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der Exstirpation untersagen, so wurde durch Anwendung einer besondern Heilmethode die Beseitigung oder wenigstens der Stillstand des Uebels zu bewirken versucht. LOCHER BALBER 1) hält mit WALTHER dafür, dafs die Hungercur Nutzen gewähren könne; er führt einen Fall an, wo durch partielles Abtragen der Geschwulst und durch die Anwendung der Hungercur Verbesserung des Zustandes verschafft wurde. WELLER und nach diesem DÖBEREINER 2) empfehlen die antiscrophulöse Behandlung, starke Erregung des Darmkanals, Ableitungen auf die Oberfläche, endlich ein roborirendes Verfahren.. Die palliative Behandlung richtet sich nach den bestehenden Symptomen. MAUNOIR 3) lobt vorzüglich die Narcotica und bemerkt, dafs ihm einige Male vier Grane Belladonnaextract Abends genommen, mehr geleistet hätten, als das Opium.

1) Lit. Annalen der ges. Heilk. von HECKER. 1827. p. 229. 2) De fung. hæm. et med. Jenæ. P. 21.

3) A. a. O. P. 20.

§. 389.

Wenn die carcinomatöse Entartung die Umgebungen des Augapfels befafst, so wird die Entfernung der entarteten Masse nebst dem in derselben liegenden Augapfel Statt finden müssen. Vermuthet man das Angegriffenseyn der Knochen, so mufs die Operation unterlassen werden. Läfst sich die Geschwulst auf allen Puncten entfernen, so kann Hei⚫lung der Operation folgen; setzt sie sich bis zur Spitze der Orbita fort, ist die totale Entfernung mit dem Messer unmöglich, dann möchte es wohl passender seyn, von jedem thätigern Verfahren abzustehen, als mittelst des Glüheisens die zurückgebliebenen, dem Messer unerreichbaren Theile der Geschwulst zu zerstören, da die eindringliche Anwendung des Glüheisens in der Tiefe der Orbita äusserst gefährlich und gewöhnlich tödlich ist. BICHAT) schlägt

vor, die Augengrube mit einem der Gestalt der Augengrube entsprechenden Werkzeuge auszukratzen, wenn das Uebel ausgebreitet ist, um auf diese Weise sich zu versichern, dafs nichts entartetes zurückgeblieben, ein Vorschlag, dessen Ausführung nicht zu empfehlen ist. Bei scirrhösem Zustande der Thränendrüse, sind die Verhältnisse zuweilen von der Art, dafs diese ohne Verlust des Auges entfernt zu werden vermag. TooD 2) führt mehrere Fälle an, in welchen die scirrhös entartete Thränendrüse ihren Umfang beträchtlich vergröfsernd aus der Orbita hervortrat, den Augapfel nach abwärts dislocirte, und mit gutem Erfolge isolirt ausgerottet wurde. In einem von Toon behandelten Falle folgte der Operation eine bedeutende Blutung, welche durch Compression gestillt wurde. Der dislocirte Augapfel trat in seine normale Lage zurück.

1) Oeuv. chirurg. de DESAULT par BICHAT. T. 2. p. 118. 2) Mélanges de chirurg. étrangère. 1. V. p. 403.

Literatur.

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Pörsch, Diss. de oculi extirpatione. Jenæ, 1827.

Jacob, T. Ph., de Bulbi oculi exstirpatione. D. i. Berolini, 1829.

Zweiter Abschnitt.

Atrophien.
§. 390.

Wenn eine Krankheit des Auges durch Abnahme der organischen Masse, und verminderten Umfang des ergriffenen Theiles sich ausspricht, so bildet sie Phthisis oder Atrophie, je nachdem die Verkleinerung des Umfangs durch einen ulcerativen Procefs im Wege der Eiterung, oder ohne Eiterung durch Störung der Ernährung gesetzt ist. Zuweilen gehen einzelne Theile gröfstentheils oder gänzlich verloren. In dieser Krankheitsfamilie werden aufgeführt:

1) Madarosis,

2) Entropium, Trichiasis und Distichiasis,
3) Phthisis Cornea und Oculi, und Atrophia

bulbi.

S. 391.

1) Madarosis.

Durch Entzündung und Ulceration der Augenliedränder kann Verbildung derselben mit theilweisem oder gänzlichem Verluste der Cilien entstehen. Gewöhnlich zeigen sich an den Augenliedrändern kleine Narben, in Form röthlichter Flecken, welche der Kante des Augenliedes ein ausgefranztes zerrissenes Ansehen geben. In andern Fällen ist der Augenliedrand callös, schwielicht mit gleichzeitig bestehendem Verluste der Cilien. Nicht nur die Augenliedhaare,. sondern auch die Haare der Augenbraunen gehen zuweilen verloren. Die gebildete Kahlheit ist bleibend oder vorübergehend.

§. 392.

Am häufigsten beobachtet man diese Verbildung im Gefolge der variolösen Entzündung, und gewöhnlich auf eine unheilbare Weise gesetzt, da durch die vorausgegangene Ulceration die Haarzwiebeln zer

Das

stört wurden, ein Substanzverlust am Augenliedrande bewirkt wurde. Die zurückbleibenden Narben werden bei jedem Temperaturwechsel röther und sichtbarer. Durch die impetiginöse Entzündung der Augenlieder wird zuweilen eine ähnliche Verbildung bewirkt. Die Syphilis, indem sie fressende Geschwüre auf dem behaarten Theile des Kopfes, in den Augenbraunen hervorruft, giebt Anlass zur unheilbaren Kahlheit der Augenbraunengegend, kann selbst die Cilien zerstören, und die Augenliedränder verbilden. Scrophelübel bedingt oft impetiginöse Geschwüre der Augenlieder, die Geschwüre können Verbildung der Ränder, und Verlust der Cilien bedingen. Oft verhärten sich die Augenliedränder bei scrophulöser Ophthalmie, während die Cilien ausfallen. Bei vermehrter Schleimabsonderung kleben die Augenliedhaare zusammen, beim unvorsichtigen Oeffnen der Augenliedspalten werden sie ausgerissen etc. Die Phthiriasis der Augenbraunen und Augenlieder verdient hier Berücksichtigung, da sie oft Madarosis zur Folge hat, und mit Ulceration des Augenliedrandes oder der Augenbraunen verknüpft ist. Eine ganz besondere Art der Filzläuse scheint sich in diesen Theilen einzunisten. Sie stecken in kleinen ulcerirten Stellen und bedecken diese so, dafs der nicht aufmerksame Beobachter dieselben für Schleimkrusten halten könnte. Unreinliche, cachektische Individuen leiden vorzugsweise an diesem seltenen Uebel 1). 1) SAUVAGES, Nosologia method. T. 2. p. 603. PLENK, im a. W. S. 14.

§. 393.

Die Augenbraunen und Cilien dienen dem Auge zum Schutze gegen das grelle Licht, indem sie dasselbe beschatten; die Augenbraunen leiten den von der Stirne abfliefsenden Schweifs und andere Feuchtigkeiten vom Auge ab. Je irritabler das Auge ist, desto buschiger sind die Haare der Augenlieder und der Augenbraunen; je irritabler, je mehr aus der Augengrube hervorragend das Auge ist, desto empfind

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