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Die Wunden der Iris haben Blutaustritt in die Augenkammer zur Folge. Das ausgetretene Blut kann ab"sorbirt werden; es kann aber auch Entzündung, Lymphabsonderung, Eiterung durch die Verwundung "selbst oder durch das ausgetretene Blut veranlafst werden. Hat sich die Verletzung bis zur Kapsel erstreckt, so kann durch Entzündung derselben oder durch die Trübung der Linse sehr schnell Cataract sich bilden. Es ist nicht zu verkennen, dass die Verletzung der Kapsel im menschlichen Auge nicht selten Trübung der Kapsel und Linse zur Folge haben. Bei Thieraugen folgte den Verwundungen der Kapsel, welche DIETRICH vollführte, keine Kapseltrübung 2). 1) Med chirurg. Bemerk. p. 284.

2) Vergl. über Verwundungen des Linsensystems. Tübingen 1824. P. 28.

S. 575

Die Verwundungen der Sclerotica sind gefahrvoller, als jene der Hornhaut. Die Verletzung der "Sclerotica ist gewöhnlich mit Verwundung der Chorioidea und Retina, des Corpus ciliare etc. verknüpft. Sowohl die directe Wirkung der Verwundung als die derselben folgenden Zufälle gefährden das Auge im hohen Grade. Ein Fall, wo nach Verwundung der Sclerotica Blindheit zurückblieb wird von SCHUMACHER1) erzählt. Ist die Sclerotica in gröfserer Ausbreitung verwundet, so drängt sich die Chorioidea vor, und es stellt sich eine heftige verheerende Entzündung ein; sind aber die Chorioidea und Retina gleichzeitig mit der Sclerotica verwundet, so wird durch die aufgeregte Contraction der Augenmuskeln der Glaskörper in grofser Quantität hervorgetrieben; das Auge entzündet und entleert sich allmählig, bildet einen Klumpen, welcher sich bewegt, und zum Einlegen eines künstlichen Auges sich eignet. Bei Verwundungen des Ciliarkörpers werden Gefäßse und Nerven zerrissen, Blutaustretung, Lostrennung der Iris und Nervenzufälle sind die unmittelbaren

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Folgen, nach welchen Entzündung mit ihren Ausgängen eintreten kann. Ausgebreitete Verwundungen der Retina haben Amaurose zur Folge, es kann Atrophie oder Vereiterung des Auges nachfolgen. Die Behandlung ist auch bei diesen Verletzungen nur indirect, und besteht in Verhütung und Bekämpfung der Entzündung und Verschliefsung der Augenliedspalte.

1) A. a. O. p. 296.

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S. 576.

Die gequetschten Wunden, auch die Contusionen und Erschütterungen des Auges ohne Wunden, sind, wenn die verletzende Gewalt intensiv und extensiv heftig eingewirkt hat, nicht selten von dem Verluste des Organes begleitet. Das Sehvermögen kann durch die heftige Entzündung und deren Producte, durch Pupillensperre, Losreifsungen der Iris, Cataract, Eiterung -im Auge und Zerreifsung der Retina, durch Amaurose vernichtet werden. Es sind mir jedoch mehrere -Fälle heftiger Quetschung des Auges vorgekommen ohne Verlust der Sehkraft. Unter andern behandelte ich einen Fall, wo nach dem Schlage mit einem Rappier auf das Auge Erweiterung der Pupille, Bewegungslosigkeit derselben, Blutergufs in die vordere Augenkammer, und Störung des Sehvermögens eintrat; der Kranke erhielt unter einem streng antiphlogistischen und repercussiven Verfahren seine Sehkraft voll..kommen wieder. Einen Fall dieser Art erzählt Dr. SCHMIDT,1) Wo durch einen Wurf mit einem Ball auf das Auge Schmerz und Röthung der Conjunctiva, Erweiterung, Verziehung und Starrheit der Pupille ; erfolgte, mit Störung des Sehvermögens. Durch Ansetzen von Blutegeln, ein in den Nacken gelegtes Zugpflaster und ein Abführungsmittel, war der Nor✰ malzustand des Auges wieder hergestellt. Es bildet sich nach Verletzungen dieser Art zuweilen das Blutauge (Hæmophthalmos), indem das austretende Blut beide Augenkammern füllt, in der Folge resorbirt

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wird, zuweilen aber fibröse Gerinnungen hinterlässt, welche das Gesicht beschränken oder aufheben. LARREY 2) beobachtete ein Fall, wodurch das Aufschlagen einer Kugel auf den Augenhöhlenrand, Er schütterung der Retina und Blutaustritt, und dadurch Blindheit entstand. Letztere wurde gehoben durch die vorgenommene Eröffnung der Hornhaut und die Entleerung des Ergossenen. Die Schufswunden bewirken immer gefährliche Zerstörungen des Aug apfels und so heftige Erschütterung der Retina, dafs gewöhnlich Amaurose folgt. DELPECH 3) bemerkt, dafs ein einziges Schrot, welches das Auge trifft, Lähmung der Retina zu bedingen vermöge. HENNEN *) giebt an, dafs bei Soldaten Verwundungen des Auges nicht selten seyen. Man findet ein oder beide Augen theilweise verletzt, oder gänzlich ausgeschlagen, oder die Kugel ist durch den obern Theil der Nase geb gangen, und hat noch einen Knochenbogen der Ör bita stehen gelassen, oder auch diese zerstört ;} zuweilen geht sie auch hinter den Augen durch;1 und zerstört das Sehvermögen, oder dieses geschieht durch die nachfolgende Entzündung," Oft wird durch eine Wunde in der Nachbarschaft des einen Auges Paralyse des andern hervorgebracht. Zuweilen geht das Sehvermögen ohne bemerkbare Verletzung des Augapfels, in den Fällen, wo die Kugel die Umgebungen des Auges verletzt hatte, verloren ).ansa 1) Vermischte Abh. von einer Gesellsch, praet. Aerzte zu Petersburg. 2. Sammlung. Salzb, med. Zeitsch. J. 1825. Nro. 24.

