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Drachenflieger wird also bei seitlichem Wind erheblich aus seiner Bahn gedrängt werden. Um unabhängig von seitlichen Winden die gewünschte Flugbahn einhalten zu können, ist eine Verminderung der senkrechten Flächen anzustreben, wie dies die Brüder Wright sehr richtig erkannt haben. Ihr Flieger hat nur das Seitensteuer als senkrechte Fläche, und 2 kleine halbmondförmige Führungsflächen zwischen den Flächen des Höhensteuers.

Die senkrechten Flächen zwischen den Tragflächen haben bei Blériot noch einen andern Zweck: sie sollen das Kühlwasser des Motors abkühlen.

Die Schraube ist in der Mitte zwischen den Tragflächen gelagert, und ihre Welle ist parallel zur Sehne der Tragflächen. Dadurch, daß die Höhensteuer etwas über der Mitte liegen, wird der Flieger selbsttätig gegen die Flugrichtung geneigt, die Tragflächen werden also unter dem Einfallwinkel eingestellt. Die Schraube wird mittels Kettenübersetzung ins langsame angetrieben; es scheint also, daß sich Blériot

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deutscher Ingenieure.

Das

angetrieben. Der Sitz für den Führer befindet sich ziemlich weit hinter dem Motor. Auch das ist kein Vorteil. Auftreten von Schwingungen in der Flugrichtung um den Schwerpunkt des Fliegers wird dadurch unterstützt. Man muß danach streben, alle schweren Teile möglichst nahe aneinander zu legen, wie dies Wright getan hat; auch bei Voisin sitzt der Führer unmittelbar vor dem Motor.

Einen Uebergang zu den Eindeckern bilden die Drachenflieger, bei denen die obere Tragfläche als Höhensteuer ausgebildet ist. Der erste, der diesen Gedanken verwirklicht Fig. 63. Drachenflieger von Blériot-Goupy.

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überzeugt hat, daß die langsame Schraube einen besseren Wirkungsgrad ergibt, denn bei seinen Eindeckern hat er stets die Schraube auf die Motorwelle gesetzt.

In der Werkstatt von Blériot wurde noch ein zweiter Zweidecker hergestellt, der deshalb bemerkenswert ist, weil die beiden Tragflächen nicht senkrecht übereinander stehen, sondern die untere Fläche etwas zurückgesetzt ist, Fig. 63. Wahrscheinlich wird durch diese Anordnung beabsichtigt, die Tragfähigkeit der Flächen, namentlich beim Gleitfluge, zu vermehren. Dem steht der Nachteil gegenüber, daß der von der oberen Fläche nach unten abgelenkte Luftstrom namentlich beim Drachenflug mehr auf die untere drückt als bei gewöhnlicher Anordnung der Flächen. Um diesen Mangel zu vermeiden und den ersterwähnten Vorzug zu erreichen, müßte im Gegenteil die obere Fläche zurückgelegt werden. Die Seitenstabilität wird ähnlich wie bei dem vorher beschriebenen Eindecker von Blériot durch hinten zu beiden Seiten der Schwanzflächen angebrachte verstellbare Flächen erreicht. Die Schraube sitzt vorn und wird vom Motor unmittelbar

hat, war der Deutsche Jatho). Zuerst baute er seinen Flieger als Dreidecker, später nahm er die obere Fläche fort. Jatho erstrebt selbsttätige Stabilität durch tiefe Lage des Schwerpunktes. Wie Fig. 64 erkennen läßt, sind dementsprechend Motor und Führersitz erheblich unter der unteren Fläche angeordnet. Der Fehler dabei ist, daß seitlicher Wind, der ziemlich stark auf die senkrechten Flächen und Seitensteuer zwischen den Tragflächen wirkt, den Flieger in seitliches Pendeln versetzen wird; auch Pendelbewegungen in der Flugrichtung werden auftreten, um so mehr, als keine von den Tragflächen entfernt angeordnete Schwanzfläche diese

Fig. 64. Drachenflieger von Jatho.

