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18. Januar 1902.

erfolgt durch einen 5 pferdigen Elektromotor a, Fig. 2, der mittels doppelter Uebersetzung auf die Riemenscheiben bund c arbeitet. b dient dem Arbeitsgange des Stöfsels, c dem Rückgange, dessen Geschwindigkeit sich zu der des Schnittes wie 1:2,21 verhält. Die Bewegung wird auf den Stöfsel durch die Kegelräder d und e übertragen, deren letzteres als Mutter ausgebildet ist und die feststehende Spindel f in Bewegung setzt. Das Mutterrad ist sehr lang, damit der Einheits-Flächendruck herabgemindert wird. Um der Spindel möglichst jeden toten Gang zu benehmen, ist die Mutter zweiteilig. Die eine Hälfte g, Fig. 4, kann durch

Fig. 5.

eine Ueberwurfmutter h mit Differentialgewinde in achsialer
Richtung verschoben werden.
Sicherung gegen Selbstverstellung.
Die Gegenmutter dient als

Die Bundreibung des Kegelrades e wird durch eine Kugellagerung fast ganz beseitigt, während die Reibung beim Rückgange des Stöfsels durch eine gehärtete und geschliffene Scheibe k, die in einer mit Oel angefüllten Bronzepfanne läuft, verringert wird.

Am unteren Ende des Stöfsels ist eine drehbare Meisselplatte befestigt, Fig. 2, die jede beliebige Winkelstellung des Meifsels gestattet. Beim Rücklauf hebt sich diese Platte ähnlich wie bei einer Hobelmaschine ab; während des Ueberganges vom Rücklauf zum Arbeitsgange bringt eine Feder den Stahl wieder in seine ursprüngliche Lage zurück.

Der Stöfsel ist durch ein Gegengewicht innerhalb des Ständers ausbalanzirt, Fig. 1, 2 und 6.

Zur selbstthätigen Riemensteuerung dienen die geschlossenen Riemenführer m, Fig. 2 und 3, die durch Kurvenschieber n und Zahnsegment o mittels Hebel- und Stangenübertragung von Knaggen p und p1, Fig. 5 und 6, die am Stöfsel verstellbar befestigt sind, verschoben werden. Mittels eines aufgesetzten Handhebels q können die Riemen auch Vonhand rasch verschoben und somit der Stöfsel in oder aufser Thätigkeit gebracht werden.

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Dieser Schaltmechanismus besteht im wesentlichen aus einem Kegelräderpaare 881, Fig. 2 und 3, einer Mitnehmerscheibe t, einer Hubscheibe u, den Hebeln v und w und einer Gelenkknagge x. Er wirkt in nachstehender Weise: Beim Umsteuern des Stöfsels vom Rücklauf zum Arbeitsgange werden die Hebel w und v von der Knagge x verstellt; dadurch wird der in der Mitnehmerscheibe t gelagerte Mitnehmerbolzen z, der durch den Hebel v bislang zurückgehalten wurde, frei und springt unter Federdruck in eine seitliche Verzahnung des Kegelrades si ein. Nunmehr gelangt die Hubscheibe u und mit ihr das Schaltwerk in Thätigkeit. Bevor die Hubscheibe einen Umlauf vollendet hat, werden die Hebel v und w durch eine Spiralfeder in ihre ursprüngliche Lage zurückgeführt und der Mitnehmerbolzen z infolge der Abschrägung des Hebels v aufser Berührung mit dem Kegelrad si gesetzt, womit der Schaltmechanismus zum Stillstand gebracht wird. Damit nicht die Mitnehmerscheibe t vermöge ihrer lebendigen Kraft mehr als eine Teildrean der dem Hebel v wie auch hung vollzieht, ist an Scheibe selbst ein Anschlag vorgesehen, welcher das Schaltwerk genau hemmt. Zur Ausgleichung oder Dämpfung von Schlägen beim Hemmen ist eine Leder-Reibungsbremse angebracht.

