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Sitzungsberichte der Bezirksvereine.

Eingegangen. Dezember 1909.

Chemnitzer Bezirksverein.
Sitzung vom 2. November 1909.
Vorsitzende: Hr. Biernatzki und Hr. Schröter.
Anwesend rd. 120 Mitglieder und Gäste.
Hr. Dieterich spricht über die Kerchove-Dampf-
maschine).

Eingegangen 3. Dezember 1909.

Fränkisch-Oberpfälzischer Bezirksverein.

Sitzung vom 19. November 1909.

Vorsitzender: Hr. Bogatsch. Schriftführer: Hr. Gercke. Anwesend 36 Mitglieder und 6 Gäste.

Hr. Neusinger spricht über Löhnungsmethoden.

Eingegangen 22. September und 29. Oktober 1909. Leipziger Bezirksverein. Sitzung vom 26. Mai 1909. Vorsitzender: Hr. Diester. Schriftführer: Hr. Fielitz. Anwesend 43 Mitglieder und 8 Gäste.

Hr. Hopfer spricht über

die Selbstherstellung von Wasserstoff und Sauerstoff durch Elektrolyseure für autogene Schweißung.2)

Die Selbstherstellung dieser Gase hat eine erhöhte Bedeutung gewonnen durch die autogene Schweißung und Lötung, die sich überraschend schnell ausgebreitet hat. Die Frage der Selbstherstellung der genannten Gase ist wichtig für Eisen-, Blech- und Metallwarenfabriken. Aber auch für Schmelzzwecke in Glasfabriken, für medizinische Zwecke und für das jüngste so erfolgversprechende Anwendungsgebiet, die Luftschiffahrt, ist die Selbstherstellung von Wasserstoff und Sauerstoff oder von Wasserstoff allein von großer Wichtigkeit. Der Redner bespricht die Vorzüge und Anwendungsgebiete der autogenen Schweißung 3).

Die Kosten der autogenen Schweißung setzen sich hauptsächlich zusammen aus den Ausgaben für Löhne und Gas. Je schneller und geschickter ein Arbeiter schweißt, je kleiner die Menge und je billiger das zum Schweißen eines bestimmten Gegenstandes notwendige Gasgemisch ist, desto billiger stellt sich die Schweißung. Geübte Schweißer vorausgesetzt, ist deshalb die billige Beschaffung der Gase von größter Bedeutung. Die Erfahrung zeigt, daß, solange der Gasverbrauch gering ist, der Fabrikant in der Regel verdichtete Gase bezieht, die heute in Leihflaschen für 1 cbm Wasserstoff 80 Pfg bis 1 M, für 1 cbm Sauerstoff rd. 3 M am Verbrauchsorte kosten. Sobald sich jedoch der Schweißbetrieb ausdehnt und die Ausgaben für den Bezug der Gase wachsen, und sobald die zeitraubende und kostspielige Hin- und Herbeförderung der Flaschen lästig zu werden anfängt, entsteht das Bedürfnis nach der Selbsterzeugung der Gase.

Diese Selbsterzeugung wird dem Fabrikanten nur dann Vorteile bieten, wenn sie keine hohen Anlagekosten und keine Unbequemlichkeiten mit sich bringt. Am meisten befriedigen werden ihn einfache und billige Vorrichtungen, die möglichst ohne Aufsicht, vollständig betrieb- und explosionssicher und mit geringen Instandhaltungskosten arbeiten, die leicht untergebracht, etwa von einer bereits vorhandenen, nicht ganz ausgenutzten Kraftquelle versorgt werden können, und deren Betrieb bei alledem den höchsten wirtschaftlichen Nutzen gegenüber dem Bezug von Flaschengasen gewährt.

Diese Forderungen werden durch die elektrolytische Erzeugung von Wasserstoff und Sauerstoff in dem seit 11 Jahren in die Praxis eingeführten Elektrolyseur in jeder Weise erfüllt.

Der Betrieb mit den nur aus Eisen bestehenden SchuckertElektrolyseuren ist denkbar einfach. Die Wartung besteht lediglich darin, daß täglich einmal das verbrauchte Wasser nachgefüllt wird. Die Kosten hierfür fallen beim Vergleich der Kosten der Selbsterzeugung der Gase mit denjenigen von Flaschengasen nicht ins Gewicht, da sie nicht einmal soviel

1) Vergl. Z. 1908 S. 595.

