35 Iungor, Paulle, tuo sic discessura cubili: 40 Non fuit exuviis tantis Cornelia damnum: Quin erat et magnae pars imitanda domus. 45 Nec mea mutata est aetas, sine crimine tota est: Viximus insignes inter utramque facem. 50 Mi natura dedit leges a sanguine ductas, Vel tu, quae tardam movisti fune Cybeben, Vel cui, conmissos cum Vesta reposceret ignes, 55 Nec te, dulce caput, mater Scribonia, laesi: 60 Increpat, et lacrimas vidimus ire deo. Tu, Lepide, et tu, Paulle, meum post fata levamen, v. 39. Perseu] Perseus, der letzte König von Makedonien, Sohn Philipp's III, wurde 168 v. Chr. bei Pydna von L. Aemilius Paullus besiegt. v. 40. proavo]. Die Antigoniden von Makedonien leiteten ihr Geschlecht vom Achilleus ab; daher nennt sie Vergil Aeneis VI, 839: genus armipotentis Achilli. v. 52. Claudia] Ovid erzählt in den Fasti IIII v. 305–328, wie die Vestalin Quinta Claudia allein das Schiff, welches das Bild der Göttermutter, der städteschirmenden Cybebe (oder Cybele), aus Phrygien geholt hatte, die Tiber hinauf gezogen und durch dies Wun der den Verdacht ihr Gelübde übertreten zu haben herrlich widerlegt hätte. v. 53. cui]. Die Vestalin Aemilia, welche das ewige Feuer der Vesta im Tempel hatte erlöschen lassen, rief durch ihr Gebet, indem sie ihren Schleier über den heiligen Heerd warf, die Flamme wieder hervor, zum deutlichen Beweise ihrer Tugend. v. 59. nata] Julia, welche nach dem Tode des Marcellus (vergl. No. 57, Einl.) mit dem trefflichen Feldherrn des Augustus M. Agrippa im im J. 21 v. Chr. vermählt wurde. sororem] durch die Mutter. v. 66. tempore]. Im J. 16 v. Chr. war der Bruder der Cornelia P. Cor 70 Filia, tu specimen censurae nata paternae, 75 Fungere maternis vicibus, pater: illa meorum 80 Oscula cum dederis tua flentibus, adice matris: 85 Seu tamen adversum mutarit ianua lectum, 90 Nec matrem laudate nimis: collata priori Seu memor ille mea contentus manserit umbra 95 Quod mihi detractum est, vestros accedat ad annos: 100 Et bene habet: numquam mater lugubria sumpsi; Causa perorata est. flentes me surgite, testes, nelius Scipio Consul, nachdem er schon vorher die Aedilität bekleidet hatte. v. 67. censurae] 'Paullus war im Jahr 22 v. Chr. Censor. v. 75. Vergl. bei Euripides (Alkestis v. 377) die Worte, mit welchen die sterbende Alkestis ihrem Gemahl Admet die Kinder anvertraut: σὺ νῦν γενοῦ τοῖς δ ̓ ἀντ ̓ ἐμοῦ μήτηρ τέκνοις. v. 85. Zum Zeichen der Wiedervermählung. v. 101. patuit] das illustriert Horaz od. III, 3 v. 9-16. Verschieden ist No. 51 v. 64. IIII. C. VALERIUS CATULLUS. C. Valerius Catullus stammte aus einer angesehenen altrömischen Familie. Sein Vater hatte Besitzungen am Gardasee unweit Verona auf der Halbinsel Sirmio und in der Nähe Roms zwischen Tibur und dem Sabinerlande. Seine Bildung zu vollenden kam der Dichter schon in jungen Jahren nach Rom. Er ward hier bekannt mit M. Cicero und dem Redner Q. Hortensius Ortalus, wie auch mit dem Historiker Cornelius Nepos, verkehrte aber meist in einem Kreise jüngerer Dichter, wie C. Licinius Calvus (vergl. No. 21 v. 60. Horaz, Sat. I, 10, 19) und Quintilius Varus (Horaz od. I, 24. al.). Bald danach lernte er etwa im Jahr 62 oder 61 Clodia, die zweite Schwester des berufenen P. Clodius, kennen, der damals noch der Freund Cicero's war, bald aber sein heftiger Gegner wurde. Clodia, zwar an