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30. September 1911.

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finden sollen, erhöht sich diese Belastung sogar auf 3,5 t/qm. Für den unteren Fußboden über den Kellern war hingegen, auch wegen der hier gelagerten schweren Arbeitsmaschinen, eine normale Nutzlast von 10 t/qm verlangt.

Die Seitenhalle ist nämlich in ihrer ganzen Länge unterkellert, und vor dem Keller sind durchlaufende 2,2 m breite Lichtgräben angeordnet, die mit Glasprismen zwischen eisernen Trägern abgedeckt sind. Diese großen Kellerräume dienen zum Aufstellen der außer Gebrauch befindlichen Spulen, Pressen und Werkzeugmaschinen, ferner als Lagerräume, Ankleideräume usw.

Der Kellerfußboden liegt 3,85 m unter dem Hallenfußboden und ist aus einer 15 cm starken Betonschicht hergestellt. Im übrigen sind die Fußböden mit 8 cm starkem Holzpflaster abgedeckt, das bei der Seitenhalle unmittelbar über der Eisenbetonkonstruktion der Decken verlegt ist. Bei der nicht unterkellerten Haupthalle ist die Holzpflasterung auf einer 25 cm starken Betonschicht gebettet.

Ein elektrischer Plattformaufzug von 4,70 3,0 qm Grundfläche am Giebel an der Huttenstraße verbindet den Keller mit den oberen Räumen und ermöglicht insbesondere den Transport der rd. 4,0 x 2,50 qm großen Spulenpressen zum oberen Ge

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Fig. 4.

Schnitt durch die Kellerdecke (Belastung 10 000 kg/qm).

4,61

Fig. 5.

Schnitt durch die Deckengewölbe der Galerie (normale Belastung 2000 kg/qm).

schoß der Seitenhalle. Der Aufzug hat 10 t Tragfähigkeit und 20 m/min Hubgeschwindigkeit.

Ferner war für die obere Seitenhalle der Einbau yon drei Balkons von 2 m freier Ausladung und 2 t/qm Nutzlast notwendig. Sie dienen als Austritt für die Treppenverbindung nach unten.

Außer diesen hinsichtlich der Belastungen ungewöhnlich hohen Anforderungen sollte schließlich noch der größte Wert auf die Erfüllung der weitgehenden Lichtbedürfnisse gelegt werden. Aus Fig. 1 und 2 ist zu ersehen, daß alle nicht unmittelbar zur Konstruktion erforderlichen Wandflächen aus Glas hergestellt sind und von den Dachflächen fast ein Drittel mit Oberlicht ausgestattet ist. Nur bei den Giebelwänden sind aus besondern Gründen die Glasflächen eingeschränkt. Die für die Seitenhalle und die Haupthalle

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den Zugang zu den Revisionswagen bieten, ausgerüstet, während die äußeren Dachflächen von der an der Huttenstraße gelegenen Giebelwand durch zu diesem Zweck eingebaute Leitern erreichbar sind. Die Kranbahnen sind durch an geeigneter Stelle eingebaute Leitern zugänglich. Die kleinen Laufbahnen seitlich von der Kranlaufschiene sind mit Riffelblech abgedeckt und durch Geländer umsäumt.

Die feuersichere Eindeckung des Daches besteht teils aus Pappe, teils aus Falzziegeln auf Stegdielen von 5 cm Stärke. Im übrigen sind die Wandfüllungen aus Eisenbeton gebildet, der an der Außenfläche werksteinmäßig bearbeitet ist.

Das Haupttragwerk der Halle besteht aus eisernen Bindern in einer gleichmäßigen Entfernung von 9,22 m. Diese Entfernung ist mit Rücksicht auf die Einmündung der vorhandenen Eisenbahngleise und auf die gesamte Raumeinteilung

Fig. 6.

