacht werden, ire sön derwegen von diser Vniuersitet zuervordern, wie dann iüngst gescheen. So sey seiner f. Gnaden ernstlich beuelch, das der Rector vnd die herrn Consiliarii hierüber vleissiger dann bisanher beschehen ob der censur vnd straff der laster halten, vnd sonderlich das die vnnutzen leichtuertigen Studenten so vom Adel oder sunst hochs oder niders Stands, so zu dem das sy nit studiern, auch anderer frummen leut Kinder von der zucht vnd leer abziehen vnd verderben, daher dann der schul ain sonder bös nachgeschray erwechst, nit geduldet, sonder zustudiern vnd Erbarkait gehalten oder ausgeschlossen werden.

8. Nachdem auch der Oumass der vacancien vnd feyertagen vnzimlich vnd nichts guts pringt, das dann nach yeder facultet gelegenhait vff zimlich weg durch die Consiliarios sampt den bestimpten Commissariis gepracht vnd gekurzt wirden. Vnd sonderlich aber, das man an den alten feyrtagen so durch meins gn. Fürsten vnd Hern Kirchenordnung abgeschafft sind, des

lesens nit oberstande, damit vil ander leut, so on das ain gross vffsehen auf die schul haben, ires onnutzen feyrens von den gelerten, wie dann bisher oft geschehen, nit ursach nemen.

9. Alsdann durch Philippum Melanchthonem wie er hie gewesen, für gut angesehen, das die zal der magistrorum in der Burs leerend etwas gemindert würde, sonderlich dieweil etlich vnder denselbigen gantz vnnutz vnd zu leeren zu diser zeit nit tougenlich, darzu dem gotzwort widerwertig wern, so nun in der Ordination auch hieoben ain Artikel begriffen, wie der Religion halb die professores vnd sonderlich die magister gestalt vnd geartet sein sollen, das demnach solche die der Religion nit gemess abgeschafft werden, damit auch etwas cöst erspart vnd vf geschickt cristliche magistros irer lection vnd salaria gewandt wurden, ungeuerlich lut der verzaichnus, so Philippus hinder im verlassen.

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10. Verner ist bedacht, als Sinapius teglich ankomeu soll, vnd dann die ordination vermag, das zwen oder drey Medici erhalten werden sollen, das darnach Doctor Michael Rucker 2 als ain iunger angeender vnd der sich der pratickh sonderlich vnderstanden, dardurch mit der zeit in ainen grossen Ruf komen vnd der Vniuersitet ein gut lob pringen mag, bey seiner lection werde gelassen vnd aber Sinapius als der dritt Medicus verordnet.

11. Dieweil auch befunden, das durch ain vermainte vnd nit endlich beschlossne addition der besoldungen der Vni

1 Johannes Sina pius, der sich als Arzt in Italien bei einer Herzogin von Ferrara aufhielt, war von Ulrich berufen und auf seinen Befehl vom Senat mit einem Gehalt von 200 fl. angestellt (26. Jun. 1537. A Sen.) ist aber nie gekommen. Grynæus schreibt an Blarer: si Sinapius non venerit, quod sperare non possum, scio neminem rebus modisque omnibus idoneum, linguarum et medicinæ singulariter eruditum, qui mihi spem de se amplissimam pollicetur. Epp. mss. S. Gall. XII. 126. Briefe des S. an Blarer u. aa. ebd. 53. 54. 152. Der Grund seines Ausbleibens war, wie aus einem Brief des S. an den Senat d. d. ex aula Ferrariæ X cal. Apr. 1541 hervorgeht, dass er vergebens auf eine Fürschrift des Herzogs bei seiner Herrin, damit sie ihn ziehen lasse, wartete. Ulrich war also inzwischen anderen Sinnes geworden. Später wurde S. Arzt des Bischofs Melchior Zobel in Würzburg und seines Nachfolgers, starb auch dort 1561.

2 s. S. 166.

uersitet seckel etwas beschwert, auch sunst in ander weg ersogen, also das gar nicht in Erario sein vermerckt, das hieruff sy ain fleissig einsehen thun vnd also die sachen angericht, damit solliche addition aufgehapt oder geringert, auch in ander weg der Vniuersitet nutz vnd wolfart betracht werd. Dann die so von meim gn. Fürst vnd Herrn aus andern landen vmb fürderung vnd aufpawung der Vniuersitet berieft werden, mit merklichen costen ankomen, derhalben sy mit salariis mer vnd höher bedacht werden, dann die andern, so vormals nach irn bestimpten besoldungen zulesen verpflicht gewest sind.

12. Dergleichen sollend sy mit endrung oder ordnung des Sindici ein ernstlichs einsehens haben. Dann in seiner Rechnung der vnzalichen Expens vncosten vnd andershalben grosse mengel befunden. Auch darneben sy ire Rechnungen fürter stellen lassen nach Inhalt fürgenomner Rentcamer Ordnung der Rechnung halber vfgericht vnd inen zugestellt. Dardurch allerlay mengel abgewendt vnd sy allerlay mieg vnd arbeit entladen

werden.

13. Als Philippi Melanchthonis bedencken gewesen, das Micellus als ein verrempter poet hieher berieft werden sollt, wellicher dann ain besondern ruff vnd lob der Vniuersitet pringe, vnd aber diser bisher nit erlangt, sollen sy nochmalen vleiss ankern, damit er oder ain ander an sein statt vnd aber Maister Benignus nach angeben Camerarii wider in die Burs verordnet werde vnd neben ime auch ander geschickt vnd tougenlich, damit die bone artes wider in aufgang komen mögen.

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14. So sollen sy auch mit ernstlichem vleiss nach einem Mathematico vnd Hebreo trachten, damit dieselbigen als nutz vnd notwendig mit iren lectionen der Vniuersitet ain eer vnd aufbawung pringen vnd geperen mögen.

15. Nachdem sy auch gut wissens haben, das alle zwitracht vnd spaltung zerrittung vnd Onordnung mitbringen, so ist meins Gn. Fürsten vnd Hern ernstlich beuelch, das sy sich wöllen au

1 Johannes Micyllus seit 1527 Rector der Schule zu Frankfurt. Stirbt 1558 zu Strassburg. 2 Johannes Benignus aus Bietigheim war als Wittemberger Magister am 1. Juni 1535 in die Facultät aufgenommen worden, lehrt Rhetorik, Cicero, Quintilian und gelangt in der Folge zu einiger Geltung. Stirbt 1553,

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