Holde Eine Symphonie bezaubernder Töne kündigt die Göttin an. Jetzt da die goldene Luna die flammende Sonne besiegt hat, Denn auf heiligem Lager vermählt sich der Gott und die Jungfran, Hatt' auch Hesperus noch unberührt das Mädchen bewahret, Mütterlich Weinen kann nicht die Umschlingungen trennen, es trennt sie Fürchte das Ehbett nicht! Du wirst ihm, was Juno dem Donn'rer, Die süsser jetzt, als Schwester, ist. 35) Omnes modulatione quidem leni parvaque voce qualibet dulcedine murmurantes (906). Harmonia selbst wird mit folgenden Worten beschrieben: Tandem inter Phoebum Pallademque media Harmonia sublimis ingreditur; cujus sonorum caput auri coruscantis bracteis comebatur, caeso etiam tenuatoque metallo rigens vestis et omnibus ad motum gressumque rata congruentia temperatum blandis leniter crepitaculis tinniebat (909). 36) So sagt z. B. Venus (888): Quippe scruposis, fateor, lassata salebris Insuetis laedor moestificata modis. Auch das durch Codd. geschützte, von Grotius vertheidigte, von Kopp dagegen verworfene,,moris" gibt einen passenden Sinn. Hat dir die heilige Einsicht des klugen Gemahles gefallen, Steigst du empor, Aurora, du wirst mit rosigem Blick schau'n Blass werd' selbst ich am Morgen die Jungfrau wieder erblicken, (903) Kränze bereitet, der Liebe bewusste und neue, ihr Nymphen Streut Krokus auf die Betten aus! Schüttet die Veilchen, vermischt mit Muschelchen, ein in das Polster Und schmückt des hohen Lagers Pfühl! Zieh aus dem Köcher, Cupido, die Lanze, die Haare zu scheiteln, Der du das Haar zu lösen liebst; Du, der Vermählungen Königin, nimm ihr, was jüngferlich Schämen Verhüllt, das gelbe Feuerkleid. Sie, die der Liebenden Schmerzen allein kennt, Wird trösten dich mit Schmeichelwort. Brüste, die jetzt du nicht der noch neuen Umarmung zu bieten Mögst du die Augen verschämt tiefsenkend, im Herzen Gib, mit zärtlichem Arm umfassend den Gott, den beredten, Martian's Quellen. Fassen wir nun, nachdem die Disposition des ganzen Sammelwerkes in Umrissen gegeben ist, den wissenschaftlichen Stoff desselben näher ins Auge, so vermissen wir von vorn herein ein selbstständiges Arbeiten und Weiterentwickeln des Ueberlieferten fast ganz 37) und die Aufsuchung und kritische Beurtheilung der Quellen tritt demnach bei einem solchen Autor als ganz besonders wichtig in den Vordergrund. Da sich diese Abhängigkeit von den Quellen sogar auf den Stil erstreckt, so wird es um so eher erklärlich, dass einzelne Stellen der Satura andern geradezu widersprechen können 38). Selbst viele griechische Namen behält Martian aus seinen Quellen bei, obgleich andere Schriftsteller fast aus derselben Zeit sie durch lateinische ersetzt haben. In der Angabe der Gewährsmänner, deren Benutzung gewiss oder wahrscheinlich ist, ist die Koppsche Ausgabe 37) Es würde uns z. B. nicht schwer fallen, nachzuweisen, dass Martian weder in der Geometrie, noch in der Arithmetik ebenso wenig wie St. Augustinus, Macrobius, Boëthius (dessen Auffassung der Systemzahlen etwa ausgenommen), Cassiodorus und Isidorus von Sevilla trotz aller Liebe zur Wissenschaft und des offenbar auf dieselbe verwandten Fleisses, irgend eine neue originelle Entdeckung gemacht und überhaupt selbstständige Forschungen angestellt hat, vgl. Chasles Gesch. d. Geom. übers. von Dr. Sohnike p. 523. 38) Man vergleiche z. B. §. 18, wo Saturn als ein unglückbringender Planet bezeichnet wird, mit §. 886, wo Martian jede astrologische Bemerkung absichtlich fern hält. in den meisten Fällen vollständig. Wir stellen hier nur einige Notizen zusammen, welche namentlich auf die Mathematik Bezug haben. In dem Buche von der Geometrie befindet sich (§. 