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JÄGER 2) empfiehlt hierzu die Zahnpincette, einer der Schenkel derselben trägt ein Zäpfchen, welches in die Vertiefung des andern pafst, so dafs die gefafsten Theile sich der Pincette nicht zu entziehen vermögen; die BLÖMMER'sche Pincette ist sehr brauchbar für diese Operation. Der Tarsus, die Thränenpünctchen und die Ausführungsgänge der MEIBOM'schen Drüschen werden geschont. Die Blutung wird mittelst des kalten Wassers gestillt, und dann untersucht, ob nicht einige fehlerhaft stehende Cilien zurückgeblieben sind, welche dann mit ihren Wurzelu entfernt werden müfsten. Man macht Umschläge von kaltem Wasser über das Augenlied, und fährt damit bis zur Heilung der Wunde, welche in wenigen Tagen ohne alle Zufälle vernarbt, fort. Wurde eine oder die andere Haarwurzel bei Verübung der Operation übersehen, und zurückgelassen, so erscheint am dritten oder vierten Tage nach der Operation das nachwachsende Augenliedhaar in Form eines schwärzlichten Pünctchens. Diese Stelle wird dann mit einem zugespitzten Stückchen Aetzstein berührt, und dadurch die zurückgebliebene Wurzel zerstört. JÄGER hat durch viele gelungene Fälle bewiesen, dafs durch diese Operation mit Gewissheit die Heilung bedingt werde. Ich glaube, dafs dieser Operation ein einziger Vorwurf vielleicht gemacht werden dürfte, dafs die entstehende den Augenliedrand bedeckende Narbe Reibung und Reiz auf dem Auge bewirken könnte. VACCA BERLINGHIERI 3) giebt zur Entfernung der Trichiasis die Exstirpation der Cilien sammt ihren Wurzeln nach der von JÄGER empfohlenen Methode an. Eine Zerstörung der Haarzwiebeln kann noch bewirkt werden, mittelst der Salpetersäure, welche nach gemachtem Hautschnitt auf die entblöfsten Haarzwiebeln aufgestrichen wird. Die Methode von VACCA unterscheidet sich dadurch, dafs das Hautläppchen erhalten und die Bulbi abgetragen oder durch Aetzen zerstört werden. Dann

soll das Läppchen wieder aufgelegt werden *). Doch ist auch dieser Theil des VACCA'schen Verfahrens nicht neu, denn CORTUM empfiehlt den Höllenstein zur Entfernung des Augenliedrandes und der Cilien 5). 1) Lehre der blutigen heilkundigen Operationen. Zweite Ausgabe. 2. B. T. 2. 2) Hose, im a. W. S. 26.

3) J. uv. d. sc. med. T. 41. p. 129.

4) Annali univ. d. med. V. 36. p. 39.

5) Diss. de Trichiasi. Francof. ad Viad. 1724. HARDER, a. a. O P. 15.

Entropium, von ɛv, hinein und τροπη, das Drehen, von τgenw, drehen, wenden. Trichiasis, Haarkrankheit, fehlerhafte Stellung der Augenliedhaare, von Tiziaw, tqiziazw, an den Haaren leiden. Distichiasis, eine doppelte Reihe, von dɩs, doppelt und στιχος, die

Reihe,

Literatur.

Kortum, E. G. Th., Diss. de Trichias. Francof. 1724. Harder, Diss. de Ectropio, Entropio et Trichiasi. Jena, 1783.

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Heister, Laurent, de Trichiasi oculorum. Helmstädt, 1792. Avellan, N., Diss. inaug. de Trichiasi. Upsala, 1792. Murray, Ad., Diss. de Trichiasi. Upsal. 1792.

Köhler, Joh. Val. Heinr., Versuch einer neuen Heilart der Trichiasis. Leipzig, 1796.

Tri

Hassenmüller, J. A., Dissert. novum ad curationem. chiaseos sistens remedium. Dorpat. 1802. Crampton, Phil., Essay on the Entropion. London 1805. Bayer, Phil. Ant., über Trichiasis und Entropium. Nürnberg, 1816.

Hosp, Christ., Diss. sistens diagnosin et curam radicalem Trichias. et Distichiasis, nec non Entropii. Viennæ, 1818. Schmidt, Ad., Dissert. de Trichiasi et Entropio. Berol. 1823. Vacca Berlinghieri, A., Nuovo methodo di curare la Trichiasi. Pisa, 1825.

Bilterling, C. A, De Trichiasi et Entropio. D. i. Dorpati, 1827.

Flarer, Francesco, Riflessioni sulta Trichiasi, sulla Distichiasi e sull' Entropio. Milano, 1828.

Zannerini, F., D. i. sopra alcuni metodi reuntemente proposti a fine di rimediare alla Trichiasi, e sulla modificazione fatta dul Flarer a quello di Jäger. Pavia, 1829.

§. 407.

3) Phthisis und Atrophie des Auges und der Theile desselben.

