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deutscher Ingenieure.

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Eingegangen 8. November 1909.

Bergischer Bezirksverein.

Sitzung vom 20. Oktober 1909.

Vorsitzender: Hr. Kuhlmann. Schriftführer: Hr. E. Wilde. Anwesend 24 Mitglieder und 2 Gäste.

Hr. Syndikus Dr. Wiedemann aus Elberfeld (Gast) hält einen Vortrag:

Darstellung und Kritik der neuen Reichsversicherungs-. ordnung.

Nach einem kurzen Rückblick auf die bisherigen Reformbestrebungen auf dem Gebiete der Arbeiterversicherung legt der Vortragende dar, daß der Entwurf einer Reichsversicherungsordnung mit Recht die Verschmelzung der drei großen Versicherungszweige ablehnt und sich auf eine Reform und einen Ausbau der Arbeiterversicherung beschränkt. Daß die Regierung in ihrem Entwurfe dazu gekommen ist, die verschiedenen Gesetze auf dem Gebiete der Arbeiterversicherung in einem umfangreichen Gesetzbuche von 1793 Paragraphen zu vereinigen, kann nicht gebilligt werden, weil die Gesetzgebung dadurch an Uebersichtlichkeit und Klarheit verliert. Der Entwurf zerfällt in secbs Bücher, von denen das erste die Organisation, gemeinsame Begriffsbestimmungen und dergl., das zweite die Krankenversicherung, das dritte die Unfallversicherung, das vierte die Invalidenversicherung behandelt, während das fünfte Buch die Beziehungen der Versicherungsträger untereinander und das sechste Buch das Verfahren regelt.

Das erste Buch bringt als örtlichen Unterbau die Einrichtung der Versicherungsämter, über denen die Oberversicherungsämter und das Reichsversicherungsamt stehen, wobei das letztere, sehr mit Unrecht, nur noch Berufungsinstanz bleiben soll.

Die Einrichtung der Versicherungsämter wird vom Vortragenden mit aller Entschiedenheit abgelehnt, weil ihre Notwendigkeit nicht nachgewiesen ist und sie nur eine unerträgliche Kostenlast, bedeutende Mehrarbeit und eine Beschränkung der Versicherungsträger bringen wird.

In der Invalidenversicherung billigt der Vortragende die Einführung der Hinterbliebenenversicherung und der freiwilligen Zusatzversicherung, hält die Einbeziehung der Pensionsversicherung der Privatbeamten für erwünscht, lehnt dagegen die Herabsetzung der Altersgrenze auf 65 Jahre in Uebéreinstimmung mit dem Entwurf ab.

Auf dem Gebiete der Krankenversicherung kann der Ausdehnung auf land- und forstwirtschaftliche Arbeiter, Dienstboten, unständige Arbeiter, Hausgewerbetreibende usw. zugestimmt werden, ebenso dem Fortfall der Gemeindeversicherung. Die Zentralisierung im Krankenkassenwesen ist zu billigen; sie darf aber keinesfalls so überspannt werden wie im Entwurf, nach welchem mehr als die Hälfte der bewährten Betriebskrankenkassen verschwinden müssen.

Im Interesse der Bekämpfung des sozialdemokratischen Einflusses in den Krankenkassen wird die Erhöhung der Beiträge, damit aber auch der Rechte, der Arbeitgeber auf die Hälfte vorgesehen. Da dies eine Mehrbelastung der Unternehmer mit 50 Mill. M jährlich bedeutet, ist die Beurteilung

in Unternehmerkreisen nicht einheitlich. Die von den Aerzten bekämpften Bestimmungen des Entwurfes über die Regelung des Verhältnisses zwischen Krankenkassen und Aerzten können gobilligt werden, da sie sowohl für die Kassenärzte wie für die freie Aerzte wahl Spielraum lassen. Auch der Einrichtung der Einigungskommissionen, der Schiedsausschüsse und Schiedskammern kann zugestimmt werden.

Auf dem Gebiete der Unfallversicherung sind einige Veränderungen vorgesehen, denen zum Teil zugestimmt werden kann, wie der Ausdehnung der Versicherungspflicht im Handelsgewerbe, der Gewährung von Renten auf vorausbestimmte Zeit, der Erleichterung der Uebernahme des Heilverfahrens, der Erleichterung der Bestimmungen über die Reservefonds usw. Mit aller Entschiedenheit muß dagegen die Beschränkung der Berufsgenossenschaften in der Rentenfestsetzung, wie sie mit der Errichtung der Versicherungsämter verbunden ist, bekämpft werden. Sie ist nicht nur ungerecht, weil sich die Festsetzung durch die Berufsgenossenschaften durchaus bewährt hat, wie der Entwurf selbst anerkennt, sondern sie ist auch geradezu schädlich, weil sie das Verfahren außerordentlich verteuert und verschleppt. Die gewerblichen Kreise können sich gar nicht laut genug gegen diese Beschränkung der Selbstverwaltung wenden.

Eingegangen S. November 1909.

Dresdner Bezirksverein.

Sitzung vom 14. Oktober 1909.

Vorsitzender: Hr. Barnewitz. Schriftführer: Hr. Lewicki. Anwesend 50 Mitglieder und 1 Gast.

Der Vorsitzende gedenkt des verstorbenen Vorsitzenden des Gesamtvereines E. Heller) und des Mitgliedes Flacker, deren Andenken durch Erheben geehrt wird.

Hr. Andersen berichtet über den Hansa-Bund. Es werden die Mitglieder des Vorstandes und verschiedener Ausschüsse und die Abgeordneten zum Vorstandsrat gewählt.

Eingegangen 12. Oktober und S. November 1909.
Kölner Bezirksverein.

Sitzung vom 8. September 1909. Vorsitzender: Hr. Stein. Schriftführer: Hr. Lippmann. Anwesend 40 Mitglieder und 6 Gäste.

Der Vorsitzende gedenkt der verstorbenen Mitglieder A. Baur, G. Makowski, G. Kieffer, O. Schiefer und Th. Großwendt, sowie des verstorbenen Vorsitzenden des Gesamtvereines E. Heller). Die Versammlung ehrt das Andenken der Verstorbenen durch Erheben.