2) Infolge einer längeren Reise des Vortragenden kann der Bericht

erst jetzt veröffentlicht werden.

3) Vergl. Z. 1909 S. 33, 401, 559, 628.

ausmachen wie die Beträge, die auf die An- und Abfuhr der Flaschen zur Schweißstelle und auf das An- und Abschrauben der Ventile zu rechnen sind. Abgenutzt werden nur die eisernen Anodenbleche, die gelegentlich der etwa alle zwei Jahre einmal notwendigen Reinigung der Batterie sehr rasch und ohne Betriebstörung zu ersetzen sind. Die Kosten für 11⁄2 cbm Gasgemisch (1 cbm Wasserstoff und 0,5 cbm Sauerstoff) belaufen sich auf 1 Pfg für diese Bleche. An sonstigen Instandhaltungskosten kommen in Betracht: der Ersatz der geringen mechanisch in Verlust geratenen Elektrolytmengen, d. h. des Aetznatrons, ausnahmsweise der Ersatz schadhafter Isolier- und Dichtungsstücke, schließlich Dichtungsmaterial und Wartung der Gaspumpen.

Alles in allem belaufen sich die Instandhaltungs- und Wartungskosten der Gaserzeugungsanlage auf 5 Pig für 1 cbm Gasgemisch.

Die Elektrolyseure werden als Batterien zum unmittelbaren Anschluß an Gleichstromdynamos oder an Leitungsnetze bis 500 V gebaut. Es kann z. B. jede Lichtdynamo für Gleichstrom zur elektrolytischen Gaserzeugung verwendet werden. Mit Rücksicht auf die Anschaffungskosten wird man suchen, möglichst nicht zu hohe Spannungen zu wählen.

Die theoretische Zersetzungsspannung beträgt rd. 1,5 V. Für die technische Verwendung muß man je nach Art und Beschaffenheit des Elektrolyseurs 2,3 bis 3,5 V rechnen.

Bei der elektrolytischen Wasserzersetzung wird auf 2 Raumteile Wasserstoff 1 Raumteil Sauerstoff gewonnen, und zwar entwickelt 1 Amp-st theoretisch 1 Raumteil 0,298 g = 208,8 ccm Sauerstoff und 2 Raumteile 0,037 g 417,6 ccm Wasserstoff. Zur Erzielung einer guten Flamme im Schweißbrenner braucht man ein Gasgemisch aus etwa 2 Raumteilen Wasserstoff und 1/2 Raumteil Sauerstoff; es bleibt also die Hälfte des erzeugten Sauerstoffes übrig. Dieser überschüssige Sauerstoff wird vollständig ausgenutzt, indem er mit Azetylen verbrannt wird. Dadurch wird bei gleichzeitiger Vereinigung der beiden autogenen Schweißverfahren die wirtschaftlich günstigste Ausnutzung der erzeugten Gase erreicht; denn in vielen Fällen wird zum Schweißen dünner Bleche und zum Löten die Wasserstoff-Sauerstoff-Flamme, in andern zum Schweißen dickerer Bleche die Azetylen-Sauerstoff-Flamme angewandt. Außerdem kann der überschüssige Sauerstoff mit andern brennbaren Gasen zum Schweißen ausgenutzt werden. Der Arbeiter nimmt freilich lieber Azetylenschweißungen als Schweißungen mit der Wasserstoff-Sauerstoff-Flamme vor. Bei dieser beträgt die Temperatur etwa 1900o, bei jener einige Tausend Grade.

Eine Anlage für Selbsterzeugung der Gase für die Wasserstoff-Sauerstoff- und die Azetylen-Sauerstoff-Schweißung umfaßt folgende Teile: eine Elektrolyseur-Batterie, einen Gasbehälter für Wasserstoff und einen für Sauerstoff, zwei Gasdruckpumpen mit Rezipienten für Riemenantrieb, einen AzetylenGaserzeuger, Verbindungsrohrleitungen, Waschflaschen und Druckvorgelege, Anschluß der Batterie an eine Gleichstromleitung.

