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heidnischen Schauspielen setzt der Verfasser den christlichen Gottesdienst gegenüber: zu jenen Schauspielen versammelt sich die ganze heidnische Bevölkerung von Stadt und Land, zu diesem Gottesdienst versammelt sich das ganze Volk Gottes. Den heidnischen Fabeln, welche die Theaterstücke behandeln, stehen die Realitäten der Offenbarung, die grossen Heilsthaten Gottes, dem deus ex machina der Deus in carne, den heidnischen Dramen die heiligen Schriften, welche das Heilsdrama in seinen verschiedenen Akten zur Anschauung bringen, den heidnischen Chorgesängen die geistlichen Lieder der Gemeinde, den eingestreuten Sentenzen die heiligen Doxologien und Ekphoneme des Kultus gegenüber. Gebet und Schriftvorlesung and heilige Rede sind die wesentlichen Bestandtheile des Gottesdienstes: die Ansprache bewegt sich nicht mit ungebundener Freiheit, sie ist an das verlesene Schriftwort mehr oder weniger lax oder eng angeknüpft. Die Lektion ist aber ganz frei: es besteht noch keine ein für alle Mal bestimmte Reihenfolge von kirchlichen Lesestücken, Die Auswahl liegt in den Händen der Vorsteher, der Leiter des Gottesdienstes: sie wählen je nach der Lage der Zeit, um entweder die zukünftigen Dinge, welche sie ahnenden Geistes voraussehen, gottgefällig tragen zu lehren oder, was schon sich erfüllt hat, hinterher in das rechte Licht zu stellen. Aus welchen Theilen der h. Schrift verlesen wird, gibt Tertullianus nicht näher an: aus dem einfachen Grunde, weil aus der ganzen heiligen Schrift, wie sie zu seiner Zeit vorlag, unterschiedslos je nach Bedürfniss gelesen wurde. Gesetz und Propheten, Evangelium und Apostel sind aber nach den Anschauungen jener Zeit, welche noch keinen abgeschlossenen Kanon des Neuen Testamentes besass, die integrirenden Theile des Schriftganzen. Wir verweisen noch auf die Stelle in der Schrift de praescript. haer. c. 36: videamus, quid dixerit, quid docuerit (sc. ecclesia Romana). cum Africanis quoque ecclesiis contestatur, unum Deum novit, creatorem universitatis, et Christum Jesum ex virgine Maria, filium Dei creatoris et carnis resurrectionem, legem et prophetas cum evangelicis et apostolicis literis miscet. inde portat fidem, aqua signat, sancto spiritu vestit, eucharistia pascit.

Schliessen wir für das Erste hiermit ab. Es steht historisch fest, dass die apostolische, sowie die nachapostolische Kirche keinen Gottesdienst ohne Schriftverlesung kannte. Was ist der Grund dieser historischen Thatsache! Warum konnte die feiernde Gemeinde die Lektion aus der Schrift nicht unterlassen, warum forderte diese gebieterisch eine Stelle und zwar die Hauptstelle in dem öffentlichen Gottesdienste?

Wir antworten: die christliche Gemeinde feiert in ihren Gottesdiensten das Werk der Erlösung: um desswillen hat sie ja auch den Sonntag zu dem Versammlungstage der Gemeinde gewählt. An einem Sonntag ist durch die Auferweckung Jesu Christi von den Todten der Abschluss des vollbrachten objektiven Erlösungswerkes versiegelt worden, wie andererseits auch an einem Sonntag durch die Ausgiessung des heiligen Geistes das subjektive Erlösungswerk in den Seelen der Menschen auf das kräftigste begonnen hat. Die Erlösung, welche die versammelte Gemeinde feiert, ist aber keine Erlösung, welche sich durch eine Selbsthat der Gemeinde vollzieht, oder welche ihr durch irgend eines Menschen Kraft oder Weisheit widerfährt: sie ist Werk Jesu Christi, welches zu bestimmter Zeit an einem bestimmten Orte auf ganz bestimmte Weise geschehen ist. Will die Gemeinde das Werk der Erlösung feiern, so hat sie sich die That

