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durch verminderte Empfindlichkeit der Retina gesetzt wird, so dafs eine mässige Beleuchtung nicht hinreicht, die Gegenstände sichtbar zu machen, sondern ein starker Eindruck auf die Retina nothwendig ist. In diesem Falle sieht der Kranke Nachts bei künstlicher Beleuchtung. Oft ist diese Art die erste Stufe der Amaurose. Die Pupille befindet sich gewöhnlich im Zustande der Erweiterung, und der Kranke hat nicht selten Sinnestäuschungen.

1) DEMOURS, a. W. 1. B. S. 423.

S. 260..

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Dem Entstehen der Hemeralopie gehen gewöhnlich Schwere und Betäubung des Kopfes, und ziehende Schmerzen in den Gliedern voraus, der Kopfschmerz kehrt gewöhnlich bei einbrechender Dämmerung mit der Erblindung zurück, nachdem er den Patienten den ganzen Tag hindurch frei gelassen hatte, was mich anzunehmen bestimmt, dafs die Ursache weniger in der Retina, als in den übrigen Theilen des Sehnervengebildes zu suchen ist. Die Dauer der Hemeralopie verhält sich verschieden, gewöhnlich hält sie mehrere Monate an; den Bemühungen der Kunst weicht sie früher. Sich selbst überlassen, verschwindet sie allmählig, und nur in wenigen Fällen hat man den Uebergang in Amaurose beobachtet.. Auffallend ist, dafs sie leicht von einem Jahre zum andern sich wieder einstellt, was ihr mit andern periodischen Krankheiten gemein ist. BURDEN beobachtete die Nachtblindheit bei einem amerikanischen Regiment sehr verbreitet, welches in Ostflorida stand. Bei Tag war die Sehkraft unverändert, aber beim Anbruch der Nacht erschien ein dünner Nebel vor den Augen der Kranken, der allmählig stärker wurde, bis der Kranke gar nicht mehr sehen konnte. Er war dann weder im Stande ein brennendes Licht, noch die hellen Wachtfeuer wahrzunehmen. Gegen Morgen kam das Gesicht allmählig wieder und während des

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Tages konnten die Kranken kleine Gegenstände erkennen 1).

1) Magazin der ausl. Literatur der gesammten Heilkunde von GERSON und JULIUS. Sept. und Oct. 1827. p. 318.

§. 261.

Man hat die Hemeralopie epidemisch herrschend beobachtet; endemisch ist sie in China, Brasilien, auf den Molukkischen Inseln, in einigen Gegenden von Frankreich. Schädlichkeiten, welche die Hautthätigkeit stören, veranlassen vorzüglich dieselbe, wefshalb die Marinesoldaten häufig von ihr befallen werden. Als Folge der Unterdrückung der Hautthätigkeit erzeugen sich gastrische Zufälle, welche zur Hervorbringung des Uebels thätig einwirken.

§. 262.

Die Brechmittel und die Eckelcur in Verbindung mit flüchtigen Reizen, welche auf das Auge und die Augengegend gewöhnlich in Dunstgestalt angewendet werden, haben sich vorzüglich wirksam gezeigt. Zeigen sich Symptome von Vollblütigkeit und vermehrtem Zuströmen des Blutes gegen den Kopf, dann mufs der Anwendung dieser Mittel eine Venäsection vorhergehen. Den Schlufs der Cur macht man mit dem innerlichen Gebrauche tonischer und reizender Mittel. Die Störung der Hautthätigkeit beim Entstehen des Uebels als wahrscheinliche Ursache desselben verlangt Rücksichtsnahme auf die Transpiration und Beförderung derselben, wenn durch die angegebene evacuirende und alterirende Methode die Haut nicht in voller Thätigkeit sich zeigt. Daher erklärt sich die günstige Wirkung der schweifstreibenden Mittel, des Guajak, der Sassaparill etc., der Vesicantien und endlich der Anwendung der Dämpfe von gekochten Ochsenlebern auf die Augengegend und den ganzen Kopf, eines Mittels, das nicht so sicher wirkt, wie man zu glauben beliebte, und das, wenn es günstig einwirkt, durch keine spezifische Kraft,

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sondern nur mittelst, des Wasserdampfes, und die dadurch verstärkte Transpiration des Kopfes den günstigen Erfolg herbeiführt. Nebst den angeführten Mitteln sind noch Dämpfe von Bernstein, Caffee, Storax und Masticatoria von Angelica- und Bertramswurzel mit Nutzen angewandt worden. BURDEN

behandelte das Uebel als ein örtliches, liefs das Genick mit warmem Weinessig waschen, und darauf ein handgrofses, auf Leder gestrichenes, und mit Brechweinstein bestreutes Stück Heftpflaster auflegen. Beim zweiten Auflegen eines solchen Pflasters war die Krankheit stets entfernt und das Gesicht hergestellt 1).

Dass ein der Hemeralopie ähnlicher Zustand durch Myosis herbeigeführt werde, wird von den berühmtesten Schriftstellern behauptet, indem sich dann dem Beleuchtungsgrade angemessen, die Pupille nicht zu erweitern vermag.

1) A. a. O.

