für 1 kg Dampf von 640 auf 550 kcal bei Naßdampf und von 725 auf 635 kcal bei Heißdampf. Infolgedessen werden von der gleichen Wärmemenge statt 1 kg Dampf = 1,16 bezw. 725 635 640 550 = 1,14 kg erzeugt. Zur Vorwärmung um 90o sind hierzu erforderlich: 1,16 × 90 = 104,5 bezw. 1,14×90 = 102,6 kcal. 1 kg Abdampf gibt bei der Kondensation 500 kcal ab; da der Dampf mit etwas Ueberdruck in den Vorwärmer tritt und ihn kälter als 1000 verläßt, ist die Wärmeabgabe größer, was ich aber den sonstigen Abkühlungsverlusten zugute schreiben will. 104,5 102,6 Deshalb sind = 0,21 bezw. = 0,205 kg Dampf dem 500 500 Ausströmrohr zu entnehmen, und es strömen aus dem Blasrohr statt 1 kg Dampf 1,16 - 0,21 = 0,95 bezw. 1,14 - 0,205 = 0,935 kg. 1 0,95 D/b 2,6 muß also vergrößert werden auf = 2,74 bezw. 2,6 = 2,78. Dementsprechend wird 1 0,935 2,6 man in der Blasrohrformel a rd. 10 VH kleiner wählen, wie eine einfache Umrechnung ergibt. Der Blasrohrdurchmesser ist also zu verkleinern, wodurch aber der Rückdruck auf den Kolben kaum vergrößert wird; denn es bläst ja auch eine geringere Dampfmenge, und zwar mit fast unveränderter Geschwindigkeit aus. Eine schwache Dampferzeugung ist bei Vorwärmung besonders schädlich; denn sie veranlaßt den Führer, auf langen Steigungen mit der Speisung zu sparen, um besser Dampf halten zu können, worauf er dann im Gefälle kalt nachspeisen muß. Ueberhaupt soll man nicht ängstlich sein, den Blasrohrdurchmesser ein paar Millimeter zu eng zu wählen; eine nennenswerte Dampfstaunng wird hierdurch nicht hervorgerufen, aber über zu viel Dampf hat sich noch kein Führer beklagt. Im Gegenteil, er schätzt dann seine Lokomotive noch mehr und behandelt sie sorgfältiger, als wenn er sie wegen schlechter Dampferzeugung nicht leiden kann. In den vorhergehenden Ausführungen war öfter auf den Kesselwirkungsgrad Bezug genommen, und wenn es sich auch gezeigt hat, daß seine Veränderlichkeit nicht von entscheidendem Einfluß auf die Dampfbildung ist, so ist diese Frage doch wichtig genug, um rechnerisch verfolgt zu werden. Die Unterlagen dazu hat Strahl in seinem Aufsatz »Der Wert der Heizfläche eines Lokomotivkessels für Verdampfung, Ueberhitzung und Speisewasservorwärmung1) gegeben. Da für die Wärmeübertragung der Wert der Heizfläche in der Feuerbüchse, den Siederohren und dem Ueberhitzer sehr verschieden ist, führt Strahl an Stelle der wirklichen Heizfläche H, die natürlich auf der Feuerseite zu messen ist, die >äquivalente Heizfläche und das >>äquivalente Heizflächenverhältnis ein, wofür wir, nach dem früheren, natürlich schreiben. Die äquivalente Heizfläche bedeutet: Würde die ganze Kesselheizfläche nur durch Siederohre von der Fläche gebildet werden, so würde die Wärmeausnutzung, also auch die Rauchkammertemperatur t2, die gleiche sein wie bei einer Gesamtheizfläche H. Die Formel für das äquivalente Heizflächenverhältnis lautet für Naßdampf: R R deutscher Ingenieure. Bei einem Kessel mit Schmidtschem Ueberhitzer mit 1/3 H und Ha = 1/12 H erhalten wir: R 1 Η 1,7 12 R (+0,81)=0,994 )+ 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 Abb. 3. Abhängigkeit der Rauchgastemperatur, der Verdampfung und des Wirkungsgrades von dem äquivalenten Heizflächenverhältnis. Wenn dann noch R R ist, können wir einfach Π R setzen. Diese Formeln bestätigen die Richtigkeit der Gewohnheit, bei Berechnungen die Ueberhitzerfläche in die Kesselheizfläche mit einzubeziehen. Ferner sehen wir, daß bei einem Heißdampfkessel die äquivalente Heizfläche einige Hundertteile