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antro überflüssig ist, aber für das nicht verstandene absolute medio, wie es 8, 657 und anderwärts steht, sehr nahe lag und auch äußerlich leicht aus atra entstehen konnte. Auf der andern Seite wird durch atra das Gemälde, dessen Farben der Dichter möglichst dunkel zu schildern bemüht ist, nachdrücklich vervollständigt: das Polster ist schwarz, der Teppich ist schwarz, und das Gestell ist von schwarzem Ebenholze, wobei gar nicht nöthig ist daran zu denken, daß die schwarze Ebe nicht durch und durch schwarz ist, und daß es auch minder dunkle, selbst weiße Eben giebt. Vergl. 1, 112. Uns ist es daher nicht zweifelhaft, daß Heins. und Merk. in atra die Urschrift hergestellt haben. Wenn man aber medio ohne in hart findet, so hat Ovid vielleicht wirklich in medio, wie manche Quellen haben, geschrieben, und in wurde erst von einem Kritiker in at verwandelt, als der Text in antro fertig war. Die Lesart in medio kann zugleich für einen Beweis mehr gegen in antro gelten.

B. 611. Einfarbig, d. h. nicht bunt, also ebenfalls düster, wie alles Übrige. Bei den schwelgerischen Römern zu Ovids Zeit glänzten alle diese Dinge in den prangendsten Farben, wie zu 8, 658 bemerkt. Schlagend für die Richtigkeit der Lesart und des Sinnes ist die von Bach angezogene Stelle Fast. IV, 479:

Iam color unus inest rebus, tenebrisque teguntur

Omnia.

Einerlei Farbe schon haben die Dinge, mit Dunkel bedeckt ist
Alles.

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Heinsiussens Vorschläge aequicolor und atricolor, die dieser und jener seiner Nachbeter ergriffen hat, sind also unbegründet.

V. 612. Die Glieder gelöst 2c.; f. zu 7, 185.

V. 618. Das heilige Haus, als Wohnung eines Gottes.

V. 620. Und sich oben die Brust 2c. Wenn Gierig hierbei tadelnd bemerkt, der Gott habe, da er gelegen, nicht mit nickendem Kinne an die Brust stoßen können; so hat er übersehen, daß in den Worten: der kaum zurück sank deutlich liegt, daß der Gott mehrmals den Kopf erhob, sonst hätte er nicht wieder zurücksinken können. Der Gott erhebt den Kopf einige Male, nicht sogleich wieder und stößt dabei um so gewisser und nothwendiger an die Brust, als er eben mit dem übrigen Körper lag.

V. 621. Rüttelt aus sich selber sich auf; insofern man sagt sich oder Einen aus dem Schlafe rütteln, rüttelt sich der Schlafgott aus sich selbst auf. Vergl. 8, 821.

B. 622. Cognovit, wofür Heins. auf geringe Autorität cognorat gab, wird auch von Dresd. A bezeugt.

B. 624. Der Sorge nicht kennt ist auf den Gott zu beziehen. Diurnis, so annehmlich es an sich ist, mag doch wol nur Erklärung von duris oder nebst membra Reminiscenz aus 4, 215 sein. Beides geben nur wenige Quellen, corda nur eine am Rande, woher es Heinsius aufnahm.

V. 626. Der Indic. aequant ist überwiegend (auch durch Dresd. A)

beglaubigt und durch den Sinn gerechtfertigt, insofern das Wesen der Träume, wie es an sich ist, nicht wie es für den besonderen Zweck erst angenommen werden soll, bezeichnet wird.

V. 627. Das Herculische wird Trachin genannt, weil es durch den Aufenthalt des Hercules daselbst und durch seinen in der Nähe auf dem Öta erfolgten Tod berühmt geworden ist. S. oben zu V. 269.

V. 630. Des Dunstes, der sich von den verschiedenen Kräutern vor der Grotte (oben V. 605 ff.) auch in dieselbe verbreitete und einschläfernd wirfte. Und wie sie nun diese Wirkung, den Schlaf, empfindet, verläßt sie eilig die Grotte. So ist nach unserer Meinung sopor zu erklären, das alle Quellen bis auf eine einzige wenig wichtige bezeugen. Aus lezterer nahm Heinsius vaporis auf, das eben Nichts als eine Erklärung durch ein gemeineres Wort ist.

