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Dritter

Abschnitt.

Qualitative Abweichungen der Bildungsthätigkeit.

S. 415.

In diese Reihe fallen jene Störungen, welche weder Abnahme noch Zunahme der Masse in einem auffallenden Grade zeigen, bei welchen keine beträchtliche quantitative Störung der organischen Masse, sondern auffallende Veränderung in der Qualität des ergriffenen Theiles, Abweichung in der Mischung desselben vorwaltet. Die hierher gehörenden Krankheitsformen sind:

1) Die Verdunklungen und Flecken der Horn-
haut (Obscurationes et maculæ corneæ),
2) Die Trübungen der Linse und der Linsen-
kapsel (Cataractæ),

3) Die Entmischungen des Glaskörpers, als
Glaucoma, oder als Synchisis.

S. 416.

1) Verdunklungen und Flecken der Hornhaut.

Unter Verdunklung der Hornhaut versteht man eine Trübung, welche über die ganze Hornhaut oder über ihren gröfsten Umfang sich erstreckt; unter Flecken aber aber nur partielle Verdunklungen dieser Haut. Der Unterschied zwischen diesen beiden Zuständen ist demnach kein wesentlicher, sondern nur durch die räumlichen Verhältnisse begründet 1). BEER hat zuerst die graduellen und ursächlichen Unterschiede dieser Zustände deutlich auseinander gesetzt. Nach ihm wird mit der Benennung Nephelium, Nebula, Nubecula, Macula semipellucida jene Verdunklung oder jener Flecken, der durch eine graue, wolkichte, dem Rauche oder Nebel ähnliche Farbe sich zu erkennen giebt, der nicht genau begränzt

ist, sondern gegen den Umfang unbemerkt sich verliert, bezeichnet. Wenn der Flecken mehr wolkenartig, undurchsichtiger, von mehr saturirter Weise erscheint, und über die Fläche der Hornhaut auf seiner Mitte etwas hervorragt, so wird er Achlys, Aegias, Aegis, Aegida, Macula nubosa genannt. BEER glaubt, dafs diese beiden Arten der Verdunklung durch gallertartige Gerinnung des zwischen den Lamellen der Hornhaut enthaltenen lymphatischen Dunstes verursacht sind, dafs im zweiten Falle eine ungewöhnliche Ansammlung desselben bestehe. Man findet Flecken und Verdunklungen, welche weifs, manchmal kreideweifs, zuweilen perlmutterartig glänzend, über die Hornhaut mehr oder weniger sanft aufgewölbt, an ihrem Rande etwas verwaschen sind, und beim Berühren mit der Sonde hart sich zeigen. Den weifsen Flecken nennt man Leucoma, Macula leucomatosa, die Verdunklung Obscuratio leucomatosa, den kreideweissen Flecken Albugo, Paralampsis, Leucretaceum den perlmutterartig glänzenden Flecken Leucoma margaritaceum, Margarita. Nach BEER entstehen diese Zustände durch Organisirung exsudirter Lymphe zu einer Pseudomembran, oder durch den entmischten lymphatischen Dunst, wenn derselbe zu einer festen, unorganischen Masse sich umbildet.

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1) BEER, im a. W. 2. B. S. 76.

S. 417..

Von dem Leucom mufs nach BEER die Narbe unterschieden werden, welche glänzend weifs, von verschiedener Form, bald ring- oder bogenförmig, bald gezackt, mit Synechia anterior oft verbunden, ist. Die Ränder sind zuweilen wie abgeschnitten; häufig aber findet man, dafs dieselben einen leucomatösen oder nubeculösen Umfang haben. BEER erklärt das Entstehen der Narbe durch die unmittelbare Verbindung der Hornhautlamellen, welche, wenn

durch Geschwüre etc. das Bindungsgewebe derselben zerstört wurde, sich bilde. Manchmal kommen Flecken vor, welche nichts anderes, als vertrocknete Hornhautabscesse sind, und sich durch ihre gelblichte Farbe, die durch graulichtweisse Zwischenräume gleichsam in Inseln getheilt ist, durch die Aufwölbung der Hornhaut leicht erkennen lassen. Nicht selten ist eine partielle vordere Synechie damit verbunden 1).

1) WELLER, im a. W. S 127. HOFFBAUER, Diss. de Cornea, ejusque morbis. Berolini, 1820.