kleiner ist als bei einem Naßdampfkessel. Da nun aber beim Einbau eines Ueberhitzers in einen gegebenen Kessel die Gesamtheizfläche erfahrungsgemäß einige Hundertteile größer ausfällt, so wird der Verlust wieder wett gemacht. und es zeigt sich, daß in beiden Fällen den gleichen Wert haben wird und infolgedessen auch die Wärmeausnutzung die gleiche bleibt. Für verschiedene Werte von R bestimmt bestimmt nun Strahl die Heizgastemperatur T unter folgenden Annahmen: Wärmedurchgangzahl k = 20 +0,09 (t- Tw); Tu = Wassertemperatur; Wirkungsgrad der Verbrennung = 0,83; Verbrennungstemperatur = 1530o. Man erhält dann nach Abb. 3 die Linie I. ۱ : ---- 4 Ha R R der ganzen nutzbaren Wärme abgegeben, oder, was dasselbe ist, dort sind 51 VH der ganzen Dampfmenge erzeugt. Bei größerer Anstrengung, A=4, vermindern sich und um = 0,866, die Rohrwandtemperatur steigt auf 960°, die Rauchkammertemperatur auf 3460; die Feuerbüchse übernimmt dann einen geringeren Teil der ganzen Dampferzeu1530-960 gung, nämlich nur 100 = 48 VH. Daß bei zuneh1530-346 mender Anstrengung der Schwerpunkt der Dampfbildung mehr nach der Rauchkammer rückt, ist eine zunächst überraschende Erscheinung, die sich aber daraus erklärt, daß die Feuerbüchse nur eine begrenzte Wärmemenge aufnehmen kann. Der Vorzug großer Feuerbüchsheizflächen liegt auch mehr darin, daß durch Herabsetzen der Rohrwandtemperatur die Neigung zum Rohrlecken vermindert wird, als in einer etwaigen besseren Wärmeausnutzung. = /1260 11,225 F R Vielfach findet man die Meinung vertreten, daß lange Siederohre wertlos seien, weil gegen ihr Ende die Heizgase schon zu sehr abgekühlt seien. Dies beruht auf einem Irrtum. Solange man y unverändert läßt, ist es ganz gleichgültig, ob man die erforderliche Heizfläche durch kurze oder lange Siederohre verwirklicht; gegen die 6 bis 7 m langen Siederohre amerikanischer Lokomotiven ist deshalb gar nichts einzuwenden. Wenn man dagegen bei einem gegebenen Kessel die Feuerbüchse z. B. von 2 auf 3 m, die Siederohre von 4 auf 6 m verlängert, so ändert sich, sollte man glauben, S nicht, da beide im gleichen Verhältnis zunehmen. Dabei übersieht man aber, daß y -= 1,225 mal größer geworden ist, denn Fist geblieben, R aber im Verhältnis 3:2 gewachsen; damit hat auch bedeutend zu- und die Rauchkammertemperatur abgenommen. Um unverändert zu lassen, würde es genügen, die Rohre nur auf rd. 5 m zu verlängern. Da scheint nun durch die Verwendung langer Siederohre ein Mittel zur Verminderung des Kesselgewichtes gegeben zu sein; denn bei einer um 50 VH gesteigerten Leistung würde der Langkessel nur um 25 VH vergrößert werden. Das stimmt auch, aber der Vorteil wäre teuer erkauft, weil die langen Siederohre, deren Durchmesser ja nicht geändert wurde, dem Durchzug der Heizgase großen Widerstand entgegensetzen und eine sehr kräftige Blasrohrwirkung erfordern. 5 Steigert man, wie bei den Versuchen von Henry und Marié1), bei unveränderter Feuerbüchse und gleichen Blasrohrverhältnissen allmählich die Sederohrlänge, so erreicht man infolge des schwächer werdenden Zuges bald den Höhepunkt der Dampferzeugung, was nach obigem ganz erklärlich ist. Diese Versuche haben viel zu dem Vorurteil gegen lange Siederobre beigetragen. Würde man aber den Siederohrdurchmesser so weit vergrößert haben, daß y unverändert bleibt, so entfiele die Schwächung der Feueranfachung, zugleich aber auch die Gewichtersparnis, weil mit der Heizfläche auch das Gewicht wächst; gegen die weiten 6m langen Rohre wäre aber nichts