Hr. Syndikus Dr. Bürner (Gast) spricht über
die volkswirtschaftliche Entwicklung und Lage der
deutschen elektrotechnischen Industrie..

Es dürfte wohl keine deutsche Einzelindustrie geben, die eine so schnelle technische und wirtschaftliche Entwicklung

1) s. Z. 1909 S. 1209.

genommen hat und während eines wichtigen Zeitabschnittes ausschlaggebend für die Wirtschaftslage Deutschlands war wie die elektrotechnische Industrie. Denn darüber besteht hente kein Zweifel mehr, daß die Wirtschaftslage in den Jahren 1895 bis 1900 mit der Elektrotechnik auf das engste verknüpft war. Als sich damals das elektrische Bahnnetz immer mehr ausdehnte, als die verschiedenen Gewerbezweige den elektrischen Strom immer mehr in ihren Dienst stellten, da konnte die elektrotechnische Industrie die umfangreichsten Aufträge an Maschinenfabriken, Wagenbauanstalten, Schienenwalzwerke, Kupfer- und Messingfirmen, Gummiwarenfabriken, Metallwarenfabriken jeder Art u. a. erteilen und gab so den Anlaß zu einer allgemeinen Aufwärtsbewegung des Landes. Als sie später ins Stocken geriet und eine schwere Krise durchzumachen hatte, wirkte diese Tatsache hemmend auf das Wirtschaftsleben.

Die heutigen Verhältnisse haben einige Aehnlichkeit mit den damaligen, indem auch jetzt die Wirtschaftslage eine abwärts gehende Linie verfolgt; aber ganz verschieden sind die Grundlagen, auf denen heute die elektrotechnische Industrie aufgebaut ist. Damals bildeten zehn Firmen, die je ein Kapital von mehr als fünf Mill. M besaßen, gewissermaßen die Pfeiler dieser Industrie, heute ist von diesen zehn Firmen mehr als die Hälfte verschwunden. Und doch steht die Elektrotechnik auf festeren Füßen als früher. Sie hat sich spezialisiert, sie hat sich auf 250 bis 300 Sonderfabriken verteilt, die einzeln neben den paar Großfirmen keine bedeutende Rolle spielen, die aber in ihrer Gesamtheit diesen mindestens das volkswirtschaftliche Gleichgewicht halten.

Vor wenigen Jahren war die Grenze zwischen Sonderfabriken und Großfirmen noch leichter zu ziehen, indem nur zwei Firmen vorhanden waren, die alle elektrotechnischen Erzeugnisse, von der Dynamomaschine bis zum Schalenhalter, herstellten, während die übrigen Fabriken nur einen oder wenige Sonderartikel erzeugten, mithin als Sonderfabriken anzusprechen waren. Im Jahre 1905 beschäftigten in ihren inländischen elektrotechnischen Werkstätten

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die AEG 18800 Arbeiter und Angestellte » S.-SW. 13200 » zusammen 32000 Arbeiter und Angestellte

dagegen die Sonderfabriken

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Das Produktionsverhältnis der Großfirmen und Sonderfabriken verhielt sich damals mithin wie 39: 61. Dieses Verhältnis ist in den letzten Jahren noch zugunsten der Sonderfabriken verschoben worden, wenn man nur jene beiden Firmen den origen gegenüberstellt. Nun ist aber auch bei den Sonderfabriken seit einigen Jahren öfter das Bestreben hervorgetreten, ihre Fabrikation auf möglichst viele Sonderzweige der Elektrotechnik auszudehnen. Während früher nur jene beiden Großfirmen bestanden, ist in den letzten Jahren ein drittes Werk hinzugetreten, das durch Aufkauf kleinerer Sonderfabriken und Aufnahme neuer Betätigungsgebiete einen gleichen Kreis in der Fabrikation zu schließen sucht. Einige Firmen mittleren Umfanges sind dieser Strömung gefolgt und haben ebenfalls neue Sondergebiete ihrer bisherigen Tätigkeit angeschlossen, so daß man für die nächste Zeit eine weitere Ausdehnung dieser Bewegung erwarten kann. Immerhin erscheint die Daseinsberechtigung und Lebensfähigkeit der 250 bis 300 reinen Sonderfabriken durch diese Bewegung in keiner Weise in Frage gestellt; denn die elektrotechnische Industrie ist in erster Linie eine feinmechanische Produktion, bei der die intellektuelle Tätigkeit der Unternehmer die größte Rolle spielt; gerade die Sonderfabriken vermögen sich allen auftretenden technischen Bedürfnissen leicht anzupassen und finden in der Intensität ihres Betriebes einen Ausgleich mit der Kapitalsmacht der großen Unternehmungen.

Der größte Unterschied zwischen heute und dem Jahre 1900 besteht in der veränderten Stellung der Elektrotechnik gegenüber den andern deutschen Industriezweigen. In den achtziger Jahren kam eine Berliner Großfirma auf den Gedanken, auf eigene Kosten die elektrische Beleuchtungsanlage auf einem Berliner Bahnhofe zu bauen. Diese Anlage erwies sich als sehr wirtschaftlich, und dies veranlaßte die Unternehmerin, allmählich auch mit der Gründung von elektrischen Bahnen und Elektrizitätswerken aus eigenen Mitteln vorzugehen. Die andern großen Firmen folgten bald diesem Beispiele. Die nötigen Mittel wurden von den Banken gern zur Verfügung gestellt, da es sich anfänglich um Pläne handelte, die in kürzester Zeit einen hohen Nutzen abwarfen oder bald vorteilhaft verkauft werden konnten. Allmählich wurden dieser Anlagen aber immer weniger und man sah sich, da man die einmal eingeschlagene Bahn weiter verfolgen mußte, genötigt, auch solche Gründungen vorzunehmen, die erst nach einer Reihe von Jahren einen angemessenen Nutzen oder

einen vorteilhaften Verkauf versprachen; man mußte aus den Großstädten, die bereits versorgt waren, in die Mittel- und Kleinstädte gehen, ja man beglückte schließlich sogar die Dörfer. Aber damit nicht genug, der wachsende Wettkampf unter den Firmen veranlaßte diese sogar, sich den Gemeinden gegenüber zur Zahlung von bestimmten Abgaben zu verpflichten oder Garantien für bestimmte Reingewinne zu übernehmen. Es herrschte damals ein toller Hexentanz in der Elektrotechnik, der so lange dauerte, bis man vor der Tatsache stand, daß der Platz für die Gründungstätigkeit abgegrast sei. Inzwischen wurden die geleisteten Garantien in Anspruch genommen, die Banken kündigten den Kredit, die Privatkapitalisten zogen sich zurück, und der Krach trat auf der ganzen Linie ein. Im Verlaufe desselben wurden Gründungsobjekte nicht selten mit 50 bis 10 vH des Buchwertes ausgeboten, der überwiegende Teil der Großfirmen erlitt ungeheure Verluste oder ging sogar ein.