sache der Erlösung in ihren wesentlichen Momenten zu Gemüthe zu führen, so hat sie Person und Werk des Erlösers in's Auge und in's Herz zu fassen. Wie ist aber eine Vergegenwärtigung von Thatsachen, von geschichtlichen Personen und Werken möglich, wenn man nicht zu den reinen, lauteren Quellen, zu den heiligen Urkunden, zu den Schriften der Augen- und Ohrenzeugen zurückgeht. Die Gemeinde will aber das Werk der Erlösung in seinem objektiven Bestande sich in dem Gottesdienste nicht bloss auf's Neue zur Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit vorführen: sie sucht in dem Gottesdienste ihre Erbauung. Sie will die Gottesthat im Glauben sich aneignen, und nach ihr sich in ihrem ganzen Leben und Wesen ausgestalten. Gottes Heilswerk hat sich in einem geschichtlichen Prozess vollzogen: ehe es eintrat, hat Gott sein Volk darauf vorbereitet. Das Alte Testament stellt diese göttliche Pädagogie, diese Bereitung des Heiles für das Volk und diese Bereitung des Volkes für das Heil dar: Gottes Wege mit dem Volke Israel sind vorbildlich, heilsam für alle Zeiten. Das Volk, welches seinem Heile entgegenstrebt, kann zu seiner Erleuchtung, Erweckung, Hoffnung und Tröstung des Alten Testaments nicht entrathen. Das Heil hat Wurzel geschlagen: das neue in dem Erlösungswerke geoffenbarte Prinzip der heilsamen Gnade erweist sich in den Gläubigen in der Muttergemeinde, überhaupt in den ersten Gemeinden am unmittelbarsten, sichtbarsten, deutlichsten und reinsten. Die Apostelgeschichte, die Episteln haben etwas Úrbildliches, Vorbildliches, allgemein Gültiges und Wirksames für alle Zeiten. Ziehen wir die Summe aus unserer Betrachtung! Paulus schreibt (Röm, 10, 17): so kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes: will die Gemeinde sich auferbauen im Glauben, so muss sie wieder zu dem Worte der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, zurückgreifen.

§ 2. Diese Lesung des Neuen Testamentes als Evangelium und Apostel hat nicht in dem Vorgange der Synagoge, welche aus dem Alten Testamente Paraschen und Haphtaren verlas, ihren Grund, sondern darin, dass Evangelium und Apostel die beiden integrirenden Theile des Neuen Testamentes, seine beiden wesentlichen Stücke sind. Das Evangelium nämlich erzählt die Gottes that, die Wunder der heilsamen Gnade, die Geschichte der in Christo geschehenen Erlösung, d. h. die objektive Erlösung, während der Apostel von dem Thun des Menschen, von der Reinigung der heilsamen Gnade, von der Heilslehre, von der Hervorbildung und Darstellung des Herrn in den Herzen seiner Gläubigen und in dem Leibe seiner Gemeinde, also von der subjektiven Erlösung handelt.

1. Es ist keine Frage, der Herr und seine Apostel fanden in dem Gottesdienste der Synagoge ihrer Zeit die Vorlesung des Gesetzes und der Propheten vor. Nach Lukas 4, 16. f. ward dem Herrn in der Synagoge zu Nazareth, als er aufgestanden war, um zu lesen, das Buch des Propheten Jesajas gereicht: als Paulus und Barnabas am Sabbathtage in der Synagoge zu Antiochien im Lande Pisidien eingetreten waren, heisst es (Ap.-Gesch. 13, 15): μετὰ δὲ τὴν ἀνάγνωσιν τοῦ νόμου καὶ τῶν προφητῶν ἀπέστειλαν οἱ ἀρχισυνάγωγοι πρὸς αὐτούς, λέγοντες· ἄνδρες ἀδελφοί, εἰ ἔστι λόγος ἐν ὑμῖν παρακλήσεως πρὸς τὸν λαόν, λέγετε. Nicht von ungefähr