einzuwenden. Man sieht aus dieser Ueberlegung, woher die Regel stammt, das Verhältnis der Länge der Siederohre zu ihrer lichten Weite in den Grenzen 80 bis 120 zu lassen. Wenn man diese Regel beachtet, braucht man sich auch nicht vor sehr kurzen Siederohren zu fürchten, die bei Straßenbahnlokomotiven englischer Bauart und den Garratt Lokomotiven vorkommen. Zusammenfassend ist über den Entwurf des Kessels folgendes zu sagen: Die Rostfläche muß sorgfältig aus der geforderten Leistungsfähigkeit der Lokomotive ermittelt werden. Die stündliche Dampferzeugung beträgt bei Naßdampf D 4 106 η R; nimmt man weiter an: A = 4, η = 0,6, die 640 Verminderung der Dampferzeugung bei Heißdampf zu 0,89, die Mehrerzeugung durch Vorwärmung zu 1,16 bei Naßdampf und 1,14 bei Heißdampf so erhält man folgende Werte für die größte stündliche Dampferzeugung, die zuzulassen ist: 100 0 Abb. 4. für H/R = 70. zu ge Wirkungsgrad, Verdampfung und Rauchkammertemperatur Ueber die Art, wie eine erforderliche Heizfläche stalten sei, ob mit großer oder kleiner Feuerbüchse, langen oder kurzen, engen oder weiten Siederohren, gibt die Strahlsche Formel auch Aufschluß. Der Wert einer großen Feuerbüchsheizfläche scheint auf den ersten Blick sehr gering zu sein, weil & nur gleich 1,7 ist, während man sonst die Wirksamkeit von 1 qm Feuerbüchsfläche auf das Vierfache von 1 qm Rohrheizfläche schätzte. Dies Mißverständnis schwindet bei der Betrachtung, daß jak mit der Temperatur wächst. So zeigt sich k in der Feuerbüchse zu ungefähr 120 und qk zu 200 gegen im Mittel k = 50 bis 60 in den Siederohren. Wenn also auch 1 qm Feuerbüchsheizfläche wertvoll ist, so kostet er aber auch viel Gewicht, so daß, wie es auch Strahl ausspricht, für die Gewichtersparnis kein Vorteil herausspringt, wenn man eine bestimmte äquivalente Heizfläche durch eine große Feuerbüchsfläche erreichen will. Die Gestalt der Feuerbüchse, ob tief oder flach, bängt vom Brennstoff ab; so lange es geht, sollte man lange tiefe Feuerbüchsen nehmen, die bei Steinkohle jeder Art, Holz und Oel geeignet sind und eine verhältnismäßig große Heizfläche ergeben. Stellt man die Feuerbüchse auf den Rahmen, so kann man bei 1,1 m Breite und 3 m Länge 3,3 qm Rostfläche erzielen; längere Roste sind bekanntlich schwer zu beschicken. Aber auch bei kurzer breiter Feuerbüchse kann ein Mann größere Roste nicht mehr gut bedienen, weil er dann stündlich schon bis 2000 kg Kohle - oder im Mittel 67 kg, d. h. 4 bis 5 Schaufeln i. d. Min. was seine Kraft auf die Dauer übersteigt. Bei größeren Leistungen würde es deshalb am Platze sein, nicht eine breite von 2 Mann zu bedienende Feuerbüchse zu wählen, sondern durch eine zusätzliche Oelfeuerung die fehlende Wärmemenge aufzubringen. 1) Eisenbahntechnik der Gegenwart Bd. I. : deutscher Ingenieure. Dies ist der grundsätzliche Unterschied zwischen ortfestem und Lokomotivkessel. Zusammenfassung. Beim Lokomotivkessel wächst die Dampferzeugung proportional mit dem Verbrauch. was schon Zeuner nachgewiesen hat, als er seine Schornsteinformel aufstellte. Sie ist von Strahl praktisch brauchbar gemacht worden, der mit Recht die Leistung auf die Rostfläche bezieht. Um die Eigenschaften verschiedener Brennstoffe zu berücksichtigen, wird die äquivalente Rostfläche<<< eingeführt. Strahls Schornsteinformel und Art der Berechnung. Werte für Oelfeuerung, Vorwärmung und Ueberhitzung. Die große Ueberlastbarkeit der Heißdampflokomotiven ist durch die steigende Temperatur des Abdampfes begründet. Aus Strahls