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S. 378.

Mit dem von der Conjunctiva ausgehenden Fungus medullaris könnte beim Beginnen des Uebels verwechselt werden eine Wucherung der Conjunctiva, welche nach blennorrhoischer Entzündungen, bei Individuen mit schlaffer Faser und phlegmatischem Habitus beobachtet wird. Die Conjunctiva der Sclerotica artet in weiche, blassrothe, unförmliche Wülste aus; die Bindehaut der Augenlieder participirt an dieser Entartung beim hohen Grade des Uebels. Die schwammichten Aftergebilde rückten zwischen der Augenliedspalte vorwärts, verdrängen die Augenlieder, wenn das Uebei auf einer hohen Stufe steht, erlangen die Gröfse einer Mannsfaust und darüber. Die Hornhaut ist nun verborgen durch die wuchernde, an allen Puncten sich zusammendrängende Adnata, wobei das Bindehautblättchen im zweckmässigen Zustande verharrt, oder in dieselbe krankhafte Entartung gezogen wird. BEER') behauptet, jedoch mit den Erfahrungen anderer guter Beobachter im Widerspruche stehend, dafs das Bindehautblättchen der Hornhaut niemals an der schwammichten Entartung Antheil nehme. Die wuchernde Masse blutet leicht, der Augapfel kann, wenn die Ursache des abnormen Bildungslebens fortwirkt, vollkommen entarten. Dieser Zustand wird Sarcosis bulbi genannt. Die Prognose in Hinsicht der Herstellung des Sehevermögens ist, weil man den Zustand der Hornhaut vor der Operation nicht zu beurtheilen vermag, ganz unsicher. Gewöhnlich aber werden Geschwülste dieser Art, wenn sie keinen bedeutenden Umfang haben, mit dem besten Erfolge und gänzlicher Herstellung des Sehvermögens entfernt. Die Prognose ist noch der Schwierigkeit wegen, womit die gutartige oder bösartige Natur des Uebels unterschieden werden kann, unsicher. Das schnelle Wachsen, der schmerzhafte Zustand der Geschwulst, die Auftreibung des Augapfels, das schnelle Wiederwachsen der fungösen BECK, Augenheilkunde. 24

Masse, wenn Theile des Fungus abgestorben sind oder zerstört wurden, würden für das Bestehen eines malignen Fungus sprechen. Beim Entstehen des Uebels dient der Höllenstein, gleichzeitig mit Ausschneidung der gröfseren Wülste, zur Entfernung desselben, bei völliger Ausbildung der Geschwulst mufs die Abtragung der Bindehaut in ihrem ganzen Umfange mit der gehörigen Vorsicht, die unterliegenden Membrane nicht zu verletzen, verübt werden. Um das Wiederentstehen von Geschwülsten dieser Art zu verhüten, müssen Abführmittel, strenge Diät, Ableitungen durch Bewirkung eiternder Flächen, besonders wird das Haarseil empfohlen 2), und ein der Krankheitsursache entsprechendes Verfahren angewandt werden.

1) Im a. W. 2. B. S. 224,

2) Mémoires de l'Academie de Chirurgie. T. V. pag. 181.

§. 379.

f) Weicher Krebs, dessen Ursprung hinter dem Bulbus Statt hat..:

Ich habe einen Fall beobachtet, wo der Fungus medullaris bulbi Statt hatte und gleichzeitig in der Augenhöhle ein Markschwamm sich vorfand, welcher. den Augapfel dislocirte, wo alsdann der gleiche nur mehr rasche Verlauf Statt fand, wie beim Markschwamme des Auges. Ein Fall kam mir vor, wo der Bulbus unverletzt blieb, wo die Krankheit in der Orbita ihren primären Sitz und ihre Ausbreitung hatte. Das Uebel fand sich bei einem in den climakterischen Jahren, befindlichen Weibe welches

von venöser atrabilarischer Constitution war. Ein Stofs auf die Augengegend hatte eingewirkt. Einige Zeit nachher stellte sich ein Schmerz in der Orbita ein, welcher nicht heftig war, etwas aussetzendes zeigte. Nach einiger Zeit trat der Augapfel hervor, es entstand Doppeltsehen. Die Schmerzen wurden

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heftiger, sie verbreiteten sich über den ganzen Kopf, zogen bis in die Zähne. Das Auge war weder entzündet noch erblindet. Die Iris zeigte Beweglichkeit. Nun fieng die Conjunctiva sich zu röthen an, sie trieb sich auf. Das Sehvermögen bestand fort. Der Augapfel wurde mehr hervorgetrieben. Im Umfange der Augengrube bildete sich Anschwellung, welche Fluctuation zeigte. Die Geschwulst öffnete sich, und ein kleiner Fleischwall trat aus der Oeffnung hervor. Aus der Oeffnung flofs fortdauernd eine jauchige Flüssigkeit, ohne dafs die Anschwellung sich veränderte oder der Augapfel zurücktrat. Augapfel konnte auch nicht zurück gedrückt werden, er war unbeweglich und das obere Augenlied war bedeutend vergröfsert, bedeckte zum Theil den Augapfel, der nur ganz entblöst wurde, wenn der Augendeckel in die Höhe gezogen wurde. Der Appetit der Kranken war ungestört. Es traten convulsivische und apoplektische Zufälle und der Tod der Kranken ein. Bei der Section fand sich der Augapfel gesund, Häute und Feuchtigkeiten desselben unverändert, ebenso die Conjunctiva bulbi und palpebræ. Hinter dem Augapfel zeigt sich der Inhalt der Augengrube, ohne dafs die normale Structur der Theile, welche im normalen Zustande sich hier vorfinden, wahrgenommen werden kann, aus einer weissen, zähen, ziemlich festen Masse bestehend, welche wenig organisirt ist, an einzelnen Stellen eine käseartige Beschaffenheit hat. Die Länge der Masse beträgt 11⁄2 Zoll, die Breite 1 Zoll. Sie ist kegelförmig, der breitere Theil ist mit der hinteren Fläche des Bulbus an der Sclerotica fest angewachsen. Die Spitze des Kegels endiget am Sehloch. Die Gewulst umfafst den Sehnerven, welcher in seinem ganzen Verlaufe, unverändert ist und auch in seinem Baue unverletzt in den Bulbus eintritt. Eine fungöse Masse füllt die hinteren und vorderen Zellen des os ethmoideum auf der Seite, welche die vorzüglich leidende ist und auf der