ward dem Herrn die Weissagung Jesajas gereicht, nicht willkürlich hatte man in Antiochien aus Gesetz und Propheten verlesen: es geschah nach der gottesdienstlichen Ordnung. Jakobus erklärt auf dem ersten Konzile zu Jerusalem (Ap.-Gesch. 15, 21): Μωσῆς γὰρ ἐκ γενεῶν ἀρχαίων κατὰ πόλιν τοὺς κηρύσσοντας αὐτὸν ἔχει ἐν ταῖς συναγωγαῖς κατὰ πᾶν σάββατον avayıνwozóμevos. Näheres, wann die Verlesung des Gesetzes in der Synagoge aufkam oder wann die vorzulesenden Stücken der fünf Bücher Mosis festgesetzt wurden, lässt sich nicht ermitteln; man wird aber schwerlich von der Wahrheit weit abirren, wenn man annimmt, dass von Anfang an in der Synagoge auch aus der Tora gelesen wurde, d. h., dass nicht lange, nachdem das Volk aus der babylonischen Gefangenschaft heimgekehrt war, dieser heilige Brauch aufkam, welcher sich auf die mosaische Verordnung - Deuteronomium 31, 10-13 stützen konnte. Die Verlesung der Propheten ist jüngeren Datums: Elias Levita berichtet, als Antiochus die öf fentliche Vorlesung des Gesetzes verboten habe, hätten die Israeliten nach den Propheten gegriffen und an den einzelnen Sabbathen solche Stellen aus ihnen man nannte diese prophetischen Schriftstücke Haphtaren zum Unterschiede von den aus dem Gesetz entlehnten Paraschen —, gelesen, welche dem Inhalte nach den verbotenen Lektionen verwandt gewesen seien. Diese Nachricht verdient aber keinen Glauben. Sollte Antiochus zwischen Gesetz und Propheten solch einen Unterschied gemacht haben, dass er das Eine verbot, und die Anderen gestattete? Ist überhaupt eine solche Verwilligung des syrischen Königs denkbar; er, welcher, wie Josephus (ant. XII, 5, 4) erzählt, wo er irgend eine heilige Schrift und das Gesetz Biẞhos-iegà naì vóuos) fand, vernichtete, und die, bei welchen sie gefunden wurde, als Bösewichter übel umbrachte, sollte die Verlesung der Propheten zugestanden haben? Ranke stimmt in seinem gediegenen Artikel: Perikopen in Herzogs Realencyklopädie (XI, 373 ff.) mit Recht dem gelehrten Vitringa bei, welcher in dem archisynagogus, p. 111 sq. ausführt, dass die Juden im Gegensatze zu den Samaritern, welche den Pentateuch allein gelten liessen, die Verlesung aus den Propheten eingerichtet hätten und zwar zu der Zeit, da sie das Aufhören der Propheten am bittersten empfanden, in den Tagen des Antiochus.

In 54 Paraschen ist das Gesetz getheilt: die Genesis enthält 12, der Exodus 11, Leviticus und Numerus je 10, das Deuteronomium wieder 11. Aus den Propheten sind dem entsprechend auch 54 Haphtaren gewählt. Die jetzt in der Synagoge herrschende Leseordnung reicht nicht in die ersten Jahrhunderte der christlichen Zeitrechnung hinein. Aus dem Talmud und andern Quellen hat Zunz nämlich nachgewiesen, dass in den ältesten Zeiten in dem heiligen Lande der ganze Pentateuch in einem Zeitraum von 3 oder 32 Jahren öffentlich verlesen wurde, ein Gebrauch, von dem die 175 Abschnitte sich herschreiben, welche in dem jerusalemischen Talmud erwähnt werden. Wir hätten demnach in den Synagogen Palästinas eine lectio continua, Bahnlesung von dem Anfang bis zu dem Ende der Tora: in Babylonien kam später in den Synagogen die lectio selecta auf, dort entstanden jene 54 Paraschen, die Jahr aus Jahr ein wiederkehren. Die heutigen Haphtaren waren nach demselben Forscher in dem dritten Jahrhunderte noch nicht festbestimmt; in der Pesikta, welche wohl dem achten Jahrhunderte entstammt, treten sie zum ersten Male nach einem Theile ihres deutsch-jüdischen Bestandes hervor. Auffallend wird es immer