Die Arbeitsweise einer solchen Anlage ist folgende: Nach dem Einschalten des Stromes werden Wasserstoff und Sauerstoff in den Elektrolyseuren ohne jede Aufsicht unter einem Druck von etwa 60 bis 70 mm Wassersäule und in einer Reinheit von 97 bis 99 vH gewonnen, durch Rohrleitungen nach den Waschflaschen und in die Gasbehälter geleitet, von hier aus durch die Gasdruckpumpen angesaugt und mit dem für die Schweißung erforderlichen Druck in die Rezipienten und in die nach den Schweißstellen führenden Rohrleitungen gepreßt. Die Pumpen arbeiten ununterbrochen und ohne Aufsicht mit der der jeweiligen Gasentnahme entsprechenden Leistung. Das zuviel gepumpte Gas strömt in den Gasometer zurück. Der Kraftbedarf für zwei Gaspumpen beträgt je nach der Leistung und dem erforderlichen Gasdruck, der von der Stärke der zu verschweißenden Bleche abhängig ist, 1 bis 4 PS. Das Azetylengas steht unter dem geringen Druck einer Azetylenbeleuchtungsanlage, kann also aus einer solchen entnommen werden.

Für 11⁄2 cbm Gasgemisch sind 13 PS-st erforderlich. Bei teurer Kraft baut man die Elektrolyseure so, daß man mit 10 PS-st auskommt; es werden aber dann die Kosten der Elektrolyseur-Batterie etwas höher.

Ueberlastungen bis zu 10 vH der normalen Stromstärke nehmen die Elektrolyseure bei entsprechend höherer Spannung, ohne Schaden zu leiden, dauernd auf; ebenso ertragen sie vorübergehend Mehrbelastungen bis zu 30 vH.

Zum Unterschied von andern Bauarten, die zum Trennen

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deutscher Ingenieure.

Kosten des Gasgemisches für 1 m Naht in Pfg

Azetylen - Sauerstoff (Sauerstoff in Flaschen)

Wasserstoff-Sauerstoff und

mm

Azetylen (selbsterzeugt)

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3,8

9,0

17,5

4

28,0

5

35,0

6

49,0

7

68,0

90,0

Der Preis für Wasserstoff und 3 angenommen.

1,9

4,6

8,8

14,0

20,0

30,0

43,0

59,0

die Flaschengase ist mit 80 Pfg pro cbm pro cbm Sauerstoff an der Schweißstelle

Zahlentafel 3 gibt Aufschluß über den annähernden Gasverbrauch und die ungefähre Leistung in m/st Schweißnaht beim Schweißen mit der Wasserstoff-Sauerstoff- bezw. der Azetylen-Sauerstoff-Flamme.

Zahlentafel 3.

annähernder Gasverbrauch in ltr/st und ungefähre Leistung in m/st Naht

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Blechstärke

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Es wurden 25 cbm Sauerstoff in Flaschen und 20 cbm selbst aus Karbid gewonnenes Azetylen verbraucht.

Da die Azetylen-Sauerstoff-Flamme durch ihre höhere Temperatur ein schnelleres Schweißen als die WasserstoffSauerstoff-Flamme ermöglicht, so ist obige Gasmenge zur Erzielung der gleichen Leistung an Metern Schweißnaht bei gleicher Schweißgeschwindigkeit zu ersetzen durch 54 cbm Wasserstoff, 27 cbm Sauerstoff und 12 cbm Azetylen, deren Gestehungskosten sich bei Selbsterzeugung wie folgt berechnen: Kraftkosten:

für den Betrieb der Elektrolyseur-Batterie 702 PS-st (13 PS-st für 11⁄2 cbm Gasgemisch) zu 3 Pfg für den Pumpenbetrieb 40 PS-st zu 3 Pfg Instandhaltung: (5 Pfg für 11⁄2 cbm Gasgemisch) Azetylen: 12 cbm zu 1 M

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Material: Siemens-Martin-Stahlblech.

Es gibt bereits Anlagen, die eine zwölfjährige Betriebsdauer hinter sich haben und die sich in jeder Beziehung bewährt haben.

Die erste Schuckertsche Anlage kam in der Platinschmelze W. C. Heraeus in Hanau in Betrieb; sie arbeitet dort heute noch und ist inzwischen auf das Dreifache erweitert worden. Die nächsten größten Anlagen für eine Leistungsfähigkeit von zusammen 2400 cbm Wasserstoff und 1200 cbm Sauerstoff in 24 Stunden sind für das Luftschiffer-Bataillon in Berlin geliefert. Weitere Anlagen etwa 20 an der Zahl sind in Deutschland und im Ausland in Betrieb und etwa 15 im Bau.