Die eigene Finanzierungstätigkeit wurde von den Elektrizitätsfirmen mit dem Hinweise darauf begründet, daß man den elektrischen Strom erst einführen, daß man ihn volkstümlich machen müßte. Nun ist aber das künstliche Großziehen von wirtschaftlichen Bedürfnissen (denn darum handelte es sich) ein ganz übles Ding. Wenn eine Stadtverwaltung eine Elektrizitätsanlage ins Leben ruft, dann verfügt sie über öffentliche Gelder zu einem billigen Zinsfuße, vielleicht zu 3 oder 4 vH; die ganze Bevölkerung hat ein Interesse an dem Gedeihen der Anlage, da sonst die Steuerschraube in Tätigkeit gesetzt werden müßte, und ermuntert sich daher gegenseitig zu einer recht ausgiebigen Inanspruchnahme des Unternehmens. Die Elektrizitätsgesellschaften mußten dagegen mit einer hohen Verzinsung des Anlagekapitals rechnen, da sie bis zu 14 vH Dividende an ihre Aktionäre zahlten, während die Bevölkerung der neuen Schöpfung teilnahmlos gegenüberstand, zuweilen sogar ihren Widerwillen gegenüber der »Gründung fremder Spekulanten« zum Ausdruck brachte.

Nachdem aus den geschilderten Gründen die Fehler jener Betätigung eingesehen waren, ist die elektrotechnische Industrie in eine bessere Lage gekommen, denn jetzt ist sie nicht mehr wie früher die Auftraggeberin für andre Gewerbe, sondern sie empfängt nun ihre Aufträge von allen Industrien des In- und Auslandes und ist dadurch in ihrer wirtschaltlichen Lage gesicherter als früher.

Im Jahr 1895 wurden 26 000 und im Jahr 1898 54000 Arbeiter und Angestellte von der elektrotechnischen Industrie beschäftigt. Nach den Feststellungen des Redners betrugen die Zahlen Ende 1903: 72500, Anfang 1905: 82000, Ende 1906: 100 000 und im Jahre 1908: 125000.

Der Wert der mit Hülfe dieser Arbeiter und Angestellten hergestellten Fabrikate wurde bei den produktionsstatistischen Erhebungen, die das Reichsamt des Innern vor einigen Jahren veranstaltete, für das Jahr 1898 zu 229 Mill. M ermittelt. In Anbetracht der seitdem mehr als verdoppelten Anzahl der Arbeitskräfte darf man den Wert der Produktion im letzten Jahre zu 600 bis 700 Mill. M annehmen, da infolge der vermehrten Maschinenarbeit der Wert der Produktion in stärkerem Verhältnis gewachsen, als die Arbeiterzahl gestiegen ist. Von der Gesamterzeugung dürften auf Starkstromartikel 85 bis 872 vH, auf Schwachstromartikel 15 bis 122 vH entfallen.

Die in der elektrotechnischen Industrie tätigen Betriebskapitalien, d. h. Privatgelder, Aktienkapitalien, Obligationen und Bankschulden, Hypotheken, Reserven und dergl., wurden im Jahre 1908 auf 800 Mill. M gegen 600 Mill. im Jahre 1904 berechnet.

Der Redner erwähnt noch einige Zahlen aus dem Gebiete der angewandten Elektrizität, also aus der Entwicklung der Elektrizitätsanlagen. Die zunehmende Bedeutung der öffentlichen Elektrizitätswerke ergibt sich zunächst aus folgender

Zusammenstellung:

Zahl der Werke

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1895 180

>> >> angeschl. Glühlampen (zu 50 Watt) 603000 Bogenlampen (zu 10 Amp) 15000 Motoren-PS Leistung der Maschinen und Akkumulatoren in KW

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1907 1530 9737000 179 000 10000 583 000 40000 859 000 Wenn man nach dem Urteile von Sachverständigen den Wert eines Kilowattjahres mit etwa 1250 M durchschnittlich einschätzt, so stellen jene 1530 Werke mehr als eine Milliarde M dar.

Für 1909 schätzt man die Zahl der Elektrizitätswerke auf etwa 1850 und ihre Leistungsfähigkeit auf 1100000 KW, so daß die Werke einen Wert von 1375 Mill. M haben.

Ebenso günstig hat sich die Ausbreitung der elektrischen Bahnen gestaltet, wie sich aus folgenden Zahlen ergibt:

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Das in diesen Bahnen im Jahre 1906 angelegte Kapital wurde von den Behörden mit 875 Mill. M angegeben.

Summiert man die sämtlichen vorstehend angeführten Geldwerte, so kommt man zu dem Ergebnis, daß in der fabrizierenden und angewandten Elektrotechnik nicht weniger als etwa 234 Milliarden des Nationalvermögens angelegt sind. Dabei ist aber der Wert der in Deutschland bestehenden rd. 45000 elektrischen Privatanlagen mit einer Leistungsfähigkeit von 7 Mill. KW noch nicht mitgerechnet worden. Setzt man hierfür 71⁄2 Mill. M ein, so erhält man die Endsumme von 10 Milliarden M.