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Zur Uebertragung der Schaltbewegung von der Hubscheibe u auf den Tisch dienen eine Zugstange A, ein Ratschenhebel B, eine dem Ständerbett entlang geleitete genutete Welle C, Kegelräder D und Stirnräder, vermöge deren die im Querbett liegende Gewindespindel E in Drehung versetzt wird; dadurch wird der Tisch senkrecht zum Ständerbett bewegt. Auf dem Ständerbett wird der Tisch mittels einer Welle F, die im Querbett gelagert ist, zweier Schraubenräder G und G1, von denen das eine als Mutter ausgebildet ist, und einer in der Mitte des Ständerbettes angeordneten Gewindespindel H verschoben. Der achsiale Druck der Schraubenräder wird durch Kugelringe aufgenommen. Zur Rundschaltung des Tisches dienen eine Stirnradübersetzung und das Schneckengetriebe J. Die einzelnen Selbstgänge werden durch Reibkupplungen ein- und ausgerückt.

Der Tisch ist für grofse Belastung geeignet, standfest und sowohl am Umfange als auch in der Mitte geführt. Der Schneckenkranz ist zum Schutze gegen einfallende Späne vollständig eingekapselt.

deutscher Ingenieure.

Die Weltausstellung in Paris 1900.

Geschützverschlüsse.

Von J. Castner.

(Schluss von Z. 1901 S. 772)

2) Skodas wagerechter Keilverschluss. So reicher Stoff sich dem Studium der Schraubenverschlüsse auf der Weltausstellung in Paris 1900 bot, so gering war er für den wagerechten Keilverschluss. Das ist insofern zu bedauern, als damit die Gelegenheit mangelte, sich durch den Vergleich dieser beiden Geschützverschlussarten, die, mit geringen Ausnahmen, die Artillerien der ganzen Welt in zwei einander keineswegs freundlich gegenüberstehende Lager scheiden, ein Urteil über die Vorzüge und Nachteile beider bilden zu können, soweit dies durch blofse Anschauung und Prüfung ihrer Gangbarkeit möglich ist. Zwar war der senkrechte Keilverschluss, der sogen. Fallblockverschluss, in einer gröfseren Anzahl von Geschützen verschiedener Fabriken vertreten; doch kann er nur als der Vertreter einer Sonderart der Keilverschlüsse angesehen werden, dessen Anwendung im allgemeinen auf kleinere Kaliber und solche Laffetirung der Geschütze beschränkt ist, die durch den nach unten aus dem Rohre heraustretenden Verschlusskeil die Höhenrichtung des Geschützes nicht beeinträchtigt, oder wo beschränkter Aufstellungsraum die Handhabung des wagerechten Keilverschlusses erschwert. Von allgemeiner Verwendungsfähig. keit ist erst der wagerechte Keilverschluss, der auf der Ausstellung nur in der Konstruktion Skodas zur Anschauung gebracht wurde.

Wir sagen nichts Neues, wenn wir Krupp als den eigentlichen Urheber und Hauptvertreter der wagerechten Keilverschlüsse bezeichnen, durch den diese Verschlussart im Laufe von vier Jahrzehnten auf die hohe Stufe ihrer heutigen mechanischen Einrichtung gebracht worden ist. Mit dem Kruppschen hat der Skodasche Verschluss nur den Namen und die allgemeine Form des Keilkörpers gemein; in ihrer übrigen Einrichtung sind beide von grund aus verschieden.

Beschreibung des Skoda-Verschlusses.

Der prismatische Verschlusskeil K, Fig. 14 bis 17, bildet den beweglichen Seelenboden, dessen vordere, rechtwinklig zur Seelenachse liegende Fläche dem Boden der Patronenhülse, welche die Abdichtung der Seele besorgt, als Widerlager dient. Die in der Vorderfläche in Rücksicht auf Ausbrennungen auswechselbar befestigte Stofsplatte k enthält die Oeffnung für die Spitze des Schlagbolzens s. schräg zur Seelenachse liegende Fläche des Keiles gleitet an Die hintere, der hinteren Keillochfläche mittels der längs ihrer oberen und unteren Kante stehen gebliebenen Führungsleisten w, die in Nuten wi des Keilloches greifen, Fig. 18. Der Keil wird nach rechts aus dem Rohr gezogen und hat deshalb an der linken Seite das halbkreisförmige Ladeloch, wie das Rohr an dieser Seite den Ladeausschnitt zum bequemeren Einsetzen der Patronen, Fig. 13. Am Ladeloch ist der Keil an der Vorderfläche abgeschrägt, Fig. 15, um die beim schnellen Laden nicht vollständig in den Laderaum eingebrachte Patrone durch den Keil beim Schliefsen allmählich und ohne Stofs in ihre schussrechte Lage im Rohr zu bringen, indem die Abschrägung an der Bodenfläche der Patrone entlang gleitet. Dies ist einer der bedeutungsvollsten Vorzüge des Keilverschlusses vor dem Schraubenverschluss.

