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welche man den Mitteln zu geben pflegt, um dieselben zweckmässig auf dem Auge anzuwenden, zu kennen. Durch die Form, welche das Mittel erhält, wird der Eindruck und die stattfindende Reaction mehr oder weniger modificirt. Die Salbenform wird sehr häufig angewendet, und nicht mit Unrecht. Man kann in dieser Form die Mittel concentrirt, und in einem animalisch homogenen, das Auge schon befreundet ansprechenden Vehikel eingehüllt anwenden. Die Substanzen, welche sich nicht verdunsten, auch nicht in eine wäfsrichte oder geistige Auflösung bringen lassen, werden vorzugsweise in dieser Form angewendet. Man nimmt gewöhnlich als formgebende Substanzen die Butter oder das Schweineschmalz. Beide haben den Nachtheil, dafs sie, besonders im Sommer, leicht ihren Zusammenhang verlieren, und defshalb leicht schwere Substanzen niedersinken lassen, so dafs der obere Theil zu schwach, der untere zu stark wird. HIMLY) giebt den Rath, um diesen Nachtheil zu vermeiden, den Salben eine festere Consistenz zu geben, dadurch, dafs man weisses Wachs mit Mandelöl mischt, in dem Verhältnifs, dass man einen Theil des erstern, und zwei Theile des letztern hiezu nimmt. Die Cacaobutter, da sie so lange in unverdorbenem Zustande sich erhält, verdient unter allen Vehikeln den Vorzug; da sie für sich zu hart ist, so mufs etwa die Hälfte Mandelöl beigemischt werden. Eine solche Salbe bleibt viele Monate hindurch in unverdorbenem Zustande. Wendet man

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fette Oele an, z. B: das Ol. Hyosc. so müssen diese eine festere Consistenz durch einen Zusatz von Wachs oder Cacaobutter erhalten. Das Weilse und Gelbe des Eies wird bisweilen zum Verfertigen der Salben gebraucht, allein diese Excipientia, da sie an den Augenwimpern verhärten, sind nicht zweckmässig. Der Honig ist für einzelne Fälle geeignet, als Vehikel zu dienen, jedoch ist er nicht indifferent, und daher auch nicht allgemein anzuwenden.

1) Ophthalmologische Bibliothek. 3. Bd. 2. St. S. 79.

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Nicht alle Fälle gestatten die Anwendung der Arzneistoffe in dieser Form. Im atonischen, varikösen Zustande der Gebilde wirkt das Fett erschlaffend und nachtheilig, wenn es auch Mittel, welche die Thätigkeit steigern, in seiner Verbindung trüge. Beim Pannus wirken die angezeigten Mittel in Salbenform gewöhnlich nachtheilig. Bei vielen Individuen findet eine Idiosynkrasie gegen fette Arzneisubstanzen Statt, welche die Anwendung derselben untersagt. Will man die Salbenform anwenden, so untersuche man, ob die Bereitung sorgfältig geschehen, ob die Ingredienzien gehörig vertheilt und vermischt, ob ein reines nicht ranziges Fett zur Bereitung verwendet wurde. Die Salbe wird an einem kühlen Orte verwahrt, und darf, sobald sie ranzig. ist, nicht mehr gebraucht werden. Man bedient sich zur Anwendung derselben eines Miniaturpinsels, auf welchen man ein linsengrofses Stückchen aufnimmt, dieses wird über die Ränder der Augenlieder hingestrichen, doch zuvor, besonders bei fester Consistenz der Salbe, etwas erwärmt und erweicht, was durch mehrmaliges Anhauchen geschehen kann. Die sich beimischenden Feuchtigkeiten befreunden dann den einwirkenden Stoff mit der schleimhäutigen Fläche des Augapfels. Will man stärker und mehr auf den Augapfel als auf die Augenlieder einwirken, so werden die Augenlieder von einander abgezogen, die Salbe wird mittelst eines Pinsels auf den Augapfel aufgestrichen und durch Reiben auf dem obern Augenliede mit dem Finger, sucht man die Vertheilung der Salbe auf den Augapfel zu befördern.

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Wenn man Salben in die Nähe des Auges einreiben läfst, so vergesse man nicht, dafs die mechanische Wirkung des Reibens einen bedeutenden Entzündungsreiz erhöhen könnte, wenn auch die angewandten Mittel dynamisch herabstimmend wären.

§. 18.

Die Mittel in Pulvergestalt auf das Auge angebracht, sind, wenn sie auch an und für sich unter die herabstimmenden Mittel gehören, immer stark reizend, wegen der Form, in welcher sie angewendet werden. Ihr erster Eindruck ist rein mechanisch, dadurch werden die secernirenden Gebilde zu erhöhter Thätigkeit bestimmt; es erfolgt Auflösung und Assimilirung und vermittelst dieses animalisch-chemischen Processes Veränderung in den animalisch-chemischen Verhältnissen der Theile, oder die Mittel werden als unauflöslich durch die vermehrten Secretionen ausgestofsen. Immer müssen solche Mittel, welche mittelst einer Papierdute in das Auge geblasen, oder besser mittelst des befeuchteten Pinsels eingestrichen werden, auf das feinste gepulvert seyn. Beim Pannus wird der Bimstein, die Sepie, Bolus, Glas etc. in Pulverform angewandt und diese Mittel scheinen nur mechanisch zu wirken.