Temperaturkurve der Heizgase werden Schlüsse gezogen auf den Wirkungsgrad, die Wärmeausnutzung im Heißdampfkessel und den Wert der Feuerbüchse für die Verdampfung. Man kann sowohl mit sehr langen wie auch mit sehr kurzen Siederohren einen guten Wirkungsgrad erreichen; es ist auch dazu nicht erforderlich, eine bestimmte Heizfläche genau einzuhalten. Einheitswelle oder Einheitsbohrung?1) Bericht von Klein, Knecht und Schlesinger an den Ausschuß für Passungsnormen des Normenausschusses der deutschen Industrie. Zur Beurteilung dieser beiden Fragen mögen folgende Ausführungen dienen: Die Eigenart der gewünschten Passung zwischen einer Welle und der zu dieser gehörenden Bohrung (ob laufend, schiebend, fest usw.) bedingt gewisse Unterschiede in den Durchmessern von Welle und Bohrung. Der NDI hat nun bei Aufstellung der Passungsnormen zwei voneinander ganz getrennte Systeme aufgestellt. 1) Bei dem System der Einheitsbohrung ist der Durchmesser der Bohrung unabhängig von der gewünschten Passung. Die Bohrung mit einem bestimmten Nenndurchmesser wird ohne Rücksicht auf den Verwendungszweck stets mit gleichem Durchmesser und - innerhalb jeder Passungsgruppe mit gleicher Toleranz ausgeführt. Die durch die verschiedenen Passungen bedingten Maßunterschiede sind in die Wellen verlegt. Die Welle wird also dem Verwendungszweck angepast durch Wahl eines jeweils andern Durchmessers und gegebenenfalls auch einer andern Toleranz. 2) Für das System der Einbeitswelle ist der gegenteilige Grundsatz gewählt. Hier bekommt die Welle - innerhalb jeder Passungsgruppe bei gleichem Nenndurchmesser ohne Rücksicht auf die Passung stets gleichen Durchmesser und stets gleiche Toleranz. Die Eigenart der gewünschten Passung findet ihren Ausdruck in der Bohrung, die also je nach dem Verwendungszweck mit verschiedenen Durchmessern und verschiedenen Toleranzen ausgeführt werden muß. Die Einheitswelle ergibt die Möglichkeit, unter Umständen absatzlose (glatte) Bolzen und Wellen zu verwenden, jedoch ist dies nicht immer der Fall. Einheitswelle ist durchaus nicht identisch mit glatter Welle2). Beide Systeme haben gewisse Vor- und Nachteile, deren Umfang mit dem Fabrikationsgebiet und der Fabrikationsweise wechselt. Nur im Transmissionsbau liegt ein Zwang für die Einheitswelle vor. Der Hauptvorteil der Einheitsbohrung liegt in ihrer einfacheren Werkzeugausrüstung und -handhabung in 1) Sonderabdrücke dieses Aufsatzes werden an Mitglieder des Vereines, wenn der Sonderabdruck von diesen selbst zum eigenen Gebrauch bestellt wird, ferner an Studierende und Schüler technischer Lehranstalten für 55 9, an andere Besteller für 75 /Stück abgegeben. Wenn der Betrag nicht vorweg auf Postscheckkonto 49405 des Vereines deutscher Ingenieure, Berlin, überwiesen wird, erfolgt die Zusendung gegen Nachnahme zuzüglich der dadurch entstehenden Auslagen. Lieferung etwa 2 Wochen nach dem Erscheinen der Nummer. 2) Vergl. auch Prof. Dr.-Ing. Schlesinger, Forschungsarbeiten Dr.-Ing. Kühn, Forschungsarbeiten Heft 206. Heft 193 und 194. [672] sofern, als bei den Prüfmessungen der Bohrungen Verwechslungen der Lehrgeräte nicht vorkommen können. Es wird für jeden Nenndurchmesser nur eine Art Reibable, Räumnadel, Kaliber-, Dreh-, Aufnahmedorn in Vorrichtungen u. ä. nötig. Ein Nachteil der Einheitsbohrung ist die Notwendigkeit, alle Wellen, die durch verschiedene Passungen hindurchgehen, abzusetzen. Es ist allerdings darauf hinzuweisen, daß es Fälle gibt, in denen man für die Einheitsbohrung mit ganz geringen