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Der Ausschuss hielt es mit Rücksicht auf das an sich schon recht umfassende Programm für ausgeschlossen, auch noch systematische Versuchsreihen mit verschiedenen Anstellwinkeln und Schneidenformen bei verschiedenen Geschwindigkeiten, Vorschüben und Spantiefen anzubahnen; er beschränkte sich darauf, die von den einzelnen Stahlfabrikanten für die betreffenden Verhältnisse als günstigst angenommenen Werte für die Arbeiten mafsgebend sein zu lassen, und es wurden diese Werte angewendet. Der leitende Gedanke dabei war, dass der Stahlfabrikant selbst das gröfste Interesse haben müsse, mit seinen Stählen die höchste Leistungsfähigkeit zu erreichen, und dass es seine Aufgabe sei, die Abnehmer anzulernen und die Ueberlegenheit der neuen Stahlmarken zu beweisen. Der Ausschuss konnte bei den an sich recht langwierigen Versuchsreihen ausschliefslich nur die Interessen der Werkstätten, des Abnehmers, wahrnehmen. Es wäre eine ganz andere Aufgabe, durch mehr theoretische Versuchsreihen die Gebrauchsanweisung der Stahlfabrikanten zu kritisiren und die Leistungsfähigkeit der einzelnen Stähle auch auf diese Weise vielleicht noch etwas zu steigern.

Die Definition » Schnelldrehstahl« fand ihren Ausdruck darin, dass das Arbeiten der einzelnen Schneide bei den Versuchsreihen in den Niles-Werken nur bis zur Dauer von 2 Stunden fortgesetzt wurde, mit der Begründung, dass >>Schnelldrehen« gleichbedeutend sei mit »viel Späne in kurzer Zeit«<, und dass es im Werkstättenbetrieb zumeist wohl auch zulässig sei, nach 2 Stunden ununterbrochener Arbeit einen neuen Stahl einzuspannen.

2) Versuchsarbeiten.

Der Ausschuss trat mit diesem Programm an solche Stahlfirmen heran, welche bis dahin mit Ergebnissen über Schnelldrehstähle bereits an die Oeffentlichkeit getreten waren; die folgenden Firmen sagten ihre Teilnahme an den Versuchen zu:

Bergische Stahl-Industrie G. m. b. H., Gussstahlfabrik, Remscheid; Gebr. Böhler & Co. A.-G., Wien-Berlin; Poldi-Hütte, Tiegelgussstahlfabrik, Wien-Berlin. Von diesen drei Firmen wurden die Arbeiten mit vollem Eifer aufgenommen und gemeinsam bis zum Schluss mit gröfster Aufopferung von Zeit und Mühe durchgeführt.

Zu den einzelnen Arbeiten in den Werkstätten (A) sei zusammenfassend Folgendes erwähnt:

Es wurden hauptsächlich Dreharbeiten vorgenommen, aber auch einige wenige Hobelarbeiten wurden bereits durchgeführt. In der Werkstatt der Maschinenfabrik für Mühlenbau vorm. C. G. W. Kapler A.-G. wurden ausschliesslich Hartgusswalzen mit Spezialstählen geriffelt. Ferner sind in den Werkstätten von allen Mitgliedern vielversprechende Versuchsarbeiten zur Herstellung von Fräsern aus den später genannten Stahlsorten aufgenommen worden.

Die Werkstücke gestatteten meist die Abnahme eines kräftigen Spanes, waren aber infolge der Vielseitigkeit der Fabrikate der beteiligten Firmen verschiedenartig gestaltet. Ein Teil der Stücke ist im nachstehenden Verzeichnis enthalten.

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deutscher Ingenieure.

Die einzelnen Stähle konnten in den Werkstätten nicht immer zur vollen Geltung kommen; vielmehr war die Grenze der Leistungsfähigkeit sehr oft durch die Form des Werkstückes oder durch die Werkzeugmaschine gegeben. (In vielen der Protokolle sind bezügliche Bemerkungen angefügt.)