rechten Seite aus. Die Ala minor ossis sphenoidei ist zum Theil zerstört. Die übrigen Knochen sind nicht angegriffen, die Augengrube ist nicht erweitert. Ein Abscess haftet in dem vordern linken Hirnlappen. Der Abscess ist begrenzt, steht durch eine schmale Oeffnung mit der Augenhöhle in Verbindung, die Communication fand Statt durch die obere Augenhöhlenspalte, wo die Dura mater durchbrochen war.

§. 380.

Ein Fall, welchen PETIT ) erzählt, wo der Augapfel hervorgetrieben und das Uebel vom Siebbein ausgegangen war, hat Aehnlichkeit mit dem erzählten. Ein anderer Fall, wo das Uebel von den Knochen ausgegangen war, wird von PETIT 2) erzählt. Bei dem von mir erzählten Falle war das Uebel ursprünglich in der Augenhöhle und die secundäre Verbreitung des Uebels bestand in einer fungösen Verbildung, welche die Siebzellen ausfüllte, wo hingegen bei den von PETIT erzählten Fällen das Uebel primär von den Knochen ausgegangen war. Aehnlich ist auch der von RITTERICH 3) erzählte Fall, wo der Auswuchs bei einem sechsjährigen Mädchen auf der obern Wand beider Augenhöhlen safs und mit ähnlichen an der harten Hirnhaut in Verbindung stand. Hierher gehört der interessante von WEDEMEYER) mitgetheilte Fall. Das Uebel hatte seinen Ursprung hinter dem Bulbus genommen; erst in der Folge wurden die Knochen angegriffen. Auch der von SCHNEIDER 5) angeführte Fall gehört hierher. Nicht nur die von der Knochenhaut und dem Schädel auslaufenden Schwämme, sondern auch ähnliche Schwämme, welche in den benachbarten Höhlen ihren ursprünglichen Sitz haben oder von der harten Hirnhaut ausgehen, können den Exophthalmus mit den örtlichen und allgemeinen Zufällen, welche man. mit der Benennung Malignität belegt, veranlassen 6). 1) Traité des maladies des os. Paris, 1723. p. 372.

2) A. a. O. P. 387.

3) CERUTTI, path. anat. Museum. Heft 4.

4) RUST's Magazin. 19 B. p. 209.

5) A. a. O p. 15. 、

6) Vergl. das treffliche Werk von CHELIUS: zur Lehre von den schwammigen Auswüchsen der harten Hirnhaut und der Schädelknochen. Heidelberg, 1831.

S. 381.
Therapie.

man

Bei der Behandlung des Krebses besteht die Aufgabe in Entfernung oder Zerstörung der Theile, welche in der specifischen Degeneration befangen sind, und in Beseitigung eines allgemeinen Krankheitszustandes, durch dessen Anwesenheit die Neigung zur Entwickelung der abnormen Bildungsprocesse fortbesteht. Man bekämpfe die allgemeine Cacochymie, wenn eine solche vorhanden, durch die geeigneten Mittel, man vermehre die Egestion, wenn Krankheitsreize in dem Organismus haften, sorge dafür, dafs leicht verdauliche Nahrungsmittel gereicht, das Dauungs- und Assimilationsvermögen gehoben werden, die Blutbereitung gehörig geschehe. Wenn die specifische carcinomatöse Dyscrasie vorhanden ist, dann ist eine Beseitigung des Uebels unmöglich, weder die Exstirpation noch die Zerstörung des krankhaft Entarteten würde von Nutzen seyn; die Reinigung des krebshaft entarteten Theils, die Beschränkung des Jauche erzeugenden Processes und der Schwammbildung sind die Aufgaben, welche in Bezug der örtlichen Entartung zu erfüllen sind, während auf das Allgemeinbefinden durch stärkende Mittel eingewirkt wird, die Schmerzen durch narcotische Mittel vermindert werden. Wenn der Hoffnung einer Beseitigung des Uebels Raum gegeben werden kann, so wird mittelst des Messers das krankhaft entartete Gebilde entfernt, oder mit dem Cosmischen Pulver oder dem HELLMUND'schen Mittel zerstört und eine geregelte Production in den umliegenden Theilen angeregt. Mittel, welche Linderung der Zufälle er

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