Die Kosten der elektrolytisch erzeugten Gase bestehen hauptsächlich in Ausgaben für die erforderliche Energie, während die für Wartung und Instandhaltung äußerst gering sind. Je nach der Strombelastung bezw. je nachdem mit niederer oder höherer Apparatespannung gearbeitet wird, sind zur Erzeugung von 1 cbm Sauerstoff und 2 cbm Wasserstoff 16 bis 24 PS-st aufzuwenden. Die Reinheit der Gase bleibt sich innerhalb dieser Grenzen der Strombelastung gleich. Wesentlich ist dabei der Umstand, daß reine besonders arsenfreie Gase erzeugt werden. Vergiftungserscheinungen durch Arsenwasserstoffe sind also ausgeschlossen.

men.

Die Wartung einer Anlage kann jeder Arbeiter übernehSie besteht im täglich einmaligen Nachfüllen des verbrauchten Wassers, das sich auf etwa 3 ltr/cbm erzeugten Sauerstoffes beläuft. Die Instandhaltungskosten umfassen einen jährlich einmal notwendig werdenden Ersatz der Anodenbleche und den Ersatz geringer mechanisch in Verlust geratener Elektrolytmengen (Natronlauge). Die Anodenbleche sind gewöhnlich etwa 2 mm starke Eisenbleche, die leicht und ohne Betriebstörung der Elektrolyseur-Batterie nacheinander ausgetauscht werden können; der Verschleiß an diesen Eisenblechen beträgt für 1 cbm Sauerstoff etwa 0,05 kg. Die infolge verdunstenden Wassers in Verlust geratenen Elektrolytmengen sind für 1 cbm Sauerstoff etwa 1,5 g festes Aetznatron, die 1,5 Pfg kosten. Als Dichtungs- und Isoliermaterial wird Weich- oder Hartgummi verwendet. Alles in allem betragen die gesamten Wartungs- und Instandhaltungskosten für 1 cbm erzeugten Sauerstoff je nach der Größe der Anlage 4 bis 8 Pfg. Die Reinheit der erzeugten Gase beträgt durchschnittlich 97 vH und nicht unter 96 vH für den Sauerstoff und durch

12. Februar 1910.

schnittlich 99 vH, jedoch nicht unter 98 vH für den Wasserstoff. In dieser Reinheit bezw. innerhalb dieser untersten Grenzen ist die Verwendung der Gase, für welchen Zweck es auch sei, gänzlich gefahrlos. Wird auf höhere Reinheit oder auf chemische Reinheit Wert gelegt, so leitet man die erzeugten Gase, bevor sie in den Gasbehälter gelangen, durch ein elektrisch geheiztes Silberrohr, in das Palladiumbimstein eingelegt ist. Das Silberrohr kann ohne weiteres in die Rohrleitung eingebaut und der dazugehörige Heizkörper an das gleiche Stromnetz wie die Elektrolyseurbatterie angeschlossen werden. Der Energieaufwand beträgt für einen stündlichen Gasdurchgang bis zu 5 cbm etwa 0,78 KW, also 7 Amp bei 110 V. Die Kosten eines solchen Silberrohres nebst Heizkörper und Regelwiderstand stellen sich auf etwa 450 M.

Eine Explosionsgefahr ist bei einer Elektrolyseuranlage so gut wie ausgeschlossen, da zur Trennung der an den Elektroden frei werdenden Gase volle metallische Scheidewände benutzt werden. Störungen im Elektrolyseurbetrieb und das Entstehen explosiver Gasmischungen wäre nur denkbar, wenn durch Vertauschen der Zuleitungskabel oder durch grobe mechanische Eingriffe in die Elemente die Stromrichtung geändert würde, Gefahren, gegen die die Anlagen gesichert werden können.

Für die Beantwortung der Frage, welches Verfahren der Sauerstoffgewinnung in dem einen oder andern Fall anzuwenden ist, ob die Darstellung aus flüssiger Luft der elektrolytischen vorzuziehen ist, sind neben den Kraftkosten die verlangte Tageserzeugung, die Anlagekosten, die Ausnutzung etwa bereits vorhandener maschineller und elektrischer Einrichtungen, die Verwertung des Wasserstoffes, die Raumverhältnisse und die bestmögliche Angliederung der Gaserzeugung an den gesamten übrigen Fabrikbetrieb mitbestimmend.