Lebensjahren älter und vermählt mit dem strengconservativen Consularen Q. Metellus Celer, machte durch ihren Geist1) einen tiefen Eindruck auf das Poeten-Gemüth: eine Leidenschaft, deren Leid und Lust den Catull zu dem ersten originalen Lyriker Roms gemacht hat. Ein trauriges Familienereigniss rief den Dichter in die Heimat zurück. Es war die Nachricht angelangt, dass sein einziger Bruder, den er aus ganzer Seele liebte, fern in der Landschaft Troas gestorben wäre. Wie tief ihn diese Todesbotschaft erschüttert, zeigen seine Gedichte. Erst allmählich gewinnt er es über sich durch Beschäftigung mit den griechischen Dichtern sich abzulenken. Er übersetzt aus dem Callimachos. Doch blieb ihm die Pflicht für den Gestorbenen am Grabe die feierlichen Todtenopfer darzubringen. Er entschloss sich daher, zumal da auch in Rom Clodia ihre Neigung von ihm gewandt, den Prätor C. Memmius Gemellus, dem gemeinsame Neigung zur Literatur ihn nahe brachte, in dessen Provinz Bithynien - zu 1) Sie erscheint dem Catull wie eine andere Sappho; er nennt sie darum in seinen Gedichten Lesbia. Anfang d. J. 57 zu begleiten. Der Aufenthalt dauerte ein Jahr. Er brachte die Grabesspenden dar, durchwanderte dann die berühmten Städte Kleinasiens zu Fuss, und kehrte endlich wieder, ohne Rom zu berühren, auf das Landgut am Gardasee zurück. Die folgenden Jahre 56-54 verbrachte Catull meist hier, mit reger Theilnahme die Gefahren beobachtend, welche die alte Verfassung Roms damals bedrohten. Aber obgleich er ein (conservativer) Gegner besonders des Cäsar war, wusste doch sein Vater, den alte Gastfreundschaft mit Caesar verband, Frieden zu vermitteln. Ueber das Jahr 54 hinaus reicht keins der vorhandenen Gedichte sie wurden wohl damals von ihm selbst herausgegeben. Nicht gar lange danach wird er, etwa 33 Jahre alt, gestorben sein. Seine Gedichte sind bis auf wenige in gelehrten Kunstformen alle Gelegenheitsgedichte'. Darum ist seine Poesie von besonderer Wahrheit und Klarheit. Auf ihre Form sind seine griechischen Studien (besonders Archilochos, Sappho, Anakreon und die Alexandriner) von Einfluss gewesen, unbeschadet der Freiheit des Genius. Der Mittelpunkt seiner Elegien ist der Tod seines Bruders. Sie bilden die Abtheilung A. Mannichfaltiger jedoch erscheint die poetische Art und Kunst des Catull in den lyrischen Gedichten, von denen einige die Abtheilung B bietet; das Verhältniss des Dichters endlich zu Lesbia zeigt perspectivisch der Omphalos des grossen Gedichtes von der Hochzeit des Peleus und der Thetis, welcher unter C gegeben ist. A. LXIII. Der Tod des Bruders. Q. Hortensius Ortalus, der berühmte Redner (Cicero, Brutus c. 88), war ein Freund der Poesie und selbst Dichter. Gegen den viel jüngeren Catull hatte er sich als wohlwollender Gönner gezeigt und sich von ihm eine Uebersetzung callimachischer Gedichte versprechen lassen. Catull, aus Schmerz unfähig selbständig poetisch zu producieren, will doch seines Versprechens sich eingedenk beweisen. Etsi me adsiduo confectum cura dolore Sevocat a doctis, Ortale, virginibus, Nec potis est dulces Musarum expromere fetus 5 Namque mei nuper Lethaeo gurgite fratris 10 (Adloquar, audiero nunquam tua facta loquentem, Adspiciam posthac at certe semper amabo, Semper maesta tua carmina morte canam, 15 Sed tamen in tantis maeroribus, Ortale, mitto |