Die zweite Versuchsreihe in den Niles-Werken (B) erstreckte sich nur auf Dreharbeiten, und zwar wurde, wie oben gesagt, angestrebt, in der Zeiteinheit möglichst viel Späne und eine möglichst grofse abgedrehte Oberfläche zu erhalten. Bei den Versuchen auf Spanmenge wurde den Stahllieferern die Wahl von Schnittgeschwindigkeit, Vorschub und Spantiefe überlassen; für die Versuche auf Oberfläche wurde eine Spantiefe von 3/16" rd. 4,8 mm vorgeschrieben. Die nachstehend verzeichneten Werkstücke wurden zur Bearbeitung beschafft.

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Die Ergebnisse dieser Versuchsreihen sollten zeigen, welche Leistungen von den Werkstätten anzustreben und welche Ergebnisse mit dem Stahlmaterial heute erreichbar sind. Die Ergebnisse fielen auch naturgemäfs für einige Materialien weit besser aus als diejenigen der Werkstätten. Hier war die Grenze der Leistungsfähigkeit durch den Stahl selbst gegeben und nicht durch Werkstück oder Werkzeugmaschine eingeengt. Leider brachten die gemeinsame Durchführung der Versuche, der angestrebte Vergleich der konkurrirenden Stahlmarken sowie auch die geringe Anzahl Werkstücke gewisse andere Beschränkungen mit sich. Bei jedem Schnitt wurde sofort mit den jeweils höchsten Schnittgeschwindigkeiten, Vorschüben und Spantiefen angesetzt, um günstige Ergebnisse zu erzielen. Eine allmähliche Steigerung war nicht möglich; auch konnte der verschiedenen Härte des Materials, den porösen Stellen und der auch sonst oft recht ungünstigen Beschaffenheit der Kruste nicht genügend nachgegeben werden; bessere Stellen des Materials hätten wiederum schneller bearbeitet werden können. Anderseits war wieder nicht genug Kruste vorhanden, um die höchste Leistung und Lebensfähigkeit der Stähle hierauf endgültig festzustellen. Die Kruste jeder Welle musste in drei gleichen Teilen den Firmen zur Bearbeitung überwiesen werden. Dabei kam es vor, dass beim Angriff des zur Verfügung stehenden Teiles einmal zu wenig Span genommen und so die Leistungsfähigkeit nicht ausgenutzt wurde, anderseits wurde bei dem Bestreben, Höchstleistung des Stahles zu finden, ein zu kräftiger Span angesetzt und dadurch die Lebensdauer der Schneide verkürzt. So sind auch die Ergebnisse der Niles-Versuche durchaus nicht vollkommen; immerhin war aber hier den Stahlfirmen eine erste günstige Gelegenheit geboten, die verschiedensten Materialien zu bearbeiten und hieran selbst noch weiter zu lernen und die Verwendung der Stähle weiter zu vervollkommnen.

die

Die auf S. 1380 folgende Zahlentafel lässt die Bestandteile der einzelnen bei den Versuchen in den Niles-Werken benutzten Wellen erkennen.

Die geprüften Stahlsorten waren den Herstellungsverfahren ihrer Schneiden nach:

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a) an der Luft gehärtet kanntem Verfahren in Wasser leicht abgeschreckt, b) nach einem geheimen Verfahren gehärtet. Die geheim gehärteten Stähle wurden von den Stahlfirmen fertig und geprüft bezogen. Sie lassen sich wie alle anderen Stähle wieder nachschleifen; sobald jedoch der ge

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28. September 1901.

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401-438

Spanmaterial

abgearbeitetes

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1) Wagerechter Pfeil bedeutet: »Stahl noch unversehrt (s. S. 1385 u. f.).

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deutscher Ingenieure.

sqm insg abgearbeitete Oberfläche

Stahllieferant

Stahlguss.