Zum Bewegen und zum Verriegeln des Verschlusses wie zum Spannen des Schlagbolzens dient der Verschlusshebel, Fig. 19, zwischen dessen langen Armen H der Verschlusskeil liegt, welcher dadurch, dass die mit dem oberen Hebelarm aus einem Stück geschmiedete Achse a von oben nach unten durch ihn hindurchgeht, den Bewegungen folgt, zu deren Vermittlung die mit einer drehbaren Hülse ausgestattete Handhabe H1 dient. Die Achse a greift mit einem Vierkantzapfen in den unteren Hebelarm. Beide Hebelarme enden links in die Riegel d, die über die obere und die untere Keilfläche vorstehen und bei den Bewegungen des Verschlusses in den Gleitbahnen N der oberen und unteren Keillochfläche, Fig. 18, Führung finden; beim Schliefsen treten sie in die kreisförmigen Aussparungen D, an deren senkrechte Wand die Nase d der Riegel anstöfst und dadurch die Schliefsbewegung des

Verschlusses begrenzt. Wird der Verschlusshebel, der sich beim Hineinschieben in das Rohr in der Lage Fig. 17 befindet, nach dem Anstofsen der Riegelnasen nach vorn, der Mündung zu, geschoben, so gleiten die Riegel mit ihren rechten Schultern d am Rande der Ausnehmungen D entlang und verriegeln dadurch den Verschluss im Rohr. Um ihn in dieser Lage gegen selbstthätiges unbeabsichtigtes Oeffnen festzuhalten, greift die Sperre J, Fig. 17, 19, 20, mit ihrer Nase e in einen Ausschnitt des Auswerfers, Fig. 23 und 15, und wird durch eine Blattfeder in dieser Lage gehalten. Beim Ergreifen des Verschlusshebels zum Oeffnen legt sich die Hand über das Griffstück b der Sperre und hebt sie aus.

An der Achse a des Verschlusshebels sitzen die beiden Spanndaumen u, Fig. 19, die den Schlagbolzen vor seiner ringförmigen Verstärkung C, Fig. 26, umfassen und ihn beim Zurückziehen des Verschlusshebels zum Oeffnen so weit mitnehmen, bis die in dem zwischen ihnen angebrachten Ausschnitt c liegende Nase q der Stange über die als Rast dienende Schulter C des Schlagbolzens, Fig. 14, 22 und 26, greift und diesen festhält; der Schlagbolzen ist jetzt gespannt.

Damit sind wir bereits der Abfeuervorrichtung und ihrer Wirkungsweise näher getreten. Das Zündschloss setzt sich zusammen aus dem Schlagbolzen, Fig. 26, und der Federstütze mit Schlagfeder, Fig. 25, zu denen noch zur Vervollständigung der Abfeuervorrichtung die Stange, Fig. 22, und der Abzughebel, Fig. 21, hinzutreten. Während die Stange durch die Achse f des Abzughebels im Verschlusskeil gehalten wird, werden Schlagbolzen und Federstütze durch Bajonettverschluss miteinander verbunden, indem die Nasen z in der Höhlung des Schlagbolzens in den Nuten i der Federstütze gleiten, bis der Schlagbolzen um 90° gedreht werden kann. Dieses Zündschloss wird durch die Oeffnung in der quadratischen Platte der Stange gesteckt, indem die beiden Nasen h der Federstütze in den Ausschnitten p der Stangenplatte Führung finden; dann wird es mittels der am Boden der Federstütze angebrachten Handhabe soweit nach links gedreht, bis der Handgriff an den oberen Anschlag der Stangenplatte stöfst. Es liegen dann auch die Nasen h der Federstütze in den Aussenkungen h1 der Stange. Beim Herausnehmen des Zündschlosses aus dem Keil wird der Handgriff so weit nach rechts gedreht, bis er an den unteren Anschlag

anstöfst.