Absätzen (Passungsunterschiede gleichen Nenndurchmessers) auskommt, während die Einheitswelle größere Absätze verlangt (Klein-Elektromotoren, Werkzeugmaschinen, überhaupt Klein- und Präzisionsmaschinen). Ein weiterer Nachteil liegt darin, daß alle Bohrungen mit der Genauigkeit hergestellt werden müssen, die eigentlich nur für die empfindlichsten Sitze erforderlich ist. Der Hauptvorteil der Einheitswelle besteht in der Möglichkeit, bei bestimmten Konstruktionen völlig glatte<<< Wellen verwenden zu können, ein zweiter in den größeren Bohrungstoleranzen der Laufsitze und ein dritter vielleicht im geringeren Reibahlenverbrauch, da man diese Werkzeuge oft für das Loch mit der nächst engeren Passung herunterschleifen kann. Ein Nachteil der Einheitswelle ist wiederum der große Umfang ihrer Werkzeugausrüstung, die nicht nur böhere erstmalige Anschaffungskosten der Bohr- und vor allem Lehrwerkzeuge bedingt, sondern auch leicht zu Verwechslungen bei der Verwendung der Werkzeuge führt. Ueber die Vor- und Nachteile läßt sich allgemein folgendes sagen: 1) Der Konstruktion unserer Maschinen bieten sich, abgesehen vom Transmissionsbau, bei beiden Systemen im allgemeinen keine grundsätzlichen Schwierigkeiten. Doch führt die nur bei Einheitswelle mögliche »glatte<< Welle unter Umständen zu einfacheren und billigeren Ausführungen. In einzelnen Fällen, z. B. bei Steuerungsgelenken und untergeordneten Konstruktionen, wird die Praxis auf die glatte Welle nie verzichten. Besonders trifft dies zu im Grobmaschinen-, allgemeinen Maschinen- und Apparatebau und, soweit >blankgezogene Wellen<<< oder »Silberstahl<« Verwendung finden, auch in den Anlagen der gemischten Industrie (Papier-, Nahrungsmittel-, Zementindustrie u. a.), wo die glatte Welle bei Betriebstörungen schneller als die abgesetzte zu ersetzen ist. : Auch bei Verwendung von Kugellagern verdient die Einheitswelle den Vorzug: die Kugellagerfabriken wünschen ihre Lager ohne Rücksicht auf die gewünschte Passung nur mit je einem Innen- und Außendurchmesser auf Vorrat zu halten. Hieraus kennzeichnet sich der Außendurchmesser ohne weiteres als in das System der Einheitswelle gehörend. Bei dem Innendurchmesser ist der entsprechende Schluß nicht berechtigt, weil das Kugellager auf der Welle immer festsitzen muß, hier also nur eine Passung in Frage kommt. Hinzu kommt noch der Umstand. daß nach den Normen der Kugellagerfabriken für den äußeren und den inneren Durchmesser die Nullinie als obere Begrenzungslinie gewählt ist, somit der äußere nach der Einheitswelle ausgeführt ist und der innere auf der Einheitswelle den gewünschten Festsitz ergibt. Tatsächlich wird heute die Einheitswelle schon in allen Gebieten des Maschinenbaues, auch bei höchsten Genauigkeitsansprüchen, wenigstens von einigen Firmen benutzt, ein Beweis ibrer überall möglichen Verwendbarkeit. 2) Der Umfang der erforderlichen Werkzeugausrüstung hängt von der Anzahl der verwendeten Durchmesser und der nötigen Passungen ab. Ein Werk, welches nach vier verschiedenen Passungen arbeitet, wird bei Einheitsbohrung nur eine, bei Einheitswelle dagegen vier Sorten Reibahlen nötig haben. Daraus ist aber nicht zu schließen, daß bei Einheitswelle die vierfach größere Anzahl Reibahlen als bei Einheitsbohrung gehalten werden muß. Die Häufigkeit der Reibahlenbenutzung ist bei beiden Systemen die gleiche. Bei Einheitsbohrung muß also die eine Sorte Reibahlen in größerer Stückzahl als jede einzelne der vier Sorten bei Einheitswelle vorhanden sein. Inwieweit