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D

53. Nr.

1909

halt der Luft beeinflußt. Leinen und Baumwollstoffe ziehen sich bei Feuchtigkeit zusammen und sind dann straff gespannt; in der Trockenheit jedoch bilden sich Falten, und der Ueberzug sitzt lose. Bei geöltem Papier, das namentlich Blériot mehrfach zu seinen Eindeckern benutzt hat, zeigt sich derselbe Fehler. Aluminium- und Magnaliumblech, welch letzteres Jatho anfangs für seine Fläche benutzte, sind schwerer als Stoffüberzug und weit teurer. Heute wird fast überall ein von der Continental-Kautschukund Guttapercha-Co. hergestellter Baumwollstoff benutzt, der durch Tränken mit Gummi wasserundurchlässig gemacht ist. Levy und Gaillat in Paris haben einen Doppeldecker gebaut, Fig. 65 und 66, der an den Flieger von Jatho erinnert. Fig. 65.

Drachenflieger von Levy-Gaillat.

treibt die zweiflügelige Schraube unmittelbar an. Da eine Schwanzfläche nicht vorhanden ist, wird die Stabilität wohl ungenügend sein. Die Erfinder glauben, wie Jatho, das Gleichgewicht in beiden Richtungen durch die verhältnismäßig tiefe Lage des Schwerpunktes ihres Drachenfliegers gesichert zu haben. Dies dürfte aber nur bei ganz ruhiger Luft zutreffen. Bemerkenswert ist die geringe Krümmung der Tragflächen; die Krümmung der oberen Fläche kann durch Spannseile beliebig eingestellt werden.

Eindecker oder Doppeldecker? ist eine der noch nicht geklärten Fragen. Richtiger muß die Frage lauten: Einflächner oder Mehrflächner?, denn es sind auch Drachenflieger mit drei und mehr Tragflächen versucht worden. Außer Jatho hat Voisin einen Dreidecker für Goupy, Fig. 67, gebaut. Der Vorteil des Doppeldeckers ist namentlich, daß er für das gleiche Tragvermögen nicht so breit wird. Ferner haben sich Doppeldecker als stabiler in der Flugrichtung erwiesen, was darauf zurückzuführen sein dürfte, daß die zwischen den Tragflächen eingeschlossene Luft die Schwingungen dämpft. Der Nachteil des Doppeldeckers ist, daß die übereinander angeordneten Flächen nicht so gut tragen, weil die obere gewissermaßen im Tragschatten der unteren liegt. Namentlich beim Gleitflug wird sich dies bemerkbar machen.

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Fig. 66.

Nach den Seiten schwenkbarer Motor des Drachenfliegers von Levy und Gaillat.

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Wie bei diesem ist die obere Tragfläche wesentlich schmaler als die untere Haupttragfläche und um eine Achse quer zur Flugrichtung drehbar. Auf diese Weise bildet die obere Tragfläche das Höhensteuer. Betätigt wird das Höhensteuer durch einen Handhebel, der mit 2 doppelarmigen Hebeln auf gemeinsamer Welle sitzt und mittels zweier Schubstangen an der Steuerfläche angreift. Ein Seitensteuer ist nicht vorhanden, vielmehr erfolgt die Seitensteuerung in eigenartiger Weise dadurch, daß der Motor mit der vorn angebrachten Schraube geschwenkt werden kann. Zu diesem Zweck ist er auf einem Ring befestigt, der eine Schneckenverzahnung trägt, und in den eine Schnecke eingreift, die mittels Handrades gedreht werden kann. Der Motor, ein 20 pferdiger Automobilmotor mit Wasserkühlung von de Dion & Bouton,

Höhen- und Seitensteuer zwischen den Schwanzflächen eingebaut, was ein Fehler ist, weil, wenn die Steuerflächen nicht parallel zu den Schwanzflächen stehen, die Luft verdichtet wird, beim Seitensteuer zwischen der Steuerfläche und den senkrechten Flächen, beim Höhensteuer zwischen diesem und den wagerechten Flächen.

Je größer der senkrechte Abstand zwischen den Tragflächen ist, um so geringer wird dieser Nachteil werden. Aber anderseits wird dadurch das Gewicht vermehrt, weil die senkrechten Stützen länger und stärker sein müssen. Beim Doppeldecker bleiben immerhin Vorteile zu seinen Gunsten bestehen, kaum jedoch beim Dreidecker, weil die Bauhöhe zu groß werden müßte, wenn die drei Tragflächen in günstigem Abstand gehalten werden. Goupy hat daher seine dritte Tragfläche ebenso aufgegeben wie Jatho, der anfangs drei Flächen anwendete, und später Farman, der auch eine dritte, kleinere Fläche über den beiden Hauptflächen angeordnet hatte.