Der Abzughebel, Fig. 21, besteht aus zwei durch ein Gelenk L verbundenen Armen B und F. Die Achse f des letzteren ist von oben in den Keil gesteckt und hält bei ihrem Absatz die Stange. Wird nun dreht, wie dies beim Abfeuern geschieht, so dreht auch der der Abzughebel geAnschlag des Absatzes die Stange, sodass sich deren Nase q von der Schulter des Schlagbolzens abhebt und diesen zum Zünden freigiebt. Beim Spannen des Schlagbolzens drückt die Schlagfeder die Federstütze gegen die Stange, die demnach das Widerlager für den Federdruck bildet, sodass die Nase 9 am Schlagbolzen schleift und über dessen Schulter schnappt, sobald der Schlagbolzen durch das Zurückdrehen des Verschlusshebels beim Oeffnen des Verschlusses in die Spannlage gebracht ist.

Zum Abfeuern wird der Abzughebel mittels der Abzugschnur, die in seine am linken Ende des Armes B nach unten gebogene Abzugöse eingehakt ist, nach rückwärts gezogen; dabei gleitet das hakenförmige Fangstückt am Ansatz o des Verschlusskeiles entlang, bis es im Augenblick des Abfeuerns dahinter greift und festgehalten wird, Fig. 20. Hierbei ist durch Drehen des winkelförmigen Armes F um seine Achse f die Stange nach links gedreht und ihre Nase q von der Schulterrast des Schlagbolzens gehoben worden, von der Schlagfeder nach vorn geschnellt wird. Gleichzeitig hat sich das rechte Ende des Armes F hinter die Nase des Verschlusshebels geschoben, Fig. 19 und 20, diesen festgestellt und damit ein Oeffnen des Verschlusses verhindert. Diese Einrichtung dient als Sicherung gegen Nachbrenner. Geht der Schuss nicht los, und will man das

der nun

18. Januar 1902.

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Abziehen wiederholen, so muss zunächst der Abzughebel wieder nach vorn gedrückt und durch Zurückziehen und Wiedervorschieben des Verschlusshebels der Schlagbolzen von neuem gespannt werden. Folgt der Schuss, so bewirkt der Rücklauf, dass der linke Arm des Abzughebels infolge des Beharrungsvermögens sich von selbst nach vorn bewegt und sich hinter der Nasel des Verschlusshebels aushebt, sodass der Verschluss ohne weiteres geöffnet werden kann.

Soll ein unzeitiges Abfeuern des geladenen Geschützes verhindert werden, z. B. beim Aufprotzen zum Stellungswechsel der Batterie, so wird der linke Arm der Sicherung G zurückgezogen; dann legt sich deren rechte vordere Ecke in die Auskerbung a des Abzughebels, und die Warze an der unterhalb der Sicherung angebrachten Blattfeder greift in eine Grube des Keiles und verhindert dadurch das unzeitige Ausheben der Sicherung, Fig. 15 und 16.

Fig. 19. Verschlusshebel.

d

d'

a

d

d'

H

H

Fig. 20. Verschluss abgefeuert.

Fig. 21. Abzughebel.

α

d'

H

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H

Fig. 23.

Auswerfer.

Das Auswerfen der leeren Patronenhülsen besorgt der Auswerfer, Fig. 23, in der vorderen Keillochfläche im letzten Augenblick des Oeffnens; dann stöfst die Schulter E der Ausnehmungen an der oberen und unteren Kante des Keiles gegen die Nasen c des Auswerfers und dreht ihn dadurch um den Bolzen g, Fig. 14 und 17. Dieses Anstofsen des Verschlusses an den Auswerfer begrenzt gleichzeitig die Rechtsverschiebung des Verschlusses beim Oeffnen.

Soll der Verschluss aus dem Rohr genommen werden, so ist zunächst der Auswerferbolzen und SO

Fig. 24.

Auswerferbolzen.

Fig. 15.

Verschluss geschlossen und abgefeuert.

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Stange.

Fig. 25.1 Federstütze.