Wand der Halle an der Berlichingenstraße von innen.

deutscher Ingenieure.

wie möglich zu lagern. So ist das System für die Binder der Haupthalle als Dreigelenkbogen mit Zugband entstanden. Einerseits liegen die Kämpfergelenke auf den Bindern der Seitenhalle, anderseits wegen der Raumausnutzung etwa 1,80 m über dem Fußboden. Hier liegen sie völlig sichtbar, und zwar an der höchsten Lage der steigenden Berlichingenstraße etwa 1,0 m über dem Bürgersteig. Aus künstlerischen Gründen ist das Haupthallen dach prismatisch in sechs Ebenen tonnenartig gewölbt. Die Kanten der Dachhaut liegen im Querschnitt auf einem Kreisbogen von 15 m Halbmesser, was in der Architektur der Giebel scharf zum Ausdruck gebracht ist. Der Mittelpunkt liegt etwa 10 m, der First also rd. 25 m über dem Fußboden. Dieser Formgebung schließt sich unter dem Dache die Bindergestalt mit ihren Obergurten eng an. Damit die Scheitelstärke des Gelenkes wegen kleiner ist als die Stärke an den Traufen, liegen die Eckpunkte der Untergurte

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festgelegt. Tragende Stützen durften zwischen diese Hauptstützen also nicht angeordnet werden. Für die Seitenhalle waren infolge der hier durchzuführenden Unterkellerung gröBere Fundamentmassen namentlich wegen der außergewöhnlich hohen Deckenlast von 10 t/qm und der Abstützung des Erdbodens und der Fußböden in der Haupthalle von vornherein gegeben. Es ist deshalb eine Einspannung der Eisenkonstruktion der Seitenhalle als vorteilhaft gewählt, da die hierfür nötigen großen Fundamentmassen einmal vorhanden waren. Um aber, wie später erörtert, die schwer belastete seitliche Konstruktion zu eingespannten steifen Rahmen ausbilden zu können, die von den Bindern der Haupthalle unabhängig sind, ist nach dieser Seite hin der Binderfuß der Haupthalle gelenkig über den Rahmen gelagert. Für die äußeren Stützen der Haupthalle waren dagegen keine größeren Fundamentmassen aus andern Gründen erforderlich. Die Aufgabe ging somit hier einfach dahin, für diese Seite die Binder ohne erhebliche Gründungskosten, d. h. durch Gelenke, so tief

auf einem Kreisbogen von kleinerem Halbmesser. Die Binder sind der seitlichen Steifigkeit und kräftigen Innenwirkung wegen doppelwandig ausgebildet. Der eckige Teil unter dem Dach ist als Fachwerk gegliedert, während die Binderstützen an der Berlichingenstraße vollwandig sind. Die runden Zugstangen liegen 18,70 m über Fußboden, gerade über dem Laufkranprofil. Sie sind kaum sichtbar; die geschlossene Wirkung des in gedrungener Stabgliederung geführten Fachwerkbogens wird hierdurch nicht beeinträchtigt. Der ästhetischen Anforderung der Kraftwirkung ist durch den spitzen Zusammenlauf der beiden Bogenhälften mit Endigung in einem sichtbaren Gelenkpunkt im Scheitel, besonders auch durch die vom Halleninnern aus ebenso günstig hervortretende wie für die Raumausnutzung vorteilhafte Zuspitzung der Binderstützen an der Berlichingenstraße Rechnung getragen. Dies zeigt Fig. 6 bis 8 in anschaulicher Weise. Die Kranstiele sind entsprechend den vollwandigen Binderstützen auch zum Gelenkpunkt schräg hinuntergeführt und mittels Schräg

deutscher Ingenieure 1911.

Karl Bernhard:

Die neue Halle für die Turbinenfabrik der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin.

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streben gegen die Stützen abgesteift. Diese Linienführung der Binderfüße, die in der Außenbegrenzung senkrecht sind, hat bei Prof. Behrens die Anregung hervorgerufen, die großen, 14,40 m hohen Glaswände geneigt, nämlich parallel zu den inneren schrägen Ebenen der Binderfüße zu stellen, wodurch die hervorragende Wirkung der Längsfront in der Berlichingenstraße, Fig. 7, entstanden ist. Die vollwandigen Binderstützen treten völlig nach außen pfeilerartig hervor und sind durch die oberen wagerechten Abschlußträger in der Außenfläche bündig und durch Flachträger, die 1,1 m tief als Fensterleibung zurücktreten, miteinander verbunden, wodurch die innere Raumausnutzung in keiner Weise beeinträchtigt ist.