die Einheitswelle auch in Vorrichtungen, Aufspanndornen usw. umfangreichere Ausrüstung als die Einheitsbohrung erfordert, hängt von der Eigenart der Fertigung des einzelnen Werkes ab. Die größeren Rohrungstoleranzen der Einheitswelle für die Laufsitze dürften die Verwendung der normalen, schwach konischen Drehdorne schwierig machen und mehrere Sorten von diesen erfordern. Diesem höheren Aufwand an Bohrungswerkzeugen bei der Einheitswelle steht allerdings ein geringerer Aufwand an Wellenwerkzeugen wie Rachenlehren, Futtern und ähnlichen Teilen gegenüber. So braucht im vorgenannten Beispiel die Einheitswelle nur eine, die Einheitsbohrung dagegen vier Sorten Rachenlehren. Doch kann diese Ersparnis an Wellenwerkzeugen weder hinsichtlich der Zahl noch der Kosten den Mehraufwand an Bohrungswerkzeugen aufwiegen. Die erstmaligen Anschaffungskosten der Werkzeuge werden bei Einheitswelle stets höher als bei Einheitsbohrung sein. 3) Der Werkzeug verbrauch ist von der Werkzeugausrüstung scharf zu unterscheiden. Der Verbrauch an sich ist bei beiden Systemen der gleiche, da die Zahl der zu bearbeitenden Stücke unabhängig vom gewählten Passungssystem ist. Die Einheitswelle ist jedoch insofern im Vorteil, als sie fir die Laufpassungen größere Bohrungstoleranzen als die Einheitsbohrung hat und man daher die Reibahle länger gebrauchen kann. Außerdem braucht man bei ihr die teuern Bohrungswerkzeuge oft nicht gleich auf den nächsten Nenndurchmesser, sondern nur auf eine andre Passung gleichen Nenndurchmessers nachzuarbeiten. Anderseits erfordert die Einheitswelle mit ihrer einheitlich engen Toleranz öftere Nachbearbeitung der Rachenlehren als die Einheitsbohrung mit ihren teilweise größeren Wellentoleranzen. Erheblich wird aber der Unterschied in den laufenden Unterhaltungs- und Ersatzbeschaffungskosten bei Einheitswelle und Einheitsbohrung nicht sein. 4) Die Werkzeughaltung ist bei der Einheitsbohrung wesentlich einfacher als bei der Einheitswelle, denn sie erfordert hauptsächlich nur einen Satz Bohrungswerkzeuge (Reibahlen, Räumnadeln, Kaliber-, Dreh-, Vorrichtungsdorne), welcher Vorteil durch das Erfordernis mehrerer Sätze Wellenwerkzeuge (Rachenlehre, Futter) nicht wett gemacht wird. Auch dieser Gesichtspunkt gewinnt wie der unter 2) an Bedeutung mit der Auzahl der verwendeten Passungen. 5) Die Fertigung ist bei Einheitswelle unter Umständen leichter und billiger als bei Einheitsbohrung, weil nur die erstere die billige glatte<< Welle kennt und den Laufbohrungen zum Teil größere Toleranzen als die Einheitsbohrung gibt. Letztere gibt zwar vielen Wellen größere Toleranzen als die Einheitswelle, doch bietet die Einhaltung enger Toleranzen bei den Wellen im allgemeinen weniger Schwierigkeiten als bei den Bohrungen. Der glatte Bolzen und die Ausnutzung der großen Bohrungstoleranzen sind die Vorteile der Einheitswelle. Kleinere Höhe der unvermeidlichen Wellenabsätze, das durchweg austauschbare Loch und die geringeren Meßschwierigkeiten sind die Vorteile der Einheitsbohrung. 