Es wird z. B. eine Maschinenfabrik, die mit einer Dampfkraft von 3 Pfg/PS-st arbeitet und am Tage Kraft und eine wenig belastete Dynamo frei hat, zur Herstellung von 15 cbm Sauerstoff, die sie täglich für die autogene Schweißung verbraucht und in Flaschen bezogen mit 45 M bezahlen muß, jedenfalls das elektrolytische Verfahren als das passendste befinden, da sich eine elektrolytische Anlage dem übrigen Fabrikbetrieb ohne weiteres angliedern läßt. Sie erfordert kein besonderes Betriebspersonal, da die Wartung der Anlage lediglich im Nachfüllen des verbrauchten Wassers, was etwa 1 Stunde Zeit in Anspruch nimmt und von jedem Tagelöhner nebenbei besorgt werden kann, besteht. Die Kosten einer Elektrolyseurbatterie für obige Leistung belaufen sich mit allem Zubehör (Holzunterbau, Laugenfüllung, Waschflaschen, elektrischer Anschlußleitung usw.), jedoch ausschließlich Gasbehälter und Kompressionspumpen auf etwa 7500 M. Anlagen mit solchen Leistungen nach dem Luftverflüssigungsverfahren werden überhaupt nicht gebaut; auf jeden Fall werden sie verhältnismäßig viel mehr kosten als die elektrolytischen Anlagen und teurer arbeiten als diese und dazu eigenes Personal beanspruchen.

Die Gestehungskosten der in 10 Stunden elektrolytisch gewonnenen 15 cbm Sauerstoff und 30 cbm Wasserstoff berechnen sich bei einem Preise von 3 Pfg/PS-st zu: Kraft 330 PS-st.

Wartung und Instandhaltung

Tilgung und Verzinsung, 15 vH von 7500 M

9,90 M

1,00 » 8,75 >>

Kosten von 15 cbm Sauerstoff und 30 cbm Wasserstoff 14,65 M Der Platzbedarf der Elektrolyseurbatterie ist gering; sie braucht nebst dem Zubehör eine Bodenfläche von 5.3 qm.

Auf 1 cbm gewonnenen Sauerstoff berechnet, würde sich die Sauerstofferzeugung nach Linde bedeutend billiger stellen. Da aber beim elektrolytischen Verfahren noch Wasserstoff mitgewonnen wird, ändert sich das Bild vollständig. Der bei der chemischen Großindustrie abfallende Wasserstoff kostet heute in kleineren Mengen, wie sie die autogene Schweißung braucht, bezogen 60 Pfg/cbm ab Fabrik. In größeren Mengen, z. B. für die Luftschiffahrt, wird er zu 35 bis 40 Pfg/cbm_abgegeben. Rechnet man die verschiedenen Unkosten, welche die chemischen Fabriken mit den Einrichtungen zum Auffangen und Verdichten des Gases haben, ferner die Tilgungskosten für den Flaschenpark, so dürfte der Fabrik bei dem Verkaufpreis von 35 bis 40 Pfg ein Reinverdienst von etwa 15 bis 20 Pfg pro cbm Wasserstoff bleiben.

Auch bei Hinzurechnung der für Tilgung und Verzinsung entfallenden Beträge bleiben die Gestehungskosten der elektrolytischen Erzeugung unter denen der Lindeschen. Das Lindesche Verfahren wird nur in den Fällen überlegen sein, wo teure Kraft in Frage kommt und ein Gewinn aus dem Elektrolytwasserstoff nicht zu erzielen ist.

Nach einem neuen Verfahren wird der Wasserstoff durch Zerlegen von Kohlenwasserstoffen hergestellt, z. B. durch

Zerlegen des Azetylens in chemisch reinen Wasserstoff und amorphen Kohlenstoff. Der letztere bildet dabei eine sehr angenehme Beigabe als Rohstoff für Bogenlichtkohlen, Druckfarben usw. Der Erfinder ist Ingenieur Machtolf in Böblingen. Dort soll das Verfahren mit einer größeren Versuchsanlage unter Aufsicht von Prof. Dr. Dieffenbach bereits mit gutem Erfolg erprobt sein.