S.
§. 418.

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Die Flecken der Hornhaut lassen sich in Hinsicht ihres Nächstursächlichen auf zwei verschiedene Gattungen zurückführen; man beobachtet nämlich: 1) solche, bei welchen Erweichung einer oder sämmtlicher Lamellen stellenweise oder im ganzen Umfange der Hornhaut zu Grunde liegt, 2) andere, bei welchen die ergriffenen Gebilde verhärtet und verdichtet sind. Da die zwischen den Lamellen der Hornhaut befindliche Flüssigkeit das Product der Lebensstimmung der absondernden Gebilde ist, so wird diese, quantitativ und qualitativ abweichend, bei der Genesis dieser Krankheitsformen mitwirken. Dem Nebel- und Wolkenfleck liegt Erweichung der Lamellen die das Product der Entzündung oder einer andern Störung ist, zu Grunde, gleichzeitig beobachtet man Trübung des abgesonderten, sonst durchsichtigen, zwischen den Hornhautlamellen stockenden Wassers, zuweilen vermehrte, zuweilen aber auch verminderte Quantität desselben. Die zwischen den Hornhautlamellen befindliche wässerige Feuchtigkeit giebt dem Auge den Glanz und die Durchsichtigkeit. Wenn, wie bei Verstorbenen, die Flüssigkeit in der Hornhaut fehlt, so verliert dieselbe an Glanz und Durchsichtigkeit. Ich glaube, dafs in vielen Fällen die mangelnde Absonderung dieser Flüssigkeit die Trübung bewirkt. Die leucomatösen Flecken und die

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Narben finden ihr Entstehen durch exsudirte ́ plastische, in sich die Rudimente der Organisation enthaltende Lymphe, die sich organisirt, oder wenigstens zu einer festen Masse gerinnt, die Lamellen der Hornhaut in feste Verbindung setzt, die getrennten Theile vereinigt, die Absonderung des Wassers der Hornhaut an dieser Stelle unmöglich macht. Dieser Mangel der Flüssigkeit und die Umwandlung der verschmolzenen Lamellen in einen festen emailartigen Zustand raubt die Durchsichtigkeit. Zuweilen werden anorganische Stoffe gleichzeitig abgelagert; ZINN 1) fand in der Substanz der Hornhaut harte, sandartige Körner; WALTER 2) und ANDERSON beobachteten Verknöcherungen in derselben. WARDROP 3) theilt einen von ANDERSON beobachteten Fall mit. ANDERSON verrichtete die Ausschälung eines verknöcherten Stückchens mit Erfolg.

1) Descript. anat, oculi hum. Goetting. 1780. p. 18.

2) Anatomisches Museum. 1. B. S. 139.

3) Essays on the morbid anat. of the human Eye. 1. B. p. 75.

§. 419.
S.

Die Entzündung der Hornhaut, besonders jene specifiker Art, syphilitischen oder scrophulösen Ursprungs, bedingt, auf eine oder die andere Weise, nämlich durch Erweichung oder durch Verhärtung die Flecken und Verdunklungen; LALLEMAND 1) hat gründlich dargethan, dafs die Entzündung oft Erweichung bedinge. Die Flecken können durch Ulceration, durch Verletzungen veranlasst werden. Dafs aber auch ohne Entzündung Veränderungen in der Structur und Mischung der Hornhaut, welche Flecken setzen, erfolgen können, wird durch das Gerontoxon bewiesen. Das Gerontoxon (arcus senilis, macula arcuata) hat im Umfange der Hornhaut seinen Sitz, und erscheint ohne vorausgegangene Entzündung. Diese Trübung wird durch die Verminderung der Nutrition und durch Stockung der Säfte BECK, Augenheilkunde.

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bei Greisen hervorgebracht; aus eben dieser Ursache und durch das Vorwalten der anorganischen Stoffe finden sich bei Greisen zuweilen völlige Verknorpelungen der Hornhaut 2). Zuweilen scheint die Macula arcuata, da sie angeboren 3), und bei ganz jungen Leuten beobachtet wurde 4), durch eine besondere Verbindungsart der Sclerotica mit der Cornea gesetzt zu seyn. KIESER beobachtete eine angeborne, leucomatöse, über einen grofsen Theil der Hornhaut sich erstreckende Verdunklung. Zuweilen besteht gleichzeitig mit den Flecken ein entzündlicher Zustand der Hornhaut.

1) Journal universel des sciences medicales, sur le ramolissement de tissus organiques, considere comme effet de l'inflammation. T. 27. Ch. 79. p. 9.

2) Angely commentatio med. de oculo etc. Erlangæ 1803. P. 37. 3) MOHRENHEIM's Beobachtungen.

4) SYBEL, Diss. inaug. de quibusdam materia et forma oculi aberrationibus a statu normali. Halæ 1799.

5) HIMLY und SCHMIDT, ophth. Bibl. 3. B. 3. St. S. 79.

§. 420.

Die Flecken werden auf jedem Theile der Hornhaut beobachtet, gewöhnlich aber nähern sie sich dem Mittelpuncte derselben. Die äufseren Lamellen und der zwischen denselben befindliche Raum bilden gewöhnlich den Sitz derselben, immer aber ist es schwer, denselben genau zu bestimmen. WARDROP 1) hat die innerste Lamelle getrübt gefunden, während die übrigen durchsichtig waren. Vielfältig ist das, was die Durchsichtigkeit raubt, eigentlich nicht als eine Trübung einer oder mehrerer Hornhautlamellen zu betrachten, sondern die Ursache der Trübung liegt in der Beschaffenheit des zwischen den Lamellen befindlichen Stoffes. Die Anzahl der Flecken verhält sich verschieden; gewöhnlich ist nur einer, manchmal sind deren mehrere vorhanden; zuweilen ist die Hornhaut mit einer Menge kleiner Flecken bedeckt. Das Gesicht wird durch Flecken und

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