6) Die Lagerhaltung an Vorratsteilen wird im allgemeinen durch das gewählte Passungssystem nicht beeinflußt. In einigen Fällen, wenn gleiche Teile mit verschiedener Bohrungspassung auf Lager gehalten werden (z. B. Getrieberäder einer Werkzeugmaschine), bereitet die Einbeitswelle Schwierigkeiten; bei Transmissionswellen ist die einheitliche Welle erforderlich. Aus den Punkten 1 bis 6 geht hervor, daß die Einheitswelle den Vorzug verdient in den Werken, die nur wenige Durchmesser oder Passungen in ausgedehnter Massenfertigung verwenden, daß aber die Einheitsbohrung überlegen ist in den Fällen, in denen für vielseitige Fertigung zahlreiche * Durchmesser mit vielen Passungen nötig werden. Daher liegt der Gedanke nahe, dem einen Werke das eine, dem andern das andre Passungssystem zu empfehlen. Es steht aber dieser Lösung der Wunsch nach Vereinheitlichung und Austauschbarkeit der Erzeugnisse verschiedener Werke entgegen. Hieraus entsteht dann der Vorschlag, das Passungssystem wenigstens für ganze Maschinengruppen (z. B. Werkzeugmaschinen-, Automobil-, Lokomotivenbau usw.) einheitlich vorzuschreiben. Aber auch diese Lösung führt zu mancherlei Schwierigkeiten, besonders bei den Firmen, die verschiedene Maschinengruppen nebeneinander herstellen. Da überhaupt die gleichzeitige Geltung zweier Systeme dem Gedanken der Normung, d. h. der Vereinheitlichung, widerspricht, so wäre es vorzuziehen, nach Möglichkeit nur ein Passungssystem vorzuschreiben, oder wenigstens ein System als Hauptsystem anzunehmen. Der Unterausschuß hat zur weiteren Klärung sowie zur Feststellung der heutigen Gepflogenheiten und Ansichten eine große Rundfrage bei der Maschinenindustrie gehalten. Er sandte die beiden nachstehend wiedergegebenen Fragebogen an 500 Firmen aus allen Zweigen des Maschinenbaues, vom Flugmotor bis zum Walzwerk, vom Feinmechaniker bis zum Grobschmied. (Liegen bei Ihnen Gründe gegen eine etwaige Verwendung des Systems vor? Und welche?) Die nachstehenden Fragen sind von Firmen, welche noch nicht nach Grenzlehren arbeiten, so zu beantworten, wie sie es bei Einführung von Grenzlehren halten würden: 3) Arbeiten Sie im ganzen Werk ausschließlich nach dem System der Einheitsbohrung oder der Einheitswelle? 4) In welchen Fertigungszweigen arbeiten Sie nach Einheitsbohrung und in welchen nach Einheitswelle? 5) Für welche Fabrikate benötigen Sie unbedingt beide Systeme? Und welches ist hierbei das Hauptsystem? 6) Ueberlassen Sie die Passungsfrage ganz der Werkstatt und bezeichnen Sie die Sitze in den Zeichnungen lediglich durch Buchstaben? Oder machen Sie vom Konstruktionsbureau aus nähere Vorschriften? Und weshalb? 7) Ueberlassen Sie es der Werkstatt, die Maße für Buchsen zu bestimmen, die nach dem Einpressen das richtige Maß haben sollen, oder geben Sie diese in den Zeichnungen an, desgl. für Kolben und Zylinder bei Dampfmaschinen, Motoren und andern Teilen, deren Abmessungen durch die Temperatur beeinilußt werden? ! Summe | 372 d) Haben Sie Schwierigkeiten, sich Mikrometer mit genügender Genauigkeit zu beschaffen? e) Wie groß ist die Zahl Ihrer Rachenlehren, Mikrometer u. a. für jeden Durchmesser? (Diese Frage ist uns besonders wichtig. Wir erbitten hierüber eine ausführliche Liste.) 9) Wieviele Werkzeugmacher und Einrichter benötigen Sie zur Instandhaltung vorgenannter Reibahlen, Kaliberdorne, Drehdorne, Rachenlehren, oder wieviel kostet Sie diese Instandhaltung jährlich? 10) Führen Sie das von Ihnen im allgemeinen angewendete System (der Einheitsbohrung oder Einheitswelle) streng durch? Oder weichen Sie in einzelnen Fällen (z. B. bei Gelenkzapfen, Hebeln oder minderwichtigen Teilen) davon ab? 11) Wo benutzen Sie glatte - nicht abgesetzte - Wellen und Bolzen? Nennen Sie alle Fälle sowohl im System der Einheitswelle wie besonders in dem der Einheitsbohrung, bei denen völlig glatte oder doch praktisch glatte Wellen bezw. Bolzen entstehen. 