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Fig. 26. Schlagbolzen.

dann der Auswerfer selbst zu entfernen. Wird nun der Verschluss nach rechts gezogen, so hält ihn im letzten Augenblick noch der Federbolzen Q fest, der in eine Grube des Keiles einspringt. Erst nach dem Zurückziehen dieses Federbolzens lässt sich der Verschluss aus dem Rohr heben.

Der Verschluss besteht aus 28 Teilen.

Skoda hat diesen Verschluss zum Unterschiede von der älteren Konstruktion mit Kniegelenk im Bewegungsgetriebe den Keilverschluss mit Riegelhebel genannt.

Kritische Betrachtungen.

a) Die Bewegungseinrichtung des Verschlusses. 1) Das Oeffnen wie das Schliefsen erfordert je zwei verschieden gerichtete Bewegungen. Nach der heute in allen Artillerien geltenden Anschauung kann aus diesem Grunde der Skoda-Verschluss zu den Schnellfeuer-Verschlüssen nicht gerechnet werden, obgleich die Firma das thut. Wenn auch der Vertreter der Firma auf der Ausstellung diese Ausschliefsung gern damit zu widerlegen pflegte, dass er den Verschluss (es war eine 12 cm-Kanone) schnell handhabte und besonders darauf aufmerksam machte, wie glatt beide Bewegungen ineinander verlaufen, sodass praktische Bedenken dagegen hinfällig seien, so darf nur daran erinnert werden, dass hier der geringfügige Zeitverlust nicht ausschlaggebend ist; bedenkt man aber, dass der Verschlusswart in der Aufregung des Kampfes beim Schliefsen die zweite Schliefsbewegung, die den Verschluss erst verriegelt, vergessen könnte eine Möglichkeit, die ohne Bedenken zugegeben werden so wird man auch von der zweifellos praktischen Bedeutung der zweiten Bewegung überzeugt sein.

muss

Es ist längst als die Aufgabe des Maschinenkonstrukteurs bezeichnet worden, für den Arbeiter zu denken und diesem Gedanken in mechanischen Einrichtungen so erschöpfenden und unwandelbaren Ausdruck zu geben, dass es der Denkthätigkeit des Arbeiters für diesen Zweck ein für allemal nicht mehr bedarf. Gerade der Waffenkonstrukteur darf dieses Ziel niemals aus den Augen verlieren, weil er noch mit dem das Gedächtnis und den freien Willen der Kämpfenden ausschaltenden Einfluss des Kampfes in der Schlacht zu rechnen hat. Seine Waffe ist um so vollkommener, je mehr sie selbstthätig arbeitet und je weniger sie die Willensthätigkeit der Bedienung in Anspruch nimmt. Beispiele hierfür aus den Kriegen sind allbekannt; aber auch die Friedensübungen sind keineswegs arm daran; die Geschichte der Unglücksfälle beim Schiefsen aus Geschützen ist überreich an lebrreichen Beweisen dafür. Bei diesen Betrachtungen ist es aufserdem nicht gleichgültig, dass es sich um einen Schnellfeuer-Verschluss handelt, für den man es mit Recht nach den vorstehenden Erwägungen als eine Hauptkonstruktionsbedingung betrachtet, dass alle durch einen Willensimpuls der Geschützbedienung eingeleiteten Bewegungen des Verschlusses sich von selbst beenden.

2) Die spielende Beweglichkeit des 12 cm-Skoda-Verschlusses auf der Ausstellung durfte bei dem geringen Gewicht des Verschlusses und dem Leergang (ohne Patronen) nicht weiter überraschen; bei grossem Kaliber jedoch und wirklichem Laden des Geschützes wird sich dieser Vorgang ganz anders abspielen. Der Verschlusswart hat dann nicht nur das ganze Gewicht des Verschlusses auf grofsen Gleitflächen zu bewegen, er hat hierbei auch noch die Patrone vollständig in den Laderaum zu schieben und auch das »Lösen des Verschlusses nach dem Schuss mit eigener Kraft zu bewirken, weil das Drehen des Verschlusshebels dazu nicht beiträgt und der Verschluss mechanische Einrichtungen für diesen Zweck nicht besitzt. Die Kruppsche Fabrik gab vor mehr als 30 Jahren dem 21 cm-Verschluss als mechanische Hülfe für seine Bewegung eine Transportschraube, aus deren Verschmelzung mit der Verschlussschraube später die Leitwelle hervorging, mit der sich z. B. der 655 kg schwere Verschluss der 24 cm-Schnellfeuerkanone so leicht bewegen lässt, dass ihn ein Mann ohne Ueberanstrengung in der Minute 10 mal öffnen und schliefsen kann. Eine derartige mechanische Hülfe ist um so weniger entbehrlich, wenn beim Schiefsen der Laderaum schmutzt ist oder eine Patrone etwas schwer in das Rohr geht. Beim Skoda-Verschluss wird dann das Schliefsen nicht ohne grofse Kraftanstrengung des Verschlusswarts vor sich gehen, vielleicht auch ernste Anstände ergeben. Man nennt