bleiben, dass die Synagoge nur aus Tora und Propheten die Lektionen entnahm. Warum treten die Nebiim rischonim gegen die Nebiim acharonim ganz zurück, warum werden die Chetubim ganz übergangen? Unterscheidet nicht das Neue Testament von Gesetz und Propheten aus dem Bewusstsein des israelitischen Volkes heraus die Psalmen (Luk. 24, 44), die andern Schriften? Das Hintenangesetztwerden der auf den Pentateuch folgenden Geschichtsbücher erklärt sich wohl aus dem Betracht, dass der Pentateuch die Schliessung des Bundes und die andern Bücher nur die Geschichte dieses geschlossenen Bundes erzählen: sollten die Hagiographen nicht vielleicht um desswillen aus der synagogalen Lektion weggeblieben sein, weil man zu der Zeit, da man aus dem Alten Testamente zu lesen anfing, diese andern Schriften noch nicht kanonisch gesammelt und abgeschlossen hatte? Weil in der Synagoge nur Gesetz und Propheten verlesen wurden, bezeichnet der Herr (Matth. 5, 17; 7, 12; 22, 40; Luk. 16, 16) und Paulus (Röm. 3, 21) mit,,Gesetz und Propheten" den alttestamentlichen Kodex nach seinem gesammten Inhalte.

2. Es ist unbestritten wahr, dass sich die gottesdienstliche Ordnung in der ersten christlichen Kirche nach dem Vorbilde der Synagoge entwickelt hat: diess berechtigt uns aber nicht im Mindesten zu der Behauptung, dass man, weil in der Synagoge aus dem Alten Testamente immer je zwei Schriftstücke der Gemeinde vorgelesen wurden, bei den Gottesdiensten der Kirche aus den heiligen Büchern der Christenheit auch zwei Lektionen gewählt habe. So sklavisch ahmte denn doch die durch das Evangelium von jedem Bann der Synagoge zur Freiheit in Christo geführte Gemeinde den synagogalen Gottesdienst nicht nach und wie erklärt sich bei dieser Annahme, dass die Christenheit nun gerade Evangelium und Apostel verlas? Das Evangelium entspricht dem Pentateuch, es ist die Urkunde der neutestamentlichen Offenbarung im eminenten Sinn, entspricht aber der Apostel, die Apostelgeschichte und die Episteln, den Propheten? Die Propheten sind doch mehr die Bahnbrecher einer neuen Gnadenzeit für Israel, als die Ausleger und Lehrer des Gesetzes. Sollte das Lektionswesen der Juden von den Christen nur nachgeahmt worden sein, so würden wir an Stelle des Apostels Propheten der neuen Zeit erwarten. Steht in unserm jetzigen Kanon nur ein einziges prophetisches Buch, so wissen wir doch, dass die Offenbarung Sct. Johannis nicht die einzige Apokalypse ist, welche in den ersten Jahrhunderten unter den Christen bekannt war, sie ist nur von vielen Apokalypsen die einzige, welche des Kanons werth erachtet wurde. Hätte die Offenbarung unsres Kanons zu Lektionen nicht ausgereicht, so konnte man aus jenen die Lücken ergänzen: es ist ja bekannt, dass man in den ersten Jahrhunderten nicht bloss kanonischgewordene Bücher verlas, sondern auch solche, welche später verworfen wurden, wie vor allen Dingen nach Eusebius (h. eccl. 3, 3) den offenbarungsreichen Hirten des Hermas. Nicht äussere Gründe trieben dieses neutestamentliche Lektionenpaar Evangelium und Apostel - zur Erscheinung: innere Gründe waren massgebend und durchschlagend.