Durch die schräge Lage der Fenster tritt die obere Balkenverbindung zwischen den einzelnen Stützen kräftig hervor. Der unmittelbare Zusammenhang dieser oberen Abschlußkonstruktion mit den schweren Stützen der Längswand sowie mit der hochgewölbten Dachkonstruktion läßt den ästhetischen Eindruck der Körperlichkeit der schwereren, haupttragenden Teile klar zum Ausdruck kommen, Fig. 8, Textblatt 28.

Der mittlere Teil des Fachwerkbogens ist mit einem etwa 9 m weiten, mit Drahtglas abgedeckten Oberlicht versehen. Die beiden seitlichen steilen Dachflächen sind mit Ziegeln eingedeckt, die übrigen flach geneigten Flächen mit doppelter Teerpapplage.

Die Tragkonstruktion der Eindeckung besteht aus einem zwischen je zwei Hauptbindern liegenden vollwandigen Stabzuge, der einerseits am Traufpunkt auf dem vorgenannten Verbindungsträger der äußeren Binderstützen und anderseits auf dem zu diesem Zwecke zwischen den Hauptbindern gespannten Unterzugträger liegt, mit darüber befindlichen Fetten und eisernen Sparren. Unmittelbar auf den in 0,60 m Entfernung liegenden Sparren ruhen die erwähnten Stegdielen aus Bimsbeton, welche die Dacheindeckung tragen.

Bis zu einer Höhe von etwa 3,0 m über Hallenfußboden besteht die Außenwand aus einer Betonmauer von normal 23 cm Stärke. Ueber dieser Betonmauer erhebt sich die schon erwähnte 14,40 m hohe Fensterwand. Sie besteht aus wagerecht zwischen den Binderstützen gespannten Gitterträgern, welche die Windkräfte auf die Binderstützen übertragen. Die Entfernung der Gitterträger ist so bemessen, daß für die sonst nötigen Glieder der Unterteilung einfache, kleine Walzprofile genügen. Der Trägerrost der hohen Glaswand dient gleichzeitig als Aussteifung der Binderfüße und Kranstiele.

Das in 9,22 m Abstand liegende Tragwerk der Seitenhalle besteht aus beiderseitig eingespannten vollwandigen Doppelrahmen mit zwei Gelenken in den oberen Stielen der Außenwand, über welche Näheres in der später folgenden statischen Berechnung angegeben ist. Der Binderteil zur Aufnahme des Daches ist wie bei der Haupthalle fachwerkartig, jedoch einwandig ausgebildet, während die übrige Konstruktion vollwandig und mit Ausnahme der oberen Außenwandstiele doppelwandig ist. Der mittlere Teil des Daches ist von einem etwa 6,20 m weiten, mit Drahtglas abgedeckten Oberlicht überspannt.

Die Dacheindeckung besteht wie bei der Haupthalle aus doppelter Teerpapplage auf Bimsbetondielen. Die unmittelbare Tragkonstruktion der Dacheindeckung wird aus eisernen Sparren in 0,60 m Entfernung auf längsgehenden Fetten aus einfachen Walzprofilen gebildet. Zur Aufnahme der Fetten

ist noch in der Mitte zwischen je zwei Hauptbindern ein Zwischenbinder-Unterzug angeordnet. Diese Zwischenunterzüge werden einerseits von dem an der Außenwand der Seitenhalle über die ganze Länge der Halle gehenden etwa 2,10 m hohen Blechträger, anderseits von dem zwischen den inneren Binderstützen durchgehenden doppelwandigen Fachwerkunterzug aufgenommen. Außer zur Aufnahme der Quer unterzüge dient der äußere hohe Blechträger unmittelbar als Wandfläche zwischen den Glaswänden des unteren und oberen Geschosses. In Fig. 9 ist eine Aufsicht auf die Dachkonstruktion der Seitenhalle gegeben, woraus auch die Windübertragung und der Wärmeausgleich hervorgehen.