V. 633. Der tausend Erzeugten, nämlich der schon oben erwähnten Träume, welche die Söhne des Schlafes sind.

V. 640. Icelos nennt 2c., eine Nachahmung Homers, bei welchem der Fall nicht selten vorkommt, daß besonders Personen einen anderen Namen bei den Göttern als bei den Menschen haben. Die Veranlassung war jedenfalls ein doppelter Name, entweder von verschiedenen Mythen oder von verschiedenen Völkerstämmen herrührend, oder aus einem Eigennamen und einem Beinamen entsprungen, oder endlich nach verschiedenen Eigenschaften, Vorstellungen und Veranlassungen gegeben; der eine mochte allmählig das Übergewicht über den andern erhalten haben und der gewöhnliche geworden sein, und dieser wird nun als der bei den Menschen übliche, jener als der von den Göttern gebrauchte bezeichnet. Beide hier von unserem Dichter dem Traume beigelegte Namen find Griechische Nennwörter und bedeuten, jener der Ähnliche, dieser der Erschrecker. Ebenso sind die beiden andern Namen Griechisch und heißen: Morpheus, der Gestalter, Gestaltfähige, Phantaso s etwa der Vorsteller, Einbilder.

V. 643. Feliciter Heins. aus drei Quellen.

V. 644. Königen pflegen... diese, nämlich die drei genannten. Die Unterschiede unter den Träumen selbst und die Auszeichnung der Könige und Führer muß man der Zeit und dem Dichter zu Gute halten; der Zeit, weil nur Fürsten u. s. w. Bedeutung hatten; dem Dichter, weil er doch aus der großen Anzahl, die es naturgemäß giebt, so prosaisch nicht den ersten besten nehmen kann, sondern auch dem Unbedeutenden ein Interesse geben muß; und das, scheint uns, hat er sehr wohl verstanden: Der Vater wählt aus seinen vielen Söhnen zu einem bestimmten Geschäfte den fähigsten und geeignetsten aus, um den Allerhöchsten Befehl auszuführen und dem ehrenvollen Vertrauen zu entsprechen.

V. 650. Wie der Gott des Schlafes selbst, haben auch die Träume Flügel, und zwar schwarze.

V. 653. Ohne Zweifel ist die Lesart eines Theils der Hdschrften formaque sub illa eine Erklärung des urschriftlichen sumtaque figura, das eben weiter

Nichts heißt als nachdem er nun die Bildung desselben angenommen, eine bekanntlich beliebte Wendung für quo facto, tum, nur daß hier andere Wörter als die vorausgegangenen genommen worden sind, da abire sich zu keiner Participialconstruction eignete. Wie daher Bach einen Unterschied der Bedeutung zwischen facies und figura hier annehmen kann, und welchen, ist um so schwerer einzusehen, als er zwar figura ganze Gestalt erklärt, aber facies nur als das Specielle bezeichnet, ohne zu sagen, welches Specielle; das Gesicht doch etwa nicht?

V. 656. Schwer von 2c.; die Schwere des Wassers giebt sich in der geraden Streckung des Haares zu erkennen.

V. 657. Mehrere Hdschrften, darunter allerdings die vorzügliche erste Erfurter, lesen refuso, was seit Heins. herrschend, von Jahn beseitigt, von Merkeln aber wieder aufgenommen wurde. Allein was soll refuso heißen? Wieder und wieder, immerfort? Ein uns wenig passend scheinender Sinn! Dagegen ist profundere lacrimas der eigentliche und stehende Ausdruck und wird überwiegend bezeugt. Auch läßt sich die Entstehung von refuso äußerlich unschwer erklären.

V. 662. Aus dem false einer einzigen Hdschrft bereitete sich Heinsius sofort den Leckerbissen falsae zu.

V. 673. Habebant zog Burmann ohne Grund aus wenigen Quellen vor. Bachs Begründung des Singulars durch Beziehung auf Morpheus scheint uns verunglückt; manus ist schwerlich der Genitiv.