Bezüglich der übrigen Einrichtung lehnt sich dieser Flieger an den zweiten Doppeldecker von Blériot an, nur daß die verstellbaren Flächen, die als Höhensteuer und zur Seitenstabilisierung dienen, zwischen den Schwanzflächen eingebaut sind. Hierdurch dürfte ihre Wirkung für die Seitenstabilität kaum vermehrt worden sein, weil sie an einem sehr geringen Hebelarm wirken. Es ist also eine verhältnismäßig stärkere Verdrehung dieser Flächen nötig, wodurch aber der Widerstand in der Flugrichtung vermehrt wird. Kleine Flächen, wenig verstellt, an großem Hebelarm wirken weit besser. Grade in Magdeburg, der bisher von allen deutschen

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Flugtechnikern

Vorreiter: Kritik der Drachenflieger.

Fig. 68.

Drachenflieger von Grade im Fluge.

die besten Flugleistungen erreicht hat, hält noch am Dreidecker fest, Fig. 68. Seiten- und Höhensteuer sind hinten angebracht, die Schraube vorn, also ähnlich wie beim Dreidecker von Goupy. Die Erhaltung der Seitenstabilität wird jedoch ähnlich wie bei Wright durch Verwendung der Tragflächen erzielt. Der Drachenflieger von Grade ist der einzige Flieger, der von einem Zweitaktmotor angetrieben wird. Hierbei hat sich dieser Motor sehr gut bewährt und eine im Verhältnis zum Gewicht vorzügliche Leistung ergeben. Der Motor arbeitet bei Drachenfliegern immer mit fast dem gleichen Drehmoment und der gleichen Umlaufzahl; das kommt dem Zweitaktmotor für die Luftschiffahrt zugute, und er hat seiner sonstigen Vorzüge wegen, als leichtes Gewicht und denkbar einfache Bauart, hier weit größere Aussicht auf Einführung als beim Motorwagen. Umlaufende Motoren mit Luftkühlung, wie sie jetzt für Flieger als Viertaktmotoren ausgeführt werden, deren Zylindermassen bei vorzüglicher KühFig. 69 und 70.

Die Verwindung der Tragflächen ist gut zu erkennen: da der Flieger
nach rechts kippen will, sind die Hinterkanten auf der rechten Seite
nach unten gezogen, links nach oben, daher im Bilde etwas schmaler.
Die unterste Tragfläche ist am meisten verwunden, die mittlere etwas
weniger, die oberste sehr wenig.

deutscher Ingenieure.

davon, daß dieser Vielflächner als Gleitflieger im Nachteil ist, ist es auch noch nicht gelungen, ihn stabil zu machen.

Der Zweck dieser Anwendung vieler kleiner Flächen ist, in der Breite zu sparen, so daß der Flieger handlicher wird. Daher wird dieser Drachenflieger immer wieder nacherfunden, zuletzt von Maurice Carron in Paris, der 70 schmale Flächen übereinander anordnet. Diese Bauart erscheint wenig aussichtsvoll, vielmehr dürfte den endgültigen Sieg der Einflächer erreichen. Diese Drachenflieger sollen in einem späteren Aufsatz eingehend besprochen werden.

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Ebenfalls mit vielen Tragflächen ausgerüstet, im übrigen jedoch eine von den bisherigen Drachenfliegern ganz abweichende Bauart, ist der Drachenflieger von Giraudan in Villefranche, Fig. 71. Bei ihm bestehen die Tragflächen aus 2 Systemen von radialen Flächen, die zwischen je 2 Zylindern angeordnet sind. Diese Zylinder bestehen ebenfalls aus mit Stoff überzogenen Rohrgerippen.

Drachenflieger von Phillips.

-8000

a

a

m

a Tragflächenrahmen mit 20 schmalen Flächen, h Höhensteuer, t Schraube, m Motor, Benzinbehälter, p Führersitz, 7 Lenkhebel, 71 bis 73 Anlaufräder.