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Die Aufführung der krankhaften Zustände der Theile, welche durch Verminderung der Ernährung leiden oder durch Vereiterung von ihrem normalen Typus abweichen, beschränkt sich auf die Hornhaut, oder verbreitet sich über den ganzen Augapfel, da von den bei den übrigen Theilen des Auges vorkommenden Abweichungen durch Mangel der Ernährung oder Vereiterung, an andern Stellen gesprochen worden ist, oder abgehandelt werden wird. Unter Phthisis der Hornhaut versteht man den undurchsichtigen, mit Narben bedeckten und abgeflachten Zustand derselben, der in Folge der Entzündung und Vereiterung der Hornhaut erscheint, mehrentheils durch tiefgreifende Geschwüre, durch Fisteln und Abscesse derselben verursacht ist. Bei Phthisis des Augapfels ist durch einen vorausgegangenen Entzündungs- und Eiterungsprocefs der ganze Augapfel zerstört, in einen in die Augenhöhle zurückgezogenen mit Stricturen versehenen Klumpen umgewandelt, an welchem die individuelle Bildung der einzelnen Theile nicht mehr wahrzunehmen ist. Die intensiv und extensiv heftigen Entzündungen können diese Zustände durch Erweckung eines allgemeinen Eiterungsprocesses hervorrufen,

S. 408.

Bei der Atrophie der Hornhaut, Rhytidosis, erscheint dieselbe trocken, schmutzig, undurchsichtig, abgeflacht und verkleinert, Sie wird vorzüglich

durch einen lange anhaltenden, durch Wunden oder Geschwüre veranlassten Ausfluss der wässerichten Feuchtigkeit, und durch Abnahme der Ernährung bedingt 1). Von dieser muss die Runzelung der Hornhaut unterschieden werden, welche durch den Ausflufs der wässerichten Feuchtigkeit entsteht, sich

aber verliert, sobald die Wunde, wodurch jene Feuchtigkeit ausgeflossen, geheilt, und die wässerichte Feuchtigkeit ersetzt ist 2). Bei der Atrophie des Augapfels ist der Ernährungsprocefs vermindert, die Resorptionsthätigkeit aber gesteigert. Die Glasfeuchtigkeit, die wässerichte Feuchtigkeit werden allmählig resorbirt, und die einzelnen Gebilde ziehen sich in dem Grade zusammen, als die Quantität der Feuchtigkeiten des Auges sich vermindert. Das Sehvermögen wird vollkommen vernichtet, die Iris verändert ihre Farbe, die Pupille schliefst sich, alle Theile zeigen noch deutliche Spuren ihrer ehemaligen Structur. Der Bulbus zieht sich immer mehr in die Augengrube zurück, und zeigt sich endlich als einen mit Stricturen versehenen Klumpen, welcher sich nicht mehr verkleinert, sondern in diesem Zustande verharrt. Die Atrophie scheint mit krankhaften Veränderungen des Glaskörpers gewöhnlich verbunden zu seyn, und wird daher durch jene Ursachen, welche Krankheiten des Glaskörpers bedingen, vorzüglich durch die arthritische Ophthalmie, gesetzt. Traumatische Ursachen können zur Entstehung derselben Anlafs geben. Alle diese Zustände sind unheilbar. Die Atrophie scheint durch zweckmässige Behandlung der Gicht zuweilen im Fortschreiten gehemmt zu werden. Ist die Atrophie ausgebildet, so mufs die Kunst ihre Hülfe auf das Einlegen eines künstlichen Auges beschränken, um die bestehende Entstellung zu decken. Diese Art der Prothesis ist eine der ältesten Erfindungėn.

1) SCHÖN, im a. W. p. 103.

BEER, im a. W. 2. B. S. 269.

Rhytidosis, Runzeln, Schwinden der äussern Häute des Augapfels, der Hornhaut, von quvidow, runzeln.

§. 409.

Künstliche Augen.

Die Griechen hatten Ecblephara, nämlich künstliche Augen aus Stahlplatten, die mit einer fein

bemalfen Haut überzogen wurden, geformt; sie wurden in jenen Fällen angewandt, in welchen keine Augenlieder, und kein hinlänglicher Stumpf des Augapfels vorhanden waren. Die Hypoblephara wurden unter die Augenlieder geschoben, und hatten die Form der jetzt gebräuchlichen künstlichen Augen. Die künstlichen Augen, die man jetzt gebraucht, haben die Form convexer Tellerchen, weiche den vordern Theil des Augapfels vorstellen. Man verfertiget sie entweder aus Glas, oder aus dünnen Goldblättchen, welche emaillirt werden. MAUCHARD und BELL ziehen die gläsernen vor, weil sie wohlfeiler sind, weniger reiben und beschweren. RICHTER und BEER geben den goldenen den Vorzug, da sie täuschender, schöner, weniger zerbrechlich sind, und sich, wenn sie nicht ganz passen, abschleifen oder abfeilen lassen. In neueren Zeiten verfertiget man. die künstlichen Augen aus Fayance, Glas und Emaille; die letzten sind die besten. Das künstliche Auge verliert mit der Zeit Glanz und Politur; es mufs dann mit einem andern vertauscht werden, indem dadurch das gute Ansehen des Auges verliert, die Augenlieder aber durch den Reiz der rauhen Stellen gerieben und entzündet werden. Der Nutzen des künstlichen Auges besteht in der Entfernung der widrigen Entstellung und in der Ausdehnung der Augenlieder, in dem Drucke, welchen dieselben auf die Conjunctiva palpebralis ausüben, wodurch diese vor Auflockerung geschützt wird,

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§. 410.

Auf der convexen äussern Fläche des künstlichen Auges wird die Hornhaut, die Pupille, die Iris aufs ähnlichste mit dem noch gesunden Auge, jedoch so gemalt, dafs der Durchmesser der Pupille nicht mehr beträgt, als er bei mäfsiger Beleuchtung zu betragen pflegt. Nicht nur in Hinsicht der Farbe, sondern auch der Gröfse und Convexität mufs das künstliche Auge mit dem gesunden übereinstimmen.

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