V. 674. Fast alle Quellen geben den Vers Ing. H. lacrimas movet atque 1., nur einige lacrimans. An lacrimas movet nahmen die alten Gelehrten mit Recht Anstoß und schlugen vor, der eine: Ing. H. lacrimans, movet atque 1., der andere Ing. H. lacrimans motatque 1. Die neuern und neucsten Herausgeber haben jedoch die gemeine Lesart wiederhergestellt und vertheidigen dieselbe, Bach als ein Zeugma, das nicht kühner sei, als 5, 112 citharam cum voce movere, Lörs als „echte Ausdrucksweise Nasos“ unter Berufung auf diefelbe Stelle und außerdem auf 10, 368. Trist. V, 13, 1 nebst Virg. Aen. VII, 237. Wie wenig aber diese Stellen, besonders die beiden mittleren, hieher passen, wird Jedem einleuchten; und wir können uns durchaus nicht überzeugen, daß der gewandte Ovid lacrimas movere von unwillkürlich im Schlafe vergossenen Thränen gesagt habe. Lacrimas movere (nach Bach in Bewegung sehen!) kann nur von demjenigen gesagt werden, der sich zu Thränen zwingt, oder von einer Person oder Sache, welche einen Thränen erregenden Eindruck macht. Auch findet ein zeugmatischer Ausdruck doch nimmermehr so Statt, daß die beiden nicht zusammengehörigen Begriffe unmittelbar beisammen und mit einander an der Spize stehen, der eigentliche aber erst nachträglich hinzugefügt wird. Nicht übel schlägt Bach, der sich doch wol durch sein Zeugma nicht befriedigt fühlt, lacrimatque movetque lacertos vor. Wir überseßen das wenigstens hdschrftl. begründete lacrimans, movet atque 2c., obgleich wir das so nachgesezte atque nicht für Ovidisch halten, glauben jedoch, daß in lacrimas etwas mit lacertos Gleichartiges, etwa palmas, enthalten sei.

V. 679. Es hatten geweckt 2c.; vergl. 10, 383 n. A.
V. 693. Spuren, nämlich von dem herabgeflossenen Wasser.

V. 694 f. Ein weibliches Gemüth ist leicht geneigt, liebende Besorgniß nach eingetretenem Unglücke als Ahnung desselben zu nehmen.

V. 697. Der Text tecum fuit 2c., wie ihn Heinsius, oder tecum ah fuit, wie Bothe, aus und nach mehreren bewährten Quellen gegeben, scheint auch uns vorzüglicher, als der gewöhnliche (auch Dresd. A) fuit ah fuit, worin wir den Grund des durch die Wiederholung hervorgehobenen fuit nicht zu erkennen vermögen. Doch wollten wir ohne dringende Nothwendigkeit den jezt wieder herrschenden Text nicht abermals ändern. Merkel hat, vermuthlich aus ha und o der Hdschrften, fuit hoc vermuthet.

V. 700. Nach der Stärke ihrer Liebe und der Größe ihres Schmerzes fühlt sie sich so ganz mit dem Gatten verwachsen und Eins, daß sie, was ihm wiederfahren, als zugleich ihr wiederfahren, sein jeziges Looð als ihr eignes betrachtet. Daher ist das auch am Meisten bezeugte perii dem von Heinsius aus einem Theile der Quellen eingeführten pereo unbedenklich vorzuziehen. „Sein Tod ist auch der ihrige gewesen.“ Ebenso ist quoque, das nach Jahns richtiger Bemerkung hier, wie öfters, auf den ganzen Saß geht, zu schüßen gegen nunc, das Heinsius aus einer einzigen unbekannten Quelle aufnahm.

B. 701. Ohne mich, d. h. ohne daß mein Körper wirklich darin liegt. In den Höschrften findet sich sine me me und sine te me neben sine me te (Dresd. A), und alle drei Lesarten geben einen Sinn, die erste sogar an sich einen doppelten, ja dreifachen. Denn sine me me kann erstens heißen ich bin in meiner Vorstellung im Meere, ohne daß ich wirklich darin bin, zweitens ich bin in meiner Vorstellung im Meere ohne doch wirklich bei meinem zweiten Ich zu sein, und endlich umgekehrt mein zweites Ich ist im Meere ohne mich. Sine te me würde sein ich bin in meiner Vorstellung hier im Meere, ohne daß du gleichwol bei mir bist, und sine me te einfach du bist im Meere ohne mich. Nach unserem Urtheile muß der Sah, da er mit et angeschlossen ist, etwas mit dem vorhergehenden Gleichartiges oder eine abschließende Folgerung ausdrücken, und es muß daher zunächst me (pontus habet) heißen: perii, iactor, me habet pontus sum, iaceo in ponto. Als zweite Folge ergiebt sich, daß auch der Begriff absens wieder aufgenommen sei, und dies kann nur in sine me sein. Aus diesen Gründen und in diesem Sinne halten wir sine me me für das Ursprüngliche, obwol es sich nur auf zwei Hdschrften und den Urdruck stüßt, während die übrigen alle sine me te lesen, was Jahn aufgenommen hat, und nur eine sine te me giebt.