(Oberfläche)

Protokolle

Werkstatt-Protokolle der Wiles-Werke

Gebrüd Böhler u.Co. No 101-198 N401-438

Poldihülle.

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Berg. Stahl-Industrie.] » 301-348601-640

soll thunlichst weil nach oben liegen.

Yorschub

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329

7242

8277

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4272 265 8132

10

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318267

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131

50

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Drehdauer in Minuten bis zum Stumpferden des Stables.

Gusseisen

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1625

420

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232

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324

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2663

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449

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265-318-619

221,256

243244

8267

8143

123

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50

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Drehdauer in Minuten bis zum Stumpferden des Stahles.

Stahlfabrikant

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härtete Teil des Stahles abgenutzt ist, muss der Stahl, ähnlich wie es bei den Feilen allgemein üblich ist, an den StahlDiese Bedingung bleibt wefabrikanten eingesandt werden. nigstens so lange noch bestehen, bis das betreffende Härtverfahren patentlich geschützt ist; danach lassen sich die Härtcinrichtungen wenigstens von gröfseren Werken beschaffen.

Im nachstehenden Verzeichnis sind die von den einzelnen Stahlfirmen bei den vorliegenden Arbeiten einschliesslich der Versuche in den Niles-Werken gebrauchten Stähle und Stahlmarken aufgeführt.

Ein Teil der naturharten Stähle wurde von den drei Firmen in Stangen angeliefert und die Schneiden in den einzelnen Werkstätten selbst hergestellt; ein anderer Teil wurde

1) Wagerechter Pfeil bedeutet: »Stahl noch unversehrt (s. S. 1385 u. f.).

fertig bezogen, weil naturgemäfs die Herstellung von Stählen ungewohnten Materials mit genauen Temperaturmessungen in den verschiedenen Werkstätten manche Unbequemlichkeit mit sich brachte. Die Ergebnisse mit den in den Werkstätten hergestellten Stählen waren denen mit den fertig bezogenen Schneiden gleich, sodass eine Einschränkung zwecks Festlegung des Begriffes Marktware nicht erforderlich war.

Titan-Boreas von Gebr. Böhler und Marke L der Bergischen Stahlindustrie werden beim Härten rotglühend gemacht, d. h. auf rd. 850° C erhitzt und dann an der Luft vollständig abgekühlt. Poldi-Diamant 000 ist zwecks Härtung hellrotDie Bergische glühend auf 910 bis 960o C zu erhitzen. Stahlindustrie hat auch einige ihrer Stähle, Marke L, nur bis zur Dunkelröte an der Luft abkühlen lassen und alsdann im Wasser abgeschreckt.

Das Herstellungs- und Härtverfahren von Böhler Rapid und Poldi Schnelldreher ist, wie bereits erwähnt, noch geheim, und der Ausschuss ist daher nicht in der Lage, hierüber etwas mitzuteilen.

Die drei Stahlfirmen selbst äufserten sich zur Frage der geheim gehärteten im Gegensatz zu den naturharten Stählen wie folgt:

Der Bergischen Stahlindustrie war die Möglichkeit der Herstellung von Drehstählen für hohe Schnittgeschwindigkeiten und Spanstärken nichts Neues; neu war aber der Markt dafür, d. h. dass man mithülfe von entsprechend stark konstruirten Drehbänken in der Beanspruchung der Stähle viel weiter gehen könne, als dies bisher geschehen war. Die Zusammensetzung der zubereiteten Stähle war der Bergischen

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28. September 1901.

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Drehdauer in Minulen bis zum Stumpferden des Stahles.

1) Wagerechter Pfeil bedeutet: »Stahl noch unversehrt< (s. 8. 1385 u. f.).

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Stahllieferant Werkstatt-Protakalle der Wiles-Werke

Gebrüd. Böhler u.Co. No 101-198401-438

501-523

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Zahlentafel 4.

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