Der jetzige Rückgang der Wirtschaftslage wurde nicht unwesentlich durch die Entwicklung einer Frage veranlaßt, die in der Elektrotechnik eine hervorragende Rolle spielt, der Kupferfrage. Um die Bedeutung derselben richtig beurteilen zu können, muß man sich vergegenwärtigen, daß die Bergwerkserzeugung der Welt von Kupfer im Jahre 1907 rd. 700 000 t betrug, von denen die Vereinigten Staaten 374000 t 53 vH lieferten, Deutschland dagegen nur 24000 t = 3 vH. Aber Deutschland hat einen bedeutend höheren Verbrauch an Rohkupfer; es verarbeitete

im Jahre 1880

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20000 t Rohkupfer

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Demnach muß Deutschland einen großen Teil seines Verbrauches im Auslande decken, besonders in den Vereinigten Staaten, weil diese das Elektrolytkupfer liefern, das 50 bis 60 vH des gesamten Verbrauches ausmacht.

er

Im Durchschnitt der letzten 25 Jahre notierte nun die Metertonne Standard-Kupfer 562 £. Im Jahre 1888 reichte sie infolge einer Spekulation des Pariser Rothschild einen Preis von 81,60 £, um im nächsten Jahre wieder auf 50 £ zu fallen. Die Hochkonjunktur-Jahre 1899 und 1900 brachten eine Steigerung des Durchschnittspreises auf 731⁄2 £, das folgende Jahr wieder ein Sinken auf 52 £. Dann trat in den folgenden Jahren eine auffallende stete Steigerung ein, im Jahre 1904 auf 59 £, 1905 auf 69 £, 1906 auf 872 £, Januar 1907 auf 1073 £ und Februar 1907 auf 180 £. Zu dieser Zeit wurde Elektrolytkupfer mit 130 £ bezahlt, wenn es überhaupt gelang, kleine Mengen zu erhalten. Begründet wurde diese Preistreiberei mit der übergroßen Nachfrage. Das war bis zu einem gewissen Grade berechtigt; aber es wurde auch bekannt, daß allein in den beiden Monaten Januar und Februar 1906 an der Newyorker Börse in drei börsengängigen Kupferaktien über 4 Milliarden M umgesetzt waren. Wenn man nun noch in Rücksicht zieht, wie die amerikanischen »Straßenbörsen« und die Festlandbörsen in Kupferaktien spekulierten, so kann man sagen, daß ganz Amerika und viele auswärtige Börsenleute an hohen Kupferpreisen interessiert waren, in erster Linie die Aktionäre der größten amerikanischen Kupfergesellschaft, der Amalgamated Copper Co., die sich im großen und ganzen mit den Leuten der Standard Oil Co. deckten und die Spekulationen flott mitmachten. Dabei wurden die verschiedensten Manöver ausgeführt. Man sandte z. B. ganze Schiffsladungen Rohkupfer nach China, man ließ voll beladene Schiffe stets zwischen Amerika und Europa hin- und herfahren, alles nur, um sagen zu können, daß kein oder nur ein sehr geringer sichtbarer Vorrat an Rohkupfer vorhanden sei.

Erfahrungsgemäß trägt aber jede übertriebene Spekulation den Todeskeim in sich. So auch hier. Es kam der Zeitpunkt heran, an welchem die Differenzen aus den Spekulationsgeschäften ausgezahlt werden mußten, und hierdurch wurden sehr große Ansprüche an die amerikanischen Banken gestellt, die ohnedies durch die damalige Krisis sehr eingeengt waren. Verschiedene andre ungünstige Umstände führten die bekannte Krisis in den Vereinigten Staaten herbei, und unter deren Einwirkung stürzte auch das Kartenhaus der Kupferspekulanten zusammen. Standard-Kupfer wurde im April 1907 bereits wieder mit 981⁄2 £, im September mit 69 und im November 1907 mit 61 £ gehandelt und notierte im letzten Jahre um 60 £ herum.

Es ist einleuchtend, daß täglich vorkommende Preisschwankungen für einen so wichtigen Rohstoff wie Kupfer für den Fabrikanten äußerst störend sind und eine genaue Kalkulation geradezu unmöglich machen, daß anderseits der größte Mißstand darin liegt, daß man sich bei stärkerem Bedarf überhaupt nicht eindecken kann, wie es im Jahre 1906 und zu Anfang des Jahres 1907 öfter der Fall war, weil die Besitzer das Metall künstlich zurückhielten. Die Schwankungen auf dem

europäischen Markte sind zu einem guten Teile darauf zurückzuführen, daß Deutschland völlig von der Londoner Kupferbörse abhängig ist. Diese wird nur von wenigen englischen Spekulanten beeinflußt und hat nur einen geringen Verbrauch des eigenen Landes hinter sich, während die Hauptverbraucher auf dem Festlande, besonders in Deutschland, sitzen, aber ohne Einfluß auf die Londoner Notierungen sind. Diesen Mißständen soll nun in gewissem Umfang eine Metallbörse ein Ende machen, die in Hamburg geplant wird und programmäßig dafür sorgen soll, daß angemessene Vorräte von Rohkupfer in Deutschland aufgespeichert und der wilden amerikanischen Preistreiberei entzogen werden.

Aber nicht wegen dieser Fragen, die bisher behandelt wurden, ist die Elektrotechnik in den letzten Jahren im Munde vieler Leute gewesen, sondern wegen des Auftauchens zweier finanzpolitischer Pläne: der Schaffung eines Elektrizitätsmonopols und der Einführung einer Elektrizitäts- und Gassteuer1).

Die Verwirklichung des Elektrizitätsmonopols dachte man sich folgendermaßen: Das Reich erhält allein das Recht, elek trischen Strom zu erzeugen und abzugeben. Es kauft deshalb die bestehenden öffentlichen Elektrizitätswerke auf, errichtet aus Reichsmitteln die zukünftig nötig werdenden Werke und besorgt allein die Verteilung des elektrischen Stromes. Die Unternehmungen, die eigene elektrische Anlagen besitzen, müssen diese entweder eingehen lassen und den Strom vom Reiche beziehen oder für den selbst erzeugten Strom eine Abgabe zahlen.