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Drachenflieger von Giraudan.

zu

Das vordere Flächensystem ist um eine Querachse schwingbar und kann vom Führer mittels eines langen Hebels in einen beliebigen Einfallwinkel gestellt werden. Dieser Hebel wird mit den Füßen bedient; ein zweiter, sehr langer Handhebel gestattet, die vorderen Flächen um eine senkrechte Achse zu verstellen, um dadurch die Seitensteuerung bewirken. Besondere Steuereinrichtungen zur Erhaltung der Seitenstabilität sind nicht vorhanden; diese wird durch den Widerstand der radialen Flächen gegen Verdrehen und dadurch gesichert, daß der Schwerpunkt unter dem Widerstandsmittelpunkt liegt. Daher liegt die Achse bezw. der Mittelpunkt der beiden Flächensysteme an der Oberkante des Körpers, der den Motor mit Schraube und den Sitz des Führers trägt. Der Motor hat 8 V-förmig angeord

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nete Zylinder und treibt die zweiflügelige Schraube mittels Zahnräder im Uebersetzungsverhältnis 1:2 an. Das Anlaufgestell hat 4 Räder, von denen die vorderen um senkrechte Zapfen schwingbar sind. Auffallend ist, daß die Tragflächen nicht gekrümmt sind, sie können sich aber unter dem Druck der Luft ausbauchen. Der Vorteil der Konstruktion gegenüber den Zweideckern und Eindeckern ist die geringe Ausdehnung in der Breite, dagegen ist als Nachteil anzunehmen, daß die Flächen bei gleicher Größe ein geringeres Tragvermögen haben, wahrscheinlich ist auch das Gewicht größer. Immerhin ist dieser Drachenflieger eine neue Lösung, und da die ersten Versuche nicht schlecht ausgefallen sind, kann man ihrer Fortführung mit Interesse entgegen sehen.

Vorrichtungen zum Abfliegen.

Bekanntlich bedürfen Drachenflieger zum Auffliegen einer Geschwindigkeit, die etwas größer als diejenige für den wagerechten Flug ist. Der Drachenflieger muß daher auf der Erde einen Anlauf nehmen. Selbst wenn er auf Rädern läuft, kommt doch die Reibung auf der Fahrbahn, auch wenn Fig. 72.

Start des Drachenfliegers Farman-Voisin.

Hinterräder gehoben, Anlauf auf den Vorderrädern; beim Umlegen des
Höhensteuers aus Stellung hy in h erfolgt das Aufsteigen.

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stellt, der Luftdruck hebt es und mit ihm die Tragflächen, der Einfallwinkel wird vergrößert und der nunmehr größere Luftdruck auf die Tragflächen hebt den ganzen Flieger. Den größten Teil der Anlaufstrecke legt demnach der Drachenflieger allein auf den Vorderrädern zurück. Auf genügend großem freiem Felde, das nicht zu starke Unebenheiten aufweist, ist dieses Anlaufverfahren sehr wirksam. Immerhin sind gewöhnlich mindestens 100 m zurückzulegen, bis der Flieger aufsteigt; bis der Drachenflieger eine genügende Höhe erreicht hat, um über Bäume und andre Hindernisse hinweg fliegen zu können, sind mindestens noch 200 Meter freies Feld erforderlich. Das Bedürfnis eines großen freien Platzes ist also ein Nachteil dieses Verfahrens, das anderseits den großen Vorteil hat, ohne besondere mit dem Flieger nicht zusammengebaute Einrichtungen auszukommen.

Nach dem gleichen Grundsatz läßt Jatho seinen Drachenflieger anlaufen, Fig. 64. Mittels des Gestelles für die Vorderräder kann der Flieger vorn gehoben oder gesenkt werden. Zu diesem Zweck sind die Vorderräder an einer schwingbaren Gabel befestigt; wird sie zum Anlauf wagerecht gestellt, so neigt sich der Drachenflieger nach vorn, und die Tragflächen stehen etwa parallel mit der Fahrbahn. So ist ihr Widerstand gering, und der Flieger erreicht bald die notwendige Geschwindigkeit. Wird dann die Gabel senkrecht gestellt, so werden die Tragflächen vorn gehoben, erhalten den erforderlichen Einfallwinkel, und der Druck der Luft auf die Flächen hebt den Drachenflieger. Der Vorzug gegenüber dem Verfahren von Voisin ist demnach der, daß die Tragflächen von vornherein auf geringsten Widerstand eingestellt sind, während sie bei Voisin erst durch den Luftdruck nach einem kurzen Anlauf eingestellt werden. Dieser Vorteil ließe sich jedoch auch bei Voisin erreichen, wenn die Stütze der Hinterräder länger gemacht oder zum Umlegen eingerichtet würde, so daß die Schwanzflächen schon vor dem Anlauf höher ständen und dadurch Trag- und Schwanzflächen zunächst der Fahrbahn fast parallel würden.