Am 15. Mai, 10., 11. und 12. Juni wurde das physikalische, chemische und metallographische Laboratorium von Dr. L. Kruft besichtigt. Es waren jedesmal 10 bis 12 Herren anwesend. Die Einrichtungen, die durchweg die modernsten Hülfsmittel des Materialprüfungswesens darstellen, sind folgende:

1) Physikalische Abteilung: 50 t-Zerreißmaschine mit Pendelmanometer zur Steigerung der Empfindlichkeit, einstellbar auf die Laststufen 5, 10, 25 und 50 t; hierzu Vorrichtungen für Biege-, Belastungs-, Druck-, Kugeldruck-, Abscher-, Knick- usw. Versuche, desgl. zum Zerreißen ganzer Draht- und Hanfseile. Diagrammvorrichtung, Feinmessungen; 5 t-Zerreißmaschine, einstellbar auf Laststufen von 1 t; hierzu Vorrichtung für Druckproben besonders nach dem Brinellschen Verfahren, Diagramm vorrichtung, Einspannvorrichtungen für Rund- und Flachproben, Drähte, Riemen, Gewebe (die Einspannbacken können zum Einspannen von Proben mit besonders kurzer Versuchslänge einander genähert werden); Biegemaschine, besonders für Gußeisen. Höchste Belastung 1800 kg, größte Durchbiegung 50 mm;

Drehfestigkeitsmaschine mit Zählwerk 1:1 und 3:1 und Gewichtspannung; Biegemaschine für Drähte mit auswechselbaren

Wellen;

Muffelöfen (1 Ofen bis 900°; 1 Ofen bis 1200o) mit Thermoelementen aus Eisen-Konstantan und Platin-Platinrhodium und den entsprechenden Pyrometern.

2) Metallographische Abteilung: Vollständige mikroskopische Einrichtung für auffallendes Licht, ausgeführt von Carl Zeiß, Jena, mit Stativ nach Martens und mikrophotographischer Kamera; Mikroskope für die Voruntersuchung nach Martens und Reichert; Apparate für Makrophotographie.

3) Chemisch-analytische Abteilung: Sämtliche Vorrichtungen zur qualitativen und quantitativen Bestimmung von Metallen und deren Legierungen.

Probestab-Werkstatt: Werkzeugmaschinen für Zurichtung von Flach- und Rundstäben, Anfertigung von Schliffen für die mikroskopische Untersuchung, Zerschneiden größerer Stücke, Entnahme von Bohrspänen, Vorrichtung zum Umgießen von Seilen für den Zerreißversuch.

Hr. Dr. Kruft gab einen Ueberblick über die physikalischen Prüfungen, führte Zerreißproben mit verschiedenen Stabformen aus Schmiede- und Gußeisen vor und erläuterte den Einfluß der Stabform auf die Ergebnisse der Zerreißprobe. Hierbei wurden auch die zugehörigen Diagramme aufgenommen.

Ferner wurden vorgeführt: Druck-, Biege- und Kugeldruckproben mit verschiedenen Materialien, Drehungs- und Biegeproben mit Drähten. Auf der Gußeisenbiegmaschine

wurde ein Stab bis zum Bruch belastet. Ein Glühofen wurde in Verbindung mit Pyrometer und Thermoelement im Betriebe vorgeführt. Hieran schloß sich eine Beschreibung der wichtigsten Formen von Mikroskopen und die Projektion einer Reihe von Mikrophotogrammen.

Sitzung vom 24. September 1909.
Vorsitzender: Hr. Diester. Schriftführer: Hr. Fielitz.
Anwesend etwa 130 Mitglieder und Gäste.
Hr. Freund spricht über die konstruktiven Grund-
lagen der Luftfahrzeuge 1).

Eingegangen 26. November 1909.
Zwickauer Bezirksverein.
Sitzung vom 30. Oktober 1909.

Vorsitzender: Hr. Seyboth. Schriftführer: Hr. Patzert. Hr. Grau macht Mitteilungen über bisher gewonnene Erfahrungen mit Stahlbandantrieben3).

Hr. Hummel spricht über das Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik in München3).

1) Vergl. 1909 S. 281 u. f., 441 u. f., 1093 u. f.

2) Vergl. Z. 1907 S. 1957.

3) Vergl. Z. 1907 S. 976; 1909 S. 1528,

deutscher Ingenieure.

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Bücherschau.

sechs

Illustrierte technische Wörterbücher in Sprachen (nach dem Verfahren Deinhardt-Schlomann). Bd. V: Eisenbahnbau und Betrieb. Preis in Lwd. geb. 11 M. Bd. VI: Eisenbahnmaschinenwesen. Preis in Lwd. geb. 10 M. München und Berlin, R. Oldenbourg.

Der soeben erschienene fünfte uud sechste Band der I. T. W. ist bearbeitet von Dipl.-Ing. A. Boshart unter Mitwirkung des Vereines für Eisenbahnkunde, des Vereines deutscher Maschineningenieure, beide in Berlin, und einer ganzen Reihe der angesehensten Fachleute diesseits und jenseits des Ozeans.