Für jedes Feld von 9,22 m Weite ist zwischen den als Unterzüge für die Galeriedecke dienenden Querriegeln der

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unteren Rahmen ein Kappenträger angeordnet, der einerseits in den Brüstungsträgern der Außenwand eingenietet ist und anderseits in den als Längsaussteifung dienenden Fachwerken ruht, über welche er hinausragt und die gewölbten Decken trägt. Für die Strecke jedoch, wo die größeren Lasten von 3,5 t/qm Platz finden, war eine Dreiteilung mit zwei Kappenträger für jedes Feld nötig. Bei dieser Teilung wurden sämtliche Kappenträger gleich stark belastet und somit cinheitlich als genietete doppelwandige Blechträger durchgebildet. Die Zwischendecke selbst besteht aus Eisenbetongewölben von etwa 4,50 bezw. 3,0 m Spannweite. zeigt einen Schnitt durch die Deckengewölbe der Galerie. Nach einer dem Verfasser patentierten Bauart werden die Gewölbeschübe nach den Längswänden übertragen, indem bei ungleichmäßiger Belastung die Aufnahme der Schübe mittels geeigneter Eiseneinlagen dem unbelasteten Gewölbe überwiesen wird. Um die Stützweite dieser Schubträger einzuschränken sowie zur Aussteifung der Eisenbetongewölbe selbst ist in der Decke in der Längsrichtung auf der ganzen Länge der Halle ein Zugband in einem starken Betonträger eingebaut.

Fig. 5

Die Kellerdecke besteht ebenfalls aus Eisenbetongewölben, die zwischen starken Eisenbetonbalken gespannt sind. Die Balken ruhen eingespannt auf den Rahmenfundamenten und Zwischenstützen. Sie sind jedoch im Grundriß derart angeordnet, daß sie nicht in der Binderachse liegen, sondern um einen Viertel-Binderabstand seitlich. Dadurch haben sich die breiten, über ein Kappenfeld gehenden Fundamentpfeiler ergeben, welche im Keller mit den Lichtöffnuugen abwechseln. Die Stützmauer aus Eisenbeton zur Abfangung der Hofauffüllung ist auf gemeinschaftlichem Eisenbetonfundament errichtet und oben gegen die vorgenannten Deckenbalken abgestützt. In der Lichtgrabensohle vor der Mauer ist noch ein 0,80 m tiefer Kanal für Rohrleitungen ausgespart. Auch hier werden wie bei der oberen Decke die Gewölbeschübe mittels der als Schubträger armierten Gewölbe auf die Hauptfundamente übertragen. Zur Einschränkung der Stützweite der Schubträger und gleichzeitig für die Aussteifung der Gewölbe und der Stützen ist auch hier durch die ganze Länge des Kellers in der Mitte der Decke ein steifer Eisenbetonbalken eingelegt, s. Fig. 1 und 4.

Während beim Bau sonst hauptsächlich Eisen und Glas als Baustoffe hervortreten, ist bei der Giebelwand an der Huttenstraße in ungerechtfertigtem Gegensatz hierzu leider auch Beton für größere Flächen als Füllmaterial herangezogen. Hier ist bei dem Hauptgiebel die Fortsetzung der Längswand ganz in Beton hergestellt, und nur um diesen Flächen das Aussehen tragender Eckpfeiler zu nehmen, ist auch ihnen die Neigung der Glasflächen in der Längswänd gegeben und durch die wagerecht liegenden eisernen Riegel die Betonfläche unterbrochen, was vom Verfasser vorgeschlagen ist, um den Eisenbau nicht ganz zu unterdrücken, s. Titelbild. Trotz dieser Anordnung muß zugestanden werden, daß bei aller Großzügigkeit der architektonischen Wirkung des Giebels im ganzen der beabsichtigte Eindruck, die Eckausbildung nur als Verkleidung hervortreten zu lassen, nicht geglückt ist. Jedermann sieht den Giebel, der aus dünner Eisenbetonhaut vor der Eisenkonstruktion ausgebildet ist, als einen wuchtigen Betonbau an: zwei Eckpfeiler mit hohem Giebelfelde. Diese von Prof. Behrens nicht beabsichtigte Wirkung geht soweit, daß Oberbaurat Erhard in Wien in einer Veröffentlichung »Die neuzeitige Tektonik « 1) die Turbinenhalle der AEG als » Eisenbetonbau« bezeichnet

1) Zeitchr. d. Oesterr. Ing.- u. Arch.-Vereines 1911.

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