§. 19.

Die Pflaster wendet man an, um physische Mifsverhältnisse zu beseitigen. In diesem Falle, und in der Absicht, um andere Verbandstücke zu befestigen, angewendet, wähle man reizlose Massen. Das englische Taffetpflaster ist bei Verletzungen der Augengegend gewöhnlich dem Empl. adh. oder Diachyl. vorzuziehen. Will man auf das Kräfteverhältnifs und die Mischung der Augenlieder einwirken, so werden nach der Stimmung der Theile die Pflastermassen angewandt. Um Abscesse zur Maturation zu führen gebraucht man meistentheils das Empl. Diachyl. c. gy. mit Empl. de Cicut. Die dienlichen Pflaster werden, wenn man auf das Auge selbst durch diese wirken will, in Form einer Viertelsmaske mit freien Augenliedern aufgelegt. Die Erweiterung der Pupille bei Anwendung des Hyosciamuspflasters auf diese Weise zeigt, dass auch in dieser Hinsicht von den Pflastern Wirkung zu erwarten ist. Manche Haut zeigt eine grofse Neigung,

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unter jedem Pflaster sich frieselartig zu entzünden. Hier ist der Gebrauch derselben zu meiden.

§. 20.

Die Kräuterkissen erhalten das Auge in einer gleichmässigen Luftumgebung und Temperatur, schützen dasselbe vor den Einwirkungen des Lichtes. Sie wirken zertheilend durch die Flüchtigkeit und Reizkraft der in denselben enthaltenen Ingredienzien und durch den Absatz des Wärmestoffes. Zur Verfertigung derselben nehme man reine Leinwand, welche schon gebraucht wurde; und nähe die Ingredienzien matrazenförmig ein. Man hüte sich, sie zu schwer zu machen, indem sie sonst drücken und mechanisch schädlich wirken würden; man vermeide das Beschmutzen derselben beim Erwärmen mit Ofenrufs, durch scharfe Thränen, Schleim u. s. w., indem sie sonst chemisch schädlich wirken würden. Die Säckchen werden mittelst einer um den Kopf geführten Binde befestigt. Hollunderblüthe, Kleien, Mehl, Chamillen sind die gewöhnlichen Ingredienzien. Stärker zertheilende Säckchen werden mit Rosmarin, Quendel, Chamillen, Salbei, mit den sogenanten Resolventibus gefüllt. Zweckmässig werden sie in den meisten Fällen durch erwärmte Compressen, die dem Dunste flüchtiger Stoffe ausgesetzt waren, oder damit bestrichen wurden, ersetzt. HIMLY empfiehlt in vielen Fällen das Bedecken der Augengegend mit Wachsleinwand.

S. 21.

Die Breiumschläge wirken den physischen Zusammenhang der 'Theile vermindernd, defshalb schmerzstillend. Die Anwendung derselben erfordert, dafs sie der Temperatur des Auges gemäss erwärmt sind, dafs sie auf dem Auge nicht erkalten, dafs bei Beimischung der Ingredienzien diese nicht verletzen, indem in zu kleinen Stückchen sie durch die Leinwand durchdringen in grössern aber das Auge

BECK, Augenheilkunde.

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mechanisch verletzen können. Man kann auch die Ingredienzien zwischen zwei Leinwandlagen einnähen, dieselben dann in warmem Wasser infundiren, und hernach ausgeprefst auflegen. Die Breiumschläge werden gewöhnlich aus Semmel, Mehl, Leinkuchen, erweichenden Kräutern, mit Milch oder Wasser gekocht, bereitet. Zuweilen wird denselben Safran, Schierlings-, Bilsenkraut etc. beigemengt.

S. 22.

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Eine der beliebtesten Formen ist die der Augenwasser. Man muss ein schickliches Vehikel nach der zu behandelnden Krankheit wählen. Als Vehikel dient gewöhnlich ein destillirtes Wasser, z. B. Aq. Rosar. oder Aq. Plantag. etc., jedoch kann man auch nach dem vorliegenden Zustand ein reizendes Wasser als Auflösungsmittel nehmen. Am besten verfährt man bei Anwendung derselben so, dafs man sie vor dem Gebrauche der Temperatur 'des Auges gemäss erwärmt, ein feines Schwämmchen damit benezt und das Auge damit auswascht; das Auge wird dann mit erwärmten Compressen abgetrocknet. Andere tröpfeln das Augenwasser täglich einigemal in dasselbe, wobei der Patient auf dem Rücken liegt. Das Eintröpfeln geschieht mittelst der Finger oder eines Federkiels. Sehr zweckmässig bedient man sich bei Anwendung der Tropfgläschen. Vor der Anwendung untersuche man genau, ob die Mittel gehörig aufgelöst sind; man verordne nichts unauflösliches. Der Beisatz des Schleimnes geschieht in vielen Fällen, um den Abgang des Schleimes, z. B. bei heftigen Entzündungen der Conjunctiva, zu ersetzen, und um das Mittel mit der Schleimfläche des Auges mehr zu befreunden.

§. 23.

Die Umschläge, welche man bald kalt, bald warm auf die Augen anwendet, sind in vielen Fällen passend. Allein man bedenke, dafs in einzelnen Krankheitsfällen kalte Nässe schädlich wirkt. Oft auch

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