Das Haus R. Oldenbourg befolgt mit den bekannten sechssprachigen technischen Wörterbüchern das Verfahren der großen Dampfergesellschaften, die ihren eigenen Rekord schlagen. Jeder Band bringt neue Ueberraschungen stets angenehmer Art.

Der Inhalt des fünften und sechsten Bandes ist so reichhaltig, wohlgeordnet, und zweckmäßig und angenehm durch Abbildungen fast künstlerischer Ausführung erläutert, daß, ganz abgesehen von den technisch sprachlichen Zwecken, zu denen die Bücher in erster Linie geschrieben sind, Lehrer und Lernende sowie die im Eisenbahnbau und -Betrieb stehenden Beamten und strebsamen Arbeiter die Bücher u. U. auch zur Vorbereitung auf Prüfungen und zu sonstiger sachlicher Unterweisung mit Nutzen verwenden können. Die höchst über

sichtliche Gruppeneinteilung des Stoffes erleichtert die Benutzung zu solchem Zweck. Ebenso werden die Bücher etwa für richterliche und für Verwaltungsbehörden als zuverlässige Nachschlagewerke dienen können, denen die Namen der Mitwirkenden und die Sorgfalt der Bearbeitung entscheidendes Ansehen verleihen; in Patentfragen werden sie als unentbehrliche Berater dienen, und selbst nach der rein sprachlichen Seite und vom Standpunkte des Sammlers baben die ebenso gehaltvollen, wie hübsch ausgestatteten Bände ihren gediegenen Wert. Der behandelte Stoff muß in seiner leichtfaßlichen Behandlung bei jedem gebildeten Laien anregende Teilnahme finden.

In Bd. V sind die Abschnitte: Oberbau, mit Schwellentränkung, Unterhaltung, Zahn- und Seilbahnen besonders, nebst anschließender Zusammenstellung über Gleisverbindungen; ferner Bahnhofsanlagen, nebst Verladeeinrichtungen, Lokomotivschuppen, Bekohlungsanlagen und Wasserversorgung; elektrische Bahnanlagen und Signal- und Sicherungswesen, vortrefflich bedacht und bringen in der beredten und allerorts verständlichen, niemals zweideutigen Sprache der Technik, nämlich in einer in Entwurf und Wiedergabe gleich gelungenen bildlichen Darstellung, soviel, daß der Inhalt dieser Abschnitte fast dem eines Lehrbuches gleichkommt. Besondere, aber auch glücklich überwundene Schwierigkeiten bot das Sicherungswesen, indem die Einrichtungen in den verschiedenen Ländern sehr verschieden sind und sich deshalb »Worte« einstellen mußten, wo die >>Begriffe« fehlen.

Grundbegriffe und Vorschriften, Vorarbeiten und Vorbereitung der Bauausführung, Dämme und Einschnitte, Planübergänge, Unter- und Ueberführungen, Durchlässe und Brücken, Tunnelbau, Einfriedigungen, Schranken und Wärterhäuser, Schutzanlagen gegen Feuer und Schnee, Unterbau städtischer Schnellbahnen über und unter der Erde, Werkzeuge und Geräte werden klar und gründlich abgehandelt, und in dem Abschnitt »Betrieb« ist zuverlässige und völlig ausreichende Belehrung zu finden, um alle regelmäßigen und unregelmäßigen Vorkommnisse des vielgestaltigen Eisenbahnbetriebes in den Sprachen der wichtigsten Kulturländer an der Quelle verfolgen zu können.

Die gleiche Anerkennung verdient Bd. VI. Die einzelnen Abschnitte: Gemeinsame Einrichtungen für Lokomotiven und Wagen; Lokomotiven und Triebwagen; Wagen; Fahrzeuge der Bahnen besonderer Bauart Zugbeleuchtungssysteme; Fahrzeuge der elektrischen Bahnen; Eisenbahnfähranlagen und Eisenbahnwerkstätten, behandeln das große Gebiet mit schon

gewohnter Gründlichkeit und Zuverlässigkeit. Heizung und Lüftung sind in dem Abschnitt »Wagen« eingegliedert. Das Buch, dessen Inhalt mir so nahe befreundet ist, hat bei eingehender Prüfung nie versagt.