Als Gründe für das Monopol wurden folgende Gesichtspunkte ins Feld geführt: 1) Wir brauchen viel Geld zur Deckung des Reichsdefizits, und eine unerschöpfliche Finanzquelle ist ein Elektrizitätsmonopol; denn die Benutzung des elektrischen Stromes nimmt stetig zu. Eine kleine Belastung des einzelnen Verbrauchers bringt eine große Endsumme für den Reichssäckel. 2) Daß das Reich derartige Aufgaben durchführen kann, beweist u. a. der Betrieb von Eisenbahnen, Post, Telegraphie und Telephonie. 3) Das Monopol ist leicht durchzuführen, da nur wenige Kleinbetriebe, dagegen meistens Großbetriebe zu verstaatlichen sind. 4) Der durch das Monopol geschaffene Großbetrieb wird wirtschaftlicher als die vielen heutigen Kleinbetriebe sein. Schon hierdurch ist ein Ueberschuß gesichert, und es ist vielleicht überflüssig, den Preis für den elektrischen Strom zu erhöhen. 5) Das Reich kann eine volkswirtschaftlich zweckmäßigere Verteilung der Elektrizität vornehmen als die Privatunternehmer, die nur auf Gewinn bedacht sind. Namentlich kann das Reich, wie bei den Eisenbahnen, ärmere Landschaften besser berücksichtigen und besonders den Interessen der Landwirtschaft mehr Rechnung tragen. 6) Durch die infolge des Monopols gesteigerte Ausbreitung des elektrischen Leitungsnetzes wird eine stärkere Beschäftigung der elektrotechnischen Industrie und des Installationsgewerbes herbeigeführt werden. 7) Hat das elektrische Leitungsnetz erst das platte Land überzogen, dann wird sich auch dort eine Industrie entwickeln und die Zusammendrängung der Gewerbe in den Städten verhindert.

Ganz abgesehen davon, daß erfahrungsgemäß die Arbeiter selbst bei gleichen Löhnen nicht auf dem Lande bleiben, sondern in die Städte mit ihren Zerstreuungen und Vergnügungen abwandern, sind den obigen Gründen noch folgende Gegengründe entgegenzustellen: 1) Jedes Monopol treibt dem Staatssozialismus und damit zuletzt dem sozialistischen Staate zu. Die durch ein Monopol bedingte starke Vermehrung der Zahl der Reichsbeamten würde die Schaffung des sozialistischen Staates sehr erleichtern. 2) Ein Monopol würde die private Initiative auf dem elektrotechnischen Gebiete so gut wie ausschalten. Gerade die Bureaukratie ist am wenigsten geeignet, den Tausenden_von Möglichkeiten zur weiteren Ausnutzung der elektrischen Energie nachzugehen. 3) Zum Ankauf und Betriebe der bestehenden Anlagen, sowie zur Gründung künftig notwendiger Werke wäre ein Kapital nötig, das unsre heutige Reichsschuldenlast noch übersteigen würde. Es wäre aber unverantwortlich, derartige Lasten zur Betätigung auf einem einzigen Gebiete zu übernehmen. 4) Ein Elektrizitätsmonopol müßte ein Kohlenmonopol zur Voraussetzung haben; denn sonst wäre die Wirtschaftlichkeit des ersteren von dem Willen der Privatbergwerke abhängig. Das Reich besitzt nämlich keine Kohlenbergwerke, die Einzelstaaten nur wenige. 6) Wenn von den Freunden des Monopols darauf hingewiesen wird, daß unsre Eisenbahnen über kurz oder lang elektrisiert werden müssen und deshalb im Interesse der Allgemeinheit ein Reichsmonopol für Elektrizität wünschenswert sei, so ist nicht zu vergessen, daß die Eisenbahnen meistens im Besitze der Einzelstaaten sind und diese

') Vergl. Z. 1908 S. 1938.

auf einem so wichtigen Gebiete nicht vom Reich abhängig sein wollen. 7) Endlich ist vom industriellen Standpunkte zu erwähnen, daß durch ein Monopol die Produktion schematisiert werden würde. Der Wettbewerb in den technischen Leistungen der Industrie würde immer mehr beseitigt werden, es träte ein Stillstand in der Technik und damit ein maßloses Drücken der Preise ein, wie es heute schon vielfach im Lieferungswesen für Reich und Staat besteht.

Der Schwere dieser Gründe hatte man sich anscheinend doch nicht verschließen können und deshalb vorläufig von jedem Monopol abgesehen. Aber auf einem andern Wege wollte man jetzt die Elektrotechnik anzapfen, nämlich durch eine Elektrizitätsteuer, die in der sogenannten Reichsfinanzreform mit einer Gassteuer verbunden war.

Bei der Elektrizitätsteuer sind zwei Steuerformen vorgesehen: einmal die Steuer auf elektrische Energie jeder Art, sodann eine Sondersteuer auf Beleuchtungsmittel, die wir ja nun wirklich erhalten haben.

Mit der Steuer auf Elektrizität hätten wir ein neues Prinzip in unsre Steuerpolitik hineingetragen, nämlich das der Besteuerung von Produktionsmitteln. Diese ist bisher streng vermieden worden. Deshalb haben wir die Zollfreiheit für alle möglichen Rohmaterialien, wie Erze, Rohmetalle, Felle und Häute, Rohstoffe für die Textilindustrie, Steinkohlen, Rohkautschuk, Farberden, Flechtstoffe u. a. Auf derselben Linie bewegt sich die Abgabefreiheit bezw. Zollermäßigung für Benzin und andre Naphthaerzeugnisse, sowie für Spiritus zu motorischen Zwecken. Selbst das Automobil, das der Reichstag kurz nach seiner allgemeineren Verbreitung mit einer Steuer bedachte, darf steuerfrei verkehren, wenn es dem öffentlichen Fuhrverkehr oder zur Lastenbeförderung dient. Würde man eine Elektrizitäts- und Gassteuer schaffen, dann müßte man folgerichtig auch zu einer Besteuerung der Wasserkräfte, der Windmotoren, der Maschinen, Werkzeuge und Geräte kommen. Man müßte die Zollfreiheit für Rohstoffe aufheben und die Gebäude, die als Werkstätten und zu Fabrikzwecken verwendet werden, zu einer besondern Gebäudesteuer heranziehen. Namentlich müßte man die Haupterzeugungsquelle motorischer Kraft, die Kohle, steuertechnisch erfassen. Tatsächlich ist von verschiedenen Seiten eine derartige Forderung aufgestellt und darauf hingewiesen worden, daß eine mäßige Abgabe auf unsre Förderung von 149 Mill. t Steinkohlen und 67 Mill. t Braunkohlen im Jahre 1908 einen nicht unerheblichen Teil unsres Reichsdefizits decken könnte.