ver

deutscher Ingenieure.

deshalb in England und anderwärts Schraubenverschlüsse, denen man zur Arbeitsentlastung des Verschlusswarts mechanische Bewegungseinrichtung gegeben hat, SchnellfeuerVerschlüssc. Auch nach diesem Grundsatze würde dem Skoda-Verschluss die Bezeichnung »Schnellfeuer-Verschluss nicht zukommen.

3) Es mag nicht immer unbedenklich für die dem Geschützrohr gegebene Seitenrichtung sein, wenn, wie soeben erwähnt wurde, zum Bewegen des Verschlusses grofse Kraft angewendet werden muss, weil diese winkelrecht zur Seelenachse am Ende eines langen Hebelarmes wirkt, dessen Drehpunkt in der Schildzapfenachse liegt. Diesem Bedenken ist bei Keilverschlüssen mit mechanischer Bewegung vorgebeugt, weil hier keine stofsweise Bewegung vorkommt.

4) Der Verschlusshebel des Skoda-Verschlusses wird sich kaum als die glückliche Konstruktion eines Gliedes im Bewegungsgetriebe des Verschlusses bezeichnen lassen. Abgesehen von seiner sperrigen, verwickelten Form kann es nicht als vorteilhaft gelten, die Verschlussbewegungen durch Anstofsen von Nasen, Ansätzen und schmalen Führungsflächen aneinander zu begrenzen, wie es hier geschieht, weil damit das Entstehen störender Gratbildungen usw. begünstigt wird.

b) Die Spann- und Abzug vorrichtung. 1) Der Schlagbolzen wird beim Oeffnen des Verschlusses selbstthätig gespannt; die Schlagfeder bleibt gespannt bis zum Abfeuern, worüber unter Umständen lange Zeit vergehen kann. Während dieser Zeit hat die Fangnase der Stange den ganzen Druck der Schlagfeder auszuhalten, der, durch die Erschütterungen beim Fahren mit geladenem Geschütz verschärft, recht zerstörende Wirkungen, wohl gar ein Abbrechen der Nase, zumal sie gehärtet ist, herbeiführen kann. Ein solches Vorkommnis ist wohl denkbar; daher ist denn auch seit Jahren das Bestreben aller namhaften Verschlusskonstrukteure darauf gerichtet, dem Verschluss einen »Spannabzug«, das heifst eine Einrichtung zu geben, durch welche der Schlagbolzen erst beim Abfeuern des Geschützes durch das Abziehen gespannt wird. Bei dem mit einem Spannabzug versehenen Verschluss ist die Schlagfeder stets entlastet; sie wird nur beim Abfeuern vorübergehend beansprucht. Der Spannabzug hat auch den weiteren Vorteil, dass beim Oeffnen des Verschlusses keine Federspannung zn überwinden ist.

2) Die Bewegung der Verschlussteile, durch die der Schlagbolzen zum Zünden der Ladung ausgelöst wird, setzt einen gewissen schlotterigen Zusammenhang dieser Teile miteinander voraus. Die dicke quadratische Platte der Stange muss um eine Achse schwingen, die viermal so weit von der rechten wie von der linken Seitenfläche der Platte und seitlich der von dieser umschlossenen Federstütze liegt. Wenngleich der Verlauf des Abfeuerns zu Anständen keinen Anlass geben mag, will es uns doch scheinen, als ob diese Konstruktion wenig glücklich ist.