Caecitas nocturna, caecitas crepuscularis, Visus diurnus, Nachtblindheit. Einige Schriftsteller gebrauchen diese Benennung für den Zustand, welchen die Mehrzahl mit dem Namen Nyctalopie belegt.

Hemeralopie, von quɛga, der Tag und v, das Auge. das Sch

vermögen.

Literatur.

Aetti, Sermo septimus. c, 48. item. c. 46. de Hemeralopia. Simpson, Andr., observations on hemeralopia. Glasgow, 1819.

Annesley, Jam., von der Hemeralopia. Siehe neue auserl.
Abh. Bd. XII. St. 1. S. 160 — 173. a. 1828.
Mercure de France, 1756. Fevrier, p. 168.

Pellier, recueil de mémoir. et obs. sur l'oeil, Obs. 136. 137. 138.

§. 263.

7) Nyctalopie.

Kranke, welche an diesem Gesichtsfehler leiden, sehen bei Tage, es sey an einem hellen oder dunkeln Ort, gar nicht, bei Nacht hingegen, es mag

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helle oder dunkel seyn, unfehlerhaft, oder aber sie sehen an einem hellen Orte undeutlich, es mag Tag oder Nacht seyn, an einem weniger hellen, etwas verdunkelten, deutlicher. Die erste dieser beiden Arten der Nyctalopie beruht auf einer periodischen Amaurose; mit dem Aufgange der Sonne vermindert sich das Sehvermögen, es verliert sich und stellt sich nach dem Untergange der Sonne wieder ein, so, dafs der Kranke die stärkste künstliche Beleuchtung, selbst ein starkes Feuer verträgt und die Gegenstände deutlich sieht. DEMOURS 1) zweifelt an dem Bestehen eines solchen Zustandes, der jedoch durch glaubwürdige Männer beobachtet wurde 2). Die zweite Art ist eine Amblyopie mit in hohem Grade gesteigerter Sensibilität; Kranke dieser Art können beim Sonnenlichte nicht sehen, man könnte diesen Zustand Heliophobie nennen, sind jedoch vermögend, bei mäfsiger künstlicher Beleuchtung, oder beim Mondlichte die Gegenstände warzunehmen. Die Stärke des Sonnenlichtes verhält sich zu jener des Kerzenlichtes, wie 11664 zu 1, und zu jener des Mondlichtes im Vollmonde, wie 374000 zu 1. Daher lässt sich erklären, warum bei gesteigerter Sensibilität der Retina die künstliche Beleuchtung vertragen wird, während das Sonnenlicht blendend einwirkt, In höherem Grade vertragen sie die künstliche Beleuchtung nicht, sehen aber an einem sehen aber an einem dunkeln Orte deutlich.

1) 1. a. W. B. 1. S. 432.

2) Ephem. nat. curios. D. III. ann. 5. 6. observ. 56.

§. 264.

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Bei beiden Arten der Nyctalopie werden beide Augen befallen; es ist damit Thränenträufeln, krampfhaftes Verschliefsen der Augenlieder und Eingenommenheit des Kopfes gewöhnlich verknüpft. Die zweite Art scheint durch einen entzündungsartigen oder erethischen Zustand der Retina bedingt, und Augenheilkunde.

BECK,

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gewöhnlich Folge einer specifischen Ursache zu seyn. Scrophulöse Individuen sind diesem Uebel vorzugsweise unterworfen. Die erste Art der Nyctalopie zeigt durch ihre periodische Beschaffenheit an, wie RICHTER 1) bemerkt, dafs sie von gastrischen Ursachen herrührt.

1) I. a. W. 3. B. S. 556.

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§. 265.

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Die Erfahrung hat gezeigt, dafs auflösende, brechenerregende, abführende Mittel, und der nachherige Gebrauch der China und. Valeriana gewöhnlich genügen, um dieses Leiden zu heben. Die zweite Art fordert ein besänftigendes, ableitendes, entzündungswidriges Verfahren. Blutentziehungen, örtlich und allgemein, sind angezeigt bei starken Congestionen gegen den Kopf und die Augen, besonders wenn das Uebel in Folge eines unterdrückten gewohnten Blutflusses entstanden ist, wobei man auf Herstellung desselben bedacht seyn mufs. Der Spiefsglanzwein mit thebaischer Tinctur wird zum innerlichen Gebrauch empfohlen. In der Nähe des Auges mache man Einreibungen von Belladonnaextract, man mache narcotische Umschläge auf das Auge, verordne ein besänftigendes Augenwasser, wenn Erethismus zu Grunde liegt, und gehe vorsichtig zu einem gelind erregenden Verfahren über. Man beseitige die Krankheitsursache. Das Auge werde geschont und stufenweise an einen stärkern Grad der Beleuchtung gewöhnt. Den Gebrauch grüner Brillen und eines Haarseils, das im Nacken gesetzt wird, empfiehlt vor allen übrigen Mitteln DELPECH 1).

1) Précis élémentaire des maladies chirurgicales. T. III. p. 228.

§. 266.

Die Tagblindheit ist zuweilen Symptom eines andern Uebels, und mufs dann durch gehörige Behandlung des letzten geheilt werden. Die Mydriasis

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