Die sprachliche Richtigkeit und die Schärfe des Ausdruckes ist durch die Wahl der Mitarbeiter gewährleistet, unter denen sich eine ganze Reihe führender Persönlichkeiten der Gelehrten- und der Beamtenwelt des Faches wie auch des einschlägigen Großgewerbes der in Frage kommenden Länder befindet. Die deutschen Ausdrücke sind von einem bekannten Gelehrten besonders auf sprachliche Reinheit geprüft. Die Aufbringung und das einträchtige Zusammenhalten dieses wohlgeordneten Heeres fleißiger und sicherer Helfer, deren in dem ganzen Unternehmen schon über 1100 tätig sind, ist vielleicht das Bewundernswerteste an dem ganzen Werke.

Vom typographischen Standpunkt ist hervorzuheben, daß es gelungen ist, bei gleicher äußerer Seitengröße und bei einer nur um 3 mm vermehrten Länge des Satzspiegels die schon erhebliche Zahl von 64 Zeilen für jede Seite des ersten Bandes in Band V und VI auf 79 Zeilen zu steigern, ohne daß die Annehmlichkeit des Gebrauches des Buches dadurch im mindesten gelitten hätte. Das Auge wird durch die wohlgeformten und scharfgeschnittenen Buchstaben selbst bei schwacher Beleuchtung nicht ermüdet, und die sehr sauber ausgeführten Abbildungen, die bei der Vergrößerung durch eine Lupe überraschnd viele Einzelheiten erkennen lassen, bieten neben schneller und eindeutiger Belehrung angenehme Zerstreuung und anregende Unterhaltung. Das Papier ist, bei trotzdem großer Festigkeit, noch erheblich dünner geworden, so daß jeder Band nicht einmal die Stärke eines Reisehandbuches bester Ausführung mit entsprechender Seitenzahl hat. Die Bücher werden deshalb auch leicht, neben Baedeker und Meyer, ihren Weg in die Rocktasche des reisenden Technikers finden. Die etwa 4700 Wortbegriffe des V. und etwa 4300 des VI. Bandes, in jeder der sechs Sprachen ausgedrückt, nebst mehr als 1900 bezw. 2100 Abbildungen und zahlreichen Formeln sind fürwahr mit Aufwand geringer Masse verarbeitet, und die vom anhaltenden Schreiben ermüdete Hand weiß diese Erleichterung wohl zu schätzen. Könnten die Verleger deutscher Tageszeitungen und belletristischer Werke nicht aus dem Buche lernen, daß die Ueberbleibsel gotischer Schriftmalerei in unsere Zeit nicht mehr passen?

Während sich in Bd. V ein sorgfältig bearbeitetes drei Seiten langes Verzeichnis übrigens meist harmloser Druckfehler befindet (außerdem fand ich nur »Halbstation<< 229,4), fehlt dieses in Bd. VI ganz. Es scheint demnach hier gelungen zu sein, den von einem solchen Werke gewiß besonders schwer fern zu haltenden Kobold, dem der Setzerkasten als Domäne überantwortet ist, schon vor der Stereotypierung zu bannen. Wenigstens sind mir auch sonst keine Spuren dieses ärgerlichen Gastes aufgefallen.

Der Preis der auch ansprechend und zweckmäßig gebundenen Bücher ist mäßig gegenüber dem Reichtum des Gebotenen.

Der hohe Wert auch des V. und VI. Bandes der DeinhardtSchlomannschen Wörterbücher erhellt am besten aus dem Vergleich mit andern, sonst als gut bezeichneten technischen Wörterbüchern, die regelmäßig dann versagen, wenn man ihrer Hülfe am dringendsten bedarf, weil keine Ableitung von andern Begriffen tunlich ist. Andre, dem Verfasser gerade geläufige Wortbegriffe werden dagegen bis zum Ueberdruß und bis zu gänzlicher Erschöpfung des Stoffes aber auch des Lesers abgehandelt.

Die Abfassung eines solchen Werkes übersteigt eben infolge des reißend schnellen Fortschrittes der technischen Ent, wicklung auf den alten wie auf neuen Sondergebieten bei weitem die Kräfte einzelner, noch so tüchtiger Kenner technischer Begriffe und sprachlicher Wortbildung, und es konnte deshalb eine auch nur entfernt ähnliche Leistung lediglich durch eine Vielheit unbedingt zuverlässiger und den ihnen zugewiesenen Anteil vollständig beherrschender und durchdringender Mitarbeiter zustande gebracht werden.

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