Abweichend von diesen Konstruktionen startet Wright seinen Drachenflieger, in dem eine nicht mit dem Flieger fest verbundene Startvorrichtung benutzt wird, die also beim Flug auf der Erde verbleibt; s. Fig. 73. Er bringt den Flieger durch eine Zusatzkraft schnell in die zum Auffliegen notwendige Geschwindigkeit, indem er ein Fallgewicht benutzt. Wird die Zusatzkraft entsprechend stark gemacht, so wird die Anlaufstrecke sehr kurz. Durch Anwendung einer Laufschiene wird die Reibung auf der Fahrbahn sehr vermindert; auch sind die Anlaufräder dabei sehr einfach, nämlich gewöhnliche Holzrollen, während Voisin und andre, bei denen der Drachenflieger über den Erdboden rollt, Räder mit Luftreifen benutzen müssen. Um das Gewicht des Fliegers zu vermindern, läßt auch Wright sein Anlaufgestell auf der Erde zurück. Durch den Fortfall der Räder wird das Landen sicherer und die Auslaufstrecke weit kürzer, da die Schlittenkufen weit mehr Reibung auf den Erdboden verursachen. Die elastischen

a Anlaufschiene mit Führungsrolle für das Zugseil 81, welches mittels Zughakens 6 den Flieger anzieht, sobald das Haltesell & ausgelöst wird und das Gewichtg in Stellung g1 fällt, 12, 13 Führungsrollen am Startgerüst, r Lauf

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Kufen fangen auch den Stoß beim Landen sehr gut auf, ohne daß sie SO leicht beschädigt werden wie Räder mit ihren beweglichen Gabeln. Mit einem genügend starken Motor kann Wright natürlich auch ohne Zusatzkraft,

also ohne Fallgewicht aufsteigen; ebenso auch, wenn die Fahrbahn geneigt ist, oder ein entsprechend starker Wind entgegen der Flugrichtung herrscht. Tatsächlich ist Wilbur Wright bei Gegenwind mehreremal ohne Benutzung des Fallgewichtes aufgestiegen. Er braucht dabei eine weit kleinere freie Strecke als Voisin; auch braucht der Platz nicht so eben zu sein, denn durch die Anlaufschienen werden die kleineren Unebenheiten des Bodens überbrückt. Ein Nachteil des Ablaufens bei Wright ist, daß der Flieger an die Startvorrichtung ge

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bunden ist, falls nicht zufällig ein gegen den Wind geneigter freier Platz zum Abfliegen vorhanden ist. Anderseits kann diese Vorrichtung ziemlich roh hergestellt werden, z. B. kann das Fallgerüst aus einigen Bäumen schnell gebaut werden. Stricke sind leicht aufzutreiben, die Rollen kann der Flieger mit sich führen. Im Kriege könnten Ablaufvorrichtungen auf Motorwagen mitgeführt werden.

Als Fallgewicht kann auch der Flieger selbst dienen. Ein Beispiel ist der erste Drachenflieger des Regierungsrats Hoffmann in Berlin, bei dem durch Umkippen von Stelzen, auf denen der Flieger stand, die Luft unter den Tragflächen verdichtet wurde. Der Abflug sollte also ähnlich geDer schehen wie beim Storch und andern Stelzvögeln. Mangel dieser Einrichtung war der, daß der Flieger bei Wind vor dem Abflug leicht umgeworfen werden konnte. Fig. 74 zeigt eine von mir vorgeschlagene Ausführung, bei der dieser Mangel vermieden ist. Mit Hülfe eines Gerüstes, das in einfacher Weise aus 2 Bäumen gebildet werden kann, wird der Drachenflieger durch einen Flaschenzug oder eine Fig. 74.

Start eines Drachenfliegers durch freien Fall.
ぜん

a Gerüst zum Hochziehen des Drachenfliegers, r, r Führungsrollen, f, fi Flaschenzug befestigt am Pfosten P, P1, h auslösbarer Haken am Drachenflieger.

Winde hochgezogen. Sobald die Schraube in Gang gesetzt ist, muß sich der Flieger, da er oben durch das Seil festgehalten wird, unter dem Einfallwinkel einstellen. Wird nun durch einen auslösbaren Haken der Flieger vom Seil gelöst, so wird er zunächst etwas fallen, wobei die Luft unter den Tragflächen verdichtet wird, und gleichzeitig durch die Schraube vorgetrieben werden, bei richtiger Einstellung des Höhensteuers also den punktiert gezeichneten Weg in der Luft beschreiben. Die Vorzüge dieses Abfliegeverfahrens wären, daß die Einrichtungen sehr einfach sind, und daß nur ein sehr kleiner freier Platz nötig ist, der zudem noch uneben sein kann.