3) Der Verschlusskonstrukteur muss mit dem Zufall rechnen; er wird daher gut thun, seine Konstruktion so einzurichten, dass sie dem Spiel des Zufalls keinen Zutritt gestattet, oder ihn doch äusserst erschwert. Dass dieser ernste Rat bei der Einrichtung des Abzughebels beachtet worden sei, wird schwerlich jemand behaupten wollen. Uns will es scheinen, als ob der aus dem Verschluss und dem Rohr herausragende Abzughebel den bösen Zufall geradezu herbeilocke. Und wenn man bedenkt, dass die Abzugschnur beim Schiefsen eingehakt bleibt und der Richtwart an der linken Seite des Robres, da, wo die Abzugschnur herunterhängt, seines Amtes waltet, so könnte man meinen, der gefürchtete Zufall solle mit der Abzugschnur herbeigezogen werden. Da der Abzughebel oben angebracht ist, so muss er weit herausragen, damit die herunterhängende Abzugschnur nicht das Ladeloch versperrt.

4) Das Abfeuern besorgt der Richtwart an derselben Seite des Geschützes, an der auch geladen werden muss; beides, das Richten und das Laden, ist daher nicht gleichzeitig ausführbar. Um dies zu ermöglichen und damit die Feuerschnelligkeit zu fördern, haben andere Schnellfeuergeschütze die Visireinrichtung an der Seite, nach welcher der Verschluss geöffnet wird.

5) Mit der Abfeuervorrichtung ist, wie bereits bei der Beschreibung erwähnt worden ist, eine Sicherung gegen Nachbrenner verbunden. Das ist insofern bemerkenswert, als bei

den neueren Schnellfeuerverschlüssen eine derartige Sicherung nicht mehr vorzukommen pflegt, weil man sie für überflüssig hält. Nachbrenner können in mangelhaftem Pulver und einem nicht zuverlässig arbeitenden Zündschloss ihre Ursache haben. Während beim alten Schwarzpulver Nachbrenner zu den unvermeidlichen Schiefsvorkommnissen zu gehören pflegten, die man ebenso wie den dicken Pulverrauch mit Geduld zu ertragen sich gewöhnt hatte, wurden sie nach Einführung des rauchlosen Pulvers immer seltener. Das scheint bei Skoda nicht der Fall zu sein, weil man eine Schutzeinrichtung dagegen für nötig gehalten hat. Da man in Oesterreich mit dem rauchlosen Pulver hinter andern Ländern nicht zurückgeblieben ist, so wird die Ursache der Nachbrenner im Zündschloss zu suchen sein; sie könnte darin gefunden werden, dass der Schlagbolzen infolge unvermeidlicher Verschmutzung zwischen ihm und dem vorderen cylindrischen Teil der Federstütze bei seiner Bewegung nach vorn einen Reibungswiderstand findet, der die Kraft der Schlagfeder unzuträglich abschwächt.

6) Die Wirkungsweise der Nachbrennersicherung ist bereits im beschreibenden Teil erläutert worden, an den wir jetzt anknüpfen wollen.

Wie alle Nachbrenner-Schutzvorrichtungen, welche die durch den Rückstofs des Rohres beim Schiefsen erzeugte Schwingung eines beweglichen Verschlussteiles zur Auslösung einer Sperre benutzen, leidet auch die Skodasche Schutzvorrichtung an mangelnder Zuverlässigkeit. Die wechselnde Kraft des durch die Erhöhung des Rohres, durch die Beschaffenheit des Bodens, auf dem das Geschütz steht, und andere, oft unberechenbare Umstände beeinflussten Rückstofses bewirkt auch eine ungleichmässige Schwingung des auszulösenden Verschlussteiles, die unter Umständen nicht ausreicht, den Widerstand der Sperre zu überwinden; dann muss diese vonhand ausgelöst werden, um den Verschluss öffnen zu können. Das muss beim Skoda-Verschluss während des Geschützexerzirens stets geschehen, weil dann jeder

Rückstofs fehlt. Die Bedienungsmannschaft gewöhnt sich dabei so sehr daran, die Sperre nach dem Abziehen sogleich vonhand aufser Wirkung zu setzen und den Verschluss zu öffnen, dass die Besorgnis nahe liegt, sie werde dies auch beim Scharfschiefsen selbst dann thun, wenn ein Nachbrenner oder Versager vorkommt.