Unter diesen Umständen versteht man es, wenn der Verein deutscher Ingenieure und andre Körperschaften dem Gesetzentwurfe das Zeugnis ausstellten, daß er ohne Sach- und Fachkenntnis ausgearbeitet worden sei. Ja, sowohl der Entwurf als auch die Begründung ließen bei vielen sehr wichtigen Punkten die nötigen technischen Kenntnisse und namentlich die Fühlung mit der Praxis vermissen. Außergewöhnliche Fälle wurden herausgegriffen und als normale Verhältnisse hingestellt. An verschiedenen Stellen waren unrichtige Zahlen eingestellt, die durch leicht anzustellende Erhebungen bei den führenden technischen und wirtschaftlichen Vereinen hätten vermieden werden können. Die Begründung stützte sich durchgehend auf Literaturnachweise aus Fachzeitschriften, statt auf persönliche Rücksprache mit Fachleuten der Praxis und auf Besichtigungen an Ort und Stelle. Daher mußte eine Arbeitsweise auf derartiger Grundlage seitens der Beteiligten, die durch die geplante Steuer stark in Mitleidenschaft gezogen werden sollten, eine scharfe Kritik erfahren.

Ein gleiches Interesse an dem Steuerplane hatte die elektrochemische Industrie, die seit einigen Jahren in mächtiger Entwicklung begriffen ist und große Mengen elektrischer Energie verwendet. Sie hat einen harten Wettkampf mit dem Ausland auszufechten, das über billige Wasserkräfte verfügt und für die Pferdekraft vielleicht 24 M jährlich ausgibt, während im Inlande die mit Dampf erzeugte Jahrespferdekraft auf etwa 40 M zu stehen kommt. Würde eine Steuer die geringste Erhöhung der Produktionskosten bringen, dann würden die elektrochemischen Firmen ihre ausländischen Filialen vergrößern und ins Ausland abwandern. Hemmend würde die Steuer auch auf das Handwerk wirken, das allein durch den Motor in den Stand gesetzt wird, seine Selbständigkeit zu erhalten und gegenüber der Industrie wettbewerbfähig zu bleiben. Die Motive erwähnten wohl einige Belastungssätze, indessen sind diese als besonders günstig herausgegriffen worden und müssen als Ausnahmen gelten. Weiß man doch, daß z. B. die Schreinereien in Dortmund nur als Steuer für elektrischen Strom durchschnittlich je 43,50 M jährlich zu zahlen hätten, ferner eine Druckerei, die 150 M Ge werbesteuer zu tragen hat, eine Steuer von 115 M, endlich ein Hotel mit 40 Betten, das 360 M Gewerbesteuer zahlen

muß, eine Elektrizitäts- und Gassteuer von 287 M. Die Landwirtschaft ist an der Frage insofern interessiert, als die Benutzung von Motoren eine intensive Bebauung des Bodens gestatten und in gewissem Umfang auch dem Leutemangel abbelfen würde. In vielen Betrieben werden heute bereits Dresch-, Häcksel- und Molkereimaschinen, Sägen, Pflüge, Pressen, Kleinbahnen u. a. elektrisch angetrieben. Bei allgemeiner Einführung der Elektrizität berechnet man den jährlichen Verbrauch auf 300 Mill. KW-st, wofür eine Steuer von 1,2 Mill. M zu entrichten wäre. Diese würde die Ueberlandzentralen noch auf längere Jahre hinaus, als es heute bereits der Fall ist, unwirtschaftlich machen und die Kapitalisten davon abhalten, ihr Geld in derartige Unternehmungen zu stecken. Eine schwere Belastung hätte die Steuer für die elektrischen Straßenbahnen bedeutet, da diese eine Abwälzung nicht vornehmen können, indem sie die Fahrscheine statt für 10 Pfg vielleicht für 10/10 oder 10 Pfg verkaufen. Viele Bahnen verzinsen sich noch eben mit 3 vH, auf sie würde eine Steuer vernichtend wirken. Gleiches gilt auch von zahlreichen Elektrizitätswerken. Der Entwurf wies vorzugsweise nur auf die einträglichen Werke in Berlin und Charlottenburg hin und berechnete im weiteren Verlaufe die Wirtschaftlichkeit von 139 Werken mit 13 bis 20 vH. Leider bat er dabei übersehen, die Zinsen und Tilgungskosten anzurechnen. Unter deren Berücksichtigung kommt man zu einer durchschnittlichen Wirtschaftlichkeit von 3,4 vH, von denen die Steuer noch etwa 1 vH aufzehren würde. Endlich waren die Gemeindeverwaltungen auf verschiedene Weise an der Steuer interessiert, einmal als große Lichtverbraucher, dann als Unternehmer von Straßenbahnen und dergl. München hätte nicht weniger als 440000 M jährlich an Elektrizitäts steuer aufzubringen, davon die Stadtverwaltung etwa die Hälfte. Natürlich müßte diese wieder den Ausfall decken und die Gemeindesteuern erhöhen, so daß diejenigen Bürger, die ohnedies für Elektrizität und Gas eine Reichssteuer zu zahlen hätten, doppelt besteuert würden.

Die Lichtsteuer, d. h. die Besteuerung der Beleuchtungsmittel, wurde damit begründet, daß elektrische Beleuchtung ein Luxus sei. Das ist keineswegs der Fall; denn von den jährlich in Deutschland erzeugten 7500 Mill. KW-Stunden werden nur 1350 Mill. für Beleuchtung verwendet, und zwar dient der überwiegende Teil zur Beleuchtung der öffentlichen StraBen und Plätze, der Fabrikgebäude, Werkstätten, Bureaus usw., ist mithin ebenfalls als Produktionsmittel anzusehen. Ferner sollten die Fabrikanten von Beleuchtungsmitteln unter Steuer- und Polizeikontrolle gestellt werden; denn sie müssen nach dem Entwurfe ihre Fabrikräume und die angrenzenden Räume stets für die Steuerbeamten offen halten, sie müssen ihre Bücher diesen jederzeit zur Verfügung stellen.