12) Stimmen Sie den Ausführungen des Aufsatzes über Einheitswelle oder Einheitsbohrung zu oder haben Sie abweichende Ansichten? (Auch auf eine ausführliche Beantwortung dieser Frage legen wir großen Wert. Wir bitten, Ihre Ausführungen mit Beispielen aus Ihrem Betrieb zu belegen.) 13) Würden Sie bei einer etwaigen Neueinrichtung Ihres Betriebes wieder Ihr jetziges System beibehalten oder zu einem neuen übergehen und warum? 14) Würden Sie sich der ausschließlichen Einführung eines Systemes, sei es die Einheitswelle oder die Einheitsbohrung, anschließen? Aus dieser zahlenmäßigen Zusammenstellung, so interessant sie ist, kann aber nicht einfach durch Auszäblen, wie bei einer Abstimmung, ein Beschluß auf Einführung der Einheitsbohrung oder der Einheitswelle abgeleitet werden. Dies verbietet sich dadurch, daß die einzelnen Antworten je nach Größe der Werke, der Sorgfalt der Beantwortung und der Sachlichkeit der Gründe ganz verschiedene Bedeutung haben. Zudem erklären eine Anzahl Beantworter, ihr bisher verwendetes System nicht beibehalten zu wollen, und viele sind bereit, das vom Normenausschuß etwa angenommene System vorbehaltlos zu übernehmen. Der Unterausschuß mußte vielmehr seine Aufgabe darin sehen, das wertvolle Material der Fragebogen gründlich durchzuarbeiten, die leitenden Gesichtspunkte herauszuschälen und dann zu einem Ergebnis zu kommen. Ehe aber hierüber berichtet wird, ist eine Vorbemerkung erforderlich. - Von vielen Firmen ist der Wunsch zum Ausdruck gebracht, ihr bisheriges System sei es nun Einheitswelle oder Einheitsbohrung - beizubehalten, um sich die Kosten der Beschaffung einer neuen Werkzeugausrüstung zu ersparen. Die Begründung dieses Wunsches kann nicht als stichhaltig anerkannt werden, weil fast alle Firmen durch die Einführung der Normaltemperatur mit 200 und der Nullinie als Begrenzungslinie sowieso gezwungen sind, ihren Werkzeugpark, soweit er durch die Passungsnormen beeinflußt ist, ganz zu erneuern. Die Rücksicht auf eine Kostenersparnis durch Beibehaltung des bisherigen Systemes scheidet also vollkommen aus, die Industrie ist vielmehr in der angenehmen Lage, ihre Entscheidung, ob sie Einheitsbohrung oder Einheitswelle wählen will, rein sachlich nach den tatsächlichen Vor- und Nachteilen der beiden Systeme treffen zu können. Fragen wir, inwieweit die Rundfrage eine sachliche Klärung gebracht hat, so ergibt sich, daß die auf Seite 1174 und 1175 niedergelegte gegenüberstellende Beurteilung beider Systeme, welche den Fragebogen beilag, eine fast restlose Zustimmung gefunden hat. Die Schlußfolgerungen aber, die die einzelnen Firmen daraus gezogen haben, und die Entschließungen, die sie nun fassen wollen, gehen weit auseinander. Es finden sich in fast allen Fabrikationsgebieten geschworene Verteidiger beider Systeme. Im Werkzeugmaschinen- und Flugmotorenbau, bei denen die Einheitsbohrung überwiegt, gibt es Ingenieure, die für die Einheitswelle eintreten, während man im Grobmaschinenbau, bei dem die glatte Welle besonders große Vorteile bietet, überzeugte Vertreter der Einheitsbohrung findet. Bei dem Bau von Druckpressen äußern erste Firmen entgegengesetzte Ansichten, während in der Elektrotechnik sogar die gleiche Motorwelle von der einen Firma nach Einheitsbohrung, von der andern nach Einheitswelle hergestellt wird. Allgemein dürfte bei der Entscheidung die Macht der Gewohnheit, der naturgemäß jeder von uns bis zu einem gewissen Grade unterworfen ist, eine bedeutende Rolle gespielt haben. Als wichtigste Erkenntnis ergab sich aus den eingelaufenen Antworten, daß die_Zahl der in den einzelnen Werken |