Geoffrey Chaucer. Ueber die Familienverhältnisse dieses Dichters, mit dem die Geschichte der englischen Kunstpoesie beginnt, sind keine zuverlässigen Nachrichten vorhanden und seine Biographen streiten selbst über den Stand, welchem sein Vater angehörte, denn nach Einigen war er ein Edelmann, nach Anderen ein Ritter und wieder Andere lassen ihn Kaufmann oder Winzer gewesen sein. Höchst wahrscheinlich jedoch gehörte Chaucer einer edeln und begüterten Familie an, wofür besonders die ausgezeichnete Erziehung spricht, die ihm zu Theil ward. Im Jahre 1328 zu London geboren, studirte er in Cambridge und Oxford, machte darauf grössere Reisen und widmete sich dann der Rechtswissenschaft. Später sehr vom Hofe begünstigt, bekleidete er mehrere Aemter und wurde als Gesandter nach Genua und Rom verwandt. Seine Neigung zu den Anhängern Wiklefs zog ihm jedoch die Ungnade seiner Vorgesetzten zu. Er ward vom Hofe verbannt und benutzte diese Zeit, sein schönes Werk zu dichten. Heinrich's IV. Thronbesteigung gewann ihn dem öffentlichen Leben wieder. Doch scheint er keine erfreulichen Früchte davon eingeerndtet und der Gram darüber seinen Tod beschleunigt zu haben, der am 25. October 1400 erfolgte. Seine irdischen Ueberreste wurden in der Westminster - Abtei beigesetzt und die Stätte, wo sie ruhn, später mit einem Denkmal geschmückt. Er soll einer der schönsten Männer am Hofe der Plantagenets gewesen sein. Chaucers bedeutendstes poetisches Werk sind The Canterbury Tales; die Idee zu denselben entlehnte er wahrscheinlich dem Decamerone des Boccaccio, dessen Teseide er auch in einer freien Bearbeitung hier einflocht. Personen verschiedenen Geschlechtes und Standes wallfahrten gemeinschaftlich nach Canterbury und vertreiben sich unterwegs die Zeit mit theils ernsten theils lustigen Erzählungen, welche dadurch gleichsam wie in einen Rahmen gefasst werden und den eigentlichen Inhalt bilden, in der äusseren Form und in der Weise des Vortrages von einander abweichend. Die Erzählungen sind nicht des Dichters eigene Erfindung, sondern meist Italienern und Franzosen entlehnt, wohl aber ist es der Prolog, der die Characteristik der einzelnen Mitglieder der Wallfahrtsgesellschaft enthält, und ein Meisterwerk naiver und feiner poetischer Sittenschilderung ist. Nirgends kann Chaucer den Einfluss der italienischen und französischen Dichter verleugnen, doch steht er durch seine geistreiche Behandlung des Stoffes und seine Herrschaft über Sprache und Form selbstständig und als seiner Zeit vorangeeilt da. Anmuth der Phantasie, scharfer Verstand, Witz, Gelehrsamkeit und ein seltenes Talent der Darstellung sind ihm eigen und weisen ihm, abgesehen davon, dass er der Zeit nach der erste ist, einen hohen Rang unter den Dichtern seiner Nation an. Ausser den Canterbury Tales schrieb er noch eine Uebersetzung des altfranzösischen Romans von der Rose, ein Testament der Liebe, eine Bearbeitung von Boccaccio's Filostrato, kleinere Erzählungen, Balladen in französischer Weise, eine Uebertragung von Boethius Werk de consolatione philosophiae u. A. m. theils in Versen, theils in Prosa. Eine Ausgabe seiner sämmtlichen Werke veranstaltete I. Urry, Lond. 1721. Fol.; später öfter wieder aufgelegt, u. A., Lond. 1812, 4 Bde. in 4.; die beste Edition der Canterbury Tales ist von Th. Tyrwhitt, Lond. 1775, 5 Bde. in 8., und seitdem öfter. Sein Leben schrieb W. Godwin, History of the Life and Age of G. Chaucer. Lond. 1803, 2 Bde. in 4; deutsch von Breyer, Jena 1805. Das hier mitgetheilte Bruchstück ist dem Gedichte The Floure and the Leafe entnommen. Description of the Lady. And as I stode, and cast aside mine eye, Fro bough to bough, and, as him list, he ete And to the herbir side was adjoyning The nightingale, with so mery a note, Answerid him, that alle the wode yrong So sodainly, that, as it were a sote, I stode astonied, and was, with the song, Wherefore I waitid about busily Whereof I had so inly grete plesure, And more plesaunt to me by many fold, And as I sat, the birdis herkening thus, And swete accord, was in so gode musike, That the voicis to angels most were like. At the last, out of a grove, evin by, The surcots, white, of velvet well fitting Of collours, sleves, and trainis, round about; As of grete perlis, round and orient, On ther hedis, of braunchis fresh and grene, That dauncid and, eke, song full sobirly; And more richly beseen, by many fold, |