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4) Grundsätze der Militärchirurgie. Weimar 1822. S. 414. 5) Beobachtungen aus den britischen Militärspitälern in Belgien, von J. THOMSEN, Halle 1820. S. 56.

Hæmophthalmus, von aiua, Blut.

577.

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Bei Behandlung der Wunden des Augapfels müssen vorzüglich vier Puncte berücksichtiget wer den: 1) Man verhüte die Entleerung des Auges, das

Ausfliefsen der Glasfeuchtigkeit und den Vorfall der Linse; 2) man bewirke die Heilung der Wunde durch die erste Vereinigung; 3) man verhüte und bekämpfe die Entzündung; 4) man entferne die fremden Körper. Der ersten und zweiten Indication entspricht man durch die Verschliefsung der Augenliedspalte. Durch die schnelle Vereinigung wird ein hoher Grad von Entzündung verhütet; immer mufs jedoch ein streng antiphlogistisches Verfahren Statt finden. Dafs bei Verletzungen des Auges mit grofser Strenge der antiphlogistische Apparat angewendet werden müsse, ist eine allgemein als gültig anerkannte Regei.

S. 578.

3) Verletzungen der Augengrube.

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Bei den Verletzungen der Augengrube kann durch Atonie, Lähmung oder Zerreifsung eines oder mehrerer Augenmuskeln, Schiefstehen des Auges (Luscitas) oder Vorfall des Augapfels (Ophthalmoptosis) mit oder ohne Amaurose entstehen. Der Xeromicter entsteht, wenn durch Vernárbungen am äussern Augenwinkel die Thränenausführungsgänge geschlossen werden. Ein spitziger Körper kann durch die Knochenwand der Orbita in die Schädelhöhle dringen, er kann mehr oder weniger das Gehirn vulneriren, das Gehirn bis zur entgegenstehenden Knochenwand durchlaufen. Diese Fälle sind tödtlich, der traurige Ausgang erscheint zuweilen unerwartet, da die Abwesenheit der Zufälle und die kleine Wunde des Augenliedes eine solche Verletzung nicht vermuthen lassen. Bei einem Manne, der einen Stofs beim Fechten ins rechte Auge erhalten hatte, entzündete sich das verletzte Auge nebst dessen Häuten und, so zu sagen, augenblicklich verfiel der Verwundete in einen Zustand von Stupor, so dafs er weder sah, noch redete, noch hörte, was um ihn vorging. Hierzu gesellte sich späterhin Schwerathmigkeit, eine blaue Gesichtsfarbe, eine schnarchende Respiration, Deli

rium, unter welchen Zufällen am dritten Tage nach der Verletzung der Tod erfolgte. Die Leichenöffnung bewies, dafs das verletzende Instrument die hintere Wand der Augengrube durchbohrt und das Gehirn tief verletzt, dafs ein tief eingedrungener Knochensplitter den vordern Hirnlappen und die Art. corp. callosi zerrissen hatte, in Folge dessen ein grofses Blutextravasat an der Basis cranii entstanden war). Bei heftigen Quetschungen der Augengrubengegend können Fissuren entstehen, welche mit Extravasation des Blutes in die Schädelhöhle verknüpft und von allen jenen Zufällen, welche bei Schädelverletzungen beobachtet werden, begleitet werden können. Bei dem Vorfall des Augapfels mufs sobald als möglich die Reposition vorgenommen werden, wenn nicht derselbe durch das verletzende Werkzeug destruirt oder die Nerven- und Gefäfsverbindungen zerstört sind. In letztem Falle müfste der Augapfel vollends aus seinen Verbindungen gelöfst und entfernt werden. Einen merkwürdigen Fall von Ausreifsung eines Auges erzählt KLEIN 2). Bei der Verletzung der Augengrube vermag der Wundarzt nicht direct einzuwirken. Ein streng antiphlogistisches Verfahren ist angezeigt zur Verhütung des Gehirnleidens und einer Entzündung, welche über den Augapfel sich ausbreiten

könnte.

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1) Journ. gener. d'Hopit. Nro. 46. HECKERS Annalen 5. Jahrgang.

P. 198.

2) GRÄFE und WALTHER, Journal der Chirurg. und Ophth. 1. B. S. 456.

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Die Geschwüre der Augenlieder sind gewöhnlich das Product des syphilitischen oder scrophulösen

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