Das leil der Welt beruht auf einer Gottesthat, welche, lange vorher angek tindigt, als die Zeit erfüllet war, Wirklichkeit wurde. Die heilsame Gnade Gottes erscheint: sie ist aber früher unleugbar schon erschienen. Denn auch durch die Blitze, welche Sinais Gipfel umzuckten, leuchten die hlen der Gnade Gottes, welche die Wunden der sündigen Menschheit

zu heilen bedacht ist. Die dunkle Nacht, durch welche Israel Jahrhunderte, ja Jahrtausende lang dem Aufgang aus der Höhe entgegenwallte, der es besuchen sollte nach der väterlichen Barmherzigkeit Gottes, wird gleichfalls durchbrochen und erleuchtet von der Klarheit des Herrn, der wie in dem Felsen auf dem Wüstenzuge, so in den mannichfachsten Erscheinungsformen und Gnadenerweisungen seinem Volke mitfolgte. Vor allen Dingen erglühten die Häupter der Propheten wie die Spitzen der Berge von den ersten Strahlen der Klarheit des Herrn, welche im Aufgange begriffen ist. Aber das Alles sind doch nur Präfulgurationen: das Heil steht in Aussicht, ist am Himmel der Verheissung aufgegangen, aber noch nicht von dem Himmel auf die Erde niedergekommen, bei Weitem noch nicht in unsrem Fleisch und Blut erschienen. Jetzt erst, da der eingeborne Sohn vom Vater Mensch geworden ist, ist die heilsame Gnade wahrhaft erschienen, denn nun erst stellte sie sich nicht mehr wie bei den Erscheinungen, welche den Vätern zu Theil wurden, nur im Vorübergehen, nur für einen kleinen Augenblick, nur in einer Gestalt, welche gleich wieder abgestreift wird, prophetisch dar, sondern sie erscheint, um unter uns zu wohnen, um bei uns zu bleiben alle Tage bis an der Welt Ende, um sich in unser Fleisch und Blut zu hüllen, um in sich Gottheit und Menschheit zu vereinen und so unsre menschliche Natur zur ewigen Gemeinschaft mit der göttlichen Natur einzuführen, sie mit sich auf den Stuhl der Majestät zu erheben und, wie es zu sagen verstattet ist, zu vergotten. Die heilsame Gnade, welche in Christo Jesu allen Menschen erschienen ist, hat eine Geschichte, muss sie schon um desswillen haben, dass der Heiland nicht in dem Masse vollkommenen Mannesalters Mensch geworden ist; dem alten Stamme wird nicht ein neuer Stamm, sondern nur ein zartes Pfropfreis einverleibt, als ein Kind tritt der Heiland in diese Welt herein. Crescit occulto velut arbor acco, so singt Horaz, von dem Herrn gilt ein Gleiches: wir erfahren von seinem Werden, von seiner geist-leiblichen Entwicklung gerade nur so viel, als wir wissen müssen, um in ihm den absolut vollkommenen, herangereiften Menschensohn zu erkennen. Nach der Taufe betritt er den öffentlichen Schauplatz: wunderbar wie seine Geburt und sein Wachsthum, ist sein Werk. Seine Thaten sind Wunder, Werke, welche ein Mal ein unmittelbares, aber durch seine Person vermitteltes Einwirken Gottes, ein Eingreifen seiner allmächtigen Kraft und Gottheit bezeugen, und zum Andern als Zeichen in äusserlichen Thaten an den Kreaturen die heilsamen Werke abschatten, welche er an dem verborgenen Menschen des Herzens zu vollführen bestimmt ist. Seine Worte sind gleichfalls Wunder, Worte, welche noch nie aus eines Menschen Mund herausgekommen und noch nie in eines Menschen Ohr und Herz hineingegangen sind, Worte, welche ebenso wunderbar sind durch ihre heilige Einfalt, als durch ihre geheimnissvollen Tiefen, durch ihre zeitliche, örtliche und gelegenheitliche Bestimmtheit, wie durch ihre Tragweite in alle Ewigkeiten, durch ihre zarte Holdseligkeit, wie durch ihre schneidende Schärfe, durch den Geist und das Leben, aus dem sie hervorquellen, wie durch den Geist und das Leben, welches sie schaffen. Wunderbarer noch als diese Wunderthaten und Wunderworte ist die Person, welche so wirkt und so redet. Diese Wunderthaten und Wunderworte sind nur der Saum seines Gewandes, welcher über die Schwelle des Heiligthumes, das nicht mit Menschenhänden gemacht ist, hinausfliesst: sie sind immer noch Verhüllungen und nicht die letzten

Nebe, Episteln I.

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