In der Besprechung führt Hr. Schott aus, er habe das Reichs-Elektrizitätsmonopol beinahe schon wieder vergessen. Eine Verstaatlichung würde gar nicht auszudenken sein; denn die ganze elektrische Industrie würde auf eine so unsichere Grundlage gestellt werden, daß sie sich nicht erhalten könnte. Die Möglichkeit, mit eigenen Kohlen zu arbeiten, sei doch nicht so ganz von der Hand zu weisen. Wenn der preußische Staat seinen Besitz an Kohlengruben mehr ausbauen wollte, könnte er in wenigen Jahren soviel Kohlen fördern wie Frankreich. Der Redner schildert die Entwicklung der amerikanischen Kupferverhältnisse in den letzten Jahren und betont die Bedeutung des elektrischen Lichtes für alle Kreise der Bevölkerung.

Hr. Lippmann bemerkt, daß es einmal ein Monopol ge geben habe, das vom Reich versucht wurde und das zweifellos ebenso wie in andern Staaten auch bei uns zu einem Erfolg hätte führen können: das Tabakmonopol. Leider habe der Staat hier Leute an die Spitze gestellt, die nicht nur dem Gebiete im besondern, sondern auch allgemeinen geschäftlichen Gesichtspunkten völlig fremd gegenüberstanden. Ein Erfolg mußte somit leider versagt bleiben; unsre Reichsfinanzen hätten bei erfolgreicher Durchführung des Tabakmonopols vielleicht ein erfreulicheres Bild gezeigt.

Auch das Beleuchtungssteuergesetz zeige die gleiche Erscheinung hinsichtlich der Bearbeitung; die Persönlichkeit, der die Bearbeitung übertragen worden war, stehe mindestens dem praktischen Leben völlig fremd gegenüber. Gelegentlich des mißglückten Versuchs der Durchführung des Tabak monopols sei es als ein Fehler empfunden worden, daß der damalige Vorstand der Regie Nichtraucher war, also auch noch den Interessen der Verbraucher verständnislos gegenüberstand. Ebenso könne man es auch in bezug auf das Beleuchtungssteuergesetz als Nachteil beklagen, daß der Bearbeitende weder die Interessen des großen noch des kleinen Verbrauchers gekannt habe,

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Hr. Geist teilt mit, daß ihm der Entwurf eines Abgeordneten zur Begutachtung vorgelegen habe, der vorgeschlagen habe, Konzessionen für Elektrizitätswerke im Stil des rheinischwestfälischen von seiten des Reiches zu vergeben, unter der Bedingung, daß etwa 2 3 des Betrages der Kilowattstunde für das Werk und das letzte Drittel für das Reich sei. Derartige Werke könnten aber nicht in nennenswerter Zahl an beliebiger Stellen errichtet und genehmigt werden. Damit falle der ganze Vorschlag, der noch andre interessante Seiten gehabt habe.

Der wesentliche Grund für die Abneigung des Staates, die großen Dampfbahnen zu elektrisieren, bestehe darin, daß der Staat kein Geld habe, und hierunter litten auch andre Pläne. Die Entwürfe seien ernstlich ins Auge gefaßt und in Nürnberg ausgestellt. Die Lösungen seien sehr erfreulich, sie zeigen großes Können, und daß bei guten Zeiten und flüssigen Mitteln noch große Aufgaben zu löser seien. In gleicher Art ständen auch die Rheingefälle zur Verfügung, aber der Staat wolle den Schiffahrtsweg offen halten und deshalb gäbe er keine Genehmigung, wenn nicht ein großzügig angelegtes Werk ins Auge gefaßt würde, wobei der Nutzwasserkanal durch Schleusen für die Schiffahrt nutzbar gemacht werden kann oder Wehre mit Umgehungsschleusen versehen werden können. Wer heute ein großes Wasserkraftwerk bauen wolle, habe damit zu rechnen, daß der Staat genau Bescheid wisse und ihm eine zweckmäßige Ausbeutung der Wasserkräfte mit möglichst wenig schiffahrthemmenden Wehren auferlegen würde. Inzwischen seien zahlreiche kleinere Werke erstanden oder in Vorbereitung, seit die großen Werke aufgehoben sind. Wenn später mit den nötigen Mitteln die großen Werke gebaut würden, seien viele Verbraucher bereit, sich anzuschließen, weil viele kleine Werke eingehen müßten. So leisteten die kleinen Werke Pionierarbeit für die großen. Die Gefahren bei der Elektrisierung der Bahnen, die man von militärischer Seite befürchte, seien doch nicht in vollem Umfange vorhanden; denn alle elektrischen Bahnen seien mit Dampflokomotiven befahrbar, wenn sie nicht elektrisch betrieben würden. Man könne im Kriegsfalle bei Bedarf den elektrischen Betrieb einstellen und den Dampfbetrieb wieder einführen. Dampflokomotiven würde man immer halten müssen. In dieser Richtung seien die Sorgen nicht allzu berechtigt. Aber die Frage, welche Kräfte für den Bahnbetrieb notwendig sind, sei von wesentlichem Gewicht. Es seien für die Bahnen solch riesige Energiemengen erforderlich, daß, wenn heute alle Bahnen elektrisch betrieben würden, eine Erzeugung an Energie entstehen würde von einem Umfang und von einer Billigkeit, daß daneben zahlreiche Elektrizitätswerke unwirtschaftlich werden müßten und daß die Bahnwerke im Nebenamt das ganze Gebiet versorgen könnten, das die heutigen Werke im Hauptamt versorgen.

Hr. Schott fügt hinzu, daß die Bedenken der Heeresverwaltung wohl nicht so groß seien; der Verschiebebetrieb werde doch bleiben, die Dampflokomotiven würden also auch noch längere Zeit bleiben. Von den Wasserkräften verspreche man sich zu viel. Bezüglich ihrer Ausnutzung und der der Schiffahrtstraßen sei Bayern schon vor einigen Jahren vorgegangen. Im Lech hätten die Höchster Farbwerke ein großes Elektrizitätswerk, neben dem eine Schleuse für die Schiffahrt erbaut werden mußte. Wenn derartige Werke am oberen Rhein gebaut würden und jedes Werk verpflichtet wäre, nebenher eine Fahrstraße anzulegen, dann wäre die Schiffahrtstraße gefunden; der Schiffahrtweg Straßburg-Basel dürfe jedenfalls nicht anders angelegt werden. Dies sei der einzige volkswirtschaftlich richtige Weg. Man müsse sich aber immer wieder wundern, weshalb die Mosel nicht ausgebaut würde, man würde hier schon 40 Stauwerke für den Wasserweg bauen müssen und 120000 PS. nebenher gewinnen.