Zuverlässiger arbeiten die Schutzvorrichtungen, bei denen die Beobachtung verwertet worden ist, dass beim Schuss eine Rückwärtsbewegung des in den Boden der Patronenhülse eingesetzten Zündhütchens oder des ganzen, vorher gewölbten Hülsenbodens eintritt, die sich auf den Schlagbolzen überträgt, welcher dadurch die Sperre eines der beim Oeffnen des Verschlusses zwangläufig bewegten Verschlussteile aufhebt. c) Die Sicherungseinrichtungen.

1) Der Verschluss besitzt die heutzutage als unbedingt erforderlich zu bezeichnende Einrichtung, dass es nur bei verriegeltem Verschluss möglich ist, den Schlagbolzen vorzuschnellen und abzufeuern.

2) Als Fahrsicherung für den Verschluss dient die beschriebene Verschlusshebelsperre, die ihren Zweck so lange erfüllt, wie die Blattfeder wirksam bleibt. Federn werden sich zwar bei Verschlüssen niemals ganz vermeiden lassen, aber mit Recht haben die meisten Verschlusskonstrukteure Schraubenfedern den Blattfedern vorgezogen und letztere ganz vermieden.

Schlussbetrachtung.

Der Skoda-Verschluss besitzt die Vorzüge, die die wagerechten Keilverschlüsse vor den Schraubenverschlüssen auszeichnen, soweit sie sich auf die Anordnung des Verschlusskeiles und seine Bewegung im Rohre gründen; aber seine mechanische Einrichtung ist nicht frei von mehr oder minder ernsten Mängeln, die es zweifelhaft erscheinen lassen, ob eine Weiterentwicklung des Verschlusses zur Verwendung in Geschützrohren aller Kaliber möglich sein wird.

Neuere englische und amerikanische Versuche an Gasmaschinen.

Von R. Schöttler,

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Braunschweig.

bedarf genau messen zu können. Die Maschine ist besonders für die Zwecke der Versuche eingerichtet. Sie wurde von Fielding & Platt in Gloucester gebaut, ist liegend angeordnet, hat Ventilsteuerung, Regelung durch Aussetzer mittels eines Wattschen Fliehkraftpendels und gesteuertes Zündrohr. Der Verdichtungsgrad kann durch einen auf den Kolbenboden zu schraubenden Ring und durch Verstellung der Länge der Pleuelstange geändert werden, sodass man zwischen 2,5 kg/qcm und 7,5 kg/qcm arbeiten kann. Die Aenderung des Mischungsverhältnisses wird durch Drosselung des Gaszuflusses, die der Geschwindigkeit zwischen 120 und 205 Uml./min durch verschiedene Belastung des Regulators erreicht. Fig. 1 giebt einen Horizontalschnitt durch den Cylinder wieder.

Besondere Aufmerksamkeit wurde natürlich den Messgeräten gewidmet. Zur Gasmessung wurde ein geaichter kleiner Gasbehälter von etwa 28 cbm Inhalt benutzt. Man kann mittels eines solchen die Gasspannung von Anfang bis zu Ende des Versuches gleich erhalten und ist sicher, dass die Zusammensetzung des Gases nicht schwankt. Die Luft wurde nach dem Vorgange Slabys mittels einer grofsen Gasuhr gemessen, der sie durch ein elektrisch angetriebenes Gebläse geliefert wurde; für gleichbleibende Spannung sorgte ein Gasdruckregler. Zwischen der Luftuhr und der Maschine waren ein Rückschlag- und ein Sicherheitsventil eingeschaltet, damit nicht etwa bei falschen Zündungen die Luftuhr gestört werden könnte. Sie wurde mittels des erwähnten Gasbehälters geprüft.

Die Gasproben entnahm man, um sie richtig zu erhalten, nicht ununterbrochen, weil im Falle einer ausbleibenden Zündung gelegentlich Luft dazwischen kommt, deren Berücksichtigung nicht genau möglich ist. Es wurde deshalb eine Einrichtung getroffen, durch die bewirkt wird, dass nur Proben geAn die nommen werden, wenn das Auslassventil aufmacht.

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