593 u. ff.) ein Excerpt aus dem Plinius, welches uns ein bestimmtes Urtheil über das flüchtige Verfahren des Compilators gewinnen lässt. Beide stützen sich wieder auf Artemidoros von Ephesus, welcher die Küsten des Mittelmeeres genau beschrieben hatte. Andere Angaben, namentlich über die Längenausdehnung der Erde sind dem Isidoros Characenus, einem Zeitgenossen des August, entlehnt39). Die ganze letzte Hälfte des 6. Buches enthält reichhaltige geographische ColJectaneen, namentlich verschiedene Angaben über Erdumschiffungen. Bei der Angabe der Längen- und Breitenausdehnung Spaniens wird Agrippa erwähnt 40). Solche Stellen, wo der Autor selbst geradezu angibt, wen er ausgeschrieben hat, können noch nicht von dem Interesse sein, als andere, wo eine versteckte Benutzung oder was noch erwünschter wäre, eine Verarbeitung des vorgefundenen Materials nachgewiesen werden könnte. Von einer solchen kann indess fast nicht die Rede sein, da der Verfasser nach keinem innern durch ein Prinzip gegebenen Zusammenhang strebt. Von den erwähnten geographischen Excerpten aus dem Plinius über die einzelnen römischen Provinzen springt er z. B. zu den Städtegründungen über (642), wozu er den Solinus benutzt hat. Eine Reihe von Notizen über diesen Gegenstand wird mit den Worten: Sed nil mea interest origines urbium perscrutari, kurz abgebrochen 41). Solcher plötzlichen Uebergänge kann man mehr nachweisen. In den eigentlich geometrischen Theilen des 6. Buches ersieht man schon aus den griechischen Wortformen, aus welchen Quellen Martian geschöpft hat. Euklid bildet die Grundlage; doch auch mit Plato, der besonders die Lehre von den geometrischen Oertern und überhaupt die transcendente Geometrie ausbildete, ist Capella sehr wohl bekannt. Die pracktischen Anwendungen der Geometrie, zu denen die Agrimensoren 42) wohl hätten benutzt werden können, fehlen lei 39) Frontin. de col. p. 364 erwähnt diesen Isidorus, vgl. Kopp zu S. 611. 40) Vgl. A. Forbiger Handbuch der alten Geogr. I, p. 369. 374. 41) Freilich immer noch besser, als das Verfahren anderer Autoren, welche sich in langgedehnten Worten zum Voraus über das verbreiten, worüber sie nicht sprechen wollen. 42) Obgleich wir die Schriften der römischen Agrimensoren nicht überschätzen, so bedauern wir doch sehr, dass Martian uns über dieselben nicht mehr, wenn auch nur indirekten Aufschluss gibt. Auf der Agrimensorenlehre beruht die Gestaltung der Geometrie in Rom; die Frag mente, welche wir noch besitzen, sind von höchst verschiedenem Werth und immer noch nicht geordnet. Schon durch den Stil unterscheiden sie sich wesentlich; einige wenige, welche sich durch einen reinen und einfachen Stil auszeichnen, können wol mit Gewissheit einem Frontinus zugeschrieben werden, welcher aber mit dem gewandten Techniker, der über die Wasserleitungen Roms geschrieben hat, wahrscheinlich nicht dieselbe Person ist. der ganz, ebenso wie eigentliche Logistik 48). Das folgende 7. Buch Dass der Darstellung der Astronomie welche zugleich die Stelle hinzudeuten 48). - 43) Der bei allen praktischen Ausrechnungen benutzte Abacus wird nur 44) Eigentlich nicht dieser Theorien selbst, sondern der zu Martian's 45) Erst als Nikomachos um 100 n Chr. seine Arithmetik verfasst 46) Hipparch wird 867 als Gewährsmann genannt, 47) Ueber Geminos Zeitalter hat H. Brandes im 13. Bande des Ar- Wenn Plinius auch hier mehrmals benutzt ist (vgl. 884), so ist Ehe wir nunmehr zu einzelnen Stellen unseres Autors Con- - - Die Anzahl der Codices ist, da Martian im Mittelalter sehr - nicht blos den fleissigen Sammler und Bearbeiter des griechischen Stoffs, 49) Dass Martian im Mittelalter in höchsten Ehren stand, folgt schon 50) Ueber die Cambridger Handschriften vgl. Ger. Io. Voss de Hist. |