Hr. Lippmann führt aus, daß der Ausnutzung der bayerischen Wasserkräfte in der Hauptsache finanzielle Bedenken entgegenständen. Die Unzuverlässigkeit der Gebirgswasserkräfte würde zur Anlage von sehr kostspieligen Staubecken zwingen, insoweit nicht die Benutzung eines natürlichen Staubeckens, wie z. B. des Walchensees, möglich wäre. In letzterem Falle seien auch noch andre Bedenken insbesondere in landschaftlicher Hinsicht vorhanden, da die Durchführung der vorliegenden Pläne eine Senkung des Wasserspiegels herbeiführen würde.

Hr. Kinkel verweist auf die Studien über die schweizerischen elektrischen Bahnen, die in der Schweizerischen Bauzeitung veröffentlicht seien und die zu dem Ergebnis kommen, daß sich die elektrischen Bahnbetriebe in der Schweiz vor läufig nicht verzinsen könnten, weil die Werke von den Bahnen zu unregelmäßig in Anspruch genommen würden. Vorläufig könne die Elektrizität nicht mit dem Dampf in

deutscher Ingenieure.

Wettbewerb treten. Das sei ein Hauptgrund, der die Bahnen von der Elektrisierung abhalte.

Hr. Dr. Bürner bedauert im Interesse der elektrischen Beleuchtung, daß das Erdöl nicht mehr als bisher durch die Elektrizität verdrängt worden sei. Deutschland erzeuge kein Erdöl, zahle vielmehr jährlich fast 100 Mill. M an das Ausland, und gerade von diesem Gesichtspunkt aus wäre es wünschenswert, wenn das elektrische Licht auch in die Arbeiterwohnungen hineindränge. Bezüglich der Kapitalienbeschaffung für große Elektrizitätswerke verweise den kleinen Kanton St. Gallen, der ein Werk von 30000 PS gebaut und finanziert habe. Diese Erfolge hätten einen neuen Plan entstehen lassen, am Tödi die Wasserkräfte aufzufangen und eine Anlage von 100 000 PS auszuführen.

er auf

Sitzung vom 13. Oktober 1909. Vorsitzender: Hr. Stein. Schriftführer: Hr. Koschmieder. Anwesend 95 Mitglieder und 18 Gäste.

Hr. Lippmann spricht über Luftschiffahrt und Flugtechnik').

Eingegangen 11. November 1909.

Bezirksverein an der niederen Ruhr.

Sitzung vom 18. Oktober 1909.

Vorsitzender: Hr. Bütow. Schriftführer: Hr. Ehrhardt. Anwesend 70 Mitglieder und Gäste.

Vor der Sitzung wurden die

Arbeiten der Emscher-Regulierung

in der Nähe von Oberhausen besichtigt. Hr. Regierungsbaumeister Steckhan von der Emscher-Genossenschaft (Gast) hielt einen erläuternden Vortrag.

Die Aufgabe, die der Emscher-Genossenschaft nach dem Gesetz vom 14. Juli 1904 auferlegt wurde, ist, die Vorflut im Emschergebiet zu regeln und die Anlagen zur Abwässerreinigung herzustellen und zu unterhalten. Es ist daher notwendig, zuerst an eine Regelung des Hauptvorfluters, der Emscher selbst, zu gehen. Der jetzige Emscherlauf zieht sich in zahlreichen Windungen durch das Land und wälzt seine schwarze schlammige Masse unter üblen Gerüchen langsam dem Rheine zu. Bei starken Niederschlägen tritt der Fluß über, der Schlamm lagert sich ab, geht in Fäulnis über und verpestet weithin die Gegend.

Um diese Mißstände zu beseitigen, werden die vielen Windungen im Laufe der Emscher begradigt und deren jetziges Bett so vertieft, daß Ueberschwemmungen des angrenzenden Gebietes nicht mehr eintreten können. Durch die zahlreichen Durchstiche ist es möglich, den jetzigen Lauf, der von Hörde bis zum Rhein eine Länge von 98 km hat, auf 72 km zu verringern, was an sich schon eine wesentliche Verbesserung der Abflußverhältnisse bedeutet. Von Hörde bis Oberhausen verfolgt die Emscher im allgemeinen das alte Bett. Größere Durchstiche finden sich zwischen km 30 und 37, WO die Emscher in das jetzige Fleuetal verlegt ist, um dem RheinHerne-Kanal die Möglichkeit zu geben, die jetzige Emscherlinie zu benutzen.

Die zweite größere Verlegung befindet sich südlich von Horst. Hier biegt die Emscher zurzeit in einem Halbkreis von 6 km nach Norden aus. Die neue Emscher schneidet diesen Bogen ab und legt sich mit einer Länge von nur 4 km in das jetzige Bett der kleinen Emscher.

Die dritte größte Verlegung findet von Oberhausen ab statt. Der alte Lauf, der über Schloß Oberhausen, Neumühl, Beeck geht und bei Alsum in den Rhein mündet, hat von der Gutehoffnungshütte abwärts bis Beeck überaus zahlreiche und starke Krümmungen; fast das ganze untere Gebiet bis Neumühl liegt unter dem Rückstau des Rheines schon bei Rheinmittelwasser. Diese Verhältnisse dürften unhaltbar werden, sobald sich die Höhenlage infolge der Bodensenkungen, die zu erwarten sind, verschlechtert. Infolgedessen wird die Emscher von Oberhausen aus vollständig nach Norden verlegt und über Buschhausen-Hamborn bei Walsum in den Rhein geführt. Durch diese Verlegung hat man nicht nur bedeutendes Gefälle gewonnen, sondern man konnte auch die Mündungsstelle der neuen Sohle noch 2,68 m über Rheinmittelwasser halten. Für genügende Vertiefungsfähigkeit bei eintretenden Bodensenkungen ist daher auf lange Zeit hinaus gesorgt.

Vergl. 7. 1909 S. 1093 H. f., §, 1613 17. f,

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