Die Ergebnisse meiner Betrachtungen im allgemeinen über die Drachenflieger und die Zweiflächer im besonderen kann ich wie folgt zusammenfassen:

1) Der Doppeldecker ist gegenüber dem Eindecker im Fluge stabiler, bei gleichem Tragvermögen kann er weniger breit gebaut werden. Das Gerüst der Tragflächen kann vorzüglich abgesteift werden. Die Nachteile sind: größeres Gewicht bei gleichem Tragvermögen, ebenso größerer Widerstand und daher stärkerer Motor bei gleicher Fluggeschwindigkeit, folglich auch geringere Flugstrecke auf die gleiche Brennstoffmenge, Betrieb also etwas teurer.

deutscher Ingenieure.

2) Selbsttätige Stabilisierung ist unzuverlässig bei Windstößen, namentlich Seitenwind. Am wichtigsten ist die Erhaltung des seitlichen Gleichgewichtes und die beste Einrichtung hierfür das Verwinden der Tragflächen; drehbare Flächen sind weniger gut. Das Verwinden darf nur an einer, nähmlich der in der Kurve innen liegenden Seite erfolgen, da sonst gleichzeitig das Seitensteuer bedient werden muß. Vorteilhaft ist es, wenn sowohl Tragflächen als Höhensteuer verwunden werden.

3) Am besten sitzen Höhen- und Seitensteuer hinter den Tragflächen, und zwar das Seitensteuer in einer gedachten Querachse mit den Antriebschrauben und dem Schwerpunkt, demnach das Höhensteuer in solchem Abstand von den Tragflächen, daß sein Schwerpunkt vor der Hinterkante der Tragflächen liegt.

4) Um eine einseitige Wirkung zu vermeiden, sind 2 gegenläufige Schrauben zu wählen. Damit der Flieger beim Brechen einer Schraube nicht kippt, müssen die Schrauben in einer Achse liegen. Da dann die hintere Schraube in dem von der vorderen erzeugten Luftstrome liegt, muß ein Ausgleich geschaffen werden, der die Leistung gleichmäßig auf beide Schrauben verteilt; entweder ein Differentialwerk oder bei umlaufenden Motoren Antrieb der einen Schraube durch die Kurbelwelle, Antrieb der andern (der vorderen) durch das umlaufende Gehäuse mit den Zylindern.

5) Luftgekühlte Motoren sind nur für geringere Leistungen, sonst nur mit umlaufenden Zylindern für Drachenflieger zu empfehlen, da sonst die Kühlung der Zylinder ungenügend wird. Die Motoren mit umlaufenden Zylindern haben noch den Vorteil, daß infolge der Schwungmasse der Zylinder der Gang sehr gleichmäßig wird und die größere gyroskopische Wirkung zur selbsttätigen Erhaltung der Stabilität beiträgt (zur Seitenstabilität nur bei senkrechter Motorwelle). Auch der Zweitakt-Motor erscheint für Flieger sehr aussichtsreich.

6) Alle Steuerbewegungen müssen durch ein Organ (Hebel oder Lenkrad) erfolgen, das in der bei andern Fahrzeugen gewohnten Weise betätigt wird. Geeignete Konstruktionen sind die von Blériot, Voisin, Kober und Vorreiter.

7) Es ist vorteilhaft, eine Kupplung zwischen Motor und Schraube einzuschalten, oder wenigstens wie Wright den Motor durch Offenhalten der Auspuffventile abzustellen, damit bei abgestelltem Motor die Kompression das Weiterdrehen der Schraube nicht erschwert; der größere Widerstand würde den Gleitflug hemmen und erheblich abkürzen.

8) Auf ebenem Gelände von genügender Ausdehnung ist das Abfliegen mittels Anlaufes, sonst mittels Fallvorrichtung vorzuziehen, daher der Flieger für beides einzurichten.

9) Bisher sind 2 Bauarten von Zweideckern zur Entwicklung gelangt, Wright und Farman-Voisin. Die meisten anderen wirklich fliegenden Zweidecker sind diesen mehr oder minder nachgebaut. Die Bauart Wright ist bisher die beste.

10) Große Fluggeschwindigkeit ist anzustreben, um mit kleineren Flächen auszukommen.

11) Als Baustoff empfiehlt sich Holz für das Gerüst, gummierter Baumwollstoff für die Trag- und Steuerflächen.

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