V. 701 ff. Grausamer ja 2c. Zu dem natürlichen Schmerze kam noch die romantische Vorstellung des Alterthums von einer trèuen Liebe, daß sie den durch den Tod entrissenen Theil nicht überleben könne und dürfe. Vergl. 4, 150 sowie unten V. 781; auch 10, 202 ff. gehört hieher. Daher der Römische Dichter Tibullus sagt:

Harten Gemüths auch war, der solchen Jammer ertragen
Konnte und leben annoch, wann er die Gattin verlor.

Ovid III.

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V. 709. Ein Schlag, der Trauer nämlich auf die Brust, was uns, da uns diese Art die Trauer auszudrücken völlig fremd ist, freilich sonderbar vorkommt. Es ist etwa, als ob wir sagten: jedes Wort begleitete ein Seufzer. Die Präpos. e ist äußerst schwach beglaubigt, während a zugleich durch den Sprachgebrauch gerechtfertigt ist.

B. 710. Sie geht 2c.; in der That lag Trachin nicht am Meere, aber auch oben begleitet sie den scheidenden Gatten an den Strand. Hier wie dort hat der Dichter von der ihm als solchem zustehenden Freiheit in unwesentlichen Dingen Gebrauch gemacht.

V. 712. Mit Recht haben die neueren Herausgeber die Conjectur Heinsiussens Moratus ibi (est), als Äußerung der Halcyone genommen, wieder ausgemerzt; weßhalb wir um so mehr verwundert waren, sie bei Merkeln wiederzufinden. Ganz abgesehen von dem Mangel aller hdschrftlichen Begründung oder auch nur eines Verdachtsgrundes gegen die Lesart, müßte es in Halcyones Munde für ibi nothwendig hic heißen. Hic vor retinacula wird durch Dresd. A bestätigt, während die meisten Hdschrften das uns minder passend scheinende hinc geben.

V. 719. Gierig wirft dem Verfasser hier Selbstvergessenheit vor. Denn, sagt er, sie war ja durch den Traum schon sicher von dem Tode des Gatten unterrichtet. Aber ist denn nicht auch das traumgläubigste Gemüth noch zu Zweifeln, wenigstens auf Augenblicke, geneigt, zumal wo der Traum dem liebenden Weibe so Schreckliches verkündet hat? Und war sie denn überhaupt durch den Traum belehrt, daß sie den Leichnam ihres Gatten finden, und daß der erste beste sich in der Ferne zeigende Leichnam ihr Gatte sein würde? Ist es daher nicht ganz angemessen, wenn sie von Ahnung ergriffen wird? Qui brachte auch hier (vergl. oben 279) Heins. angeblich aus „seinen besseren“ auf. Dresd. A mit den meisten bekannten Hdschrften quis.

V. 720. Der Sing. lacrimam wird auch durch Dresd. A bestätigt.

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V. 723. Der Text, wie wir ihn mit den neuesten Bearbeitern gegeben, steht durch überwiegende Autorität (auch Dresd. A) fest. Aus den verschiedenen Lesarten, als menti od. mens, suae, sua, sibi, dann iamque für iam iamque, welche vermuthlich durch das Mißverständniß des Subjectes und des nur einmal geschriebenen iam veranlaßt wurden, machte Heinsius seinen mit Recht wieder beseitigten Text amens sua; iamque.

V. 731. Müdet vorher 2., ehe sie den Strand erreichen.
V. 734 f. S. nachher.

V. 738. Vergeblich; sie wurden nicht als solche empfunden und erwiedert, oder hatten nicht die Kraft, ihm Leben einzuhauchen, obwol sie nach der rührenden Darstellung des Dichters auch jezt noch mit Zauberkraft ihn durchzuckten.

V. 740. War unentschieden die Menge; darüber war die Meinung der Leute unentschieden.

V. 742. In Vögel, und zwar in Eisvögel oder Halcyonen (Alcedo Ispida L.). Mithin hat zunächst der Name wieder das rührende Mährchen

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